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26./27./28.02.2006 - Letzte Aktualisierung: 28.02.2006 Champions League

Nord-Derby Teil vier: THW trifft Dienstag auf Flensburg

NDR Fernsehen überträgt live

Update #6 Flensburger Presseschau, KN-Vorbericht, KN-Derbysplitter, Sport1-Vorbericht, KN-Interview und CL-Ergebnisse ergänzt...

Erneut Gegner des THW: Die SG Flensburg-Handewitt.
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Es ist die scheinbar unendliche Geschichte eines Derbys: Wenn am Dienstag um 20.15 Uhr der THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt in der Ostseehalle zum Hinspiel des Champions League-Viertelfinales empfängt, ist dies bereits das vierte Aufeinandertreffen der Erzrivalen in der laufenden Saison. Langweilig wird die Paarung dadurch allerdings nicht: Schon seit Wochen wird diesem doppelten Schlagabtausch in Handball-Deutschland entgegen gefiebert.
Die Ostseehalle ist natürlich restlos ausverkauft, das NDR Fernsehen überträgt ab 20.15 das Spiel in gesamter Länge im sogenannten "Schleswig-Holstein-Fenster" live. Handball-Fans außerhalb der Landesgrenzen dürfen sich auf eine längere Zusammenfassung ab 23.30 Uhr im NDR-Fernsehen freuen.

Wünscht sich faire Duelle: Ministerpräsident Carstensen
Klicken Sie zum Vergrößern! Wünscht sich faire Duelle: Ministerpräsident Carstensen
Für zusätzliche Brisanz im ewigjungen Derby sorgt vor allem ein Fakt: Es ist das erste Aufeinandertreffen beider Teams in der europäischen Königsklasse. Für nicht wenige Fans im Land zwischen den Meeren geht es beim Duell der beiden Fördestädte um mehr als das Weiterkommen, sie sehen in den beiden Derbys die Antwort auf die Frage, wer in dieser Saison "Die Nummer 1" im Land sei. Kein Wunder also, dass auch Landesvater Peter Harry Carstensen gespannt auf die Duelle in der Champions League blickt: "Ganz ehrlich: Das Nordderby hätte meiner Meinung nach wirklich etwas später, gerne im Finale der Champions League, sein können. Es ist doch fantastisch, dass mit dem THW Kiel und der SG Flensburg Handewitt gleich zwei Top-Teams aus Schleswig-Holstein in der europäischen Spitzenklasse vertreten sind." Er wünsche sich faire Duelle, so der Ministerpräsident weiter, "mit allem, was dazu gehört: Spannung, Dramatik, begeisterte Fans und hoffentlich ganz viele Tore."

Sehnsucht gar weckt das Derby beim Ex-Zebra Staffan Olsson. "Dieses Champions League-Duell kommt für mich leider ein paar Jahre zu spät... Derbys gegen Flensburg sind immer ganz besondere und interessante Spiele. Es wird sicher wieder sehr eng und hart zugehen, wobei beide Seiten in den vergangenen Spielen dennoch immer sehr fair aufgetreten sind. Kurzum: zwei wirklich attraktive Spiele." Und auch Magnus Wislander blickt am Dienstag interessiert nach Kiel: "Eigentlich ist dieses Viertelfinale ein traumhaftes Spiel, das ein richtiges Endspiel hätte sein können."

Vermutlich gut gerüstet gehen beide Teams in dieses Duell, wenngleich sowohl der THW als auch die SG nach der EM-Pause mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatten. So ließ Flensburg in Minden überraschenderweise einen Punkt, die Zebras hatten an gleicher Stelle eine Woche zuvor ihr "30:32-Waterloo" erlebt. Während sich die Zebras beim klaren Auswärtssieg in Göppingen wieder auf dem Weg der Besserung zeigten, tat sich Flensburg auch im Heimspiel gegen den TV Großwallstadt lange Zeit schwer. "Die Spieler, die die einfachen Tore machen, müssen gegen Kiel wieder da sein", brachte Christian Berge die momentanen Flensburger Befindlichkeiten auf den Punkt. So sieht Torhüter Jan Holpert die SG auch nicht in der Favoritenrolle für die beiden Derbys: "Von der Rolle des Favoriten sind wir weit weg. Wir suchen unsere Form, alles ist noch verkrampft. Da muss noch sehr viel passieren."

Neuzugang: Jan Thomas Lauritzen kam vom TuS N-Lübbecke
Klicken Sie zum Vergrößern! Neuzugang: Jan Thomas Lauritzen kam vom TuS N-Lübbecke
Viel passiert ist in der EM-Pause im Kader der SG Flensburg-Handewitt, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum SuperCup und im Vorbericht zum ersten Bundesliga-Duell ausführlich vorstellten. Der junge Halblinke Nichlas Holm wurde inzwischen zum TV Großwallstadt ausgeliehen, Mittelmann Simon Friis ging auf Leihbasis zu Eintracht Hildesheim. Namhaftester Abgang war der rechte Rückraumspieler Igor Kos, der Flensburg zum Jahreswechsel in Richtung Frankreich verließ. Dafür holte der amtierende Pokalsieger mit Jan Thomas Lauritzen einen erfahrenen Nachfolger. Der 32-Jährige vom TuS-N Lübbecke gekommene Lauritzen stand insgesamt 194 Mal im norwegischen Nationalteam (siehe auch Gegnerkader SG Flensburg-Handewitt). Begeistert ist SG-Trainer Kent Harry Andersson von diesem Einkauf: "Er hat nicht die Wurfstärke wie Marcin Lijewski, aber er spielt sicher und macht kaum Fehler."

Die Nordderbys versprachen nicht nur in der weit zurück liegenden Vergangenheit zumeist pure Spannung. In dieser Saison steht es nach bisher drei gespielten Partien 2:1 für den THW Kiel. Im Supercup-Finale gewann der THW mit, in der Bundesliga-Begegnung verloren die Zebras hingegen in Flensburg deutlich mit 33:39. Unvergessen ist die nur drei Tage später stattgefundene Kieler Revanche: Im DHB-Pokal schlug der THW seinen Erzrivalen nach einem begeisternden Spiel nach Verlängerung mit 35:32. Matchwinner war in diesem Spiel Frode Hagen, der seinem Freund Glen Solberg und der SG mit sieben Treffern den vierten Pokalsieg in Folge vermieste. Dennoch spricht die Bilanz aus den letzten zwölf Spielen eindeutig für den Gast am Dienstag: Lediglich zwei THW-Siegen und einem denkwürdigen Remis in der Saison 2004/2005 stehen gleich neun Niederlagen der Schwarz-Weißen gegenüber (siehe auch Gegnerdaten SG Flensburg). Doch der Erfolg beim Angstgegner Göppingen hat das Selbstbewusstsein zurück an die Kieler Förde gebracht. "Wenn wir gegen Flensburg schnell zu unserem Spiel finden, brauchen sich unsere Fans über das richtige Ergebnis überhaupt keine Sorgen machen", versprach THW-Rechtsaußen Vid Kavticnik am Donnerstag. Das richtige Ergebnis im Sinne Kavticniks dürfte dabei aber nicht nur ein Sieg sein. Vielmehr geht es für den THW darum, mit einem deutlichen Erfolg eine solide Basis für das Rückspiel am 4. März zu schaffen.

Die Schiedsrichter der Partie am Dienstag sind Peter Hansson und Peter Olsson aus Schweden. Delegierter der EHF ist Bozidar Djurkovic (SCG).

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht, die living sports-Story zur Auslosung und die living sports-Historie über das EHF-Pokalfinale 1998.

Lesen Sie auch das KN-Interview mit SG Trainer Kent-Harry Andersson.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Die restlichen Champions League-Hinspiele

Die Termin-Verlegung des Derbys auf den 28. Februar brachte es mit sich, dass beide Teams schon informiert über die weiteren Ergbnisse der Hinspiel ins Spiel gehen können. Im rein spanischen Duell verschaffte sich Portland San Antonio mit dem 25:21 (11:11) gegen den FC Barcelona nur ein geringes Polster für das Rückspiel im Palau Blaugrana.

Wesentlich besser steht der dritte spanische Vertreter nach dem Hinspiel da: Ciudad Real schlug in eigener Halle Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 34:27 (14:12).

Ein schweres Rückspiel erwartet Karabatics Ex-Club Montpellier HB (FRA) am Samstag bei Fotex Veszprem (HUN). In Montpellier gewann der Gastgeber lediglich mit 23:21 (11:10).

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Im EHF-Pokal steht der TBV Lemgo mit einem Bein im Halbfinale. Gegen Lukoil Dynamo Astrachan (RUS) gewannen die Lipperländer das Viertelfinal-Hinspiel in eigener Halle überdeutlich mit 33:18 (17:6). Auch der VfL Gummersbach kann bereits für das Halbfinale planen. Gegen den spanischen Vertreter Bidasoa Irun gewann der VfL klar mit 35:26 (16:14). Eine glänzende Ausgangsposition verschaffte sich auch Frisch Auf! Göppingen. Der letzte THW-Bundesliga-Gegner gewann bei GOG Svendborg Gudme (DEN) mit 29:24 (13:13) und freut sich jetzt auf das Rückspiel am 4.3. in der "Hölle Süd".

Im Viertelfinale des Cups der Pokalsieger verschaffte sich die HSG Nordhorn am frühen Sonntag Abend gegen die Kadetten Schaffhausen (SUI) mit einem 36:21 (16:13) eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel.

 

Showdown in Europa

Kiel und Flensburg streiten um das Halbfinale der Champions League
Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Schleswig-Holstein ist im Handball-Fieber: Der amtierende Deutsche Meister THW Kiel und der aktuelle Deutsche Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt gehören zu den besten acht Klubs Europas und streiten nun um den Einzug in das Halbfinale der Champions League- gegeneinander!

Dienstag Abend und am kommenden Samstag geht das "ewig junge Duell" der beiden derzeit dominierenden Mannschaften Deutschlands in eine neue Runde. Die hiesigen Fans wollen Gewissheit auf die ewig brennende Frage, wer denn nun die Nummer Eins im Lande ist. Und ganz Europa rätselt, wann denn endlich der erste Champions League Sieger aus Schleswig-Holstein kommt.

SG-Manager Storm: "Ein verschlafener Moment kann alle Hoffnungen beenden."
Klicken Sie zum Vergrößern! SG-Manager Storm: "Ein verschlafener Moment kann alle Hoffnungen beenden."
Der THW Kiel setzte ein gutes Abschneiden in der Champions League schon während der Saison-Vorbereitung im August auf die Prioritäten-Liste. "Mit dem Zuwachs an Quantität und Qualität im Kader", sagte THW-Coach Noka Serdarusic, "kommen wir dichter an Top-Vereine wie Ciudad Real oder Barcelona heran. Hoffentlich können wir diese mit dem nötigen Quäntchen Glück auch überholen." Kapitän Stefan Lövgren brachte es auf den Punkt: "Wir wollen in der Champions League etwas erreichen!" Bei der SG verwies man im August auf die Unberechenbarkeit des Metiers. "Wir wissen aus dem letzten Jahr", erläuterte SG-Manager Thorsten Storm, "dass ein schlechtes Spiel, ja ein verschlafener Moment, alle Hoffnungen beenden kann." Der beinahe schon legendäre "Sekundentod" gegen Montpellier - damals noch mit dem heutigen Kieler Nikola Karabatic - wirkte nach.

Der Weg in die Runde der besten acht Mannschaften Europas erwies sich für die Zebras in dieser Saison zum Glück nicht so beschwerlich wie in manch anderem Jahr zuvor. Von weiten und unangenehmen Reisen blieb der THW Kiel bisher verschont. Gegen den weißrussischen Meister Brest HC Meshkov, den polnischen Champion Wisla Plock SSA und den dänischen Spitzenklub Kolding KIF setzte sich der THW Kiel in den Gruppenspielen durch. Später hielten sich die Zebras in der ersten K.O.-Runde gegen Paris HB schadlos und zogen so ungefährdet in das Viertelfinale ein, in dem sie Dienstag auf die SG Flensburg-Handewitt treffen. Der Erfolgsbilanz von sieben Siegen steht bislang nur eine einzige Niederlage gegenüber.

Und die setzte es ausgerechnet im ersten Auswärtsspiel des laufenden Wettbewerbs. Während Plocks Trainer Krzysztof Kisiel ("Ein großer Tag für Polens Handball und für mein Team.") und seine bis dato nahezu unbekannten Jungs damals einen historischen 32:31-Sieg feierten, biss sein Kieler Gegenüber Noka Serdarusic auf die Lippen. Man habe gesehen, dass die Mannschaft noch keine Einheit sei, presste letzterer damals verärgert hervor. "Wer weiß", orakelte Uwe Schwenker, "wofür diese Niederlage gut war?" Seitdem jedenfalls agiert der THW Kiel äußerst aufmerksam und hat kein Spiel mehr in der Champions League verloren.

Und diese internationale Siegesserie soll Dienstag Abend natürlich andauern - es gilt vor dem schweren Gang in die Campushalle ordentlich vorzulegen. Schließlich steht in den ersten internationalen Landesderbys seit den Endspielen von 1998 im EHF-Cup ein Traum auf dem Spiel, der am Ende der Saison maximal von einem Team in Realität verwandelt werden kann: der Gewinn der europäischen "Handball-Krone". Es ist angerichtet: Das 49. Pflichtspiel-Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt kann steigen. Herzlich willkommen in der Ostseehalle!

(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Alles andere als ein Traumlos

Kiel und Flensburg hätten sich für das Viertelfinale beide andere Gegner gewünscht
Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Acht Kugeln, sieben mögliche Gegner. Doch die Glücksfee war weder dem THW Kiel noch der SG Flensburg-Handewitt hold. Die einzig verbliebenen beiden deutschen Teilnehmer werden sich im Viertelfinale der Champions League gegenseitig eliminieren. Dabei hätten mit den drei spanischen Starensembles FC Barcelona, Ciudad Real und Portland San Antonio sowie dem französischen Meister Montpellier HB, dem slowenischen Champion Celje Pivovarna Lasko und dem ungarischen Topklub Fotex Veszprem noch sechs weitere, überaus attraktive Gegner im Lospott gelegen.

Nach Supercup, DHB-Pokal und den beiden Bundesliga-Partien nun also die Nordderbys Nummer fünf und sechs der laufenden Saison- und dennoch eine Premiere: Nach 48 Pflichtspiel-Begegnungen treffen die beiden Nordklubs heute erstmals in der europäischen Königsklasse aufeinander.

Stefan Lövgren: "Flensburg wird ein hartes Stück Arbeit."
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren: "Flensburg wird ein hartes Stück Arbeit."
"Das darf ja wohl nicht wahr sein! Das war das denkbar schlechteste Los", äußerte Kiels Geschäftsführer Uwe Schwenker nach der Ziehung in der EHF-Zentrale in Wien seinen Unmut, "der ganze Ärger basiert allerdings auf organisatorischen Dingen. Sportlich ist diese Aufgabe lösbar." Die zunächst noch befürchteten Hallenprobleme sind inzwischen allerdings behoben, die "Reizüberflutung" (SG-Manager Thorsten Storm) mit drei Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen innerhalb von nur einer Woche abgewendet - die ursprünglich für heute angesetzte Bundesliga-Partie ist auf den 17. Mai 2006 verlegt worden. Der THW Kiel kann all seine Heimspiele in der Ostseehalle austragen und muss folglich auch nicht auf einen Großteil seiner Mehreinnahmen verzichten. Schwenker kann wieder lachen: "Wir haben für beide Pokalwettbewerbe einen knapp sechsstelligen Betrag als Gewinn eingeplant. Den haben wir bereits nach dem Achtelfinale gegen Paris erreicht."

Noka Serdarusic wird die positive Zwischenbilanz ebenfalls erfreuen. Seine Konzentration allerdings gilt dem sportlichen Erfolg. "Die Champions League ist kein Wunschkonzert", kommentierte der Kieler Coach das Flensburg-Los. "Für den europäischen Charakter des Wettbewerbs sind diese nationalen Duelle natürlich ungünstig. Aber wer die Champions League gewinnen will, der muss da durch." Mit der rein spanischen Partie zwischen dem FC Barcelona und Portland San Antonio werden sich schließlich auch zwei Topfavoriten aus dem Land des aktuellen Weltmeisters gegenseitig eliminieren. Stefan Lövgren und Marcus Ahlm hingegen schüttelten beide ungläubig den Kopf. "Ist das nicht langweilig, wenn sich die deutschen und spanischen Mannschaften gegenseitig rausschmeißen?", fragten beide Schweden unabhängig voneinander. "Man spielt doch die Champions League, um gegen die besten Mannschaften der anderen europäischen Länder anzutreten", rätselt Lövgren.

Jan Holpert: "Ich hätte gern gegen Barcelona oder Ciudad gespielt."
Klicken Sie zum Vergrößern! Jan Holpert: "Ich hätte gern gegen Barcelona oder Ciudad gespielt."
Doch egal ob Flensburg, Portland oder Barcelona. "Die im Wettbewerb verbliebenen Mannschaften sind nahezu gleich stark. Schwache Mannschaften gibt es jetzt nicht mehr", sagt Lövgren. "Flensburg wird ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben gute Chancen weiterzukommen." Ahlm hatte bereits am Abend zuvor geahnt, dass dieses Los kommen würde. Entsprechend gefasst war er nach der ersten Überraschung. "Beide Mannschaften kennen sich ziemlich gut. Und wir wissen, was in der Campushalle auf uns zukommt. Woanders wäre der Nachteil mit dem Rückspiel in fremder Haller sicher gravierender. So wird die Tagesform entscheiden."

So richtig glücklich war keiner der Beteiligten mit dieser Viertelfinal-Paarung. "Sportlich ist diese Aufgabe natürlich super attraktiv und äußerst reizvoll", urteilt Flensburgs Torwart Jan Holpert. "Aber ich hätte gerne mal gegen Barcelona oder Ciudad Real gespielt", haderte auch der 37-Jährige mit der Glücksgöttin Fortuna. SG-Geschäftsführer Thorsten Storm spricht von "einer auf jeden Fall interessanten Auslosung. Die Chancen stehen 50 zu 50." Auch sein Wunschgegner wäre der Titelverteidiger FC Barcelona gewesen. Einziger Vorteil dieser Auslosung sei die kurze Anreise. "Wir werden nicht in Kiel übernachten", ist sich Storm sicher.

Von einer weiteren, dann gern auch weiten Reise allerdings träumen insgeheim beide Seiten. Neben Barcelona und Portland ermitteln Ciudad Real und Celje sowie Montpellier und Veszprem untereinander die europäischen Halbfinal-Destinationen. Kapitän Lövgren weiß auch schon, wie es weitergeht: "Wir müssen Flensburg einfach wegputzen. Und dann wartet ganz sicher auch ein ausländischer Gegner auf uns."

(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Gute Erinnerungen

1998 trafen Kiel und Flensburg im Finale um den EHF-Pokal aufeinander
Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Die THW Kiel trifft in der Champions League auf die SG Flensburg-Handewitt. Diese Auslosung sorgte im Dezember mächtig für Furore. Diese Konstellation gab es aber schon einmal auf dem internationalen Parkett. Damals bestritten die beiden Nord-Rivalen sogar zwei Endspiele, und zwar im EHF-Cup. Teil eins dieses schleswig-holsteinischen Großereignisses konnte man am 18. April 1998 in der Flensburger Fördehalle erleben.

Die Region war dementsprechend heiß auf das Landesderby. Mühelos hätten 12.000 Karten abgesetzt werden können. Aber mehr als 4000 Glücklichen war es nicht vergönnt, den Knüller unmittelbar zu erleben. Für den Rest der schleswig-holsteinischen Handballgemeinde übertrugen sowohl das deutsche als auch das dänische Fernsehen "live" in die heimischen Wohnstuben.

Zweifelsohne waren die Zebras, Tabellenführer und DHB-Pokalsieger, der klare Favorit. Die SG rechnete sich aber gute Außenseiter-Chancen aus. Und wirklich: Der nördliche Nachbar kam besser aus den Startlöchern und führte schnell 3:0 und 9:3. Wenig später - es stand 12:6 - erhielt Klaus-Dieter Petersen nach einer "Notbremse" die rote Karte. Aber der THW Kiel ließ sich durch diesen Verlust nicht erschrecken und blieb der SG auf den Fersen. Die Flensburger konnten immer wieder mit ihrem Angriffsspiel punkten, besonders der Kreisläufer der SG, Matthias Hahn, fiel ins Auge und konnte am Ende eine hundertprozentige Torausbeute vorweisen. Immer wieder gelang es, Matthias Hahn am Kreis anzuspielen. In der 42. Minute hieß es 19:14, doch scheiterten die Flensburger an sich selber: Lars Christiansen verwarf einen Siebenmeter, Christian Hjermind verstolperte einen Tempogegenstoß, der heutige Kieler Frode Hagen und Jan Eiberg Jörgensen trafen nur Holz. So wurde es noch einmal spannend. Kurz vor Schluss hieß es nur noch 23:22. Doch die Zebras mussten der SG am Ende einen 25:23-Sieg zugestehen.

Jubel nach dem EHF-Pokalgewinn 1998
Jubel nach dem EHF-Pokalgewinn 1998
Trotz der Bedeutung war das Spiel überaus fair. Nur ein brutal wirkendes Foul von Flensburgs Peter Leidreiter an THW-Shooter Nenad Perunicic sorgte damals für Wirbel. Vier Tage später, im Rückspiel in der Ostseehalle, wurde Peter Leidreiter mit einem gellenden Pfeifkonzert empfangen. Doch die Pfiffe wichen bald dem Jubel für die eigene Mannschaft Der THW-Express kam nach einem 5:5-Zwischenstand richtig in Fahrt. 9:5, 14:6 und 16:7 hießen die Stationen. Die SG wurde regelrecht überrannt. Die Zebras schaukelten das Spiel sicher mit 26:21 nach Hause und versetzten die Kieler Ostseehalle in einen schwarz-weißen Freudentaumel. Am Ende dieser wahrhaft erfolgreichen Saison gab es dann auf dem Rathausplatz neben erstmaligen Erfolg im Europacup auch noch den DHB-Pokalsieg und nicht zuletzt die deutsche Meisterschaft zu feiern. Diese Spielzeit ging als "Triple-Saison" in die Kieler Geschichtsbücher ein.


(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2006:

KN-Interview mit SG-Trainer Kent-Harry Andersson: "Davon träumt wohl jeder"

Morgen Hinspiel in der Champions League zwischen Kiel und Flensburg - SG ohne Boldsen und Knudsen
Kiel gegen Flensburg. Drei Worte, die Handball-Fieber verursachen. Das Nordderby gibt es erstmals auch in der Champions League. Los geht es morgen mit dem Viertelfinal-Hinspiel in der Ostseehalle. Anpfiff ist um 20.15 Uhr (live im NDR Fernsehen), die Entscheidung um den Einzug ins Halbfinale fällt am kommenden Sonnabend im Rückspiel in der Flensburger Campushalle (15 Uhr, NDR). Flensburgs schwedischer Trainer Kent-Harry Andersson sprach mit den KN über das neuerliche "Spiel der Spiele".

Kent-Harry Andersson bestaunt das Objekt der Begierde. 2004  stand die Champions-League-Trophäe in der Campushalle,  Flensburg blieb im Finale aber nur zweiter Sieger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kent-Harry Andersson bestaunt das Objekt der Begierde. 2004 stand die Champions-League-Trophäe in der Campushalle, Flensburg blieb im Finale aber nur zweiter Sieger.

Kieler Nachrichten:
Herr Andersson, Flensburg und Kiel treffen bereits im Viertelfinale der Champions League aufeinander. Was halten Sie davon?
Kent-Harry Andersson:
Natürlich hätten wir auf dieses Spiel lieber noch ein bisschen gewartet. Aber wir müssen es nehmen wie es kommt. Spanische Spitzenklubs trifft es schließlich auch. Barcelona muss gegen Portland San Antonio ran. Einen Vorteil hat diese Ansetzung schließlich auch: eine deutsche Mannschaft steht garantiert im Halbfinale.
Kieler Nachrichten:
Was macht den Unterschied zwischen Europapokal- und Meisterschaftsspielen aus?
Kent-Harry Andersson:
Es sind zwei Spiele, das ist etwas ganz Besonderes. Man bereitet sich zwar ganz normal vor, aber dann bekommen diese Auseinandersetzungen eine Eigendynamik, die nicht vorhersehbar ist. Wie unsere Duelle mit Magdeburg und Montpellier. Gegen Magdeburg hatten wir das Hinspiel mit zehn Toren gewonnen, uns dann im Rückspiel aber nur knapp über die Ziellinie gerettet. Gegen Montpellier hatten wir Pech. Nach der 14-Tore-Niederlage in Frankreich, glaubte niemand mehr an uns. Dann sind wir erst mit dem Schlusspfiff durch einen unglücklichen Freiwurf ausgeschieden. Woran es liegt? Ich glaube, dass das Heimrecht eine wesentlich größere Rolle als in Punktspielen spielt.
Kieler Nachrichten:
Welchen Stellenwert besitzt die Champions League für Flensburg?
Kent-Harry Andersson:
Die Champions League zu gewinnen, ist eine ganz, ganz große Sache. In den Halbfinals oder gar Finals zu stehen, davon träumt wohl jeder Handballer. Für mich persönlich stand der Gewinn dieses Cups von Beginn meiner Trainerkarriere an ganz oben.
Kieler Nachrichten:
Was macht für Sie das Besondere an Derbys zwischen Flensburg und Kiel aus?
Kent-Harry Andersson:
Zum einen ist es geprägt durch die große Tradition, hinzu kommt stets eine emotionsgeladene Kulisse. Ob in der Ostseehalle oder in der Campushalle, ob bei Punkt- oder Pokalspielen. Bei Flensburg gegen Kiel geht es immer sehr heiß zu.
Kieler Nachrichten:
Zuletzt hatten Sie Verletzungen zu beklagen. Können Sie morgen trotzdem Ihre beste Mannschaft aufbieten?
Kent-Harry Andersson:
Leider nicht. Wir haben große Probleme. Michael Knudsen und Joachim Boldsen fallen mit Muskelfaserrissen definitiv aus. Das sind Nachwirkungen von den Belastungen der Europameisterschaft. Zwei andere Spieler sind ebenfalls angeschlagen. Und Johnny Jensen, mein einziger Kreisläufer, ist nach seiner Knieverletzung auch noch nicht der Alte. Die Kieler mussten unter der EM nicht so leiden wie wir. Deswegen sind sie im Vorteil. Aber ich hoffe, dass wir alle Reserven mobilisieren können und die nächste Runde erreichen.
Kieler Nachrichten:
In der vergangenen Woche hat der THW die Verpflichtung des ehemaligen SG-Spielers Lars Krogh Jeppesen bekannt gegeben. Flensburg war auch an dem Spieler aus Barcelona interessiert. Wird die Verpflichtung Auswirkungen auf das Champions-League-Duell haben?
Kent-Harry Andersson:
Natürlich hätte ich Lars auch gerne bei uns gehabt, aber er hat sich für Kiel entschieden. Auswirkungen auf die beiden Spiele dürfte seine Verpflichtung allerdings nicht haben. Aber im nächsten Jahr werden wir es alle merken. Kiel bekommt mit Lars einen überragenden und kompletten Handballer, der dir vor allem in der Abwehr helfen kann. Da hat es beim THW zuletzt ein wenig gehapert, in der kommenden Saison dürfte es besser werden.
Kieler Nachrichten:
Kiel gegen Flensburg ist auch ein Duell der beiden Trainer. Wie steht es mit Ihrem Verhältnis zu Noka Serdarusic?
Kent-Harry Andersson:
Ich habe viel Respekt vor Noka, er ist ein großer Fachmann, und ich mag ihn auch als Menschen. Kontakte sind trotzdem die Ausnahme. Der einzige Bundesliga-Trainer, mit dem ich regelmäßig spreche, ist Ola Lindgren von der HSG Nordhorn. Er ist genau wie ich Schwede.
Kieler Nachrichten:
Der THW reist zum Rückspiel bereits einen Tag früher in Flensburg an, auch um in der Campushalle trainieren zu können. Was macht die SG?
Kent-Harry Andersson:
Wir bereiten uns wie auf ein ganz normales Bundesligaspiel vor. Das hat bisher immer ganz gut geklappt. Daran werden wir nichts ändern.
Kieler Nachrichten:
Könnte sich der Ausgang der Spiele auch auf das Titelrennen in der Meisterschaft auswirken?
Kent-Harry Andersson:
Es könnte sein, dass ein Erfolg zusätzlichen Schub gibt. Aber wer auf der Strecke bleibt, kann sich ganz auf die Meisterschaft konzentrieren. Sollte der THW gewinnen, hätte er durch die Europacupspiele zusätzliche Belastungen.
Kieler Nachrichten:
Ihr Vertrag mit der SG läuft bis 2007, verlängert ist er bisher nicht. Es gibt Gerüchte, dass Sie Flensburg in Richtung Ihres ehemaligen Klubs HSG Nordhorn verlassen wollen, um Sportdirektor zu werden. Ist da etwas dran?
Kent-Harry Andersson:
Es stimmt, dass ich meinen Vertrag mit Flensburg noch nicht verlängert habe. Das ist auch noch kein Thema. Seit meinem Weggang aus Nordhorn hat es immer guten und regen Kontakt mit meinem ehemaligen Klub gegeben. Fest steht, dass ich nicht als Trainer nach Nordhorn zurückkehren werde.

(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2006)

 

Aus Sport1:

Sport1: Understatement vor Jubiläums-Derby

München/Flensburg - Handballfieber im hohen Norden: Im Viertelfinale der Champions League kommt es ausgerechnet zum schleswig-holsteinischen Prestigeduell zwischen Meister Kiel und Pokalsieger Flensburg-Handewitt.

THW vs. SG - das ist wie Dortmund gegen Schalke im Fußball.

Die Rivalität zwischen beiden Klubs ist riesig. Es geht um mehr als Siege. Es geht um Ehre und Stolz. Und um die Vormachtstellung im Norden.

Kiel in der Bilanz vorn
Seit 1983 gab es bereits 49 Vergleiche. 27 Mal siegte Kiel, 19 Mal Flensburg, dreimal hieß es Unentschieden (siehe Gegnerdaten Flensburg).

Nach drei Spielen in dieser Saison liegt Kiel 2:1 vorn. Der THW gewann den Supercup (36:34 in München) und entthronte die SG im Pokal (35:32 nach Verlängerung in Runde 2).

Flensburg gelingt Revanche
Dafür fügte Flensburg den Kielern im Bundesliga-Duell am 24. September (39:33) die einzige Niederlage des Jahres 2005 in der Meisterschaft zu.

Flensburgs Trainer Kent-Harry Andersson schiebt die Favoritenrolle vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Dienstag (Rückspiel am Samstag) Richtung Kiel.

"Der THW hat wieder Fahrt aufgenommen und einen sehr guten Lauf. Ich denke, Kiel hat derzeit die beste Mannschaft der Welt", sagt der Schwede im Interview mit Sport1.de.

Andersson spricht über Flensburger Probleme, den Vorteil, zuerst auswärts antreten zu können und nennt sein Traum-Ergebnis.

Sport1:
Herr Andersson, hat Sie das Derbyfieber schon erfasst? Kent-Harry Andersson: Ich weiß, wie wichtig diese Spiele für die Fans beider Klubs sind. Aber für mich und meine Spieler ist es ein ganz normales Spiel. Und so bereiten wir uns auch darauf vor. Natürlich aber haben diese beiden Partien einen hohen Stellenwert.
Sport1:
Der Gewinn der Champions League ist für beide noch immer ein Traum, obwohl sowohl der THW als auch Flensburg bereits im Finale standen.
Kent-Harry Andersson:
Ja. Dieser Titel fehlt uns noch. Aber es ist noch ein weiter Weg. Und im Viertelfinale ist Kiel der Favorit. Der THW hat wieder Fahrt aufgenommen und einen sehr guten Lauf. Ich denke, Kiel hat derzeit die beste Mannschaft der Welt. Und wenn der THW uns rauswirft, gewinnt Kiel auch die Champions League.
Sport1:
Glauben Sie das wirklich?
Kent-Harry Andersson:
Ja.
Sport1:
Hat Flensburg Angst vor diesem starken THW?
Kent-Harry Andersson:
Nein, Angst sicher nicht. Aber großen Respekt. Dennoch denke ich, wir sind gut genug, den THW zu ärgern.
Sport1:
Dabei haben Sie Personalprobleme.
Kent-Harry Andersson:
Ja, wir haben nach der EM Pech gehabt. Michael Knudsen und Joachim Boldsen werden Dienstag fehlen. Bei Joachim gibt es eine kleine Chance für das Rückspiel. Aber zwei andere Stammspieler sind angeschlagen.
Sport1:
Wollen Sie verraten, um wen es sich handelt?
Kent-Harry Andersson:
Nein, lieber nicht. Aber deswegen müssen wir im Training zwei neue Spieler in die Stammformation einbauen. Ich hoffe jedoch, dass die beiden Angeschlagenen am Dienstag dabei sind.
Sport1:
Haben Sie ein Traumergebnis für die Partie in Kiel?
Kent-Harry Andersson:
Na klar. Ein Sieg mit einem Tor.
Sport1:
Mit welchem Resultat könnten Sie leben?
Kent-Harry Andersson:
Schwer zu sagen. Der Europapokal hat seine eigenen Gesetze. Wir haben vergangene Saison in Montpellier mit 14 Toren verloren und wären fast weitergekommen. Auf der anderen Seite haben wir schon einmal Magdeburg daheim mit zehn Treffern geschlagen und standen auswärts kurz vor dem Aus. Es kann wirklich alles passieren. Aber es ist sicher ein Vorteil, zuerst auswärts zu spielen.
Sport1:
Welche Auswirkungen hat der Ausgang der beiden Spiele für die Meisterschaft?
Kent-Harry Andersson:
Unser Ziel ist es, weiterzukommen. Aber die Belastung könnte auch zum Problem werden. Wir werden erst im April und Mai, wenn alle wieder fit sind, unser Potenzial ausspielen können. Und ich denke, erst unser Spiel in Kiel am 17. Mai wird vorentscheidenden Charakter haben. Die Meisterschaft ist noch lang. Jetzt ist erstmal Champions League.

(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2006 Sport1)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005:

"Verkrampfte" Flensburger sehen sich als Außenseiter

Hochspannung vor der vierten Saisonauflage von THW gegen SG in der Champions League
Kiel - Vorhang auf für Teil eins des Viertelfinal-Duells in der Champions League: Handballmeister THW empfängt heute (20.15 Uhr, live im NDR Fernsehen Schleswig-Holstein) Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt. Die Entscheidung im Nordderby auf europäischer Bühne fällt am Sonnabend in der Campushalle. Anpfiff in Flensburg ist um 15 Uhr.

Die Fans beider Klubs fiebern dem "Spiel der Spiele" mit Hochspannung entgegen. In nur zwei Stunden waren die 10 250 Tickets vergriffen. "Wir hätten 25 000 Karten an den Mann bringen können", beschreibt THW-Manager Uwe Schwenker das Rieseninteresse vor dem vierten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten in dieser Saison. Der THW siegte im Supercup-Endspiel in München mit 36:34 und im DHB-Pokal 35:32 nach Verlängerung, verlor allerdings in der Bundesliga in Flensburg mit 33:39.

Die Bilanz in bislang 48 Derbys fällt für den THW Kiel mit 26 Siegen, drei Unentschieden und 19 Niederlagen positiv aus. In der Ostseehalle kassierten die Zebras vor exakt 832 Tagen oder 54 Pflichtspielen am 18. November 2003 die letzte Heimniederlage - die jedoch ausgerechnet gegen Flensburg mit 29:31.

Bei der SG nahm das Personalkarussell in der EM-Pause noch einmal Fahrt auf: Nichlas Holm ging auf Leihbasis zum TV Großwallstadt, Simon Friis wurde an Eintracht Hildesheim ausgeliehen. Wichtigster Abgang aber war Linkshänder Igor Kos, der nach Frankreich wechselte. Für den Halbrechten kam Jan Thomas Lauritzen. SG-Coach Kent-Harry Andersson ist begeistert von dem 194-fachen norwegischen Nationalspieler. "Er hat nicht die Wurfkraft eines Marcin Lijewski, spielt aber sehr sicher und macht kaum Fehler."

Stefan Lövgren lenkte sich am Wochenende mit Eishockey ab. Als Schweden im Olympiafinale am Sonntag gegen Finnland um Gold spielte, schwitzte der THW-Kapitän in der Russeer Trainingshalle für die Partie gegen Flensburg. "Aber ich hatte meinen Videorekorder angeworfen und das Handy ausgeschaltet." So erlebte Lövgren den Sieg seiner Schweden als Liveübertragung mit Verzögerung. "Ein toller Erfolg, mit dem wir nicht rechnen konnten", freute er sich. Heute ist Lövgren bei einem erneuten Nordländer-Treff, dieses Mal "Schweden gegen Dänemark", selbst aktiv. Sechs Schweden tragen dabei das THW-Trikot, sechs Dänen laufen für Flensburg auf.

Eine besondere Vorbereitung habe es nicht gegeben, berichtet Lövgren. Videoanalyse, taktische Besprechung, Spielzüge einstudieren. "Die Hausaufgaben sind gemacht." Und wie lautet das Wunschergebnis für das Hinspiel? "Zehn Tore Vorsprung wären schön, bringen aber nichts", sagt der 35-Jährige. "Wenn wir mit nur einem Tor Vorsprung, aber dem Gefühl, die Flensburger packen zu können, zum Rückspiel fahren, bin ich sehr zufrieden." Dagegen blickt SG-Torhüter Jan Holpert dem Derby skeptisch entgegen: "Von der Favoritenrolle sind wir weit entfernt. Wir suchen unsere Form, es ist alles sehr verkrampft." Trotzdem geht der 245-malige Nationaltorhüter hoch motiviert ins Spiel, dem 37-Jährigen bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Champions League zu gewinnen.

Henning Fritz/Mattias Andersson gegen Jan Holpert/Dan Beutler - das Duell dieser großartigen Torhüter könnte zum Schlüssel für den Einzug in die Vorschlussrunde werden. Heute, aber vor allem am Sonnabend. Darüber sind sich nämlich alle Beteiligten einig: Die Entscheidung fällt erst in Flensburg.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005:

Derbysplitter

Ehrengäste
Bundestrainer Heiner Brand führt die Liste der Ehrengäste auf der Sportlertribüne an. Die Ex-Zebras Staffan Olsson und Nikolaj Jacobsen reisen aus Schweden und Dänemark an. Sitz-Nachbarn werden DHB-Vizepräsident Leistungssport Horst Bredemeier und Michael Wiederer, Generalsekretär der Europäischen Handball Föderation (EHF), sein. "Landesvater" Peter Harry Carstensen kommt nicht, weil er seit langem fest für die Hamburger Color Line Arena mit einem Eishockey-Spiel der "Freezers" gebucht ist. Er schickte Grüße: "Es ist doch fantastisch, dass mit Kiel und Flensburg gleich zwei Top-Teams aus Schleswig-Holstein in der europäischen Spitzenklasse vertreten sind." Liebend gerne hätte der Ministerpräsident das Rückspiel gesehen, muss aber ebenfalls passen. Er habe nach der Auslosung sofort in den Kalender geschaut "und den CDU-Landesparteitag in Fockbek entdeckt".

Reiskosten
Begeisterung über das Viertelfinal-Los brach bekanntlich weder in Kiel noch in Flensburg aus. Freude haben immerhin die Finanzchefs. Der Reingewinn steigert sich um die ausgefallenen Reisekosten. "Macht um die 20 000 Euro" so Manager Uwe Schwenker.

Sicherheitskonzept
Die EHF-Statuten sehen vor, dass Auswärtsteams über zehn Prozent des Gesamtkartenkontingents beanspruchen dürfen. So sind heute 700 SG-Fans in der Ostseehalle dabei, am Sonnabend stärken ebenfalls rund 700 THW-Anhänger ihren Zebras den Rücken. Weil es in der Vergangenheit bei SG-Gastspielen nicht immer ruhig zuging, entwickelten die Ostseehalle und das zuständige 2. Kieler Polizei-Revier ein Sicherheitskonzept. "Ordnerpersonal aus der Campushalle kümmert sich um den SG-Fanblock", erklärt Stefan Wolf von der Ostseehallen-Betriebsleitung. "Die kennen ihre Leute, das ist besser." Im Rückspiel werden Kieler Ordner für den THW-Fanblock zuständig sein. Kiels Polizei stockt ihr Personal im Vergleich zu anderen Punktspielen ebenfalls auf. "Damit mehr geklappert als gekloppt wird" sagt Kay Kramm vom 2. Revier.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005)

 

Aktualisierung vom 28.02.

In Flensburg wird dem "Kieler Hochgeschwindigkeits-Handball" mit Respekt begegnet: "Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht kaputt laufen. Sonst kommt ein Ergebnis wie gegen Magdeburg zu Stande. Das müssen wir unbedingt verhindern", so SG-Coach Kent-Harry Andersson gegenüber dem Flensburger-Tageblatt. Sein Rezept: "Nach einem Angriff muss man schnell zurücklaufen und sich sofort wieder in der Abwehr organisieren." Das sei eine Frage der Einstellung. Angst müsse man jedoch nicht haben, so der Schwede gegenüber Flensborg Avis: "Beide Teams kennen sich bis ins kleinste Detail. Da ist nicht viel Platz für Neuigkeiten. Keine der beiden Teams wird den anderen großartig überraschen können".

SG-Linksaußen Lars Christiansen will dem THW mit seinen eigenen Waffen begegnen und genauso schnell spielen. "Wir freuen uns auf dieses Derby. Das ist pures Adrenalin. Dafür spielt man Handball", sagt der Däne gegenüber dem Flensburger Tageblatt.

Die SG hofft auf den Vorteil, im Rückspiel in eigener Halle zu spielen: "In zwei Spielen können wir Kiel schlagen. Wir müssen uns bewusst sein, dass in der Ostseehalle nur die erste Halbzeit gespielt wird", sagt SG-Regisseur Christian Berge dem FT. Verzichten muss die SG auf Michael Knudsen (Muskelfaserriss) und Joachim Boldsen (Zerrung), fraglich soll der Einsatz von Christian Berge (Pferdekuss am Oberschenke) sein. Marcin Lijewski (Ellenbogen) ist angeschlagen.

SG-Keeper Jan Holpert lastet gegenüber Flensborg Avis dem THW die Favoritenbürde auf: "Von der Rolle des Favoriten sind wir weit weg. Wir suchen unsere Form, alles ist noch verkrampft. Da muss noch sehr viel passieren."

Magnus Wislander bewertet das Duell als "traumhaftes Spiel, das ein richtiges Endspiel hätte sein können", so der Schwede gegenüber dem Flensburger Tageblatt. Sein Landsmann Staffan Olsson, der ebenso wie Nikolai Jacobsen die Partie live in der Ostseehalle sehen wird, glaubt: "Es wird sicher auch wieder ordentlich zur Sache gehen, aber beide Mannschaften sind in den vergangenen Aufeinandertreffen bei aller Rivalität immer fair miteinander umgegangen."

 

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