22./23.02.2006 - Letzte Aktualisierung: 23.02.2006 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Dann aber machte der THW Ernst: Begünstigt durch eine Überzahlsituation nach einer Zeitstrafe für Dragos Oprea tarfen Karabatic und Andersson zum 7:4, wenig später legten Vid Kavticnik mit einem sehenswerten Heber und erneut der französische Europameister gar zum 9:4 nach. Die Abwehr um den starken Mittelblock Ahlm/Karabatic stand felsenfest, hielt die Göppinger Rückraumschützen clever vom Tor fern und blockte etliche Bälle. Und wenn dann doch mal ein Wurf durchkam, so half auch ein glänzend aufgelegter Henning Fritz im Kieler Kasten dabei, den Vorsprung über 14:7 (20.) und 16:8 (24.) weiter auszubauen. Die Protagonisten im Angriff waren vor allem Kim Andersson, der sechs seiner sieben Treffer im ersten Durchgang erzielte, sowie Karabatic und Ahlm. Die Zuschauer in der "Hölle Süd", die größtenteils auf einen erneuten Göppinger Coup gehofft hatten, wurden ob des Klassenunterschieds bereits Ende der ersten Halbzeit unruhig. Als erneut Kim Andersson mit einem Rückraumhammer den letzten Treffer des ersten Durchgangs zum 21:13 erzielte, glaubte schon kaum noch jemand an die Wende zugunsten der Gastgeber.
Die zweiten 30 Minuten begannen nur kurzzeitig verheißungsvoll für Frisch Auf, als Manojlovic mit seinem ersten Tor des Abends auf 14:21 verkürzte. Doch wieder waren es die drei Kieler Neuzugänge im Rückraum, die mit ihrem schnellen Kombinationsspiel immer wieder Lücken in der Göppinger Deckung aufdeckten und diese auch zu nutzen wussten: In der 34. Minute erhöhte Karabatic mit seinem fünften Treffer bereits auf 10 Tore Vorsprung zum 24:14. Zwar verkürzten Stelmokas vom Kreis und der ganz allmählich in seine Prä-EM-Form wiederfindende Volker Michel zunächst leicht auf 16:25, doch in Überzahl mit drei herrlich von Lundström abgeschlossenen Tempo-Gegenstößen und einem Siebenmetertreffer von Stefan Lövgren, der heute alle drei Strafwürfe sicher verwandeln konnte, setzten sich die Zebras gar auf 30:16 (40.) ab. Den Gastgebern drohte spätestens jetzt ein Debakel.
Doch Noka Serdarusic hatte ein Einsehen - wohl weniger mit den Gegnern, sondern mit seinen Leistungsträgern, denen er nun wenige Tage vor den wichtigen Champions League Spielen gegen Flensburg eine Verschnaufpause gab. Für den bärenstarken Henning Fritz kam Mattias Andersson ins Tor, auch Karabatic, Szilagyi, Ahlm und Kim Andersson durften sich nun ein wenig ausruhen. Die Zebras nahmen ein wenig das Tempo raus, wodurch Göppingen in der Schlussphase die deutliche Niederlage - vor allem durch Michel und Blecic - zumindest noch ein wenig eindämmen konnte, während Noka Serdarusic die Mittelblockkonstellationen Linders/Lövgren und Linders/Szilagyi ein bisschen testen konnte. Am Ende verpassten die Zebras zwar knapp die 40-Tore-Marke, doch mit dem Sieg in der "Hölle Süd" und der Art und Weise, wie sie wieder einmal Handball zelebriert haben, können die Kieler Spieler zufrieden die Heimreise antreten.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
THW jagt Angstgegner Göppingen in die Wüste
Die Handballer des THW Kiel sind auf dem besten Wege, ihre sensationelle Form aus der Hinrunde der Handball- Bundesliga wiederzufinden. Beim Angstgegner Frisch Auf Göppingen in der "Hölle Süd", wo der THW in der letzten Saison noch knapp unterlag, fackelten vor allem Kim Andersson und Nikola Karabatic als Haupttorschützen in einem starken Zebraherde ein wahres Feuerwerk ab und deklassierten die Baden-Württemberger mit 39:30 (21:13) - eine mehr als gelungene Generalprobe für die Champions League Duelle gegen den Erzrivalen aus Flensburg.
Jeder konnte sehen, dass wir heute sehr motiviert angefangen haben und sehr kompakt in der Deckung standen. Wir haben mit viel Tempo gespielt und uns einen Acht-Tore-Vorsprung herausgespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir bis zur 40./45. Minute ein ziemlich gutes Tempo gespielt. Es kann aber manchmal sein, dass man bei einer so hohen Führung 100%-ige verschießt. Dann habe ich die Mannschaft umgestellt. Dadurch stand die Abwehr nicht mehr so kompakt.Ich glaube, dass es ein gutes Spiel war. Es war dem Spiel am Jahresende ähnlich. Wir haben jetzt nach der Europameisterschaft Spiele gehabt, die bei weitem nicht an das Niveau der Hinserie gekommen sind, aber heute haben wir gezeigt, dass wir es noch können.
[auf die Frage, ob der THW Ambitionen hat, den Torrekord vom Magdeburg-Spiel einzustellen:]
Es ist nur wichtig, dass wir gewinnen, nicht wie hoch wir gewinnen.
Ich bin bitter enttäuscht, aber man kann den THW nicht zwei Mal überraschen (Anm. der Red.: Anspielung auf die THW-Niederlage in Minden). Wir haben ängstlich begonnen und leichte Tore bekommen. Dies ist kein Vorwurf an meine Torhüter. Wir haben uns in der zweiten Halbzeit nicht aufgegeben. Es war nach der EM ein schlechter Auftakt mit drei verlorenen Spielen. Ein weiteres schweres Programm erwartet uns.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.02.2006:
Von der ersten Minute an blieben die Gäste in der mit 3900 Zuschauern gefüllten Hohenstaufenhalle kühl und konzentriert. Eine aggressive Abwehr und ein überragender Henning Fritz im Tor legten den Grundstein zum Erfolg. Bereits nach 30 Sekunden traf Kapitän Stefan Lövgren zum 1:0. Nach einer furiosen Viertelstunde lagen die Kieler mit 10:5 in Führung. Pech für Göppingen, dass ihr Schlussmann Martin Galia erst ins Spiel fand, als die Punkte verteilt waren. Der Tscheche, bisher stets ein "Zebra-Schreck", lag noch am Abend zuvor grippekrank im Bett. Seite an Seite mit Michal Shejbal, dem zweiten FA-Keeper und Mitbewohner in der gemeinsamen WG. Galia wurde vergeblich mit Infusionen aufgepäppelt. "Ich habe überhaupt nichts gesehen", klagte der blasse 25-Jährige.
"Wir wollten auch in den letzten Spielen schon aggressiv in der Abwehr auftreten", meinte dagegen ein strahlender Viktor Szilagyi. "Aber das hat nicht so gut geklappt wie heute." Hinten Beton und vorne Gewitter - so hatte der THW Kiel in der Hinrunde die Handball-Bundesliga überrannt. Gestern zeigte das Team von Noka Serdarusic, dass diese Form auch einen schleswigholsteinischen Winter überstehen kann.
Nein, an die bittere Niederlage in Minden habe er zu keinem Zeitpunkt gedacht, meinte Szilagyi. "Jeder hat sich für jeden gefreut. Die Lust am Handball ist wieder da." Während vor allem Kim Andersson und Nikola Karabatic die Göppinger im ersten Durchgang mit Wucht und Eleganz auseinander nahmen, lief bei den Schwaben nichts zusammen. Ohne Galia fiel das Tempospiel flach und im Rückraum herrschte im Petkovic-Team Ratlosigkeit. "Das war ein Klassenunterschied", befand ein tief enttäuschter FA-Trainer. "Kiel schläft eben nicht zweimal."
Hilflos musste der 49-Jährige zusehen, wie vor allem sein sonst so treffsicherer Torschütze Volker Michel einen gebrauchten Tag erwischte. Ohne den studierten Psychologen, der zuletzt lediglich als Autor einer wüsten Studentengeschichte Schlagzeilen machte, blieb im Angriff nur ein von der Europameisterschaft ausgebrannter Nationalspieler Michael Kraus. Zu wenig, um das Kieler Bollwerk zu knacken. Als Frode Hagen in der 10. Minute mit einem Siebenmeter an Galia scheiterte, wurden noch einmal Erinnerungen an den letzten Ausflug in die "Hölle Süd" wach. Damals, im Oktober 2004, verloren die Kieler 30:31 und Galia hielt sechs Siebenmeter. Doch als Lövgren kurz darauf (18./12:7) einen Strafwurf sicher verwandelte, verschwanden die letzten Gespenster aus einer Halle, in der fassungslose Zuschauer schweigend den Untergang ihrer kopflosen Mannschaft verfolgten und mit Respekt das Comeback der Zebras begleiteten.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.02.2006)
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