14/6 Tore von Johan Pettersson reichten dem THW nicht.

Lesen Sie auch den Nachbericht der Kieler Nachrichten.

Lesen Sie auch das Live-Ticker-Protokoll.

Live-Ticker-Protokoll:

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2004:

THW brachte sich selbst um gerechten Punktgewinn

30:31 nach Krimi in Göppingen - Doppelte Überzahl in Schlussminute reichte nicht

Vor 4000 fanatischen Fans in der Hohenstaufenhalle hatten die Kieler in der letzten Minute in doppelter Überzahl gleich zweimal die Chance, noch zu einem gerechten Remis zu kommen. Doch Adrian Wagner und Johan Pettersson scheiterten jeweils frei am überragenden Torhüter der Gastgeber, dem tschechischen Nationalspieler Martin Galia. So wurde Pettersson zur tragischen Figur eines Spiels, das in erster Linie von Kampf und Krampf geprägt war. Zuvor hatte der schwedische Nationalrechtsaußen die Kieler mit 14 Treffern fast im Alleingang über Wasser gehalten. Traumwandlerisch sicher verwandelte der 32-Jährige dabei gleich sechs Siebenmeter. Keine Selbstverständlichkeit, hatte Pettersson im bisherigen Saisonverlauf doch fünf von acht Strafwürfen versiebt.

In der hektischen Partie brannten bei den Aktiven gleich mehrfach die Sicherungen durch. So kassierte der bärenstarke THW-Keeper Henning Fritz nach einem heftigen Disput mit Dragos Oprea genauso eine Zwei-Minuten-Strafe wie der siebenfache Torschütze der Göppinger. Doch Fritz diskutierte munter weiter und erhielt von den Unparteiischen Dang/Zacharias, die den Nationalkeeper auf ihrer "Motzki-Liste" ganz oben führen, eine weitere Zeitstrafe. "Er wollte nur noch etwas fragen", verteidigte THW-Trainer Noka Serdarusic Fritz.

Kurz zuvor hatte Frode Hagen, dem Alexander Knezevic immer wieder kräftig das Gesicht polierte, eine Strafe kassiert, weil er zu intensiv eine Bestrafung des Jugoslawen einforderte. In der dramatischen Schlussminute musste zunächst Jaliesky Garcia runter, weil er Christian Zeitz zu Boden streckte. Sekunden später folgte ein weiterer Göppinger, weil dem heißblütigen FA-Trainer Velimir Petkovic an der Seitenlinie die Gestik entgleiste. Der Rest ist bekannt: Galia hielt beide Punkte fest und die mit großem Herz kämpfenden Schwaben gingen im Jubel der Fans unter - und waren doch obenauf.

In den Reihen der Kieler fand bis auf Fritz und Pettersson keiner seine Normalform. Christian Zeitz und Frode Hagen tauchten nach starkem Beginn völlig unter, die Anspiele von Stefan Lövgren auf Marcus Ahlm sammelte der Göppinger Mittelblock ein. "Wir haben uns extrem auf dieses Spiel vorbereitet", strahlte anschließend der erst 21-jährige Spielmacher der Göppinger, Michael Kraus: "Wir wollten vorne so lange spielen, bis die Kieler Abwehr unsicher wird. Das hat geklappt." In der Tat erinnerte die Deckung der Gäste in der ersten Halbzeit an ein Fischernetz. Der lange Volker Michel (7 Tore) traf wie er wollte, der starke Kreisläufer Andrius Stelmokas war kaum zu halten. Mann der ersten Halbzeit war aber Linksaußen Dragos Oprea, der Pettersson und Zeitz wiederholt eine lange Nase drehte. "Unsere Abwehr war schlecht", schimpfte auch THW-Keeper Mattias Andersson, "fast alle Abpraller landeten bei den Göppingern."

Kiel startete stark, führte schnell mit 6:2 gegen ratlose Göppinger, denen der Respekt die Beine lähmte. Doch mit zahllosen Fehlen in der Abwehr hauchten die Zebras den Schwaben immer wieder Leben ein. Als Petkovic ("wir haben verdient gewonnen") seinen Brasilianer Bruno Souza brachte, benötigte der elfmalige deutsche Meister ganze 50 Sekunden, um sich auf 5:6 heranzuspielen. Kiel suchte anschließend auch mit Stefan Lövgren vergeblich nach einer spielerischen Linie. Am Ende sollte der THW mit einigen fragwürdigen Entscheidungen der Unparteiischen hadern. Doch den möglichen Punkt gaben sie ganz alleine aus den Händen.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2004)

Lesen Sie auch den Nachbericht der Kieler Nachrichten.