22./24.09.2005 - Letzte Aktualisierung: 24.09.2005 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt |
Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
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Aufgepasst: Der Provinzial-Server ist am kommenden Wochenende nicht erreichbar - auf unsere aktuelle Berichterstattung muss aber selbstverständlich dennoch nicht verzichtet werden (siehe Extrabericht).
Ungewöhnlich lange mussten die THW-Fans auf einen Sieg gegen die SG warten, doch zu Saisonbeginn sicherten sich die Zebras mit einem 36:34-Sieg gegen den Rivalen den Supercup (siehe Spielbericht) sowie eine Menge Selbstvertrauen für den Bundesliga-Start und beendeten eine Serie von unheimlichen neun sieglosen Spielen in Folge gegen die Nordlichter. Mit ambitionierten Auftritten in der Bundesliga - besonders beim schweren Auftaktspiel in Hamburg (siehe Spielbericht) und beim Schützenfest gegen das letztjährige "Schreckgespenst" Frisch-Auf! Göppingen (siehe Spielbericht) haben die Zebras den Anspruch erhoben, beim Supercup-Finale in München selbst eine Serie gegen Flensburg begonnen zu haben.
Sören Stryger ist mit einer Torquote von 8,5 Toren/Spiel bester SG-Schütze
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Während der THW nach fast einem Jahr ohne Bundesliga-Niederlage bereits mit 10:0 Punkten an der Tabellenspitze steht, hat Flensburg am vergangenen Wochenende eine überraschende Niederlage hinnehmen müssen: In Großwallstadt verlor die SG - wie schon in der vergangenen Saison - dank eines überragenden Chrischa Hannawald im Tor der Gastgeber mit 24:28 und damit zwei wichtige Punkte im Meisterschaftskampf. Die Trotzreaktion auf die Schlappe ließ bei den ersatzgeschwächten Wilhelmshavenern am Mittwoch ebenfalls lange auf sich warten: Mit 18:14 führte das niedersächsische Kellerkind zur Halbzeit, Flensburg bog das Spiel erst in den Schlussminuten und kam letztlich sogar noch zu einem deutlichen 32:26-Sieg. SG-Trainer Kent-Harry Andersson ist ob der Leistungssteigerung nach der Pause "Das Wichtigste sind die Punkte. In der zweiten Halbzeit haben wir Selbstvertrauen für das Derby getankt." Auch SG-Manager Thorsten Storm versuchte das Krisengerede im Keim zu ersticken: "Jeder hat gesehen, dass bei uns alles intakt ist."
Mit 6:2 Punkten und Platz 6 in der Tabelle könnte sein Team mit einem Heimsieg immerhin an Minuspunkten mit dem elffachen Meister gleichziehen (siehe auch Kurve Flensburg).
Den Kader der SG Flensburg-Handewitt haben wir Ihnen bereits im Vorbericht zum SuperCup ausführlich vorgestellt. Am treffsichersten zeigte sich bisher Rechtsaußen Sören Stryger mit 34/11 Toren, allein gegen Minden war der Däne zwölfmal erfolgreich. Lars Christiansen erzielte in den ersten 4 Spielen 21 Tore, der Pole Lijewski traf aus dem Rückraum 15 Mal. Kent-Harry Andersson kann auf alle Spieler zurückgreifen, auch der zu Saisonbeginn aufgrund einer Knieoperation gehandicapte Blazenko Lackovic ist mittlerweile fit und traf gegen Wilhelmshaven zuletzt fünfmal (siehe auch Gegnerkader SG Flensburg).
Rechtzeitig wieder fit zum Derby: Blazenko Lackovic.
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In der letzten Saison siegte Flensburg in einer umkämpften Partie in der Campushalle mit 25:21 (siehe Spielbericht), in der Ostseehalle trennten sich die Erzrivalen 26:26 unentschieden (siehe Spielbericht). Auch im DHB-Pokalfinale der Vorsaison konnte der dezimierte THW nicht gewinnen und unterlag nach allerdings bravouröser Leistung knapp mit 31:33 in Hamburg (siehe Spielbericht). Die Gesamtbilanz bei den Nordderbys spricht dennoch eindeutig für die Zebras: 25 von 45 Pflichtspielen konnten gewonnen werden, 17 Mal hatte Flensburg die Nase vorn (siehe auch Gegnerdaten SG Flensburg).
Die Unparteiischen in der Campushalle sind die EHF-Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich (Magdeburg).
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht, den Zebra-Journal-Artikel, das KN-Interview mit SG-Manager Thorsten Storm, das KN-Interview mit Noka Serdarusic sowie den KN-Vorbericht zum Spiel.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Die Saison ist kaum angepfiffen, da geht es bereits um alles oder nichts. Zwei Nordderbys innerhalb von drei Tagen stehen den Zebras bevor. Zunächst geht es am kommenden Sonnabend in der Flensburger Campushalle um Bundesliga-Punkte, am Dienstag darauf bitten die Kieler in der heimischen Ostseehalle zum Pokalfight. Bereits Ende August standen sich die beiden Kontrahenten im Supercup-Finale in München gegenüber. SG-Manager Storm nimmt das häufige Aufeinandertreffen mit einem humorvollen Augenzwinkern: "Man könnte schon fast ein gemeinsames Trainingslager veranstalten - so oft sehen sich beide Mannschaften." Wirklich zufrieden ist damit aber keine der beiden Seiten.
Als Anfang September die zweite Hauptrunde des DHB-Pokals ausgelost wurde, schaute die gesamte Handballrepublik nach Dortmund. Dort spielte Silke Nerger, Schiedsrichter-Sachbearbeiterin des Deutschen Handball Bundes, Losfee und hatte nicht bei allen Paarungen ein glückliches Händchen. So loste sie dem Deutschen Meister THW Kiel den amtierenden DHB-Pokal-Sieger SG Flensburg-Handewitt zu und sorgte so bereits für den ersten Schlager im noch jungen Wettbewerb.
Kiel gegen Flensburg. Das prestigeträchtige Duell der beiden Erzrivalen aus Schleswig-Holstein ist zwar ein spannender Klassiker, nimmt dem Wettbewerb zu solch einem frühen Zeitpunkt mit Sicherheit ein Stückchen Attraktivität für den weiteren Verlauf. Einer der beiden großen Favoriten, die im vergangenen Wettbewerb noch das Finale unter sich ausmachten, muss bereits beim ersten Eingriff ins Wettrennen die Segel streichen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Reaktionen aus beiden Lagern ähnlich waren: "Wir spielen zu Hause, das ist das einzig Positive", ließ Kiels Manager Uwe Schwenker geschockt verlauten. Sein Kontrahent in Flensburg, Thorsten Storm, brachte es dann auf den Punkt: "Der frühe Zeitpunkt für dieses Spitzenspiel ist ein bisschen unglücklich. Aber der Pokal ist halt kein Wunschkonzert."
Den Kopf in den Sand stecken will keine der beiden Topmannschaften. THW-Coach Noka Serdarusic gab nur einen kurzen Kommentar zum Pokalhit ab, der aber den Nagel auf den Kopf trifft: "Was soll ich sagen, ändern kann man eh nichts mehr, wir nehmen es, wie es kommt." Storm hatte sich schnell gefangen und zeigte sich wie immer optimistisch: "Das ist natürlich ein verdammt schweres Los. Aber auch diese Aufgabe ist lösbar."
Die Vorzeichen für die Zebras, gegen den ewigen Rivalen aus dem hohen Norden endlich wieder auf der Erfolgsspur zu fahren, stehen allerdings unter einem guten Stern. Mit dem 36:34-Erfolg im Supercup konnten Kapitän Stefan Lövgren und Co. die seit neun Spielen anhaltende Durststrecke gegen Flensburg endlich zu den Akten legen. Kiels Torwart Mattias Andersson berichtete, wie sich die Kieler Mannschaft nach dem fürs Selbstbewusstsein so wichtigen Sieg verändert hat: "Es ist nicht gut, so viele Spieler in einer Mannschaft zu haben, die gegen einen bestimmten Gegner noch nicht gewonnen haben. Das baut Unsicherheit auf, besonders in den letzten zehn Minuten im Spiel - und das kann ein Spiel entscheiden. Wir haben zum Ende mit zwei Toren gewonnen. Ein Sieg, der eigentlich unwichtig ist, aber in diesem Fall für die Mannschaft von großer Bedeutung ist. Jetzt haben alle aus unserem Team Flensburg schon einmal geschlagen." Eine Wiederholung soll schnellst möglich folgen.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Jan Holpert: "Ich wollte schon immer mal im Ausland spielen"
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Der "Regen-Sommer 2005" hatte sich wirklich einmal versteckt. So machte es am Ostseestrand von Damp "klick, klick". Anfang August entstand das Mannschafts-Motiv der SG Flensburg-Handewitt - einmal in blauer und einmal in roter Montur. "Blau ist die Tradition", verriet SG-Manager Thorsten Storm. "Rot ist Angriff".
Eine Offensive, die sich selbstredend gen Landeshauptstadt richten soll. Schließlich war es der THW Kiel, der seinen "ewigen Rivalen" im Mai zum besten "Vize-Meister der Bundesliga-Geschichte" degradierte. Acht Minuspunkte und dennoch kein Meister - das gab es bisher nie. Auch für diese Saison spekulieren wieder viele Experten mit einem lupenreinen "Nord-Kampf".
Für den "Angriff" auf den deutschen Meister haben sich die Flensburger gut gerüstet. "Wir sind jetzt noch variabler", schnalzte Thorsten Storm frühzeitig mit der Zunge. Ein Auslöser dieser freudigen Erregung: Michael V. Knudsen. Der Kreisläufer, der bei der Europameisterschaft 2004 im AllStar-Team auftauchte, sollte die von Andrej Klimovets hinterlassene Lücke schließen können. Ganz ohne "Zusatz-Ausbildung" wird das aber nicht funktionieren. "Bislang war er hauptsächlich Halbverteidiger", betont SG-Trainer Kent-Harry Andersson. "Ich möchte ihn in meinem Team aber auch im Abwehrzentrum verwenden."
Als "Allrounder" bietet sich Kasper Nielsen an. "Ich kann auch im rechten Rückraum spielen", weiß der dänische Rechtshänder, der ein "Wiederholungs-Täter" ist. Schon 2001/2002 lief er in Flensburg auf, setzte sich aber nicht durch. Inzwischen haben sich die Vorzeichen verändert. Kasper Nielsen hat sich sportlich wie persönlich weiterentwickelt und trifft mit Kent-Harry Andersson auf einen neuen Trainer. Ebenfalls nicht ganz "taufrisch" im SG-Tross ist Goran Sprem. Der kroatische Linksaußen absolvierte in der letzten Saison bereits einige Partien in der Champions League, wurde im Winter aber an N-Lübbecke ausgeliehen. Goran Sprem gilt als designierter Nachfolger von Lars Christiansen, besitzt aber auch besondere Qualitäten in einer 5:1-Abwehr. "Wie ein kleiner Terrier", schmunzelt Thorsten Storm.
Der vierte namhafte Neuzugang hatte Startschwierigkeiten. Igor Kos laborierte an einer Achillessehnen-Reizung, die er von seinem Ex-Klub aus Slowenien mitbrachte. "Mich ärgert es, dass wir schon wieder mit Altlasten zu kämpfen haben, die wir nicht zu verantworten haben", äußerte sich Mannschaftsarzt Dr. Hauke Mommsen. Igor Kos wurde von seinem ehemaligen "Gold Club" mit Cortison "fitgespritzt". Dennoch stehen die Chancen gut, dass sich der kroatische Linkshänder als Verstärkung erweist. Vorgänger Kaupo Palmar hinterließ nicht gerade einen "langen Schatten".
Wenn sich auf der Stirn von Kent-Harry Andersson in den letzten Wochen Sorgenfalten bildeten, galten sie der Spielmacher-Position. Der an Krebs erkrankte Christian Berge stieg zwar in ein Trainings-Programm ein, sein Comeback lässt sich aber nicht terminieren. Zudem musste Glenn Solberg erneut wegen Achillessehnen-Problemen den "Schongang" einschalten. Und Joachim Boldsen? Laut dänischer Boulevard-Presse soll der "Traktor" mal wieder mit einem Wechsel zum FC Barcelona geliebäugelt haben. Ein Gespräch mit der Geschäftsführung wirkte offenbar bereinigend, dennoch reagierte Thorsten Storm wütend: "Negative Schlagzeilen - ob in Dänemark oder bei uns - können wir nicht gebrauchen."
Apropos Dänemark? Die Flensburger stellen einen Bundesliga-Rekord auf. Gleich acht der 17 Akteure im Kader stammen aus dem Königreich. Dagegen ist Torwart Jan Holpert definitiv der einzige Deutsche im Aufgebot. "Ich wollte schon immer mal im Ausland spielen", sieht der Ex-Nationalkeeper diese besondere Konstellation mit Humor. "Jetzt kann ich das sogar in meiner Heimatstadt." Für den Verein selbst ist dieses skandinavische Gepräge hilfreich bei der Suche nach Sponsoren in Dänemark. Thorsten Storm vermeldete jüngst erste Erfolge. "Wir konnten unsere Einnahmen wesentlich erhöhen und den Etat auf 4,2 Millionen Euro aufstocken." Aber nichts geht ohne Erfolg. Ein Titelgewinn steht erneut auf der Wunschliste, in der Bundesliga eine Platzierung unter den ersten Dreien, Meisterschaft nicht ausgeschlossen. Wie war das noch? "Rot ist Angriff."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005:)
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2005:
Den Auftakt macht heute (15.30 Uhr, live bei N3) das Bundesligaspiel in der Flensburger Campushalle, die "Revanche" steigt am Dienstag (20 Uhr, DSF) auf DHB-Pokalebene in der Ostseehalle. Beide Mannschaften beklagen Blessuren, können aber ihr Bestaufgebot aufs Parkett der Campushalle schicken, die heute aus allen Nähten platzen und die Zebras mit südländischem Temperament empfangen wird. Beim THW ist Kapitän Stefan Lövgren nach einwöchiger Zwangspause (Oberschenkelzerrung) zurück. Kent-Harry Andersson ist froh, Torjäger Blazenko Lackovic nach einer Meniskusoperation wieder dabei zu haben. Der Rückraumspieler habe seine Knieverletzung gut überstanden, sagt Flensburgs Trainer, "allerdings fehlt ihm die Kraft für komplette 60 Minuten." Andersson fiebert dem Derby genau so entgegen wie Spieler und Fans. "Schon als Trainer in Nordhorn waren Spiele gegen den THW immer etwas Großes, in Flensburg wird das noch getoppt." Eine besondere Vorbereitung gab es nicht. "Man kennt sich."
Unvergessen bleibt die letzte Bundesligapartie vom 19. Februar in Kiel, als es zwei Sekunden vor dem Schlusspfiff drunter und drüber ging. Marcus Ahlm hatte zum 26:26 ausgeglichen, da stellte sich Lövgren einem geplanten Flensburger Schnellangriff rustikal in den Weg. Es kam zu Rudelbildung, Handgreiflichkeiten und Roten Karten für Stefan Lövgren sowie SG-Raubein Johnny Jensen. Sekunden später lagen sich die Spieler in den Armen und wünschten sich einen schönen Heimweg. Johnny Jensens Auge ziert immer noch eine mit vier Stichen genähte Platzwunde - allerdings aus dem Mittwochspiel in Wilhelmshaven, das die Flensburger nach einem Sechs-Tore-Rückstand noch in einen 32:26-Sieg umwandelten. "An diese zweite Halbzeit wollen wir gegen Kiel anschließen", sagt Andersson.
Derby-Atmosphäre spürte THW-Neuzugang Viktor Szilagyi bisher nur bei Spielen zwischen seinem Ex-Klub TuSEM Essen und VfL Gummersbach. Was Kiel gegen Flensburg bedeutet ahnt der Österreicher nur. "Gleich nach dem Abpfiff des Melsungen-Spiels kamen wildfremde Leute und fragten nach dem Derby. Die waren total nervös." Auf einen Punktspielsieg über Flensburg wartet auch Szilagyi noch. "Mit der SG hatten wir immer große Probleme. Ich hoffe, es klappt im THW-Trikot." Adrian Wagner kennt Nordderbys. "Das Knistern in der Halle spürst du schon beim Einparken auf dem Parkplatz. Einfach faszinierend." Die Brisanz, so der THW-Linksaußen, werde allerdings vorwiegend von außen reingetragen. "Verlieren wir ein Spiel, sagen die Fans: Macht nix, Hauptsache, ihr gewinnt gegen Flensburg." Geht's nach Wagner, soll die Minusbilanz von sieben Niederlagen heute in den Geschichtsbüchern verschwinden. "Wenn du auf der Platte stehst, hast du die Zukunft in der Hand."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2005)
Sieg Flensburg: | 1,75 |
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Unentschieden: | 7,20 |
Sieg THW: | 1,90 |
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