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Es war wieder ein packendes Nordderby:
Hier kämppfen Joachim Boldsen und
Christian Zeitz.
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Der THW hat am Sonnabend Nachmittag
mit 21:25 (12:12) bei der SG Flensburg-Handewitt verloren.
Es war die siebte Niederlage in Folge gegen den amtierenden deutschen
Meister und Pokalsieger.
Das Spiel begann in der ersten Halbzeit viel versprechend für den THW.
Vor ausverkaufter Halle zeigten sich die Zebras konzentriert.
Bereits in der 12. Minute konnte der THW zum ersten Mal mit 5:4 in Führung gehen.
Christian Zeitz und
Marcus Ahlm
zeigten eine gute Leistung und punkteten gleich mehrmals für die Zebras. Als
Lövgren in der 28. Minute das Tor zum 11:9 warf, wurde
es langsam stiller in der Campushalle. Doch die SG gab nicht auf und kämpfte sich
auf ein 12:12 zum Ende der ersten Halbzeit heran.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit war das Spiel ausgeglichen, doch ab der 40 Minute kam
es dann für den THW ganz dicke.
Die Schiedsrichter versuchten Ruhe in die Partie
zu bekommen und verteilten fleißig Zweiminutenstrafen. Zeitweilig
mussten die Zebras in
doppelter Unterzahl gegen eine immer besser spielende SG ankämpfen. Insgesamt
acht Zeitstrafen wurden gegen den THW im gesamten Spiel gegeben,
was dazu führte, dass die SG
langsam (20:17 (47.)) davonziehen konnte. In der 53. Minute erhielt
Christian Zeitz, der zuvor durchgehend vom
Flensburger Publikum ausgepfiffen wurde, nach seiner dritten Zeitstrafe
die rote Karte. Damit war der THW ohne Linkshänder im Rückraum.
Als Solberg in der 56. Minute zum 23:19 traf, war die Partie
faktisch entschieden.
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten...
Hier geht's zu den Fotos des Spiels gegen Flensburg...
Dass Zeitz konstant ausgepfiffen wurde, damit
ist er nicht klar gekommen. Es ist noch nicht ein so ausgebuffter Profi.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Es war ein sehr enges Spiel. Wir konnten mehr wechseln. Das hat den Ausschlag gegeben.
Ich bin sehr zufrieden, Kiel war in den letzten Spielen überragend.
THW-Spieler Klaus-Dieter Petersen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Für unsere Niederlage gibt es drei Gründe: Wir haben zu
oft den Pfosten getroffen, zu viele unberechtigte
Zeitstrafen kassiert und am Ende aus dem Rückraum zu
wenig Druck gemacht. Da haben wir nur noch den Kreis
angespielt. Unsere Abwehr war allerdings toll.
THW-Spieler Marcus Ahlm gegenüber den Kieler Nachrichten:
In den entscheidenden Phasen war Flensburg cleverer. Wir
haben uns hier aber gut verkauft. Mit meiner Leistung in
der Abwehr bin ich nicht zufrieden.
THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir haben heute ohne linken Rückraum gespielt.
SG-Manager Thorsten Storm gegenüber den Kieler Nachrichten:
Punkte gegen Kiel sind immer noch doppelt schön.
SG-Spieler Lars Christiansen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir hatten großen Respekt vor Kiel und die haben klasse
gespielt. Das wird ein super Jahr für die. In der ersten
Halbzeit hatte ich das Gefühl, wir spielen bergauf.
Lackovic? Das ist ein lieber Typ.
SG-Spieler Jonny Jensen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Gut für uns war, dass Lackovic dabei war. Das hat Kiel
wohl überrascht. Die Schiedsrichter haben komisch
gepfiffen, aber in beide Richtung.
NDR-Sportchef Gerhard Delling gegenüber den Kieler Nachrichten:
Es war kein hochklassiges Spiel, aber sehr dramatisch.
Der Test, erstmals im 16:9-Format zu senden, hat gut
geklappt. Es hat mir viel Spaß gemacht, außerdem habe ich
viele alte Bekannte getroffen.
NDR-Experte Erhard Wunderlich gegenüber den Kieler Nachrichten:
In der Bundesliga geht vom ersten Spieltag an die Post
ab. Tolle Spiele, jeder kann jeden schlagen. Der Sieg der
Flensburger war nicht ganz verdient. Kiel hatte gute
Möglichkeiten, litt aber unter den Hinausstellungen. Bei
der zweiten Zeitstrafe gegen Zeitz fehlte den
Schiedsrichtern das nötige Feingefühl. Zeitz kann aus so
einem Spiel nur lernen, solche Erfahrungen musste ich
auch machen.
- SG Flensburg-Handewitt:
-
Holpert (1.-60., 14 Paraden),
Beutler (n.e.);
Solberg (1),
Palmar (1),
Lackovic (2),
Jensen (3),
Christiansen (3/2),
Klimovets (n.e.),
Stryger (3/3),
Lijewski (4),
Boldsen (8),
Berge (n.e.);
Trainer: Andersson
- THW Kiel:
-
Fritz (1.-60., 14 Paraden),
Andersson (n.e.);
Preiß (n.e.),
Pettersson (2),
Lundström (3/1),
Hagen (1),
Petersen (n.e.),
Lövgren (2),
Wagner,
Ahlm (7),
Boquist (1),
Zeitz (5);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Fleisch (Ostfildern) / Rieber (Denkendorf)
- Zeitstrafen:
-
Flensburg: 3 (Jensen (29.), zweimal Lijewski (u.a. 52.)) ;
THW: 8 (dreimal Zeitz (16., 42., 53.),
zweimal Lövgren (29., 39.)
zweimal Ahlm (40., 53.),
Boquist (57.))
- Rote Karte:
-
THW: Zeitz nach dritter Zeitstrafe (53.)
- Siebenmeter:
-
Flensburg: 6/5 (Christiansen wirft gegen Fritz Aufsetzer
überweg, 39.)
THW: 3/1 (Pettersson scheitert an Holpert (3.),
Lundström scheitert an Holpert (46.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0 (2.), 2:1 (5.), 3:2 (6.), 4:2 (8.), 4:3 (10.), 4:5 (12.), 6:7 (15.), 7:7 (18.),
8:7 (19.), 8:10 (24.), 10:11 (28.), 9:11 (28.), 10:11 (28.), 12:12;
2. Hz.: 12:13 (32.), 13:13 (33.), 14:14 (36.), 14:15 (37.), 15:16 (38.),
16:16 (40.), 18:16 (42.), 19:17 (45.), 21:17 (48.), 21:19 (52.), 23:19 (56.),
23:21 (58.), 25:21
- Zuschauer:
-
6100 (ausverkauft) (Campushalle, Flensburg)
- Spielgraphik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:
Jensen: "So werden wir wieder Deutscher Meister"
THW Kiel zog sich bei 21:25-Niederlage achtbar aus der Affäre - Rot für Zeitz
Flensburg - Die SG Flensburg-Handewitt bleibt die Nummer
eins im Handball-Norden. Der Meister besiegte am
Sonnabend den THW Kiel in einem dramatischen Spiel mit
25:21 (12:12). Vor 6300 Zuschauern in der ausverkauften
Campushalle feierten die Flensburger damit bereits den
siebten Sieg in Folge gegen den zehnfachen deutschen
Meister. Allerdings bog das Team von Kent-Harry Andersson
("Wir haben um zwei Tore zu hoch gewonnen") erst in der
Schlussphase auf die Siegerstraße ein.
Bis zur 40. Minute gaben die Kieler klar den Ton an.
Sicher in der Deckung und variabel im Angriff lieferten
die Gäste eine selbstbewusste Vorstellung ab. "Wir haben
es nur versäumt, zur Pause mit vier Toren zu führen",
erinnerte sich THW-Coach Noka Serdarusic an die
entscheidende Phase im Spiel, als Kiel gegen ratlose
Flensburger mit 10:8 (24.) führte und Chancen am
Fließband vergab. So scheiterten Stefan Lövgren und
Christian Zeitz an SG-Keeper Jan Holpert. Dann schnappte
sich Zeitz ein ungenaues Flensburger Anspiel und
schmetterte den Ball an den Pfosten. Im Anschluss warf
THW-Kollege Frode Hagen drüber. Sekunden später unterlief
dem Norweger ein Stürmerfoul - Ballbesitz für die SG und
der kroatische Olympiasieger Blazenko Lackovic traf an
seinem ersten Arbeitstag für den Meister zum 9:10 (27.).
In dieser Phase wickelte der THW Kiel zwei Punkte in
Geschenkpapier ein. Gehandicapt durch zahlreiche
Zeitstrafen verloren die Kieler nach der Pause mehr und
mehr die Kontrolle. So wie das Schiedsrichterduo
Fleischer/Rieber, das nach mutigem Beginn im Hexenkessel
der "Hölle Nord" einknickte.
"Meine Spieler flogen schneller vom Platz als die
Flensburger", erkannte Serdarusic. Tatsächlich ließen die
Unparteiischen unter anderem bei einem Zusammenprall
zwischen dem Kieler Christian Zeitz und Lars Christiansen
(40.) jedes Fingerspitzengefühl vermissen. "Ich bin über
seine Beine gestolpert", nahm sogar der SG-Linksaußen den
Kieler in Schutz. "Diese Zeitstrafe war Schwachsinn",
befand NDR-Experte Erhard Wunderlich. Fortan wurde Zeitz
von den SG-Fans bei jeder Aktion ausgepfiffen. "Dadurch
hat sich dieser junge Spieler nervös machen lassen",
meinte Serdarusic. Dem fünffachen Torschützen gelang nun
nicht mehr viel. Im Angriff ohne Glück, in der Abwehr bis
zu seiner endgültigen Hinausstellung (50.) ohne Geschick.
Da auch Hagen im Angriff ein Ausfall war, gingen den
Kieler langsam Ideen und Alternativen aus. Ganz anders
die SG Flensburg, die nun kräftig am Personalkarussell
drehte. Benötigte der überragende Joachim Boldsen (8
Tore) eine Pause, kam Lackovic, der seinen Wert für diese
Mannschaft andeutete. Im rechten Rückraum gaben sich der
zwischen Kreis- und Weltklasse schwankende Marcin
Lijewski und Kaupo Palmar die Klinke in die Hand.
"Unglaublich, welche Wechselmöglichkeiten die haben",
staunte auch THW-Keeper Henning Fritz, wer alles auf sein
Tor werfen durften. Der 29-Jährige fand nach der Pause
seine Olympia-Form und erhielt Kiel die Hoffnung. "Wir
haben uns gut verkauft. Aber um hier zu gewinnen, muss
alles klappen." Das war diesmal nicht der Fall. Kiel ließ
sich zwar auch von einem Vier-Tore-Rückstand (48.) nicht
entmutigen und kämpfte sich noch einmal auf 21:23 (58.)
heran.
Doch dann warf Hagen völlig freistehend dem starken
Holpert den Ball auf die Brust und Boldsen setzte mit
zwei schnellen Toren den Schlusspunkt. "Wir hatten im
Rückraum mehr Alternativen", sah Jonny Jensen, der mit
Glenn Solberg die Flensburger Deckung in ein Bollwerk
verwandelte, den Schlüssel zum letztlich verdienten Sieg
in der längeren Personaldecke. "So werden wir wieder
Deutscher Meister."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:
Schwenker über Flensburg "Banner-Politik" verärgert
Bandenwerbung der SG soll nicht den gemeinsamen Absprachen der Bundesliga-Klubs entsprechen
Als
Uwe Schwenker die Campushalle betrat, stieg ihm beim
Anblick der Werbebanner auf und rund um das Spielfeld die
Zornesröte ins Gesicht. "Das ist eine Sauerei", schimpfte
der THW-Manager über sein Flensburger Pendant
Thorsten Storm.
"Wir haben uns in der Liga auf einheitliche
Fernseh- und Werberichtlinien geeinigt. Davon ist hier
aber nichts zu erkennen." So seien unter anderem die
Banner neben den Toren viel zu groß. Dadurch, so
Schwenker, könne die SG bei ihren Sponsoren mehr Geld
einnehmen als die Konkurrenz. "Außerdem bekomme ich Ärger
mit meinen Sponsoren, wenn die sehen, was in Flensburg
möglich ist."
Schwenker kündigte an, sich künftig auch
nicht mehr an Absprachen zu halten. Ärger gab es auch um
die Preise der Eintrittskarten. Erstmals verlangt die SG
Flensburg für die Spiele gegen Magdeburg, Lemgo, Hamburg
und Kiel einen Topzuschlag für die Sitzplätze. So kostet
eine Karte der ersten Kategorie statt 33 nun 44 Euro.
"Das ist bei der wirtschaftlichen Lage derzeit das
falsche Signal", meinte
Schwenker, der insgesamt 130
Karten aus dem THW-Kontingent zurück schickte. "Das ist
einmalig in Kiel, dass diese Tickets keiner wollte. Aber
sie nicht zu kaufen, war das richtige Signal." Das Gros
der Karten waren allerdings Stehplätze ohne Top-
Zuschläge, die Kieler Fans aus anderen Gründen nicht
wollten. "Es wollen immer weniger Leute nach Flensburg,
weil wir da nur angepöbelt werden", meinte Frank Henke
vom Fanklub Schwarz Weiß. Von der Richtigkeit der
Top-Zuschläge ist dagegen Rolf Martinsen vom Ticketcenter der
SG Flensburg überzeugt. "Vielleicht müssen wir den Preis
überdenken. Aber Zuschläge sind üblich und unsere Fans
zahlen die auch überall." Auch
Thorsten Storm kann die
Aufregung nicht verstehen. Schließlich wären bei 5200
Dauerkartenbesitzern und 800 Stehplätzen ohne Top-Zuschlag
nur knapp 300 Tickets betroffen. "Wir haben die
Zuschläge auch eingeführt, damit sich mehr Leute eine
Dauerkarte kaufen. Das hat geklappt."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)
Ein Kommentar aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:
Meister-Fans nicht meisterlich
Wenn Nils Weißenberg zu seiner Trompete greift, dann
trägt man in der Campushalle Gänsehaut. Ein
eindringliches Solo begleitet das Trikot mit der
Rückennummer acht auf seiner Reise zum Hallendach. Die
Acht als symbolische Verbeugung vor den Fans - dem achten
Mann. Stark auch die Fankurve direkt hinter dem Tor. 2000
Ölsardinen. Das erinnert an Eishockeystadien. Witzig auch
der Löwe, der gar keiner ist. Rot und mit Hörnern - aber
wer den THW Kiel aufspießen will, der braucht eben
Hörner. Von der Verpackung könnte sich die Kieler
Ostseehalle die eine oder andere Scheibe abschneiden. Von
dem Inhalt allerdings nicht. Was die Anhänger der SG
Flensburg im Derby gegen den gehassten THW Kiel
veranstalteten, war ärmlich und niveaulos. Eine
Mannschaft schon mit einem Pfeifkonzert zu begrüßen, ist
unsportlich. Einen einzelnen Spieler wie
Christian Zeitz
minutenlang auszupfeiffen gar peinlich. Eines Meisters
unwürdig war auch das überschaubare Liedgut. Wer sich nur
Strophen wie "
Zeitz, Du Arschloch" oder den Standardsong
für Schiedsrichter "Ihr seit scheiße wie der THW" grölen
kann, sollte Geld für einen vernünftigen Musikunterricht
sammeln. Besser als das Singen gelang den Fans das
Werfen. Gleich mehrfach musste die Partie unterbrochen
werden, weil von den Rängen Becher und Kugelschreiber auf
den Platz flogen. Nur wer viel Phantasie hat, kann sich
ausmalen, was bei einem Kieler Sieg passiert wäre.
(Ein Kommentar von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)