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18./20.09.2004 - Letzte Aktualisierung: 20.09.2004 Bundesliga

THW verliert den Nordklassiker in Flensburg

Bundesliga, 3. Spieltag: 18.09.2004, Sa., 15.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 25:21 (12:12)
Update #2 Spielbericht der KN, Bericht der KN und Kommentar der KN

Es war wieder ein packendes Nordderby: Hier kämppfen Joachim Boldsen und Christian Zeitz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Es war wieder ein packendes Nordderby: Hier kämppfen Joachim Boldsen und Christian Zeitz.
Der THW hat am Sonnabend Nachmittag mit 21:25 (12:12) bei der SG Flensburg-Handewitt verloren. Es war die siebte Niederlage in Folge gegen den amtierenden deutschen Meister und Pokalsieger.
Das Spiel begann in der ersten Halbzeit viel versprechend für den THW. Vor ausverkaufter Halle zeigten sich die Zebras konzentriert. Bereits in der 12. Minute konnte der THW zum ersten Mal mit 5:4 in Führung gehen. Christian Zeitz und Marcus Ahlm zeigten eine gute Leistung und punkteten gleich mehrmals für die Zebras. Als Lövgren in der 28. Minute das Tor zum 11:9 warf, wurde es langsam stiller in der Campushalle. Doch die SG gab nicht auf und kämpfte sich auf ein 12:12 zum Ende der ersten Halbzeit heran.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit war das Spiel ausgeglichen, doch ab der 40 Minute kam es dann für den THW ganz dicke. Die Schiedsrichter versuchten Ruhe in die Partie zu bekommen und verteilten fleißig Zweiminutenstrafen. Zeitweilig mussten die Zebras in doppelter Unterzahl gegen eine immer besser spielende SG ankämpfen. Insgesamt acht Zeitstrafen wurden gegen den THW im gesamten Spiel gegeben, was dazu führte, dass die SG langsam (20:17 (47.)) davonziehen konnte. In der 53. Minute erhielt Christian Zeitz, der zuvor durchgehend vom Flensburger Publikum ausgepfiffen wurde, nach seiner dritten Zeitstrafe die rote Karte. Damit war der THW ohne Linkshänder im Rückraum. Als Solberg in der 56. Minute zum 23:19 traf, war die Partie faktisch entschieden.

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten...

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Dass Zeitz konstant ausgepfiffen wurde, damit ist er nicht klar gekommen. Es ist noch nicht ein so ausgebuffter Profi.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Es war ein sehr enges Spiel. Wir konnten mehr wechseln. Das hat den Ausschlag gegeben. Ich bin sehr zufrieden, Kiel war in den letzten Spielen überragend.
THW-Spieler Klaus-Dieter Petersen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Für unsere Niederlage gibt es drei Gründe: Wir haben zu oft den Pfosten getroffen, zu viele unberechtigte Zeitstrafen kassiert und am Ende aus dem Rückraum zu wenig Druck gemacht. Da haben wir nur noch den Kreis angespielt. Unsere Abwehr war allerdings toll.
THW-Spieler Marcus Ahlm gegenüber den Kieler Nachrichten:
In den entscheidenden Phasen war Flensburg cleverer. Wir haben uns hier aber gut verkauft. Mit meiner Leistung in der Abwehr bin ich nicht zufrieden.
THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir haben heute ohne linken Rückraum gespielt.
SG-Manager Thorsten Storm gegenüber den Kieler Nachrichten:
Punkte gegen Kiel sind immer noch doppelt schön.
SG-Spieler Lars Christiansen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir hatten großen Respekt vor Kiel und die haben klasse gespielt. Das wird ein super Jahr für die. In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, wir spielen bergauf. Lackovic? Das ist ein lieber Typ.
SG-Spieler Jonny Jensen gegenüber den Kieler Nachrichten:
Gut für uns war, dass Lackovic dabei war. Das hat Kiel wohl überrascht. Die Schiedsrichter haben komisch gepfiffen, aber in beide Richtung.
NDR-Sportchef Gerhard Delling gegenüber den Kieler Nachrichten:
Es war kein hochklassiges Spiel, aber sehr dramatisch. Der Test, erstmals im 16:9-Format zu senden, hat gut geklappt. Es hat mir viel Spaß gemacht, außerdem habe ich viele alte Bekannte getroffen.
NDR-Experte Erhard Wunderlich gegenüber den Kieler Nachrichten:
In der Bundesliga geht vom ersten Spieltag an die Post ab. Tolle Spiele, jeder kann jeden schlagen. Der Sieg der Flensburger war nicht ganz verdient. Kiel hatte gute Möglichkeiten, litt aber unter den Hinausstellungen. Bei der zweiten Zeitstrafe gegen Zeitz fehlte den Schiedsrichtern das nötige Feingefühl. Zeitz kann aus so einem Spiel nur lernen, solche Erfahrungen musste ich auch machen.

3. Spieltag: 18.09.04, Sa., 15.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 25:21 (12:12)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (1.-60., 14 Paraden), Beutler (n.e.); Solberg (1), Palmar (1), Lackovic (2), Jensen (3), Christiansen (3/2), Klimovets (n.e.), Stryger (3/3), Lijewski (4), Boldsen (8), Berge (n.e.); Trainer: Andersson
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60., 14 Paraden), Andersson (n.e.); Preiß (n.e.), Pettersson (2), Lundström (3/1), Hagen (1), Petersen (n.e.), Lövgren (2), Wagner, Ahlm (7), Boquist (1), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Fleisch (Ostfildern) / Rieber (Denkendorf)
Zeitstrafen:
Flensburg: 3 (Jensen (29.), zweimal Lijewski (u.a. 52.)) ;
THW: 8 (dreimal Zeitz (16., 42., 53.), zweimal Lövgren (29., 39.) zweimal Ahlm (40., 53.), Boquist (57.))
Rote Karte:
THW: Zeitz nach dritter Zeitstrafe (53.)
Siebenmeter:
Flensburg: 6/5 (Christiansen wirft gegen Fritz Aufsetzer überweg, 39.)
THW: 3/1 (Pettersson scheitert an Holpert (3.), Lundström scheitert an Holpert (46.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (2.), 2:1 (5.), 3:2 (6.), 4:2 (8.), 4:3 (10.), 4:5 (12.), 6:7 (15.), 7:7 (18.), 8:7 (19.), 8:10 (24.), 10:11 (28.), 9:11 (28.), 10:11 (28.), 12:12;
2. Hz.: 12:13 (32.), 13:13 (33.), 14:14 (36.), 14:15 (37.), 15:16 (38.), 16:16 (40.), 18:16 (42.), 19:17 (45.), 21:17 (48.), 21:19 (52.), 23:19 (56.), 23:21 (58.), 25:21
Zuschauer:
6100 (ausverkauft) (Campushalle, Flensburg)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:

Jensen: "So werden wir wieder Deutscher Meister"

THW Kiel zog sich bei 21:25-Niederlage achtbar aus der Affäre - Rot für Zeitz
Flensburg - Die SG Flensburg-Handewitt bleibt die Nummer eins im Handball-Norden. Der Meister besiegte am Sonnabend den THW Kiel in einem dramatischen Spiel mit 25:21 (12:12). Vor 6300 Zuschauern in der ausverkauften Campushalle feierten die Flensburger damit bereits den siebten Sieg in Folge gegen den zehnfachen deutschen Meister. Allerdings bog das Team von Kent-Harry Andersson ("Wir haben um zwei Tore zu hoch gewonnen") erst in der Schlussphase auf die Siegerstraße ein.

Bis zur 40. Minute gaben die Kieler klar den Ton an. Sicher in der Deckung und variabel im Angriff lieferten die Gäste eine selbstbewusste Vorstellung ab. "Wir haben es nur versäumt, zur Pause mit vier Toren zu führen", erinnerte sich THW-Coach Noka Serdarusic an die entscheidende Phase im Spiel, als Kiel gegen ratlose Flensburger mit 10:8 (24.) führte und Chancen am Fließband vergab. So scheiterten Stefan Lövgren und Christian Zeitz an SG-Keeper Jan Holpert. Dann schnappte sich Zeitz ein ungenaues Flensburger Anspiel und schmetterte den Ball an den Pfosten. Im Anschluss warf THW-Kollege Frode Hagen drüber. Sekunden später unterlief dem Norweger ein Stürmerfoul - Ballbesitz für die SG und der kroatische Olympiasieger Blazenko Lackovic traf an seinem ersten Arbeitstag für den Meister zum 9:10 (27.). In dieser Phase wickelte der THW Kiel zwei Punkte in Geschenkpapier ein. Gehandicapt durch zahlreiche Zeitstrafen verloren die Kieler nach der Pause mehr und mehr die Kontrolle. So wie das Schiedsrichterduo Fleischer/Rieber, das nach mutigem Beginn im Hexenkessel der "Hölle Nord" einknickte.

"Meine Spieler flogen schneller vom Platz als die Flensburger", erkannte Serdarusic. Tatsächlich ließen die Unparteiischen unter anderem bei einem Zusammenprall zwischen dem Kieler Christian Zeitz und Lars Christiansen (40.) jedes Fingerspitzengefühl vermissen. "Ich bin über seine Beine gestolpert", nahm sogar der SG-Linksaußen den Kieler in Schutz. "Diese Zeitstrafe war Schwachsinn", befand NDR-Experte Erhard Wunderlich. Fortan wurde Zeitz von den SG-Fans bei jeder Aktion ausgepfiffen. "Dadurch hat sich dieser junge Spieler nervös machen lassen", meinte Serdarusic. Dem fünffachen Torschützen gelang nun nicht mehr viel. Im Angriff ohne Glück, in der Abwehr bis zu seiner endgültigen Hinausstellung (50.) ohne Geschick.

Da auch Hagen im Angriff ein Ausfall war, gingen den Kieler langsam Ideen und Alternativen aus. Ganz anders die SG Flensburg, die nun kräftig am Personalkarussell drehte. Benötigte der überragende Joachim Boldsen (8 Tore) eine Pause, kam Lackovic, der seinen Wert für diese Mannschaft andeutete. Im rechten Rückraum gaben sich der zwischen Kreis- und Weltklasse schwankende Marcin Lijewski und Kaupo Palmar die Klinke in die Hand. "Unglaublich, welche Wechselmöglichkeiten die haben", staunte auch THW-Keeper Henning Fritz, wer alles auf sein Tor werfen durften. Der 29-Jährige fand nach der Pause seine Olympia-Form und erhielt Kiel die Hoffnung. "Wir haben uns gut verkauft. Aber um hier zu gewinnen, muss alles klappen." Das war diesmal nicht der Fall. Kiel ließ sich zwar auch von einem Vier-Tore-Rückstand (48.) nicht entmutigen und kämpfte sich noch einmal auf 21:23 (58.) heran.

Doch dann warf Hagen völlig freistehend dem starken Holpert den Ball auf die Brust und Boldsen setzte mit zwei schnellen Toren den Schlusspunkt. "Wir hatten im Rückraum mehr Alternativen", sah Jonny Jensen, der mit Glenn Solberg die Flensburger Deckung in ein Bollwerk verwandelte, den Schlüssel zum letztlich verdienten Sieg in der längeren Personaldecke. "So werden wir wieder Deutscher Meister."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:

Schwenker über Flensburg "Banner-Politik" verärgert

Bandenwerbung der SG soll nicht den gemeinsamen Absprachen der Bundesliga-Klubs entsprechen
Als Uwe Schwenker die Campushalle betrat, stieg ihm beim Anblick der Werbebanner auf und rund um das Spielfeld die Zornesröte ins Gesicht. "Das ist eine Sauerei", schimpfte der THW-Manager über sein Flensburger Pendant Thorsten Storm. "Wir haben uns in der Liga auf einheitliche Fernseh- und Werberichtlinien geeinigt. Davon ist hier aber nichts zu erkennen." So seien unter anderem die Banner neben den Toren viel zu groß. Dadurch, so Schwenker, könne die SG bei ihren Sponsoren mehr Geld einnehmen als die Konkurrenz. "Außerdem bekomme ich Ärger mit meinen Sponsoren, wenn die sehen, was in Flensburg möglich ist." Schwenker kündigte an, sich künftig auch nicht mehr an Absprachen zu halten. Ärger gab es auch um die Preise der Eintrittskarten. Erstmals verlangt die SG Flensburg für die Spiele gegen Magdeburg, Lemgo, Hamburg und Kiel einen Topzuschlag für die Sitzplätze. So kostet eine Karte der ersten Kategorie statt 33 nun 44 Euro. "Das ist bei der wirtschaftlichen Lage derzeit das falsche Signal", meinte Schwenker, der insgesamt 130 Karten aus dem THW-Kontingent zurück schickte. "Das ist einmalig in Kiel, dass diese Tickets keiner wollte. Aber sie nicht zu kaufen, war das richtige Signal." Das Gros der Karten waren allerdings Stehplätze ohne Top- Zuschläge, die Kieler Fans aus anderen Gründen nicht wollten. "Es wollen immer weniger Leute nach Flensburg, weil wir da nur angepöbelt werden", meinte Frank Henke vom Fanklub Schwarz Weiß. Von der Richtigkeit der Top-Zuschläge ist dagegen Rolf Martinsen vom Ticketcenter der SG Flensburg überzeugt. "Vielleicht müssen wir den Preis überdenken. Aber Zuschläge sind üblich und unsere Fans zahlen die auch überall." Auch Thorsten Storm kann die Aufregung nicht verstehen. Schließlich wären bei 5200 Dauerkartenbesitzern und 800 Stehplätzen ohne Top-Zuschlag nur knapp 300 Tickets betroffen. "Wir haben die Zuschläge auch eingeführt, damit sich mehr Leute eine Dauerkarte kaufen. Das hat geklappt."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)

 

Ein Kommentar aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004:

Meister-Fans nicht meisterlich

Wenn Nils Weißenberg zu seiner Trompete greift, dann trägt man in der Campushalle Gänsehaut. Ein eindringliches Solo begleitet das Trikot mit der Rückennummer acht auf seiner Reise zum Hallendach. Die Acht als symbolische Verbeugung vor den Fans - dem achten Mann. Stark auch die Fankurve direkt hinter dem Tor. 2000 Ölsardinen. Das erinnert an Eishockeystadien. Witzig auch der Löwe, der gar keiner ist. Rot und mit Hörnern - aber wer den THW Kiel aufspießen will, der braucht eben Hörner. Von der Verpackung könnte sich die Kieler Ostseehalle die eine oder andere Scheibe abschneiden. Von dem Inhalt allerdings nicht. Was die Anhänger der SG Flensburg im Derby gegen den gehassten THW Kiel veranstalteten, war ärmlich und niveaulos. Eine Mannschaft schon mit einem Pfeifkonzert zu begrüßen, ist unsportlich. Einen einzelnen Spieler wie Christian Zeitz minutenlang auszupfeiffen gar peinlich. Eines Meisters unwürdig war auch das überschaubare Liedgut. Wer sich nur Strophen wie "Zeitz, Du Arschloch" oder den Standardsong für Schiedsrichter "Ihr seit scheiße wie der THW" grölen kann, sollte Geld für einen vernünftigen Musikunterricht sammeln. Besser als das Singen gelang den Fans das Werfen. Gleich mehrfach musste die Partie unterbrochen werden, weil von den Rängen Becher und Kugelschreiber auf den Platz flogen. Nur wer viel Phantasie hat, kann sich ausmalen, was bei einem Kieler Sieg passiert wäre.

(Ein Kommentar von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2004)


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