19./21.02.2005 - Letzte Aktualisierung: 21.02.2005 | Bundesliga |
Update #4 | Update #4 vom 21.2... mit KN-Berichten und weiteren Stimmen |
Johan Pettersson erzielte 8/4 Tore
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Die Mannschaft des THW tat ihr Übriges, um den Lärmpegel oben zu halten. Bereits nach wenigen Sekunden hatte Fritz den ersten Siebenmeter von Christiansen gehalten, Pettersson per Strafwurf und Zeitz mit einem Überraschungsmoment die 2:0-Führung erzielt. Doch in der hektischen Anfangsphase, in der das Schiedsrichterduo einen leicht überforderten Eindruck machte, konnte sich niemand absetzen. Die SG konterte, und da auch Jan Holpert im Flensburger Tor nun Gelegenheit zu Paraden bekam, wogte das Spiel auf und ab. 4:3 und 5:4 führte der Gast, ehe der ansonsten blasse Stryger den ersten zwei-Tore-Vorsprung für die SG heraus werfen konnte. Zwei Pettersson- Treffer brachten den Ausgleich, ehe erneut Stryger per Siebenmeter ud Klimovets mit einem Heber vom Kreis das 7:9 erzielten (24.). Weiter absetzen konnten sich die Gäste indes auch nicht, ackerte doch die THW-Defensive unermüdlich und neutralisierte so den gegnerischen Angriff. In der eigenen Offensive sorgte nun Zeitz mit einem verwandelten Tempogegenstoß, bei dem sich Holpert zu Unrecht angegriffen fühlte, und erneut der mit Licht und Schatten agierende Pettersson per Tempogegenstoß - nachdem ein Flensburger Kempa-Trick bereits im Ansatz unterbunden wurde- für den Ausgleich. Als erneut Kiels Zeitz den THW mit 10:9 in Führung brachte, stand die Halle Kopf. Der strohblonde Halbrechte markierte auch den 11:10-Halbzeitstand.
Die Pause schien zunächst zu einer Gemütsberuhigung geführt zu haben. Nun wurde nicht nur Handball gekämpft, sondern auch der ein oder andere schöne Spielzug auf das Parkett der Ostseehalle "gezaubert", wobei leichte Vorteile auf Seiten der Kieler zu verzeihnen waren. Lundströms einziger Treffer und Hagens 14:12 sorgten für Begeisterung, als sich Pettersson wenig später allein auf Holpert zulief, glaubten einige an das 15:12. Doch das Lattenkreuz hatte etwas gegen eine Kieler Drei-Tore-Führung, die auch beim Stand von 16:14 und 17:15 nicht fallen wollte. Ein ums andere Mal tauchten die Zebras vor Holpert auf, doch dieser beweis einmal mehr seine Klasse. Da auch Andersson im Kieler Tor einen Galatag erwischt hatte, blieb es bei Fahrkarten auf beiden Seiten. Dennoch gewann die SG wieder Oberwasser, glich durch Lijewski beim 17:17 wieder aus. Bis zum 20:21 durch Petterssons Tempogegenstoß blieb die Hoffnung auf einen Erfolg, ehe es Christiansen und Boldsen durch die Flensburger Tore 22 und 23 etwas ruhiger werden liessen. Doch der Gast vermochte es nicht, den THW endgültig zu besiegen. Ahlm glich aus, ehe Boquist eine erneute Flensburger Führung egalisierte. Zwei Treffer des eher untergetauchten Lackovic bedeuteten jeweils einen SG-Vorsprung in der dramatischen Schlussphase, in der beide Teams mit der Einwechslung des siebten Feldspielers für den Torhüter liebäugelten. Doch der durch eine Zahnoperation gebeutelte Lövgren per Knickwurf und Ahlm Sekunden vor dem Ende trafen jeweils zum Ausgleich, beim 26:26 stand Preiß im Torhüter-Leibchen auf der Platte. Jensen, der die Schnelle Mitte ausführen wollte, und Lövgren, der dies verhindern wollte, gerieten zwei Sekunden vor dem Schluss aneinander, woraufhin sich tumultartige Szenen abspielten, die letztlich zur Roten Karte für den Kieler Kapitän führte.
Beruhigen lassen wollten sich beide Seiten kaum, zu sehr hatten die 60 hart umkämpften Minuten mit vielen Nickeligkeiten und versteckten Fouls am Nervenkostüm genagt. Doch letztlich dürften beide Seiten mit der Punkteteilung leben können. Der THW Kiel hat trotz eines Drei-Tore-Rückstandes mit viel Herz noch einen Punkt retten können, die SG eine kleine Vorentscheidung im Titelkampf verhindert. Das leistungsgerechte Remis nach einem brisanten Spiel hilft aber auch keinem der beiden Kontrahenten wirklich weiter.
(Christian Robohm)
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So direkt nach dem Spiel ist man ein bisschen enttäuscht, weil wir bis kurz vor Schluss geführt haben. Aber uns ist das Ergebnis recht, denn beide Mannschaften hätten den Sieg verdient gehabt. Es war ein sehr spannendes Spiel, ohne Jan Holpert hätten wir hier heute verloren.
[Zur letzten Szene:] Ich habe die Situation nicht hundertprozentig gesehen.
Es war Spannung pur von der 1. bis zur 60. Minute. Ich trauere etwas darum, dass wir Anfang der zweiten Halbzeit bei einer 2-Tore-Führung mehrere hundertprozentige Chancen vergeben haben. Die besten Akteure waren Mattias Andersson und Jan Holpert. Gestern war ich noch zuversichtlich, dass wir das Spiel gewinnen würden, aber als ich heute morgen gehört hatte, dass Stefan Lövgren die Nacht über kaum geschlafen hatte und operiert werden musste, war ich etwas skeptischer.
[Zur letzten Szene:] Es war eine riesige Schubserei. Das gehört aber zu so einem Spiel und war die Krönung des Spiels. [Gegenüber den KN:] Das Unentschieden geht in Ordnung. Beide Abwehrreihen waren super und mit Andersson und Holpert erlebten wir großartige Torhüter.
Es war ein von beiden Seiten sehr leidenschaftlich geführtes Spiel. Wir hätten auf 3 bis 4 Tore wegziehen können, aber das Unentschieden ist im Grunde gerecht und entspricht weitgehend dem Spielverlauf. Ich bin mir sicher, dass die Schale auch dieses Jahr wieder nach Schleswig-Holstein geht, aber Flensburg ist Favorit, da die Mannschaft mehr Optionen hat. Dieses Spiel war eine tolle Werbung für den Handball.
[Zur letzten Szene:] Es war ein klares Foul, aber in dieser Phase ganz normal und nicht der Rede wert.
Wir hätten das Spiel vorher entscheiden müssen, aber Jan Holpert hat sensationell gehalten.
Vor dem Spiel wollten wir gewinnen, aber wenn man kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt, muss man zufrieden sein.
Das Ergebnis geht in Ordnung. Das Spiel hat gezeigt, dass unsere Mannschaft einen anderen, besseren, Charakter als früher hat. Vor ein paar Jahren wären wir nach der THW-Führung untergegangen. Nach den Rangeleien ist zwischen uns Spielern wieder alles o.k.
In dieser Woche bekommen wir mit Gummersbach noch einen sehr schweren Gegner vorgesetzt. Heute haben wir Selbstvertrauen getankt. Die Atmosphäre in der Ostseehalle war für ein Derby normal. Man kann ja nicht erwarten, dass die Kieler uns jubelnd begrüßen.
Noka Serdarusic wollte mich auf die Trainerbank mitnehmen. Aber da gehöre ich nicht hin. Ein gerechtes Ergebnis, und es war unheimlich spannend.
Ich ärgere mich über meinen viele Fehlwürfe. Aber was Holpert gehalten hat, war unfassbar. Dass ich mit ihm einmal zusammengeprallt bin und ihn dabei verletzt habe, tut mir leid. Aber wir hatten vorher drei Chancen verblasen und es war klar, dass dieser Ball ins Tor musste. Und wenn ich ihn dafür hinter der Linie ablegen muss. Leider stand mir dabei Holpert im Weg.
Ich habe mir zehn Videos von Holpert angesehen, doch im Spiel macht er dann auf einmal alles ganz anders.
Bei mir läuft es ganz gut, aber direkt nach dem Spiel ärgere ich mich in erster Linie über das Ergebnis. Die Flensburger haben einen riesigen Kader und waren am Ende frischer.
Mitte der zweiten Halbzeit habe ich geglaubt, dass wir gewinnen können. Ohne Holpert hätten wir das auch geschafft. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, schließlich habe ich leichte Vorteile für die Flensburger gesehen.
Aus kiel4kiel.de:
THW holt Punkt im Derby-Krimi gegen Flensburg
Der Bann ist gebrochen - zumindest ein bisschen: Der THW Kiel hat zwar auch im achten Spiel in Folge nicht gegen die SG Flensburg-Handewitt gewinnen können, trotzte dem deutschen Meister aber in einem hochdramatischen Derby in der ausverkauften Kieler Ostseehalle ein 26:26 (11:10)-Unentschieden ab. Überragende Akteure auf dem Parkett waren die beiden Torhüter Mattias Andersson und Jan Holpert mit unzähligen Paraden. Beste Torschützen des Spiels waren wieder einmal Johan Petersson (8/4 Tore) und Christian Zeitz (7 Tore).
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2005:
Als Joachim Boldsen in der 52. Minute beim 23:20 die erste Drei-Tore-Führung für Flensburg perfekt machte, schien die Vorentscheidung in der bis an den Rand gefüllten Ostseehalle gefallen. Die Zebras bissen ein weiteres Mal auf die Zähne und kämpften sich heran. Dann eine weitere "Schleuder" von Blazenko Lackovic - unhaltbar: 25:26. Noch 45 Sekunden. Der THW im Ballbesitz und auf dem Feld in Überzahl, weil Trainer Noka Serdarusic Mattias Andersson aus dem Tor herausnahm und durch Sebastian Preiß vorne ersetzte. Verbissenes Anrennen gegen den Flensburger Abwehrwall. Dann war es soweit: Zeitz passte auf Marcus Ahlm, blitzschnelle Drehung - Tor. Man habe so steif rumgestanden wie Pferde, ärgerte sich Flensburgs Abwehrchef Johnny Jensen später. "Ich habe mir vor dem Wurf Gedanken gemacht", sagte Marcus Ahlm. Jan Holpert habe vorher schließlich wahnsinnig gut gehalten. Diesen Ball nicht mehr, der schlug ungehindert links oben im Tornetz ein.
Danach wurde es ungemütlich auf dem Parkett. Das THW-Tor war verwaist, Flensburg brachte den Ball zur Mitte, wollte in den letzten drei Sekunden den Sieg. Doch Stefan Lövgren griff zum letzten Mittel und verpasste dem einwurfbereiten Johnny Jensen einen harten Stoß. Plötzlich flogen Fäuste, Sicherungen brannten durch, Männer wälzten sich im Hallenstaub. Erst Lars Geipel und Marcus Helbig beendeten das Spektakel mit dem Abpfiff, Lövgren und Jensen sahen Rot - Matchstrafe. Die Schiedsrichter verließen das Parkett unter einem Hagel aus Programmheften, Spieler beider Mannschaften fielen sich in die Arme und schlossen wieder Freundschaft. Bei Handballern dauern Fehden exakt 60 Minuten, danach kehrt Frieden ein.
Man habe ein extrem unterhaltsames Nordderby gesehen, waren sich später Spieler und Offizielle beider Teams einig. "Und mit einem unter dem Strich gerechten Ausgang", befand Flensburgs Trainer Kent-Harry Andersson, "obwohl ich ein wenig traurig bin, dass wir unsere Führung am Ende nicht gehalten haben." Angesprochen auf die Vorfälle nach dem Ausgleich war eine kollektive Amnesie eingezogen. Man könne sich nicht mehr an die Vorfälle erinnern, lautete der Standardsatz auf beiden Seiten.
Dafür gab es viel Lob. Die Torhüter kamen am besten weg. Mattias Andersson, der 60 Minuten zwischen den THW-Pfosten stand und nur bei Siebenmetern von Henning Fritz abgelöst wurde (zweimal mit Erfolg) hielt insgesamt 17 schwere Bälle, Flensburgs Schlussmann noch ein paar mehr. "Mattias war richtig gut", urteilte THW-Linkshänder Roman Pungartnik, "aber Jan Holpert war unglaublich."
Erfolgreichste Torschützen der Zebras waren Johan Petersson (8) und Christian Zeitz (7), Kiels blonde rechte Seite löste allerdings auch jede Menge Fahrkarten. Auf der linken Seite ging fast gar nichts. Kein Durchkommen für Frode Hagen gegen den Flensburger Abwehr-Beton, und Linksaußen Henrik Lundström verzweifelte vier Mal freistehend an Holpert. Wie es geht, demonstrierten auf der anderen Seite Lackovic, Boldsen und Christiansen. Insgesamt 14 Tore fanden von dort aus den Weg ins Kieler Tor. Wie der THW trotzdem mithalten konnte? Mattias Andersson, außerdem verstrickten die Zebras den Nordrivalen in einen Kampf auf Biegen und Brechen.
Der Rauch um das Nordderby hat sich verzogen, die Lage an der Tabellenspitze ist unverändert. Vielleicht sei Verfolger SC Magdeburg der Sieger des Nordderbys, orakelte Johnny Jensen. Uwe Schwenker sah's anders. Er wolle Magdeburg und den anderen Verfolgern nicht zu nahe treten, erklärte der THW-Manager, "aber die Schale geht auch in diesem Jahr wieder nach Schleswig-Holstein." Kollege Thorsten Storm will derweil Ausschau nach einem Urlaubsort in Spanien halten. Bei einem Sieg in Kiel, so hatte er versprochen, lade er die Mannschaft samt Familie ein. Ob das auch nach dem 26:26 noch gelte, wurde er gefragt. "Ich glaube ja."
(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2005:
(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2005)
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