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21./22.09.2005 - Letzte Aktualisierung: 22.09.2005 Bundesliga

Kontrollierter Sieg gegen kampfstarke Melsunger

Kavticnik mit 9 Treffern

Bundesliga, 6. Spieltag: 21.09.2005, Mi., 20.00: THW Kiel - MT Melsungen: 32:27 (16:11)
Update #4 Spielbericht der KN, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt...

Nikola Karabatic traf gegen Melsungen viermal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic traf gegen Melsungen viermal.
Es war ein hartes Stück Arbeit gegen den Aufsteiger MT Melsungen: Die für ihre sehr offensive Abwehrarbeit bekannten Hessen verlangten dem THW Kiel in der Ostseehalle alles ab, hatten dennoch nie eine realistische Chance auf einen Punktgewinn. Letztlich siegten die Zebras dank eines wieder einmal bärenstarken Henning Fritz und 9 Treffern von Vid Kavticnik verdient mit 32:27 (16:11) und fahren damit als ungeschlagener Tabellenführer zum Landesderby nach Flensburg.
Die Zebras begannen mit einer ungewöhnlichen Formation: Für den angeschlagenen Stefan Lövgren spielte der zuletzt gegen Göppingen überragende Viktor Szilagyi, Nikola Karabatic war nach seiner Bänderüberdehnung wieder rechtzeitig fit, zudem spielte Wagner von Beginn an, um Melsungens Rückraumshooter Daniel Valo in Schach zu halten.

Die Kieler bekamen die äußerst offensive und aggressive Deckung schnell zu spüren und kamen in der Anfangsphase mit der "Indianer-Taktik" des Aufsteigers nicht klar. Nachdem Karabatic einen Siebenmeter an die Latte warf, gingen die Hessen durch Sanikis in Führung. Erst in der 6. Minute konnten die THW-Fans das erste Mal jubeln: In Überzahl traf Wagner zum 1:1 und beruhigte etwas die angespannten Gemüter. Ein Doppelschlag durch Ahlm und den heute starken Karabatic brachte die Zebras dann erstmals in Front (9.). Nach 14 Minuten führte der THW mit 6:2 - zwar fanden die Kieler selten den Abschluss, doch war Melsungen im Angriff umso ungefährlicher: Besonders Daniel Valo, der sich einem wie gewohnt kampfstarken und einsatzfreudigen Adrian Wagner gegenüber sah, enttäuschte, so dass lediglich der Grieche Sanikis Gefahr im Rückraum ausstrahlte. Erschwerend kam für den Aufsteiger hinzu, dass Henning Fritz seine Form aus dem Göppingen-Spiel offenbar komservieren konnte.
Marcus Ahlm tankt sich durch. Der Kreisläufer traf vier Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm tankt sich durch. Der Kreisläufer traf vier Mal.

Nachdem Wagner nach einem Tempo-Gegenstoß gefoult wurde, hatte Valo endlich Platz für seinen ersten Treffer zum 6:3 (15.), doch der THW spielte konzentriert weiter und kam durch Szilagyi und Kavticnik zur ersten Fünf-Tore-Führung. Melsungen fand nun im Angriff dennoch etwas besser ins Spiel und zeigte unbeeindruckt von der Atmosphäre in der Halle sehenswerte Aktionen - Kurtagic z.B. verwandelte in Unterzahl einen herrlichen Kempa zum zwischenzeitlichen 11:7 (22.). Die Führung pendelte sich im Vier-Tore-Bereich ein, ehe Szilagyi mit einem 103 km/h-Kracher und Kavticnik von außen den Halbzeitendspurt einleiteten. Nachdem Marcus Ahlm in den Schlusssekunden an die Latte warf und nach Traumanspiel von Wagner auch seine zweite Chance am nicht so starken Djordjic vergab, brachte Kurtagic Melsungen im letzten Moment noch den 16:11-Anschlusstreffer und damit einen Funken Hoffnung auf eine Überraschung.

Allerdings wollten die Zebras nichts anbrennen lassen - Szilagyi erhöhte nach der Pause nach herrlichem Zeitz-Anspiel schnell auf 17:11. Dennoch schlichen sich nun immer mehr Unkonzentriertheiten ob der zermürbenden Melsunger Abwehrtaktik ein - besonders Zeitz, Szilagyi und später Kim Andersson luden die Gäste mit Fehlpässen zu Gegenstößen ein. Zudem verrannten sich die Kieler Rückraumspieler oftmals in Einzelaktionen, welche von den Schiedsrichtern Kaiser/Kaiser oftmals als Stürmerfouls geahndet wurden - im Publikum stießen diese Entscheidungen jeweils auf Unverständnis. Dass der Aufsteiger dennoch nicht Tuchfühlung aufnehmen konnte, lag zum Einen am Kampfeswillen Szilagyis, der seine Fehler mehrmals selbst wieder ausbügelte, den postwendenden Antworten von Zeitz, bei dem sich Genie und Wahnsinn abwechselten sowie dem nervenstarken Kavticnik. Letztlich schwächten sich die Gäste durch einen Wechselfehler in der 43. Minute auch noch selbst und mussten über 100 Sekunden gar in doppelter Unterzahl agieren.
Viktor Szilagyi wird beim Wurf unfair von Melsungens  Predrag Kontic gestoppt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viktor Szilagyi wird beim Wurf unfair von Melsungens Predrag Kontic gestoppt.

So baute der THW - auch dank eines weiterhin in Klasseform haltenden Henning Fritz - den Vorsprung über 21:14 (40.) und 27:18 (48.) sogar leicht aus. Ein Zehn-Tore-Vorsprung wurde am Ende aber nicht erzielt, weil die Zebras in den letzten zwölf Minuten teilweise zu chaotisch agierten und noch vier Zeitstrafen kassierten. Die dadurch entstandenen Lücken in der Kieler Abwehr nutzte nun vor allem Kreisläufer Petr Hruby, der alle seine 5 Tore in der zweiten Halbzeit erzielte. Für den Schlusspunkt aus Kieler Sicht sorgte - man kann schon fast von Tradition sprechen - Geburtstagskind Pelle Linders, der mit seinem einzigen Treffer in der 58. Minute das 32:24 erzielte. Die letzten drei Tore der Partie erzielten aber die Gäste, die allerdings nur noch statistischen Wert hatten.

(Sascha Krokowski)

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Aus kiel4kiel.de:

THW Kiel gewinnt griechisch-römisches Match gegen Aufsteiger

Die wichtigste Meldung des Spiels machte Uwe Schwenker nach dem Schlusspfiff: "Wir haben zwei Punkte geholt und es hat sich kein weiterer Spieler verletzt". Besonders der letzte Punkt schien angesichts der eher an griechisch-römischen Ringerstil denn an Handball erinnernde Defensivarbeit des Aufsteigers MT Melsungen von besonderer Aussagekraft. Und so wird von dem ersten Aufeinandertreffen der Zebras mit den Mittelhessen demnächst auch nicht viel mehr in Erinnerung bleiben, als der letztlich souverän heraus gespielte 32:27 (16:11)-Erfolg der Kieler.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich habe durch Zufall alle vier bisherigen Spiele der Melsunger gesehen, wusste also, was heute Abend auf uns zukommen sollte. Gemeinsam mit der Mannschaft haben wir uns dann auch den starken Auftritt Melsungens in Magdeburg angesehen. Ich wusste: So eine Abwehr provoziert viele Fehler, wir wollten deshalb unsererseits in der Abwehr Bälle erkämpfen, was in der ersten Halbzeit auch gut gelang. Wir hätten auch mit zehn Toren Unterschied gewinnen können, am Ende haben wir jedoch zu hektisch und teilweise chaotisch gespielt.

Zum Flensburg-Spiel: Mit Flensburg habe ich mich bis heute nicht beschäftigt. Dies tue ich ab morgen früh. Ich weiß, dass es für Flensburg immer etwas Besonderes ist, gegen den THW zu spielen. Aber wir haben eine gute Truppe, die von Tag zu Tag besser wird. Ich hoffe zudem, dass Lövgren bis zum Spiel wieder fit wird. Wir werden alles geben, um in Flensburg zu gewinnen.

MT-Trainer Dr. Rastislav Trtik:
Trotz der guten Ergebnisse bisher werden wir auf dem Boden bleiben. Mit Lövgren in der Rückraum Mitte bekommen wir hier mehr Probleme, das ist uns bewusst. Der THW hat das Spiel kontrolliert, war uns überlegen. Zuletzt konnten wir nur noch Ergebniskosmetik betreiben, trotzdem bin ich zufrieden mit einigen Phasen unseres Spiels.
MT-Manager Bernd Kaiser:
Unser Start ist zufriedenstellend, zumal wir uns bisher auch viel mit uns selbst beschäftigt haben. Neue Halle, neues Umfeld, neue Spieler - daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Der THW hat es heute gnädig mit uns gemeint, aber wir sind froh, diese tolle Atmosphäre hier in der Ostseehalle gespürt haben zu dürfen.
THW-Manager Uwe Schwenker
Melsungen war heute nicht der richtige Vorbereitungsgegner für das Derby. Ich glaube nicht, dass Kent-Harry gegen uns mit solch einer offensiven Abwehr Spielen lassen wird. Gegen Melsungen, das mit ihrer anderen Spielweise den Anspruch an den Klassenerhalt erfüllen dürfte, werden noch andere Gegner ihre Probleme bekommen - insbesondere auswärts. Ich bin froh, dass wir heute zwei Punkte geholt haben und sich kein weiterer Spieler verletzt hat.

Zum Flensburg-Spiel im DHB-Pokal: Über 8000 Karten sind bereits verkauft, ich rechne am Dienstag auch mit 1000 bis 1500 Flensburger Fans, sodass wir eine hitzige Pokal-Atmosphäre in der Ostseehalle spüren werden. Es wartet also ein typisches Derby und ich hoffe natürlich auf einen Sieg des THW.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Adrian Wagner.

6. Spieltag: 21.09.05, Mi., 20.00: THW Kiel - MT Melsungen: 32:27 (16:11)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-59. Minute, 18 Paraden), M.Andersson (60. Minute); Linders (1), K. Andersson (2), Lundström, Kavticnik (9/5), Hagen (n.e.), Lövgren (n.e.), Wagner (3), Ahlm (4), Schindler (n.e.) Szilagyi (5), Zeitz (4), Karabatic (4); Trainer: Serdarusic
Logo MT Melsungen:
Djordjic (1.-54. Minute, 7 Paraden), Musil (55.-60. Minute, 2 Paraden); Brouko (2), Pregler (1), Wöhler, Kraus (3), Kontic, Hazl (3/2), Valo (3), Holl, Hruby (5), Hock (1), Sanikis (5), Radcenko (1), Kurtagic (3), Hynek; Trainer: Trtik
Schiedsrichter:
Kaiser (Varel) / Kaiser (Bad Zwischenahn)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Ahlm (28.), Wagner (48.), K. Andersson (53.), Lundström (58.), Fritz (60.);
Melsungen: 6 (2x Pregler (5., 43.), 2x Kraus (38., 54.), Kontic (21.), Hruby (43.))
Siebenmeter:
THW: 6/5 (Karabatic an die Latte (3.));
Melsungen: 3/2 (Fritz hält Sanikis (12.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 3:1, 3:2, 6:2 (13.), 8:4, 9:5, 10:6, 12:8, 14:10, 16:10, 16:11;
2. Hz.: 18:12, 18:14, 21:14 (40.), 21:16, 22:17, 24:17 (44.), 25:18, 27:18 (48.), 27:20, 29:20, 30:21, 30:23, 32:24 (58.), 32:27.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2005:

Weiße Weste nach hartem "Ringkampf"

THW festigte Tabellenführung mit 32:27-Sieg über Melsungen
Kiel - Fünftes Saisonspiel, fünfter Sieg. Der THW Kiel machte gestern Abend gegen die "Indianer-Abwehr" von Aufsteiger Melsungen zwar einen ungewollten Abstecher in den "Wilden Handball-Westen", steckte kräftige Hiebe ein, wälzte sich am Boden, behielt in der Bundesliga nach dem 32:27 (16:11)-Sieg aber seine weiße Weste und festigte die Tabellenführung.

Zuschauer und Spieler sehnten gleichermaßen den Schlusspfiff herbei. Mit Handball im herkömmlichen Sinne hatte der Auftritt des Aufsteigers nämlich nur wenig gemein. So lautstark und aufgeregt wie Trainer Rastislav Trtik an der Außenlinie entlang wieselte und Unruhe in die Partie schickte, so aufgedreht warfen sich auch seine Spieler in die Zweikämpfe mit dem THW. "Wir hatten uns etwas ausgerechnet", sagte Gäste-Linksaußen Karsten Wöhler, der selbst drei Jahre das THW-Trikot trug. "Vor allem, weil Stefan Lövgren fehlte." Kiels Kapitän hatte sich im Trainingsanzug auf die Auswechselbank gesetzt: die Oberschenkelzerrung aus dem Göppingen-Spiel. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, klärte Masseur Uwe Brandenburg auf, am Sonnabend gegen Flensburg sei der Spielmacher ganz sicher wieder dabei.

Lövgren blieben unangenehme 60 Minuten erspart. Seine Rolle übernahm erneut Viktor Szilagyi. Die Leistung von Göppingen mit zwölf erzielten Toren konnte der Österreicher in der Rolle als Leit-Zebra zwar nicht wiederholen, doch nach nervösem Beginn nahm der 27-Jährige die Aufforderung zum "Kampf mit Körperkontakt" auf und warf sich unerschrocken ins Getümmel. Fünf Treffer standen später auf seinem Konto, Haupttorschütze im Zebra-Hemd war ebenfalls ein Neuzugang. Vid Kavticnik traf neunmal, ließ sich auch vom "Punkt" nicht aus der Ruhe bringen, verwandelte vier Siebenmeter und glänzte vor allem mit der Quote 100 Prozent.

MT-Rückraumschütze Grigrios Sanikis brachte dem Aufsteiger mit dem 1:0 in der ersten Minute die erste und einzige Führung. Der Ausgleich durch Adrian Wagner ließ bis zur 6. Minute auf sich warten, danach setzten sich die Kieler kontinuierlich ab. Als Antwort auf die aggressive 4:2-Deckung der Gäste hatte THW-Coach Noka Serdarusic eine ebenfalls offensive 5:1-Variante gewählt. Wagner spielte den vorgezogenen Zerstörer. "Der reine Spaß war es nicht, aber eine Herausforderung und Abwechslung zur normalen 6:0-Deckung. Wir wussten, dass wir Bälle verlieren würden, wollten uns diese aber in der eigenen Abwehr zurück holen", erläuterte Kiels Linksaußen die Trainer-Vorgaben. Obwohl Henrik Lundström zuletzt überragende Leistungen gezeigt hatte, bekam Wagner gestern überraschend den Vorzug. Er nutzte seine Chance, kämpfte wie ein Löwe und traf in der ersten Halbzeit dreimal in wichtigen Phasen. "Ich hab es genossen, bei dieser großartigen Atmosphäre dabei sein zu dürfen."

Dabei war auch das Schiedsrichter-Duo Kaiser/Kaiser, richtig im Spielfilm aber nicht. Sechsmal schickten sie Melsunger "Ringkämpfer" zum Abkühlen auf die Bank, die harmlosen Zebras erwischte es fast genau so oft. Fünfmal mussten sie für Lapalien runter. Da stimmten die Relationen überhaupt nicht. Geburtstagskind Henning Fritz, der auch an seinem 31. Geburtstag hexte und 19 Bälle anhielt, musste kurz vor Schluss wegen Meckerns auf die Bank. "Wozu haben wir Schiedsrichter", habe ich gefragt. "Schon war ich draußen", ärgerte sich der Welthandballer noch Minuten nach dem Schlusspfiff. Am Sonnabend geht's zum Nordderby nach Flensburg. Dort wird wieder Handball gespielt.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.09.2005)


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