17./18.04.2005 - Letzte Aktualisierung: 18.04.2005 | DHB-Pokal |
Update #3 | KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt |
Der moralische Sieger bedankt sich bei seinen Fans. |
Die Anfangsphase gehörte dem Titelverteidiger: Zweimal Christiansen, Boldsen und ein Treffer nach Tempogegenstoß von Stryger brachten Flensburg schnell mit 4:1 in Front, doch der THW ließ sich nicht abschütteln und kam durch 2 Tore des guten Boquist schnell wieder heran. Ebenfalls beeindruckend die Leistung von Christian Zeitz, der den Pfiffen aus der Flensburger "Fan"-Kurve mit gewitzten Anspielen und zwei seiner gefürchteten "Hammer" entgegnete. Drei Treffer in Folge zum 8:5 brachte Flensburg zwar wieder einen kleinen Vorsprung ein, doch der diesmal vom Punkt sichere Johan Pettersson und der ebenfalls angeschlagene Ex-Flensburger Frode Hagen hielten die Zebras auf Kurs.
Christian Zeitz erhielt in der 21. Minute die rote Karte. Der Knackpunkt? |
In der Schlussphase der ersten Halbzeit kämpfte sich der THW wieder ein wenig heran, obwohl weiterhin einige strittige Szenen für Zeitstrafen und Unruhe bei den Zebras sorgten. Hagens Treffer zum 13:15 wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff ließ noch einmal hoffen, doch Lars Christiansen schaffte in letzter Sekunde noch ein Tor aus spitzestem Winkel und ermöglichte den 3-Tore-Vorsprung zur Pause.
Im zweiten Durchgang kehrte Henning Fritz ins Kieler Tor zurück, doch auch er konnte nicht verhindern, dass sich Flensburg über 18:13 auf 21:15 (37.) absetzen konnte. In dieser Phase der Partie fehlte ein Konzept im Kieler Angriff, um die sattelfeste Abwehr des Kontrahenten auszuhebeln, Rückraumwürfe von Frode Hagen wurden zumeist geblockt. Das Spiel schien entschieden, doch der THW steckte noch nicht auf: Hagen, Lundström und Pettersson per Strafwurd konnten für Kiel verwandeln, bei Flensburg spielte Lackovic nun Alleinunterhalter und verwaltete den Vorsprung bis zur 40. Minute - es stand nun 23:18.
Nun lief es immer besser bei den Zebras: Strafwürfe und auch zwei Zeitstrafen gegen Boldsen und Lijewski wurden vorne clever herausgeholt, die Siebenmeter von Pettersson weiterhin eiskalt verwandelt, und hinten steigerte sich Henning Fritz zur Galaform. In Windeseile war der Ausgleich hergestellt, und in der 48. Minute konnte Roman Pungartnik im Nachwurf sogar die erste Kieler Führung der Partie zum 24:23 erzielen. Endlich war es der von fast 13.000 Zuschauern erhoffte spannende Pokalfight geworden.
Martin Boquist: Ein guter Ersatz für den verletzten Stefan Lövgren. |
(Sascha Krokowski)
Wenn man 21:15 in Führung liegt, glaubt man, dass alles vorbei ist. Meine Spieler dachten das wohl auch. Doch der THW hat uns kaputtgelaufen, wir hatten ja auch gestern ein langes hartes Spiel. Wir haben aber die Ruhe behalten. Man muss den THW loben, dass er trotz des kleinen Kaders so viel Moral gezeigt hat.
Die Spieler haben morgen natürlich frei, ich hoffe dennoch, dass sie nicht zu viel feiern.
Glückwunsch an Flensburg, es war ein verdienter Sieg. Mit Stefan Lövgren fehlte heute bei uns unser Kopf und Motor. Hinzu kommt, dass Mattias Andersson uns fehlt, wenn Henning Fritz mal schlechte 30 Minuten hat - und dann noch die Hinausstellung von Zeitz...
Es tut mir leid für Christoph Schindler, dass der junge Spieler in der letzten Minute diese hundertprozentige Chance nicht nutzen konnte.
In Deutschland läuft derzeit eine Kampagne gegen Zeitz. Es ist eine Augenweihde, ihn spielen zu sehen, er ist ein feiner Kerl. Ich werde mich gegen diese Kampagne wehren.
Das hätte man auch anders entscheiden können.
Ich ziehe den Hut vor unserer Mannschaft. Es hat nicht gereicht, aber wir können trotzdem stolz sein.
Wir waren schon im Himmel. Dann haben wir uns unnötigerweise noch einmal in die Hölle geschickt, um schließlich ganz in den Himmel zu kommen.
Mehr geht nicht. Meine Mannschaft war platt, aber sie hat es noch einmal geschafft, ins Spiel zurückzufinden. Wir haben mit dem Hänger Kiel noch einmal ins Spiel gebracht. Das gibt jetzt neue Euphorie für den Titelkampf.
Das ist einfach traumhaft. So viele Titel gewinnt man ja nicht. Wir haben alles gegeben, Kiel hat uns alles abverlangt. Zur Roten Karte von Christian Zeitz kann ich nur sagen, dass es ein Foul war. Jetzt werden wir in der Meisterschaft noch einmal angreifen.
Das war ein ganz enges Spiel. Nach der Sechs-Tore-Führung haben wir es verpasst, den Sack zuzumachen.
Das war ein ganz enges Turnier. Wir hatten am Ende das nötige Quäntchen Glück.
Wir waren schon weit weg und sind noch einmal zurückgekommen. Es ging am Ende um Kleinigkeiten. Dreimal haben wir in Folge mit einem Tor gewonnen, nun einmal mit einem verloren. Es ist aber bitter, weil es ein Finale war. Es ist einfach ein ätzendes Gefühl, wenn man in der ersten Halbzeit so lange in Unterzahl spielt. So konnten wir kein vernünftiges Spiel abliefern. Die Rote Karte für Christian Zeitz war höchstens eine Zeitstrafe.
Aus kiel4kiel.de:
Finalniederlage gegen Flensburg - THW Kiel ist Pokalsieger der Herzen
Es hat wieder nicht gereicht: am Sonntag lieferte der THW Kiel der SG Flensburg-Handewitt im Finale des DHB-Pokals über 60 Minuten einen tollen Kampf. Dabei ließen sich die Zebras weder durch die Verletzung von Kapitän Stefan Lövgren, die unberechtigte frühe Rote Karte für Christian Zeitz noch durch die zumindest in der ersten Hälfte ziemlich einseitig die Regeln auslegenden Schiedsrichterbrüder Methe/Methe aus dem Konzept bringen, um am Ende doch wieder mit leeren Händen da zu stehen. 31:33 (13:16) stand nach einem dramatischen Endspiel auf dem Videowürfel in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Colorline-Arena, Flensburg feierte und Kiel durfte zumindest den Titel "Pokalsieger der Herzen" mit nach Hause nehmen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2005:
Den Pokal widmeten die SG-Spieler ihrem an Krebs erkrankten Kollegen Christian Berge. Als der Norweger vor 12 800 Zuschauern den Pott in die Höhe riss, erntete er Jubel und wehmütige Blicke der Silbermedaillengewinner. Die Zebras litten, hatten sich die Bewunderung der Fans aber ebenfalls verdient. Sie kämpften gegen Verletzungspech, fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, lagen Mitte der zweiten Halbzeit hoffnungslos mit sechs Toren im Hintertreffen und kamen dennoch ins Spiel zurück. "Das ist alles sehr traurig", resümierte Kiels Turnier-Haupttorschütze Johan Pettersson (20 Tore) nach der großartigen Energieleistung seines Teams, "wir setzen uns gegen alle Widerstände durch - und ziehen trotzdem den Kürzeren."
Die erste Hiobsbotschaft deutete sich nach dem Halbfinal-Schlusspfiff gegen Göppingen an. Spielmacher Stefan Lövgren humpelte mit versteinertem Gesicht vom Parkett - den linken Schuh in der Hand, seinen Blick auf den geschwollenen Knöchel gerichtet. Diagnose: Innenbanddehnung. Eine schmerzstillende Spritze und ein Spezialverband sollten helfen, doch Lövgren schaffte im Finale keinen Schritt. Auch Henning Fritz kam zunächst nicht auf Touren. Kiels Weltklassetorhüter wurde von Nachwirkungen einer Grippe in die Knie gezwungen, nächtliche Infusionen der medizinischen Abteilung brachten nur geringe Besserung. Schon nach 14 Minuten zog Trainer Noka Serdarusic die Notbremse und brachte Dennis Klockmann, der am Abend zuvor in der Zweiten Liga für den TSV Altenholz zwischen den Pfosten gestanden und 41 Tore gegen Emsdetten kassiert hatte. Klockmann führte sich gut ein, machte gar einen Siebenmeter von Lars Christiansen unschädlich und half, den SG-Vorsprung in Grenzen zu halten. Der drohte dann spätestens nach dem "Ausfall" des dritten Leistungsträgers ins Uneinholbare davonzueilen: Nachdem Christian Zeitz Blazenko Lackovic beim Torwurf gefoult hatte, zog das in der ersten Halbzeit seltsam einseitig urteilende Schiedsrichterpaar Bernd und Rainer Methe überraschend die rote Karte. Für den gut in die Partie gestarteten Linkshänder war das Finale nach 21 Minuten beendet.
Nach Wiederanpfiff stand erneut Henning Fritz zwischen den Pfosten, er steigerte sich enorm, konnte den größer werden Rückstand aber nicht verhindern. Spätestens beim 15:21 in der 37. Minute hätte niemand auch nur zehn Cent auf den THW gesetzt. Aber das Blatt wendete sich. Martin Boquist zerriss sich auf der Spielmacherposition, Frode Hagen vernaschte die SG Deckung wie er wollte und Pettersson traf viermal am Stück. Als Roman Pungartnik in der 48. Minute zur 24:23-Führung für Kiel einwarf, bebte die Arena, ein mögliches kleines Wunder nahm Gestalt an. Bis zur Schlussminute wechselte der Cup seinen künftigen Besitzer im Minutentakt und landete dann doch im Schoß des Titelverteidigers. Pech, dass ausgerechnet Kiels Jüngster, Christoph Schindler, 20 Sekunden vor der Schlusssirene an der SG-Latte scheiterte, im Gegenzug räumte Lars Christiansen letzte Zweifel aus dem Weg. Kiels Manager Uwe Schwenker, der das Finale vor dem Fernseher an der Seite seines schwer kranken Vaters in Bremen miterlebte, fand trotz der Niederlage Lob: "Wer kämpft, kann verlieren."
Die Fernsehmacher focht das Urteil der Handball-Fachleute indes nicht an, beim Final Four stand Wunderlich an der Seite von Constantin Sauer auf dem NDR-Reporterplatz. Kleine Kostprobe? Flensburgs Linksaußen Lars Christiansen wurde vom Ex-Weltmeister kurzerhand in Christian Andersen umgetauft. Klebt man noch einen Hans davor, kommt ein berühmter Däne zu Stande: Hans-Christian Andersen, der großartige Märchenerzähler. Der wäre dieses Jahr 200 Jahre alt geworden. Ein wirklicher Grund zum Feiern. Der Handball-Märchenonkel ist keiner.
(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2004)
Lesen Sie auch den Bericht der KN über die "Kampagne gegen Zeitz"
(17./18.04.2005) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |