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17./18.04.2005 - Letzte Aktualisierung: 18.04.2005 DHB-Pokal

DHB-Pokal-Finale: Ersatzgeschwächter THW unterliegt Flensburg nach couragierter Leistung

DHB-Pokal, Finale: 17.04.2005, S0., 14.30: THW Kiel - Flensburg-Handewitt: 31:33 (13:16)
Update #3 KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt

Der moralische Sieger bedankt sich bei seinen Fans.
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Die SG Flensburg-Handewitt hat seinen Titel verteidigen können und ist somit zum dritten Mal in Folge Deutscher Pokalsieger. In einem spannenden Finale musste sich der THW Kiel nach einer grandiosen Aufholjagd und einer engagierten kämpferischen Leistung schließlich mit 31:33 (13:16) dem Erzrivalen beugen. Knackpunkt im Spiel war eine unberechtigte Rote Karte gegen den bis dahin stark aufspielenden Christian Zeitz.
Die erste Hiobsbotschaft für den THW gab es bereits vor dem Anpfiff: Kapitän Stefan Lövgren musste wegen einer Bänderverletzung am linken Knöchel passen, der seit dem Halbfinale gegen Göppingen angeschlagene Martin Boquist übernahm seine Position.

Die Anfangsphase gehörte dem Titelverteidiger: Zweimal Christiansen, Boldsen und ein Treffer nach Tempogegenstoß von Stryger brachten Flensburg schnell mit 4:1 in Front, doch der THW ließ sich nicht abschütteln und kam durch 2 Tore des guten Boquist schnell wieder heran. Ebenfalls beeindruckend die Leistung von Christian Zeitz, der den Pfiffen aus der Flensburger "Fan"-Kurve mit gewitzten Anspielen und zwei seiner gefürchteten "Hammer" entgegnete. Drei Treffer in Folge zum 8:5 brachte Flensburg zwar wieder einen kleinen Vorsprung ein, doch der diesmal vom Punkt sichere Johan Pettersson und der ebenfalls angeschlagene Ex-Flensburger Frode Hagen hielten die Zebras auf Kurs.

Christian Zeitz erhielt in der 21. Minute die rote Karte. Der Knackpunkt?
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz erhielt in der 21. Minute die rote Karte. Der Knackpunkt?
Nach 20 Minuten stand es 10:9 für Flensburg, als eine klare Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns Methe/Methe die Personaldecke des THW für das Finale noch dünner werden ließ. Nach einem Foul von Zeitz an Blazenko Lackovic hob dieser theatralisch ab und provozierte mit Hilfe einiger Zuschauer, dass die Schiedsrichter aus Vellmar die Rote Karte zückten. Der Schock saß tief bei den Zebras und Flensburg nutzte dies eiskalt aus: Stryger, Christiansen und ein Tempogegenstoß von Jensen nach einem großen Abspielfehler des heute neben sich stehenden Roman Pungartnik brachten das 13:9 (24.) für Flensburg ein. Am mittlerweile für den grippegeschwächten Henning Fritz im Tor stehenden Dennis Klockmann lag es nicht, immerhin konnte er mehrfach glänzend parieren, unter anderem einen Siebenmeter von Lars Christiansen.

In der Schlussphase der ersten Halbzeit kämpfte sich der THW wieder ein wenig heran, obwohl weiterhin einige strittige Szenen für Zeitstrafen und Unruhe bei den Zebras sorgten. Hagens Treffer zum 13:15 wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff ließ noch einmal hoffen, doch Lars Christiansen schaffte in letzter Sekunde noch ein Tor aus spitzestem Winkel und ermöglichte den 3-Tore-Vorsprung zur Pause.

Im zweiten Durchgang kehrte Henning Fritz ins Kieler Tor zurück, doch auch er konnte nicht verhindern, dass sich Flensburg über 18:13 auf 21:15 (37.) absetzen konnte. In dieser Phase der Partie fehlte ein Konzept im Kieler Angriff, um die sattelfeste Abwehr des Kontrahenten auszuhebeln, Rückraumwürfe von Frode Hagen wurden zumeist geblockt. Das Spiel schien entschieden, doch der THW steckte noch nicht auf: Hagen, Lundström und Pettersson per Strafwurd konnten für Kiel verwandeln, bei Flensburg spielte Lackovic nun Alleinunterhalter und verwaltete den Vorsprung bis zur 40. Minute - es stand nun 23:18.

Nun lief es immer besser bei den Zebras: Strafwürfe und auch zwei Zeitstrafen gegen Boldsen und Lijewski wurden vorne clever herausgeholt, die Siebenmeter von Pettersson weiterhin eiskalt verwandelt, und hinten steigerte sich Henning Fritz zur Galaform. In Windeseile war der Ausgleich hergestellt, und in der 48. Minute konnte Roman Pungartnik im Nachwurf sogar die erste Kieler Führung der Partie zum 24:23 erzielen. Endlich war es der von fast 13.000 Zuschauern erhoffte spannende Pokalfight geworden.

Martin Boquist: Ein guter Ersatz für den  verletzten Stefan Lövgren.
Klicken Sie zum Vergrößern! Martin Boquist: Ein guter Ersatz für den verletzten Stefan Lövgren.
Allen voran Boquist und Hagen trafen nun für die Zebras, bei den Flensburgern übernahm in der Schlussphase wie schon im Halbfinale gegen Nordhorn Kreisläufer Klimovets die Initiative - die Führung wechselte nun ständig. Pungartnik wurde mittlerweile durch Christoph Schindler ersetzt, der mit einem schönen Anspiel an Marcus Ahlm das 30:29 für den THW ermöglichte. Zweimal Klimovets und Hagen besorgten das 31:31, eine Minute vor Schluss setzte Sören Stryger den THW mit seinem sechsten verwandelten Siebenmeter zum 32:31 mächtig unter Druck. Christoph Schindler nahm sich ein Herz, setzte sich blendend gegen die Flensburger abwehr durch, doch sein Aufsetzer ging über das nun von Dan Beutler gehütete Tor. Der dritte Pokalsieg für Flensburg in Folge war unter Dach und Fach, der Treffer von Christiansen zum 33:31 hatte nur noch statistischen Wert.

(Sascha Krokowski)

Stimmen zum Spiel:

SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Wenn man 21:15 in Führung liegt, glaubt man, dass alles vorbei ist. Meine Spieler dachten das wohl auch. Doch der THW hat uns kaputtgelaufen, wir hatten ja auch gestern ein langes hartes Spiel. Wir haben aber die Ruhe behalten. Man muss den THW loben, dass er trotz des kleinen Kaders so viel Moral gezeigt hat.
Die Spieler haben morgen natürlich frei, ich hoffe dennoch, dass sie nicht zu viel feiern.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Glückwunsch an Flensburg, es war ein verdienter Sieg. Mit Stefan Lövgren fehlte heute bei uns unser Kopf und Motor. Hinzu kommt, dass Mattias Andersson uns fehlt, wenn Henning Fritz mal schlechte 30 Minuten hat - und dann noch die Hinausstellung von Zeitz...
Es tut mir leid für Christoph Schindler, dass der junge Spieler in der letzten Minute diese hundertprozentige Chance nicht nutzen konnte.
In Deutschland läuft derzeit eine Kampagne gegen Zeitz. Es ist eine Augenweihde, ihn spielen zu sehen, er ist ein feiner Kerl. Ich werde mich gegen diese Kampagne wehren.
THW-Spieler Christian Zeitz zur roten Karte:
Das hätte man auch anders entscheiden können.
THW-Spieler Henning Fritz:
Ich ziehe den Hut vor unserer Mannschaft. Es hat nicht gereicht, aber wir können trotzdem stolz sein.
SG-Macher Manfred Werner gegenüber Sport1:
Wir waren schon im Himmel. Dann haben wir uns unnötigerweise noch einmal in die Hölle geschickt, um schließlich ganz in den Himmel zu kommen.
SG-Manager Thorsten Storm gegenüber Sport1:
Mehr geht nicht. Meine Mannschaft war platt, aber sie hat es noch einmal geschafft, ins Spiel zurückzufinden. Wir haben mit dem Hänger Kiel noch einmal ins Spiel gebracht. Das gibt jetzt neue Euphorie für den Titelkampf.
SG-Spielmacher Glenn Solberg gegenüber Sport1:
Das ist einfach traumhaft. So viele Titel gewinnt man ja nicht. Wir haben alles gegeben, Kiel hat uns alles abverlangt. Zur Roten Karte von Christian Zeitz kann ich nur sagen, dass es ein Foul war. Jetzt werden wir in der Meisterschaft noch einmal angreifen.
SG-Torhüter Jan Holpert gegenüber Sport1:
Das war ein ganz enges Spiel. Nach der Sechs-Tore-Führung haben wir es verpasst, den Sack zuzumachen.
SG-Linksaußen Lars Christiansen gegenüber Sport1:
Das war ein ganz enges Turnier. Wir hatten am Ende das nötige Quäntchen Glück.
THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gegenüber Sport1:
Wir waren schon weit weg und sind noch einmal zurückgekommen. Es ging am Ende um Kleinigkeiten. Dreimal haben wir in Folge mit einem Tor gewonnen, nun einmal mit einem verloren. Es ist aber bitter, weil es ein Finale war. Es ist einfach ein ätzendes Gefühl, wenn man in der ersten Halbzeit so lange in Unterzahl spielt. So konnten wir kein vernünftiges Spiel abliefern. Die Rote Karte für Christian Zeitz war höchstens eine Zeitstrafe.
Aus kiel4kiel.de:

Finalniederlage gegen Flensburg - THW Kiel ist Pokalsieger der Herzen

Es hat wieder nicht gereicht: am Sonntag lieferte der THW Kiel der SG Flensburg-Handewitt im Finale des DHB-Pokals über 60 Minuten einen tollen Kampf. Dabei ließen sich die Zebras weder durch die Verletzung von Kapitän Stefan Lövgren, die unberechtigte frühe Rote Karte für Christian Zeitz noch durch die zumindest in der ersten Hälfte ziemlich einseitig die Regeln auslegenden Schiedsrichterbrüder Methe/Methe aus dem Konzept bringen, um am Ende doch wieder mit leeren Händen da zu stehen. 31:33 (13:16) stand nach einem dramatischen Endspiel auf dem Videowürfel in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Colorline-Arena, Flensburg feierte und Kiel durfte zumindest den Titel "Pokalsieger der Herzen" mit nach Hause nehmen.

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DHB-Pokal, Finale: 17.04.05, So., 14.30: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 31:33 (13:16)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-14. und 31.-60. Minute, 13 Paraden), Klockmann (14.-30.Minute, 4 Paraden); Pettersson (9/7), Lundström (4), Pungartnik (2), Hagen (7), Petersen, Lövgren (n.e.), Wagner (n.e.), Ahlm (2), Schindler, Boquist (5), Zeitz (2); Trainer: Serdarusic
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (45.-60. Minute und 1 Siebenmeter, 5 Paraden), Holpert (1.-44. Minute, 11 Paraden); Solberg (1), Palmar, Lackovic (4), Berge (n.e.) Jensen (2), Christiansen (8/1), Klimovets (5), Johannsen (n.e.), Stryger (8/6), Lijewski (2), Boldsen (2); Trainer: Andersson
Schiedsrichter:
Methe / Methe (Vellmar)
Zeitstrafen:
THW: 7 (2x Boquist (1., 24.), 2x Petersen (18., 28.), Ahlm (30.), Pungartnik (37.), Hagen (46.));
Flensburg: 5 (2x Boldsen (14., 41.), 2x Solberg (25., 55.), Lijewski (43.))
Rote Karte:
THW: Zeitz (21.) nach Foulspiel
Siebenmeter:
THW: 8/7 (Zeitz gegen Holpert an den Innenpfosten (12.));
Flensburg: 8/7 (Klockmann hält Christiansen (20.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:4 (6.), 4:4, 5:5 (9.), 5:8, 6:9, 8:9, 9:10, 9:13 (24.), 12:14, 13:16;
2. Hz.: 13:18, 15:21 (37.), 17:21, 18:23 (40.), 24:23 (48.), 24:25, 26:27, 27:29 (54.), 30:29 (57.), 30:31, 31:31, 31:33
Zuschauer:
12500 (ausverkauft) (Colorline-Arena, Hamburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2005:

SG Flensburg-Handewitt feierte Pokal-Hattrick

Finalsieg über THW - Geschwächte Kieler mit großer Moral
Hamburg - Die Hamburger Color Line Arena ist endgültig das zweite Zuhause der SG Flensburg-Handewitt. Seit 2002 findet das Final Four in der Hochglanzhalle statt, dreimal ließ der Handball-Bundesligist fortan die Korken knallen. Gestern machte die SG ihren Pokal-Hattrick mit dem 33:31 (16:13) über den THW Kiel perfekt. In den Halbfinals hatte sich die SG 38:36 n.V über Nordhorn (siehe Spielbericht) durchgesetzt, die Zebras erreichten das Finale mit dem 31:30 über Göppingen (siehe Spielbericht).

Den Pokal widmeten die SG-Spieler ihrem an Krebs erkrankten Kollegen Christian Berge. Als der Norweger vor 12 800 Zuschauern den Pott in die Höhe riss, erntete er Jubel und wehmütige Blicke der Silbermedaillengewinner. Die Zebras litten, hatten sich die Bewunderung der Fans aber ebenfalls verdient. Sie kämpften gegen Verletzungspech, fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, lagen Mitte der zweiten Halbzeit hoffnungslos mit sechs Toren im Hintertreffen und kamen dennoch ins Spiel zurück. "Das ist alles sehr traurig", resümierte Kiels Turnier-Haupttorschütze Johan Pettersson (20 Tore) nach der großartigen Energieleistung seines Teams, "wir setzen uns gegen alle Widerstände durch - und ziehen trotzdem den Kürzeren."

Die erste Hiobsbotschaft deutete sich nach dem Halbfinal-Schlusspfiff gegen Göppingen an. Spielmacher Stefan Lövgren humpelte mit versteinertem Gesicht vom Parkett - den linken Schuh in der Hand, seinen Blick auf den geschwollenen Knöchel gerichtet. Diagnose: Innenbanddehnung. Eine schmerzstillende Spritze und ein Spezialverband sollten helfen, doch Lövgren schaffte im Finale keinen Schritt. Auch Henning Fritz kam zunächst nicht auf Touren. Kiels Weltklassetorhüter wurde von Nachwirkungen einer Grippe in die Knie gezwungen, nächtliche Infusionen der medizinischen Abteilung brachten nur geringe Besserung. Schon nach 14 Minuten zog Trainer Noka Serdarusic die Notbremse und brachte Dennis Klockmann, der am Abend zuvor in der Zweiten Liga für den TSV Altenholz zwischen den Pfosten gestanden und 41 Tore gegen Emsdetten kassiert hatte. Klockmann führte sich gut ein, machte gar einen Siebenmeter von Lars Christiansen unschädlich und half, den SG-Vorsprung in Grenzen zu halten. Der drohte dann spätestens nach dem "Ausfall" des dritten Leistungsträgers ins Uneinholbare davonzueilen: Nachdem Christian Zeitz Blazenko Lackovic beim Torwurf gefoult hatte, zog das in der ersten Halbzeit seltsam einseitig urteilende Schiedsrichterpaar Bernd und Rainer Methe überraschend die rote Karte. Für den gut in die Partie gestarteten Linkshänder war das Finale nach 21 Minuten beendet.

Nach Wiederanpfiff stand erneut Henning Fritz zwischen den Pfosten, er steigerte sich enorm, konnte den größer werden Rückstand aber nicht verhindern. Spätestens beim 15:21 in der 37. Minute hätte niemand auch nur zehn Cent auf den THW gesetzt. Aber das Blatt wendete sich. Martin Boquist zerriss sich auf der Spielmacherposition, Frode Hagen vernaschte die SG Deckung wie er wollte und Pettersson traf viermal am Stück. Als Roman Pungartnik in der 48. Minute zur 24:23-Führung für Kiel einwarf, bebte die Arena, ein mögliches kleines Wunder nahm Gestalt an. Bis zur Schlussminute wechselte der Cup seinen künftigen Besitzer im Minutentakt und landete dann doch im Schoß des Titelverteidigers. Pech, dass ausgerechnet Kiels Jüngster, Christoph Schindler, 20 Sekunden vor der Schlusssirene an der SG-Latte scheiterte, im Gegenzug räumte Lars Christiansen letzte Zweifel aus dem Weg. Kiels Manager Uwe Schwenker, der das Finale vor dem Fernseher an der Seite seines schwer kranken Vaters in Bremen miterlebte, fand trotz der Niederlage Lob: "Wer kämpft, kann verlieren."

Pokalstimmen

  • Kent-Harry Andersson, SG-Trainer: Wenn man 21:15 in Führung liegt, glaubt man, dass alles vorbei ist. Meine Spieler dachten das wohl auch. Man muss den THW loben, dass er trotz des kleinen Kaders so viel Moral gezeigt hat.
  • Noka Serdarusic: Glückwunsch an Flensburg, es war ein verdienter Sieg. Mit Stefan Lövgren fehlte heute bei uns unser Kopf und Motor - und dann noch die Hinausstellung von Zeitz. Ich hoffe, dass Lövgren am Mittwoch gegen Magdeburg wieder dabei ist, wenn nicht dann in den letzten Bundesligaspielen. Das wäre wichtig. Martin Boquist hat ihn sehr gut ersetzt.
  • Henning Fritz: Ich ziehe den Hut vor unserer Mannschaft. Ich bin nicht ins Spiel gekommen, die Grippe will ich aber nicht als Entschuldigung sehen. Zu den Schiedsrichtern: Man hat uns doch die besten bereitgestellt. Dann werden sie wohl auch alles richtig gemacht haben.
  • Manfred Werner, SG-Vorstand: Wir waren schon im Himmel, schmorten dann in der Hölle und sind wieder nach oben gekommen. Hochachtung vor den geschwächten Kielern.
  • SG-Manager Thorsten Storm: Mehr geht nicht. Meine Mannschaft war platt, aber sie hat es noch einmal geschafft, ins Spiel zurückzufinden. Das gibt jetzt neue Euphorie für den Titelkampf.
  • SG-Torhüter Jan Holpert: Das war ein ganz enges Spiel. Nach der Sechs-Tore-Führung haben wir es verpasst, den Sack zuzumachen. Für uns war der Triumph wichtig. Wenn man Titel holt, geht man auch mit breiter Brust in den Bundesliga-Endspurt.
  • Lars Christiansen: Das war ein ganz enges Turnier. Wir hatten am Ende das nötige Quäntchen Glück.

Pokalsplitter

DHB-Pokal für Christian Berge
Eigentlich hätte SG-Kapitän Sören Stryger den Pokal aus den Händen des DHB-Präsidenten Uli Strombach erhalten sollen. Doch die Flensburger widmeten diesen besonderen Moment einem Spieler, den das Schicksal hart getroffen hat: Der an Lymphknotenkrebs erkrankte Christian Berge schien auf dem Weg der Besserung, als der Tumor vor wenigen Wochen erneut ausbrach. Der 31-jährige Norweger kehrt schon heute in die Heimat zurück, um eine Therapie zu beginnen.
Ehrungen
Zum besten Spieler des Turniers wurde der Flensburger Lars Christiansen gewählt. Bester Torhüter wurde Martin Galia (FA Göppingen), bester Torschütze der Kieler Johan Petersson (20 Tore).
Applaus
Stehende Ovationen gab es für Jo Deckarm. Der Weltmeister von 1978, der ein Jahr später schwer verunglückte, war Ehrengast beim Final Four.

 

Märchenonkel Wunderlich

Erhard Wunderlich hat als Spieler viel für den deutschen Handball getan. Als die Liga (HBL) eine Art "Galionsfigur" suchte, glaubte sie diese in dem ehemaligen Gummersbacher gefunden zu haben. Ein Trugschluss. Wunderlichs rhetorische Verirrungen als Fernseh-Co-Kommentator bei der WM in Tunesien waren der Anfang vom Ende. Sein Auftrag lautete, den Handball positiv darzustellen. Wunderlich entpuppte sich als "Miesmacher". Folge: Ligachef Bernd-Uwe Hildebrandt erklärte, dass man den Vertrag nicht verlängern wolle.

Die Fernsehmacher focht das Urteil der Handball-Fachleute indes nicht an, beim Final Four stand Wunderlich an der Seite von Constantin Sauer auf dem NDR-Reporterplatz. Kleine Kostprobe? Flensburgs Linksaußen Lars Christiansen wurde vom Ex-Weltmeister kurzerhand in Christian Andersen umgetauft. Klebt man noch einen Hans davor, kommt ein berühmter Däne zu Stande: Hans-Christian Andersen, der großartige Märchenerzähler. Der wäre dieses Jahr 200 Jahre alt geworden. Ein wirklicher Grund zum Feiern. Der Handball-Märchenonkel ist keiner.

(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2004)

Lesen Sie auch den Bericht der KN über die "Kampagne gegen Zeitz"


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