08./10.10.2005 - Letzte Aktualisierung: 10.10.2005 | Champions League |
Update #4 | Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Beim THW haperte es im Spiel, Christian Zeitz rannte sich ein ums andere Mal in der aggressiven polnischen Abwehr fest, und wenn das Bollwerk mal durchbrochen wurde, scheiterten die Zebras zu oft am 40-jährigen Torwart-Oldie Andrzej Marszalek. Sein Gegenüber auf Kieler Seite, Henning Fritz, konnte sich hingegen weniger in Szene setzen und wurde früh durch Mattias Andersson ersetzt. Doch auch er konnte zunächst gegen die Würfe der Gastgeber, vor allem des in der ersten Halbzeit überragenden Wleklak nichts ausrichten, so dass Wisla Plock nach einem kleinen Zwischenspurt mit 15:11 von dannen zog (23.).
In der Schlussphase der ersten Halbzeit fanden die Gäste dann aber doch noch ins Spiel zurück: Während Andersson zwischen den Pfosten besser wurde, nahm der Zebra-Express auch vorne endlich die gewohnte Fahrt auf - binnen 7 Minuten konnten Kavticnik, Karabatic per Strafwurf, der nun besser agierende Christian Zeitz sowie Henrik Lundström bei nur einem Gegentreffer durch Zotolenko sich bis zum 15:16 Halbzeitstand herankämpfen.
Nach dem Seitenwechsel wirkten die Zebras endlich aggressiver, der zuvor schwache Stefan Lövgren übernahm endlich Kontrolle im Spiel und brachte sein Team mit seinen einzigen beiden Toren erstmals seit der Anfangsphase wieder in Führung - nach dem 20:17, dem ersten Drei-Tore-Vorsprung für den THW, schien endgültig alles nach Plan zu laufen. Doch Wisla steckte immer noch nicht auf und kämpfte sich wie schon in der ersten Halbzeit wieder heran. Besonders hervor tat sich dabei in dieser Phase Marek Witkowski auf Halbrechts, der mit fünf Treffern in Folge seine Mannschaft fast im Alleingang wieder auf Tuchfühlung brachte und den 24:24-Ausgleichstreffer ermöglichte.
Und wieder gab es Parallelen zur ersten Halbzeit, denn Wisla Plock gelang es erneut, sich von den Zebras abzusetzen - beim 30:26 in der 52. Minute war die große Sensation für die Polen zum Greifen nah, doch hielt nun Nervosität Einzug bei den Gastgebern. Wieder robbte sich der THW heran, Zeitz, Lundström und Frode Hagen, inzwischen für Karabatic auf Halblinks im Spiel, läuteten mit ihren Toren die erneute Aufholjagd ein, während Mattias Andersson hinten sein Tor verriegelte. Erneut Christian Zeitz, bei dem sich heute Licht und Schatten abwechselten, sorgte zwei Minuten vor Schluss für den 30:30-Ausgleich, doch kam nun bei den Zebras auch noch Pech hinzu: Während Iljin und Paluch nun Mattias Andersson zum 32:30 wieder überwinden konnten, trafen die Kieler zweimal nur das Aluminium - die Sensation war perfekt, der Anschlusstreffer von Karabatic per Siebenmeter kam zu spät.
Durch die unerwartete Niederlage steht der THW nun mit dem Rücken zur Wand, zumal am Sonntag der dänische Meister KIF Kolding (DEN) auch sein zweites Gruppenspiel in der Champions League-Gruppe E siegreich gestaltete: Bei Brest HC Meshkov (BLR) gewannen die Dänen mit 29:27 (siehe Spielbericht) und stehen mit 4:0 Punkten an der Tabellenspitze.
(Sascha Krokowski)
Aus kiel4kiel.de:
Champions League: THW blamiert sich in Plock
Riesensensation im polnischen Plock: Wisla, in der heimischen Liga seit Jahren das Maß der Dinge, auf der europäischen Bühne hingegen stets eine graue Maus, bezwang am Samstagabend den haushohen Favoriten THW Kiel hochverdient mit 32:31. Während bei den Zebras kein Spieler Normalform erreichte und das Team vorne wie hinten eine indiskutable Leistung ablieferte, wuchsen die wackeren Gastgeber über sich hinaus und bewahrten auch in der spannenden Schlussphase die Oberhand. Während Wisla Plock nun von der ersten Achtelfinalteilnahme in der Königsklasse träumt, muss der THW um ebendiese bangen. mehr...
Dies ist für uns und unseren Verein natürlich ein ganz großer Tag. Ich bin enttäuscht von der Kieler Angriffsleistung, insbesondere von Kapitän Stefan Lövgren. Meine Mannschaft hat den Sieg mehr gewollt als der THW.
Dies ist für uns ein wichtiger Schritt zum eventuellen Achtelfinaleinzug, nun müssen wir sehen, wie der THW in Kolding spielt - sollte er dort gewinnen, haben wir gute Chancen.
Es war eine insgesamt schwache Leistung unserer Mannschaft - vorne wie hinten. Wir hatten nur gleich nach der Halbzeit zehn gute Minuten, da sind wir auch mit drei Toren in Führung gegangen. Aber wir haben danach gleich wieder den Faden verloren, von daher war dies eine folgerichtige Niederlage.
Nachdem die HSG Nordhorn bereits das Hinspiel bei TJ START Nove Zamky (SVK) deutlich gewann, gelang den ersatzgeschwächten Niedersachsen auch im Rückspiel in eigener Halle ein ungefährdeter 32:24 (12:11)-Erfolg. Nordhorn steht damit in der nächsten Runde im Pokalsieger-Wettbewerb.
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2005:
Es ist immer etwas Besonderes, wenn David Goliath aus den Stiefeln stößt. Die kleine, düstere Universitätssporthalle im Zentrum der Industriestadt an der Weichsel, Heimstätte von Plocks Elitehandballern, erlebte solch eine großartige Stunde. Fans rasteten aus, Spieler schwebten auf Rosarot. Selbst die grimmig dreinblickenden, ganz in schwarz gekleideten Sicherheitskräfte standen der überschäumenden Freude ohnmächtig gegenüber. Wisla nennt sich die Weichsel in der Landessprache. Genauso unaufhaltsam wie der mächtige Strom durch Plock fließt, wälzte sich beim Abpfiff auch die überwiegend jugendliche Anhängerschaft aufs Spielfeld, um zu feiern und zu tanzen. "Ein großer Tag für Polens Handball und für mein Team", prustete Trainer Krzysztof Kisiel hinaus. "Das Wichtigste war", analysierte er glücklich, "dass wir den Sieg mehr wollten als Kiel."
Der polnische Meister drückte von Beginn an aufs Tempo und hatte den frühen 4:2-Vorsprung der Gäste schnell egalisiert. Kiels Angreifer warfen überhastet und zum Teil unkonzentriert. Ein gefundenes Fressen für den schon 40-jährigen Andrzej Marszalek im Tor der Polen. Zwölfmal stand er Lövgren, Zeitz, Karabatic, Lundström und Co. in der ersten Halbzeit im Weg. Auf der anderen Seite kam Henning Fritz nur schwer in Schwung. Auch, weil Kiels Torhüter häufig von seiner Deckung allein gelassen wurde. Im direkten Zweikampf waren die Polen bissiger, wendiger, schneller. Schon nach elf Minuten tauschte Fritz den Platz auf der Bank mit Mattias Andersson. Da hatte Plock den ersten Zwei-Tore-Vorsprung (8:6) hingelegt.
Einen Wechsel gab es auch auf der Spielmacherposition. Viktor Szilagyi kam für den blassen Stefan Lövgren. Besser wurde es nicht, weil der Österreicher zuviel wollte und zudem Pech mit Holztreffern entwickelte. Ein Zwischenspurt ließ Wisla auf 15:11 enteilen, erst eine Auszeit brachte den deutschen Meister ins Spiel zurück; beim Pausenpfiff und dem 16:15 war alles wieder im Lot. Indes: die Berg- und Talfahrt hielt an. Nach 35 Minuten nahm der THW - jetzt mit einem deutlich verbesserten Lövgren - das Heft in die Hand. 22:18, Kiel bog auf die Siegerstraße ein. Allerdings nur kurz. Als auch Lövgren von der beinharten Wisla-Deckungsreihe am Kopf erwischt wurde und angeschlagen zur Bank humpelte, kehrte die Konfusion zurück. Beim 30:26 (52.) kochte die Halle und machte sich bereit zur Siegesfeier. Der THW kämpfte sich aber nochmals heran, weil Frode Hagen neuen Schwung brachte. 30:30 hieß es in der 58. Minute. Die Schlussphase geriet zum Krimi, Tore von Ilin und Paluch erledigten den Rest. 32:31 - die Sensation war perfekt.
Serdarusic biss auf seine Lippen. Man habe gesehen, dass die Mannschaft noch keine Einheit sei, presste Kiels Trainer verärgert hervor. Gekämpft habe sie. "Da mache ich ihr keinen Vorwurf." Der Manager wurde deutlicher. "Hinten nix und vorne nix", meckerte Uwe Schwenker. Man habe das Spiegelbild der vergangenen Wochen erlebt. "Gegen Flensburg haben wir einmal zehn, einmal 15 Minuten Handball gespielt. Zu wenig. Auch gegen Brest oder Melsungen war es nicht viel mehr. So geht's nicht weiter."
Das Achtelfinale der Champions League wird ausgelost. Gezogen wird aus zwei Töpfen. In einem stecken die Gruppenersten, im anderen die Zweiten. Um den Großen aus dem Weg zu gehen und automatisch Heimrecht für das Rückspiel zu haben, peilt der THW trotz der Blamage in Plock den Gruppensieg an. Sonntag kommt Spitzenreiter KIF Kolding in die Ostseehalle. "Wer weiß", orakelte Uwe Schwenker, "wofür diese Niederlage gut war?"
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2005)
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