Nach dem teilweise holprigen, dennoch letztlich souverän
gewonnenen Auftakt zu Hause gegen Brest (siehe
Spielbericht) bestreitet der THW Kiel
am kommenden Samstag sein erstes Auswärtsspiel in der
Champions League Gruppe E.
Die Zebra-Reise geht nach Polen, Anwurf bei Wisla Plock ist
um 18.00 Uhr. Der Fanclub-Schwarz-Weiß berichtet im
Live-Ticker
aktuell vom Geschehen.
Während beim THW trotz einer teilweise desolaten Leistung in der
zweiten Halbzeit gegen Brest die eingeplanten ersten Punkte
eingefahren wurden, steht der polnische Meister bereits am
zweiten Spieltag unter Zugzwang und mit dem Rücken zur Wand: Noch
sichtlich verunsichert von der sensationellen 28:29-Liga-Niederlage
gegen Slask Wroclaw zog Plock beim ersatzgeschwächten dänischen
Titelträger KIF Kolding deutlich mit 29:38 den Kürzeren (siehe
Spielbericht). Am Mittwoch betrieb Wisla
aber Wiedergutmachung, gewann nach deutlicher Leistungssteigerung
in der zweiten Halbzeit beim letztjährigen Vizemeister Zaglebie
Lubin mit 31:22 (16:13) und holte sich damit zumindest vorerst mit 8:2
Punkten die Tabellenführung zurück. Der Sieg gab Trainer Krzysztof
Kisiel, einst selbst Kapitän in Plock, zudem berechtigte Hoffnung,
dass sein Team gegen Kiel in heimischer Halle mehr als nur ein
weiterer Punktelieferant ist.
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Bester Rückraumschütze bei Plock: Michal Zolotenko
©
Plock |
Im dritten Anlauf in der Königsklasse des Handballs will es der
viermalige polnische Meister (1995, 2002, 2004 und 2005) und
achtfache Pokalsieger endlich
wissen: In den Saisons
2002/2003
und
2004/2005 schied Wisla
jeweils mit 2:10 Punkten sang- und klanglos als Gruppenletzter
bereits nach der Gruppenphase aus der Champions League aus, der
jeweils einzige Sieg gelang zudem erst im sowohl für
die gastgebenden Polen als auch für die Gäste bedeutungslos
gewordenen letzten Gruppenspiel.
Allerdings hat Plock in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen mit
deutschen Clubs im Europapokal gemacht: In der Saison 2001/2002
unterlag man - noch unter dem alten Namen Orlen SSA Plock - der SG
Flensburg-Handewitt im
Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs,
immerhin konnte das Rückspiel in Polen mit 25:23 siegreich bestritten werden.
Ein Jahr später verlor Plock in der Champions League
beide Spiele gegen Titelverteidiger SC Magdeburg.
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Bartosz Wuszter ist Kreisläufer und Siebenmeterschütze.
©
Wisla |
Der Kader Plocks ist mit vielen polnischen Nationalspielern gespickt:
Besonders erfahren sind die Torwart-"Oldies" Andrzej Marszalek (40) und
Artur Goral (35), ebenso Spielmacher Rafal Kuptel, 107-facher Nationalspieler,
der allerdings seit längerem verletzt ist. Für ihn spielt Damian Wleklak
im Rückraum Mitte. Rückraumriese Lukasz Szcucki hat bereits Handball-Luft in
Deutschland geschnuppert, er sammelte beim TV Gelnhausen Zweitligaerfahrung
und spielte auch bei der HG Erlangen sowie in Frankreich und der Schweiz.
Einzige Ausländer im breiten Kader der Polen sind der
Weißrusse Titow im rechten Rückraum, der quirlige Ukrainer Szyszkow auf
Rechtsaußen sowie der russische Kreisläufer Vladimir Iljin.
Gefährlichster Rückraumshooter bei Wisla ist der 26-jährige Halblinke
Michal Zolotenko, am Kreis zaubert zumeist Bartosz Wuszter, mit 7 Treffern
bester Torschütze seines Klubs in Kolding und auch vom Siebenmeterpunkt
konzentriert und sicher (siehe auch
Gegnerkader Wisla Plock).
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Plock liegt mitten in Polen, 100 km entfernt von Warschau.
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Die kreisfreie Stadt Plock (sprich: "Plotzk") zählt ca. 130.000 Einwohner und
liegt in der polnischen Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Masowien. Sie liegt sehr
zentral in Polen, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Warschau an der Weichsel, die
Entfernung zu Kiel beträgt ca. 840 Kilometer.
Größter wirtschaftlicher Zweig in der
Stadt ist die Erdöl-Verarbeitung, weshalb der 1947 als Elektrycznosc Plock gegründete
Handballverein als sportliches Aushängeschild der Stadt auch von Orlen, dem
Nonplusultra in der petrochemischen Industrie Polens, gesponsort wird.
Die Halle in Plock, die "Hala Zespolu Szkol Centrum Edukacji", bietet 1.200 Gästen Platz
und gleicht einem Hexenkessel: In der engen Halle reichen die Tribünen bis direkt an den
Spielfeldrand, die fanatischen aber dennoch stets fairen Fans sorgen für eine "Sauna" (siehe
auch Gegnerdaten Wisla Plock).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Auch die anderen deutschen Vertreter in der Königsklasse wollen
nach ihren Auftaktsiegen nachlegen: Der SC Magdeburg trifft dabei
im Spitzenspiel der
Gruppe A
und in einem Duell zweier ehemaliger Champions League-Sieger in der
heimischen Bördelandhalle auf den ehemaligen
Karabatic-Club Montpellier HB (FRA), der in
der Vorsaison die SG Flensburg-Handewitt ausschaltete und erst im
Halbfinale scheiterte. Die SG wiederum hat ebenfalls am Samstagnachmittag
ein Heimspiel und empfängt in
Gruppe H
den litauischen Meister Granitas Kaunas.
Die HSG Nordhorn empfängt im Pokalsieger-Wettbewerb den slowakischen
Vertreter TJ START Nove Zamky, nach dem 30:21-Hinspielerfolg dürfte
das Erreichen der nächsten Runde für die Niedersachsen reine Formsache
sein.
Aktualisierung vom 07.10.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2005:
Marek Panas: "Für THW wird nichts schief gehen"
Zebras wollen morgen bei Wisla Plock erste Auswärtshürde der Champions League nehmen
Kiel - Handball-Bundesliga findet zurzeit mittwochs statt, die Wochenenden hat der
THW Kiel für die Königsklasse reserviert. Nach dem 35:28-Auftaktheimsieg
vom vergangenen Sonnabend gegen Brest HC Meschkow wartet in der Champions League morgen
(18 Uhr) beim polnischen Meister Wisla Plock die erste Auswärtshürde auf den deutschen
Titelträger. Wisla ist erneut Tabellenführer, war viermal Meister und ist Champions League
erfahren. Die Anläufe in den Jahren 2003 und 2004 endeten allerdings jeweils in der Gruppenphase.
Dieses Jahr soll alles besser werden. Das Auftaktspiel in der Gruppe E bei KIF Kolding sorgte
beim 29:38 allerdings für Ernüchterung.
Die Zebras brechen heute um 10.45 Uhr auf, fliegen per Charter ab Hamburg nach Warschau und
erreichen das 90 Kilometer entfernt liegende Plock per Bus am späten Nachmittag. 130 000 Menschen
leben in der Stadt an der Weichsel, viele sind bei "Orlen" beschäftigt. Das ist die größte
Raffinerie des Landes, der wichtigste Arbeitgeber in Plock und zugleich Hauptsponsor von Wisla.
In Plock treffen die Kieler nicht nur auf eine Mannschaft, "die sehr schnelle und robuste Spieler
in ihren Reihen hat", wie Trainer Noka Serdarusic bei seinen
Video-Studien herausfand, sondern voraussichtlich auch auf Marek Panas,
der aus Danzig anreisen will, um "alte Freunde zu treffen". Der 53-Jährige war von 1981 bis 1989
Spielmacher und Trainer beim THW. Seine Geniestreiche führten Kiel endgültig aus den Niederungen
der Tabelle in die Bundesligaspitze und waren Wegbereiter für die neuere Erfolgsstory.
Marek Panas kennt sich aus im Handball, speziell mit dem in Polen.
"Plock", sagt der jetzige Geschäftsmann, "ist zurzeit klar die Nummer eins im Lande. Das Geld,
das die Raffinerie in den Klub pumpt, hat Wisla nach oben gebracht." Den großen internationalen
Durchbruch erwartet er trotzdem nicht. "Die besten Polen spielen im Ausland." Auch Wisla habe
keine Stars und zehre von mannschaftlicher Geschlossenheit. Darum glaubt
Panas auch nicht, dass morgen Gefahr droht. "Wenn Kiel in der kleinen,
lauten Halle klaren Kopf behält, sollte nichts schief gehen. Der THW gewinnt."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2005)
Mit freundlicher Unterstützung und auf Initiative von THW-Fan Wolfram Kolossa
bietet der Fanclub Schwarz-Weiß unter
www.thw-fan.de
einen Liveticker aus Plock an.
Aktualisierung vom 08.10.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2005:
In der "Sauna" die Nerven behalten
THW nimmt das Meister-Flugzeug als gutes Omen für den CL-Auftritt
Plock - Zwar hob die Saab 2000 der Ostfriesischen Lufttransport GmbH (OLT) gestern
Mittag mit ein paar Minuten Verspätung von der Rollbahn in Hamburg-Fuhlsbüttel ab, die
Laune verdarb es dem THW-Tross indes nicht. Einerseits begleitete strahlender
Sonnenschein die Zebras zum ersten Champions-League-Auswärtsspiel der
Handball-Saison 2005/2006 (heute, 18 Uhr) ins polnische Plock, viel schöner aber war,
dass sie bei ihrem Charterflug die "Emden" erwischt hatten. Genau jene zweimotorige
Turboprop, die den THW Ende Mai nach seinem Meisterstück aus Düsseldorf ins heimatliche
Kiel zu den ausharrenden 20 000 Fans geflogen hatte.
Die Dachluke, aus der Kapitän Stefan Lövgren damals stolz
die Meisterschale präsentiert hatte, blieb gestern allerdings geschlossen. Als gutes
Omen nehmen die Kieler diesen Flug dennoch mit ins Gruppenspiel gegen Polens vierfachen
Meister Wisla Plock.
"Ein schöner Zufall", sagte Kreisläufer Marcus Ahlm, bevor die
Mannschaft am Flughafen Warschau in den Bus stieg, um noch die restlichen 90 Kilometer
zum Austragungsort auf der Straße zu absolvieren. In Plock angekommen, bat Trainer
Noka Serdarusic sofort zum Kennenlern-Training in die Spielstätte.
Die "Hala Zespolu Szkol Centrum Edukacji" bietet rund 1500 heißblütigen Fans Platz und ist
nicht nur ein Wortungetüm, sondern bei wichtigen Heimspielen ein echter Hexenkessel, vom
Anhang schlicht und bedrohlich "die Sauna" getauft.
Kiels Kader sollte der zu erwartenden gewaltigen Lautstärke mit Gelassenheit begegnen, rät
Marek Panas, von 1982 bis 1989 selbst ein Zebra, seinen Nachfolgern.
"Dann hat der THW nichts zu befürchten." Ein wenig nervös wirkte gestern nur
Henrik Lundström. Der schwedische Linksaußen, der sich in den
zurück liegenden Wochen zum Leistungsträger gemausert hat, wartet mit Lebensgefährtin Isabel
auf das erste gemeinsame Kind. Stichtag für die zu erwartende Geburt ist zwar erst der 17.
Oktober. "Aber", so der 25-Jährige, "man weiß ja nie." Gleiches gilt für den Spielausgang.
Natürlich sei man Favorit, spekulierte Marcus Ahlm gestern. "Aber
wir müssen konzentriert ins Spiel gehen. Man weiß ja nie..."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2005)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Wisla Plock (POL) - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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