01.-04.10.2005 - Letzte Aktualisierung: 04.10.2005 | Champions League |
Update #7 | Spielbericht der KN, KN-Hintergrundbericht, Europacup-Ergebnisse, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Erzielte fünf Tore: Pelle Linders |
Spielte kurzzeitig auch auf Halbrechts: Nikola Karabatic |
Entspannt waren die Mienen auf den Tribünen der Ostseehalle auch noch zu Beginn der zweiten Halbzeit. Zwar kamen die weißrussichen Gäste schnell auf 15:20 heran, doch ein Kieler Doppelpack von Ahlm und Lundström in Überzahl rückte die Verhältnisse wieder zurecht. Nicht eingeplant war indes, dass Brest in Unterzahl durch den immer stärker werdenden Ostrowskij und den gefährlichen Rückraumschützen Usatschow wieder verkürzen konnte. Der THW machte es den Gästen nun auch leichter, zu Torerfolgen zu kommen. In der Abwehr wurde nicht mehr richtig zugepackt, im Angriff zu schnell der Torerfolg gesucht. Trotzdem schien bis zur 50. Minute alles nach Plan zu verlaufen, führten die Kieler zu diesem Zeitpunkt nach einem 100 km/h-Hüftgeschoss von Karabtic doch sicher mit 30:23.
Auch Stefan Lövgren hatte mit Brest zu kämpfen. |
In der zweiten Partie der Champions League-Gruppe E, in der auch der THW antritt, gewann Kolding IF (DEN) 38:29 (16:14) gegen Wisla Plock (POL) (siehe Spielbericht).
(Christian Robohm)
Hier geht's zu den Fotos vom Spiel gegen Brest.
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel startet mit Sieg in die Champions League
"Kieler Zebras springen immer nur so hoch, wie sie müssen." Selten wohl traf diese Kieler Handball-Weisheit so zu, wie am Samstag. Der Deutsche Meister tat gegen seinen weißrussischen Pendant Brest HC Meshkov nicht mehr als nötig, um mit einem letztlich ungefährdeten 35:28 (19:11) - Sieg erfolgreich in die Champions League 2005/2006 zu starten. Vor 5000 Zuschauern wurde es trotz zwischenzeitlichem 10-Tore-Vorsprungs zum Ende noch einmal eng, ehe die Zebras den letztlich klaren Erfolg unter Dach und Fach hatten. mehr...
Kein Trainer wird heute komplett zufrieden sein. Ich für meinen Teil bin es mit der zweiten Halbzeit, die aus unserer Sicht viel besser aussah, da wir in der Abwehr sicherer standen. Nun, nachdem wir den THW einmal live haben spielen sehen, sind wir besser vorbereitet für das Rückspiel in Minsk. In der eigenen Halle mit unseren Fans im Rücken dürfte es spannend werden, wenngleich ich nicht glaube, dass es dort für uns leichter wird.
Wir haben heute sehr konzentriert angefangen, nach dem 13:3 war das Spiel eigentlich gelaufen, zumal wir bis zum Schluss der ersten Hälfte einigermaßen konzentriert weiter spielten. In der zweiten Halbzeit fehlte diese Konzentration vor allem unserer Abwehr, zudem wurde im Angriff zuviel für die Gallerie gespielt und zu schnell abgeschlossen. Ein Fehler reihte sich an den nächsten, weshalb die zweite Hälfte auch so zerfahren war. Aber: Alle sollten spielen, ich habe auch alternative Abwehrformationen und -positionen einzelner Spieler testen wollen.
[Zum Einsatz von Karabatic auf Halbrechts:] Wenn ich nicht zufrieden mit der Leistung unserer Halbrechter bin, sehe ich in Nikola Karabatic eine Alternative, wenn es brennt. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich ihn auf Halbrechts bringe, wenn es bei den etatmäßigen Spielern auf dieser Position nicht läuft und das Spiel eng ist.
Wir waren heute sehr aufgeregt, haben in der ersten Hälfte sehr nervös gespielt. in der zweiten Halbzeit wurden wir sicherer, deshalb sehe ich unsere Niederlage heute auch wie einen kleinen Sieg.
Wir haben heute nicht schlecht gespielt. Es ist hier in der Ostseehalle eigentlich viel zu schwer zu gewinnen. Dennoch hatten wir beim 27:30 eine kleine Chance, diese jedoch verpasst. Trotzdem bin ich nicht enttäuscht, die zweite Halbzeit lief gut für uns. Mit meiner Leistung bin ich auch ganz zufrieden, schließlich habe ich wegen einer Verletzung zwei Wochen lang gar nicht spielen und nur zwei Trainingseinheiten durchführen können.
Man weiß es ja: Wenn man sich nicht konzentriert, wird ein Spiel noch einmal spannend. Wir haben heute aufgehört, uns zu konzentrieren...
Es war für mich gut, einmal 50 Minuten lang durchspielen zu dürfen. Dennoch bin ich nicht ganz zufrieden, denn eigentlich haben wir nach gutem Beginn schlecht gespielt. Die Konzentration war in der zweiten Halbzeit nicht mehr in dem von uns gewünschten Maße vorhanden, deshalb bin auch nur halb zufrieden.
Wir wissen über Plock auch nicht mehr, als über Brest. Das wird sich aber in der kommenden Woche ändern, wenn wir uns auf dieses Spiel vorbereiten. Eine Einschätzung zu unseren Chancen in der Champions League ist schwierig, schließlich wird diese erst im nächsten Jahr entschieden. Wir müssen zunächst gut durch die Gruppenphase kommen, in der uns vor allem noch schwere Auswärtsspiele erwarten.
In der Champions League gewann der SC Magdeburg am Samstag sein erstes Spiel der Gruppe A bei Chehovski Medvedi Moskau (RUS) unerwartet deutlich mit 30:25 (14:11). Die SG Flensburg-Handewitt musste am Sonntag früh ran: Trotz der ungewöhnlichen Anwurfzeit von 10.30 Uhr zeigte sich die SG hellwach und gewann bei HC Banik Karvina (CZE) mit 28:22 (14:13).
Die Teams, die im EHF-Pokal antreten, haben noch Pause. Für die HSG Nordhorn im Pokalsieger-Wettbewerb war diese am Sonntag Abend vorbei: In der zweiten Qualifikationsrunde bei TJ START Nove Zamky (SVK) gewann Nordhorn klar mit 30:21 (13:11) und verschaffte sich damit eine gute Ausgansposition für das Rückspiel am 8.10. in eigener Halle.
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2005:
Trotzdem waren die Zebras nach Spielschluss wieder begehrte Jagdobjekte jugendlicher Fans. Viele Kinder nutzen die Technik der Digital-Fotografie, um sich mit ihren Idolen ablichten zu lassen: Erinnerungsfotos auf der Festplatte statt Autogramme. Bleibende Erinnerungen an ihren Auftritt in der in Handballkreisen europaweit berüchtigten Ostseehalle bannten auch Brests Spieler auf ihre Fotoapparate. Ehrfurchtsvoll standen sie vor der leeren Kulisse des großen Ovals und lichteten sich nach getaner Arbeit mit dem Motiv Ostseehalle als Hintergrund gegenseitig ab. Ein Zeichen der hohen Achtung vor dieser Sportstätte und deren Heimmannschaft. Und mit eben dieser Einstellung starteten die Weißrussen in die Partie: Ängstlich, ohne Selbstvertrauen, fahrig. Ein schneller Rückstand war die Folge. Über 0:1, 3:2 und 8:2 zog der deutsche Meister auf 13:3 davon und lag beim 15:5 in der 20. Minute zehn Tore vorn. "Wir haben sehr gut angefangen", befand Trainer Noka Serdarusic, "beim 13:3 war das Spiel eigentlich gelaufen."
Dabei hatte Kiels Übungsleiter zunächst auf seine übliche "erste Sieben" verzichtet. Mit Marcus Ahlm, Frode Hagen, Stefan Lövgren, Henning Fritz, Henrik Lundström bestaunten die Fans eine ziemlich prominent besetzte Auswechselbank. Christian Zeitz musste zudem ausschließlich Abwehrarbeit verrichten. Pelle Linders, Kim Andersson, Adrian Wagner oder Viktor Szilagyi nutzten ihre Chance, agierten in Angriff und Abwehr konzentriert, schnell und schnörkellos. Folge war die deutliche Führung, die auch mit einer großen Portion Spielfreude und sehenswerten Ball-Stafetten zu Stande kam. Gute Stimmung auf den Rängen, die Zuschauer honorierten den flotten Start mit Ovationen. Kiels "zweiter Anzug" passte.
Serdarusic nutzte den klaren Vorsprung, um zu experimentieren und ließ rotieren. "Die Mannschaft muss weiter zusammen wachsen. Alle sollten spielen", sagte der THW-Coach. Er mischte Abwehrformationen durch und testete Spieler auf ungewohnten Positionen. "Wenn nicht heute, wann dann?", fragte Serdarusic. Die Konsequenz: Sand rieselte ins Getriebe, Angriffe wurden voreilig abgeschlossen, in der Abwehr taten sich riesige Löcher auf. Brest rückte heran, der Respekt vor dem großen THW schwand mit jedem Tor. Plötzlich nahm die russische Handballschule den Rohrstock in die Hand. Die starke Abwehr mit dem sich steigernden Alexei Krainow im Tor legte für Tempogegenstöße vor, Ostrowskij, Ragozin und Usatschow verwandelten. Als Brest in der 54. Minute auf 27:30 verkürzt hatte, schlug die Stimmung in der Ostseehalle um. Doch die Zebras schlugen zurück. Henning Fritz kam für den schwächelnden Mattias Andersson ins Tor, hielt vier schwere Bälle in Folge an und schickte seine Angreifer mit Tempos auf die Reise. Vid Kavticnik und Adrian Wagner waren es dann, die das Kräfteverhältnis mit ihren Toren zum 33:27 wieder zurechtrückten. "Mist", ärgerte sich später Kapitän Stefan Lövgren nicht nur über seinen eigenen ungewohnt schwachen Auftritt. "Jetzt haben wir Brest für das Rückspiel aufgebaut." Gegenspieler Michael Usatschow nahm den Ball auf. Man habe gesehen, sagte der Rückraum-Shooter, "auch Kiel ist verwundbar. Mal gucken, was in Minsk geht."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2005:
Und natürlich ergriff sie das Wort: Ihre Mannschaft sei in der ersten Halbzeit sehr aufgeregt gewesen, übersetzte die Dolmetscherin, in der zweiten habe man dann sicherer agiert. "Deshalb sehe ich die Niederlage heute auch wie einen Sieg."
Frau Meschkow hat das Sagen bei Brest HC Meschkow - weil sie viel Geld in den Klub pumpt. So trägt der weißrussische Verein auch ihren Familiennamen, ergo ist sie die Chefin, "die alles bestimmt", wie Rückraumspieler Michael Usatschow erklärt. Der 2,06-Riese spricht Deutsch. Er hat hier vier Jahre in Erlangen und Rostock gespielt, danach noch zwei Jahre in der Schweiz und eine Saison in Österreich. Die Frage nach den Führungsqualitäten der Chefin beantwortet Usatschow konsequent mit Schweigen. "Aber ihrer Familie ist es zu verdanken, dass in Brest erfolgreich Handball gespielt wird."
In Weißrussland existiert nur eine Handball-Liga, wer es finanziell schafft, eine Mannschaft auf die Beine zu stellen, darf mitspielen. Die Familie Meschkow ist reich. Zwei Meschkow-Söhne drehen in Moskau am großen Ölrad. Oligarchen, vergleichbar mit dem Russen Roman Abramowitsch, der durch seine Engagement beim englischen Fußball-Klub FC Chelsea berühmt wurde. So beherrscht Brest HC nur drei Jahre nach Gründung den Handball im Lande. Im letzten Jahr stolzierte der Klub mit null Minuspunkten durch die Saison. "Zu Hause", so Usatschow, "kann uns keiner das Wasser reichen."
Das Heimspiel wird für Brest dennoch zum Auswärtsspiel. Weil die kleine eigene Sporthalle hohen internationalen Ansprüchen nicht genügt, wird in der Landeshauptstadt Minsk, 350 Kilometer entfernt, gespielt. Doch die Familie Meschkow hat schon reagiert. Eine 4000 Zuschauer fassende Arena ist im Bau, die Eröffnungsparty soll im Frühjahr steigen. Möglicherweise ohne Michael Usatschow. Den 30-Jährigen zieht's zurück an die westlichen Fleischtöpfe. "Ich hatte Heimweh nach Brest, aber ein paar Jahre würde ich gerne wieder woanders spielen." Das "Schaufenster" Champions League hat der wurfgewaltige Rückraumspieler mit bisher 25 Toren eindrucksvoll genutzt.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2005)
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