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28.02./01./02.03.2006 - Letzte Aktualisierung: 02.03.2006 Champions League

THW verliert Champions League-Hinspiel gegen Flensburg

CL, Viertelfinale, Hinspiel: 28.02.2006, Di., 20.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 28:32 (13:12)
Update #4 KN-Interview mit Glenn Solberg, Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Kein Durchkommen: Szilagyi bleibt in der SG-Abwehr hängen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kein Durchkommen: Szilagyi bleibt in der SG-Abwehr hängen.
Es war das insgesamt 50. Aufeinandertreffen der beiden Nordrivalen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt. Selten aber war der THW Kiel in einem Derby so von der Rolle, wie am Mittwoch Abend. Mit 28:32 (13:12) verloren die Zebras das Hinspiel im Champions League-Viertelfinale vor 10250 enttäuschten Fans in der Kieler Ostseehalle. Damit verpasste es der THW, sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 04. März (15.10 Uhr, live im NDR Fernsehen) in der Campushalle zu verschaffen.
Am Ende konnte man sogar vom sprichwörtlichen "Blauen Auge" sprechen, mit dem der THW noch davon gekommen war. Zwischenzeitlich hatten die Gäste, deren stärkster Werfer Sören Stryger war, bereits mit acht Toren geführt.

Startete gut: Vid Kavticnik.
Klicken Sie zum Vergrößern! Startete gut: Vid Kavticnik.
Vor dem Anpfiff war wieder dieses ganz besondere Kribbeln bei den Fans beider Teams zu spüren, dass man allgemein wohl als Derbyfieber bezeichnen könnte. Beinahe erlösend dann der Anpfiff des guten Schiedrichtergespannes Hansson/Olsson (SWE), die von vornherein durch konsequente Karten- und Zeitstrafenvergabe unnötige Härten unterbanden. Der THW kam zunächst besser aus den Startlöchern, Lövgren und Kim Andersson legten zum 2:0 vor (4.). Da auch Henning Fritz von Beginn an in der Partie war, ließen seine Paraden die Kieler Abschlussschwäche zunächst ein wenig verschleiern. Beim 3:3 glich Flensburg erstmals aus, doch die Zebras hielten dagegen. Der in der Anfangsphase auffällige Kavticnik erzielte mit seinem dritten Treffer, wuchtig aus dem Rückraum erzielt, das 7:4 (15.). Dann aber kam in der hektischen und von beiden Seiten sehr nervös geführten ersten Hälfte Sand ins Kieler Angriffsgetriebe. Als Christiansen einen Tempogegenstoß zum 8:8 (20.) versenken konnte, begann das Derby an sich von Neuem. Flensburg versuchte, mit lang ausgespielten Angriffen den Kieler Tempohandball auf eine Geduldsprobe zu stellen. Da Unkonzentriertheiten den Kieler Angriff zusätzlich verunsicherten, blieb das Spiel bis zur Pause ausgeglichen. Kim Andersson nährte mit dem 13:12 Halbzeitstand die Hoffnung auf Besserung im Kieler Spiel.

Nikola Karabatic fest im SG-Griff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic fest im SG-Griff.
Ein Großteil der Zuschauer war nach der Pause noch gar nicht wieder auf dem Sitzplatz angekommen, da gingen die Blicke zum ersten Mal erstaunt in Richtung Anzeigentafeln. 13:16 stand da geschrieben, für die vier Treffer binnen vier Minuten legte ein sich steigernder Jan Holpert im SG-Tor den Grundstein. Die THW-Offensive machte es dem Flensburger Keeper oftmals aber auch zu leicht, sich auszuzeichnen. Lijewski, Christiansen, Nielsen und Stryger bedankten sich für die THW-Stockfehler im Angriff und erzielten die erste SG-Drei-Tore-Führung (34.). Nun aber schienen auch die Zebras endlich aus der Pause gekommen: Ein Doppelpack von Marcus Ahlm und Frode Hagen per Siebenmeter glichen aus (37.). Den erhofften Kieler Sturmlauf verhinderte aber zwei unnötige aber berechtigte Zeitstrafen gegen Lundström (37.) und Szilagyi (42.), als der österreichische Spielmacher zurück kehrte, war Flensburg wieder auf 22:17 enteilt.

Kam selten so frei zum Wurf: Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kam selten so frei zum Wurf: Marcus Ahlm.
THW-Coach Serdarusic reagierte, nahm ob der sich häufenden leichten Fehler im Angriff früh seine Auszeit (43.), stellte Mattias Andersson ins Tor, beorderte Hagen für den völlig neben sich stehenden Karabatic auf Halblinks und den angeschlagenen Christian Zeitz für den in der zweiten Hälfte indisponierten Kim Andersson auf Halbrechts. Zeitz brauchte allerdings vier Minuten, um ins Spiel zu kommen. Zwei Fehlwürfe und ein Fehlpass des zuletzt mit wenig Spielpraxis ausgestatteten Nationalspielers führten zunächst aber zum 17:24. Dann aber krachte der erste Zeitz-Hammer ins Holpert-Gehäuse, die Kieler Fans hofften auf die Initialzündung. Karabatic mit seinem ersten Tor (48.) und Szilagyi nährten diese zunächst. Als Letzterer aber nach Karabtics 21:26 (51.) wegen Meckerns eine Zeitstrafe erhielt, drohte die SG im THW-Stil die Gastgeber zu überrolen. Ganze 52 Sekunden benötigte Flensburg, um durch Stryger und zwei Tempogegenstöße von Christiansen ohne erkennbare Kieler Gegenwehr auf 29:21 davon zu ziehen (52.).

Flensburger Jubel in der Ostseehalle: Kent-Harry Andersson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Flensburger Jubel in der Ostseehalle: Kent-Harry Andersson.
Irgendwie hatten diese Nadelstiche das Kämpferherz der Zebras geweckt, die fortan um jeden Treffer kämpften. Zwei Mal Zeitz, Szilagyi und Lundström verkürzten auf 25:29, hinter der nun endlich aggressiv zu Werke gehenden Abwehr hielt Mattias Andersson einige schwere Bälle - der THW konnte verkürzen. Symptomatisch dann die 58. Minute, als Jan Holpert nacheinander die Würfe von Szilagyi und Ahlm hielt, Christiansen das 27:32 erzielte und Hagen einen Siebenmeter gut einen Meter über das Flensburger Tor warf. Dennoch bot sich wenige Sekunden vor Schluss nach Kavticniks 28:32 die Möglichkeit, nach einer Andersson - Parade sogar noch auf drei Treffer zu verkürzen. Ein Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung aber machte diese Chance zunichte, vielmehr hätte Stryger freistehend noch den 33. SG-Treffer erzielen müssen, doch Andersson entschärfte auch diesen Versuch.

Am Ende feierten die rund 700 mitgereisten Flensburger einen in dieser Höhe wohl nicht erwarteten Sieg. Die Zebras standen noch Minuten nach dem Schlusspfiff des ingesamt sehr fairen Derbys konsterniert auf dem Parkett, nicht glauben wollend, was sich in der zweiten Halbzeit abgespielt hatte. Flensburg konnte mit einer soliden, keinesfalls aber überragenden Leistung einen Vier-Tore-Vorsprung für das Rückspiel heraus werfen. Den THW-Spielern machte aber vor allem eines Hoffnung: Solche einen rabenschwarzen Tag quer durch alle Mannschaftsteile erlebt man wohl nur selten. Und wer weiß, wofür Anderssons Parade in der Schlusssekunde am Ende noch gut gewesen sein könnte...

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Aus kiel4kiel.de:

Champions League: THW erlebt Debakel gegen Flensburg

Die Handballer des THW Kiel sind schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden: Die SG Flensburg-Handewitt scheint den Zebras einfach nicht zu liegen. Statt sich ein gutes Polster für das Champions League Rückspiel am Samstag in der Campushalle zu erarbeiteten, verloren die Kieler am Mittwoch in der Ostseehalle vor 10250 erschütterten Zuschauern nach einer desaströsen Angriffsleistung mit 28:32 (13:12) gegen den Erzrivalen und kamen dabei sogar noch schmeichelhaft davon. Nun muss der THW wohl oder übel auf ein "Wunder von Flensburg" hoffen...

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Dies war die schlechteste Angriffsleistung, die diese Mannschaft bisher gebracht hat. Vor wenigen Tagen in Göppingen war diese gerade noch herausragend, deshalb habe ich auch noch keine Erklärung dafür. Die erste Halbzeit war insgesamt noch ganz in Ordnung, aber auch dort war unsere Angriffsleistung schlecht - in etwa so wie gegen Minden und Wetzlar. Unsere Chancen, nun noch weiterzukommen, sind sicherlich nicht groß, aber wir werden in der Campushalle anders auftreten. Meine Mannschaft kann guten Handball spielen, hoffentlich zeigt sie es am Samstag.

[zur Vorbereitung auf Samstag:]
Wir werden ganz normal arbeiten in den nächsten Tagen. Wir müssen am Samstag zu unserem Spiel finden. Heute waren wir im Angrif zu ängstlich - die Wucht der zweiten Welle, die man sonst von uns kennt, war nicht vorhanden. Wenn diese zurückkommt, haben wir am Samstag noch eine Chance. [zur Leistung von Karabatic:]
Nach der EM war er ausgelaugt und müde, so hat er auch zunächst gespielt. Aber gegen Göppingen lieferte er eine Weltklasseleistung ab. Ich möchte allerdings Karabatic heute nicht herausheben, denn es haben heute alle schlecht gespielt.

SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Wir haben ein super Spiel gemacht und ein wenig Selbstvertrauen tanken können. Vier Tore sind aber gar nichts im Handball, das kann man in drei Minuten aufholen. Samstag ist ein ganz neues Spiel, aber unsere Fans sind ganz heiß und werden uns helfen. Es ist zwar ein tolles Ergebnis hier, es wäre aber sogar noch mehr drin gewesen, denn wir haben am Ende aufgehört, Handball zu spielen.
SG-Manager Thorsten Storm:
Über dieses Ergebnis bin ich sehr überrascht. Aber die Mannschaft hat eine geschlossen starke Leistung abgeliefert, Kent-Harry Andersson hat eine taktische Meisterleistung vollbracht. Er hat alle Spieler auf ein gemeinsames Level gebracht, dies trägt jetzt Früchte.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Meinen Glückwunsch an Flensburg, dies war ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg. Heute ist uns gar nichts gelungen, den Flensburgern umso mehr. Jan Holpert war überragend, auch wenn Henning Fritz auch lange Zeit gut hielt. Jeder bei uns kann normalerweise ein Spiel allein entscheiden, aber es ist heute keiner an sein Potential gestoßen. Doch die Chancen zum Weiterkommen, die wir kaum noch haben, wollen wir versuchen zu nutzen.

[Frage: Hat dieses Spiel Auswirkungen auf den Rest der Saison?]
Wir haben die letzten 12 bis 13 Jahre immer nur von Spiel zu Spiel gedacht - dies wird sich auch nicht ändern. Ich hoffe und denke, dass wir uns am Samstag besser präsentieren. Wir werden dort alles probieren und am Samstag um 17 Uhr gucken, was dabei herausgekommen ist. An den weiteren Saisonverlauf denke ich erst danach.

Frode Hagen gegenüber den KN:
Ich möchte dazu nicht viel sagen. Wir haben einfach nur ganz schlecht gespielt. Chancen fürs Rückspiel gibt es aber immer noch.
Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Beide Mannschaften haben sehr ängstlich begonnen, außerdem waren beide Torhüter, Jan Holpert und Henning Fritz, sehr stark. Später haben wir einfach zu viele Bälle verworfen. Aber wir geben uns nicht auf. Wenn Flensburg mit vier Toren in der Ostseehalle gewinnen kann, schaffen wir das auch in der Campushalle.
Viktor Szilagyi gegenüber den KN:
Das war ein rabenschwarzer Tag von uns, die schlechteste Saisonleistung. Aber das heißt noch nichts. Wir fahren 45 Minuten zum Auswärtsspiel und dann wollen wir mal sehen.
Sören Stryger gegenüber den KN:
Wir waren im Gegenstoßspiel heute besser als die Kieler. Aber gewonnen ist noch nichts.
Jan Holpert gegenüber den KN:
Das ist ein tolles Ergebnis. Aber jetzt müssen wir unsere Kräfte sammeln und die Leistung von heute noch einmal bringen.

Champions League, Viertelfinale, Hinspiel: 28.02.06, Di., 20.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 28:32 (13:12)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-44., 56.-58., 10 Paraden), M. Andersson (45.-55., 58.-60., 5 Paraden); Linders, K. Andersson (4), Lundström (1), Kavticnik (5/2), Hagen (4/4), Lövgren (2), Wagner (n.e.), Ahlm (4), Szilagyi (3), Zeitz (3), Karabatic (2); Trainer: Serdarusic
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Holpert (1.-60., 16 Paraden), Beutler (2 Siebenmeter, 1 Parade); Solberg (3), Lackovic (4), Nielsen (5), Sprem, Jensen (4), Christiansen (5/1), Stryger (6/5), Lijewski (5), Berge, Lauritzen; Trainer: Andersson
Schiedsrichter:
Peter Hansson / Peter Olsson (SWE)
Zeitstrafen:
THW: 7 (2x Lundström (8., 37.), 2x Ahlm (14., 23.) 2x Szilagyi (42., 51.), Kavticnik (30.));
Flensburg: 6 (Jensen (16., 21.), Lackovic (21., 59.), Nielsen (29.), Lijewski (37.))
Siebenmeter:
THW: 8/6 (Beutler hält Kavticnik (22.), Hagen drüber (59.))
Flensburg: 7/6 (Fritz hält Christiansen (7.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 3:1, 3:3, 5:3, 7:4, 8:6 (17.), 8:8 (20.), 9:9, 11:9 (25.), 12:10, 12:12 (29.), 13:12;
2. Hz.: 13:16 (34.), 16:16 (37.), 16:21 (42.), 17:21, 17:24 (46.), 19:24, 20:26, 21:29 (52.), 25:29 (55.), 26:30, 27:31 (58.), 28:32
Zuschauer:
10250 (ausverkauft), (Ostseehalle, Kiel)

 

Die restlichen Champions League-Hinspiele

Die Termin-Verlegung des Derbys auf den 28. Februar brachte es mit sich, dass beide Teams schon informiert über die weiteren Ergbnisse der Hinspiel ins Spiel gehen können. Im rein spanischen Duell verschaffte sich Portland San Antonio mit dem 25:21 (11:11) gegen den FC Barcelona nur ein geringes Polster für das Rückspiel im Palau Blaugrana.

Wesentlich besser steht der dritte spanische Vertreter nach dem Hinspiel da: Ciudad Real schlug in eigener Halle Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 34:27 (14:12).

Ein schweres Rückspiel erwartet Karabatics Ex-Club Montpellier HB (FRA) am Samstag bei Fotex Veszprem (HUN). In Montpellier gewann der Gastgeber lediglich mit 23:21 (11:10).

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Im EHF-Pokal steht der TBV Lemgo mit einem Bein im Halbfinale. Gegen Lukoil Dynamo Astrachan (RUS) gewannen die Lipperländer das Viertelfinal-Hinspiel in eigener Halle überdeutlich mit 33:18 (17:6). Auch der VfL Gummersbach kann bereits für das Halbfinale planen. Gegen den spanischen Vertreter Bidasoa Irun gewann der VfL klar mit 35:26 (16:14). Eine glänzende Ausgangsposition verschaffte sich auch Frisch Auf! Göppingen. Der letzte THW-Bundesliga-Gegner gewann bei GOG Svendborg Gudme (DEN) mit 29:24 (13:13) und freut sich jetzt auf das Rückspiel am 4.3. in der "Hölle Süd".

Im Viertelfinale des Cups der Pokalsieger verschaffte sich die HSG Nordhorn am frühen Sonntag Abend gegen die Kadetten Schaffhausen (SUI) mit einem 36:21 (16:13) eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2006:

Rabenschwarzer Tag für den THW

Champions League: Kiel verliert Hinspiel gegen Flensburg 28:32
Kiel - Ein bitterer Abend für den THW Kiel. Der deutsche Meister verlor gestern Abend das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen die in allen Belangen überlegene SG Flensburg-Handewitt mit 28:32 (13:12). In der heimischen Ostseehalle. An einem Ort, an dem seit mehr als zwei Jahren für Gäste der Zebras nur die Krümel blieben.

Eine katastrophale zweite Halbzeit lässt den THW Kiel am Sonnabend (15 Uhr) nun als krasser Außenseiter in die Campushalle fahren. Die 10 250 Zuschauern erlebten einen denkwürdigen Abend, an dem beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga einfach nichts klappen wollte. Symptomatisch die 55. Minute: Da warf Viktor Szilagyi dem starken Jan Holpert den Ball einmal mehr genau auf den Bauch - und Marcus Ahlm schmetterte unbedrängt den Abpraller an die Latte.

Da stand es 31:26 für die coolen Gäste und Kiel bemühte sich vergeblich um Ergebniskosmetik. Da setzte der bis dato sichere Siebenmeterschütze Frode Hagen einen Strafwurf einen halben Meter über die Latte, Szilagyi landete nach einer überflüssigen Diskussion mit den Unparteiischen auf der Strafbank und selbst der routinierte Stefan Lövgren warf so schwach, dass Holpert die Kugel sogar fangen konnte. Einen rabenschwarzen Tag erwischte Europameister Nikola Karabatic, der erst im zehnten Anlauf in der 48. Minute endlich sein erstes Tor erzielte.

In den ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit traf die Torfabrik der Handball-Bundesliga nur viermal, und Flensburg drehte einen 12:13-Rückstand in eine 24:17-Führung. Vor fassungslosem Publikum drohte einer rat- und kopflosen Kieler Mannschaft gar ein Debakel. Torhüter Mattias Andersson und Christian Zeitz, den Trainer Noka Serdarusic in den Schlussminuten trotz seiner Leistenzerrung ins Feuer warf, sorgten dafür, dass dem THW zumindest ein ganz kurzer Strohhalm geblieben ist.

Dabei hatte es so gut begonnen: Mit 8:5 lagen die Kieler in Führung, die Halle lebte. Das Publikum hatte sich mit einem Pfeifkonzert gegen Joachim Boldsen aufgewärmt, der im Trainingsanzug die Halle betrat. Falscher Alarm - der bullige Däne konnte wegen eines Muskelfaserrisses gar nicht mitspielen.

Besonders Vid Kavticnik, der in den ersten Minuten gleich dreimal in Unterzahl traf, ließ die Fans jubeln. Da auch die gefürchteten Wurftürme der Flensburger, Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic, in Henning Fritz ihren Meister fanden, schien Kiel auf einem guten Weg. "Vulkan" Fritz brodelte vor den Augen des Bundestrainers Heiner Brand zunächst wie zu seinen besten Zeiten und schenkte dem Kroaten Lackovic auch immer seinen finstersten Blick.

Doch im Angriff klappte schon vor der Pause wenig. Nicht nur der Jugend im THW-Trikot spielten die Nerven einen Streich. Auch routiniertere Spieler wie Linksaußen Henrik Lundström standen neben sich. Bezeichnend sein Blackout in den letzten Sekunden, als er einen Ball unbedrängt in die Hände von Lackovic warf. Ein Geschenk für die Flensburger, die aber in der Person von Kasper Nielsen an Andersson scheiterten und so einen Fünf-Tore-Vorsprung vergaben.

Die routinierten Gäste spielten keineswegs überragend. Allerdings drückten sie mit langen Spielzügen immer wieder auf die Bremse und ließen es nicht zu, dass der THW sein gefürchtetes Tempospiel auspacken konnte. So bissen sich Lövgren & Co immer wieder in der leidenschaftlich kämpfenden Abwehr der Flensburger fest, die in Kombination mit Torhüter Holpert einfach eine Klasse besser war als der schwarz-weiße Anzug. "Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden", kündigte Manager Uwe Schwenker einen anderen THW Kiel im Rückspiel an. "So schlecht kann die Mannschaft kein zweites Mal auftreten."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006:

KN-Interview mit SG-Spieler Glenn Solberg

"Gegen Kiel haben wir immer gut gespielt"
Kieler Nachrichten:
Haben Sie den Sieg gegen Kiel kräftig gefeiert?
Glenn Solberg:
Nein. Wir haben gut gegessen, hatten viel Spaß auf der Rückfahrt im Mannschaftsbus und anschließend einen sehr guten Schlaf. Zum Feiern besteht noch kein Grund. Wir sind im Moment alle ziemlich müde. Aber bis Samstag sind wir wieder fit.
Kieler Nachrichten:
Zuletzt lief es bei der SG nicht rund. Mit Boldsen und Knudsen fehlten zwei wichtige Spieler. Mit welcher Erwartung sind Sie nach Kiel gefahren?
Glenn Solberg:
Zuletzt haben wir gegen Kiel immer gute Spiele gemacht und bewiesen, dass wir auch in der Ostseehalle gewinnen können. Wir hatten zwar Respekt, aber auch großen Optimismus.
Kieler Nachrichten:
Wann haben Sie gespürt, dass sogar ein Sieg möglich ist?
Glenn Solberg:
Schon in der ersten Halbzeit. Obwohl wir sehr viele Torchancen ausgelassen hatten und nicht als Kollektiv aufgetreten sind, konnte Kiel sich nicht absetzen. Überrascht waren wir nur, als wir plötzlich nach der Pause mit acht Toren führten. Es war aber auch klar, dass der THW Kiel noch einmal zurückkommen würde. Einen solchen Vorsprung zu halten, ist in der Ostseehalle unrealistisch.
Kieler Nachrichten:
Hat der THW Kiel noch eine Chance?
Glenn Solberg:
Klar. Vier Tore sind in zwei Minuten aufzuholen. Für uns war es wichtig, dass wir eine so überragende zweite Halbzeit gespielt haben. Mit viel Disziplin und als Kollektiv. Wir haben da endlich wieder gezeigt, zu welchen Leistungen wir in der Lage sind. Gelingt uns das in der Campushalle auch, sieht es für uns ganz gut aus. Wir alle haben große Lust auf dieses Spiel.
Kieler Nachrichten:
Sie sind mit dem Kieler Frode Hagen befreundet. Nun werfen Sie ihn womöglich aus der Champions League. Skrupel?
Glenn Solberg:
Nein. Ich hoffe, dass ich ihn aus dem Pokal werfe. Für diese 60 Minuten sind wir keine Freunde. Es ist für jeden Handballer ein Traum, die Champions League zu gewinnen. Und mit dem Hinspiel in Kiel sind wir diesem Ziel einen kleinen Schritt näher gekommen.

(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006)


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