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Kein Durchkommen: Szilagyi bleibt in der SG-Abwehr hängen.
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Es war das insgesamt 50. Aufeinandertreffen der beiden Nordrivalen THW Kiel
und SG Flensburg-Handewitt. Selten aber war der THW Kiel in einem Derby
so von der Rolle, wie am Mittwoch Abend. Mit 28:32 (13:12) verloren die Zebras das Hinspiel im
Champions League-Viertelfinale vor
10250 enttäuschten Fans in der Kieler Ostseehalle. Damit verpasste es der THW, sich eine
gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 04. März (15.10 Uhr, live im NDR Fernsehen) in
der Campushalle zu verschaffen.
Am Ende konnte man sogar vom sprichwörtlichen "Blauen Auge" sprechen, mit dem
der THW noch davon gekommen war. Zwischenzeitlich hatten die Gäste, deren stärkster
Werfer Sören Stryger war, bereits mit acht Toren geführt.
Vor dem Anpfiff war wieder dieses ganz besondere Kribbeln bei den Fans beider
Teams zu spüren, dass man allgemein wohl als Derbyfieber bezeichnen könnte. Beinahe
erlösend dann der Anpfiff des guten Schiedrichtergespannes Hansson/Olsson (SWE), die
von vornherein durch konsequente Karten- und Zeitstrafenvergabe unnötige Härten
unterbanden. Der THW kam zunächst besser aus den Startlöchern,
Lövgren
und
Kim Andersson legten zum 2:0 vor (4.). Da auch
Henning Fritz von Beginn an in der Partie war,
ließen seine Paraden die Kieler Abschlussschwäche zunächst ein wenig verschleiern.
Beim 3:3 glich Flensburg erstmals aus, doch die Zebras hielten dagegen. Der in
der Anfangsphase auffällige
Kavticnik erzielte mit seinem
dritten Treffer, wuchtig aus dem Rückraum erzielt, das 7:4 (15.). Dann aber kam
in der hektischen und von beiden Seiten sehr nervös geführten ersten Hälfte Sand
ins Kieler Angriffsgetriebe. Als Christiansen einen Tempogegenstoß zum 8:8 (20.) versenken
konnte, begann das Derby an sich von Neuem. Flensburg versuchte, mit lang ausgespielten
Angriffen den Kieler Tempohandball auf eine Geduldsprobe zu stellen. Da
Unkonzentriertheiten den Kieler Angriff zusätzlich verunsicherten, blieb das Spiel
bis zur Pause ausgeglichen.
Kim Andersson nährte mit
dem 13:12 Halbzeitstand die Hoffnung auf Besserung im Kieler Spiel.
Ein Großteil der Zuschauer war nach der Pause noch gar nicht wieder auf dem Sitzplatz
angekommen, da gingen die Blicke zum ersten Mal erstaunt in Richtung Anzeigentafeln.
13:16 stand da geschrieben, für die vier Treffer binnen vier Minuten legte ein
sich steigernder Jan Holpert im SG-Tor den Grundstein. Die THW-Offensive machte es
dem Flensburger Keeper oftmals aber auch zu leicht, sich auszuzeichnen. Lijewski,
Christiansen, Nielsen und Stryger bedankten sich für die THW-Stockfehler im Angriff
und erzielten die erste SG-Drei-Tore-Führung (34.). Nun aber schienen auch die Zebras
endlich aus der Pause gekommen: Ein Doppelpack von
Marcus Ahlm
und
Frode Hagen per Siebenmeter glichen aus (37.). Den
erhofften Kieler Sturmlauf verhinderte aber zwei unnötige aber berechtigte Zeitstrafen
gegen
Lundström (37.) und
Szilagyi (42.),
als der österreichische Spielmacher zurück kehrte, war Flensburg wieder auf 22:17 enteilt.
THW-Coach
Serdarusic reagierte, nahm ob der sich häufenden
leichten Fehler im Angriff früh seine Auszeit (43.), stellte
Mattias Andersson ins Tor, beorderte
Hagen
für den völlig neben sich stehenden
Karabatic auf Halblinks und
den angeschlagenen
Christian Zeitz für den in der zweiten Hälfte
indisponierten
Kim Andersson auf Halbrechts.
Zeitz brauchte allerdings vier Minuten, um ins Spiel zu
kommen. Zwei Fehlwürfe und ein Fehlpass des zuletzt mit wenig Spielpraxis
ausgestatteten Nationalspielers führten zunächst aber zum 17:24. Dann aber krachte
der erste
Zeitz-Hammer ins Holpert-Gehäuse, die Kieler
Fans hofften auf die Initialzündung.
Karabatic mit seinem
ersten Tor (48.) und
Szilagyi nährten diese zunächst.
Als Letzterer aber nach
Karabtics 21:26 (51.) wegen
Meckerns eine Zeitstrafe erhielt, drohte die SG im THW-Stil die Gastgeber zu
überrolen. Ganze 52 Sekunden benötigte Flensburg, um durch Stryger und zwei Tempogegenstöße
von Christiansen ohne erkennbare Kieler Gegenwehr auf 29:21 davon zu ziehen (52.).
 |
Flensburger Jubel in der Ostseehalle: Kent-Harry Andersson.
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Irgendwie hatten diese Nadelstiche das Kämpferherz der Zebras geweckt, die fortan
um jeden Treffer kämpften. Zwei Mal
Zeitz,
Szilagyi und
Lundström
verkürzten auf 25:29, hinter der nun endlich aggressiv zu Werke gehenden Abwehr
hielt
Mattias Andersson einige schwere Bälle - der THW
konnte verkürzen. Symptomatisch dann die 58. Minute, als Jan Holpert nacheinander
die Würfe von
Szilagyi und
Ahlm
hielt, Christiansen das 27:32 erzielte und
Hagen einen
Siebenmeter gut einen Meter über das Flensburger Tor warf. Dennoch bot
sich wenige Sekunden vor Schluss nach
Kavticniks 28:32 die
Möglichkeit, nach einer
Andersson - Parade sogar noch
auf drei Treffer zu verkürzen. Ein Abspielfehler in der Vorwärtsbewegung aber machte
diese Chance zunichte, vielmehr hätte Stryger freistehend noch den 33. SG-Treffer
erzielen müssen, doch
Andersson entschärfte auch diesen
Versuch.
Am Ende feierten die rund 700 mitgereisten Flensburger einen in dieser Höhe wohl
nicht erwarteten Sieg.
Die Zebras standen noch Minuten nach dem Schlusspfiff des ingesamt sehr fairen
Derbys konsterniert auf dem Parkett, nicht glauben wollend, was sich in
der zweiten Halbzeit abgespielt hatte. Flensburg konnte mit einer soliden, keinesfalls
aber überragenden Leistung einen Vier-Tore-Vorsprung für das Rückspiel heraus
werfen. Den THW-Spielern machte aber vor allem eines Hoffnung: Solche einen rabenschwarzen
Tag quer durch alle Mannschaftsteile erlebt man wohl nur selten. Und wer weiß,
wofür Anderssons Parade in der Schlusssekunde am Ende
noch gut gewesen sein könnte...
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
Champions League: THW erlebt Debakel gegen Flensburg
Die Handballer des THW Kiel sind schmerzhaft auf den Boden der
Tatsachen zurückgeholt worden: Die SG Flensburg-Handewitt
scheint den Zebras einfach nicht zu liegen. Statt sich
ein gutes Polster für das Champions League Rückspiel
am Samstag in der Campushalle zu erarbeiteten, verloren
die Kieler am Mittwoch in der Ostseehalle vor 10250 erschütterten
Zuschauern nach einer desaströsen Angriffsleistung mit 28:32 (13:12)
gegen den Erzrivalen und kamen dabei sogar noch schmeichelhaft
davon. Nun muss der THW wohl oder übel auf ein "Wunder von Flensburg" hoffen...
mehr...
Dies war die schlechteste Angriffsleistung, die diese Mannschaft
bisher gebracht hat. Vor wenigen Tagen in Göppingen war diese gerade
noch herausragend, deshalb habe ich auch noch keine Erklärung dafür. Die
erste Halbzeit war insgesamt noch ganz in Ordnung, aber auch dort war
unsere Angriffsleistung schlecht - in etwa so wie gegen Minden und
Wetzlar. Unsere Chancen, nun noch weiterzukommen, sind sicherlich nicht
groß, aber wir werden in der Campushalle anders auftreten. Meine
Mannschaft kann guten Handball spielen, hoffentlich zeigt sie es am Samstag.
[zur Vorbereitung auf Samstag:]
Wir werden ganz normal arbeiten in den nächsten Tagen. Wir müssen am
Samstag zu unserem Spiel finden. Heute waren wir im Angrif zu ängstlich
- die Wucht der zweiten Welle, die man sonst von uns kennt, war nicht
vorhanden. Wenn diese zurückkommt, haben wir am Samstag noch eine Chance.
[zur Leistung von Karabatic:]
Nach der EM war er ausgelaugt und müde, so hat er auch zunächst
gespielt. Aber gegen Göppingen lieferte er eine Weltklasseleistung ab.
Ich möchte allerdings Karabatic heute nicht herausheben, denn es haben
heute alle schlecht gespielt.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Wir haben ein super Spiel gemacht und ein wenig Selbstvertrauen
tanken können. Vier Tore sind aber gar nichts im Handball, das kann man
in drei Minuten aufholen. Samstag ist ein ganz neues Spiel, aber unsere
Fans sind ganz heiß und werden uns helfen. Es ist zwar ein tolles
Ergebnis hier, es wäre aber sogar noch mehr drin gewesen, denn wir haben
am Ende aufgehört, Handball zu spielen.
Über dieses Ergebnis bin ich sehr überrascht. Aber die Mannschaft
hat eine geschlossen starke Leistung abgeliefert, Kent-Harry Andersson
hat eine taktische Meisterleistung vollbracht. Er hat alle Spieler auf
ein gemeinsames Level gebracht, dies trägt jetzt Früchte.
Meinen Glückwunsch an Flensburg, dies war ein auch in dieser Höhe
verdienter Sieg. Heute ist uns gar nichts gelungen, den Flensburgern
umso mehr. Jan Holpert war überragend, auch wenn Henning Fritz auch
lange Zeit gut hielt. Jeder bei uns kann normalerweise ein Spiel allein
entscheiden, aber es ist heute keiner an sein Potential gestoßen. Doch
die Chancen zum Weiterkommen, die wir kaum noch haben, wollen wir
versuchen zu nutzen.
[Frage: Hat dieses Spiel Auswirkungen auf den Rest der Saison?]
Wir haben die letzten 12 bis 13 Jahre immer nur von Spiel zu Spiel
gedacht - dies wird sich auch nicht ändern. Ich hoffe und denke, dass
wir uns am Samstag besser präsentieren. Wir werden dort alles probieren
und am Samstag um 17 Uhr gucken, was dabei herausgekommen ist. An den
weiteren Saisonverlauf denke ich erst danach.
Ich möchte dazu nicht viel sagen. Wir haben einfach
nur ganz schlecht gespielt. Chancen fürs Rückspiel gibt
es aber immer noch.
Beide Mannschaften haben sehr ängstlich begonnen, außerdem
waren beide Torhüter, Jan Holpert und Henning Fritz,
sehr stark. Später haben wir einfach zu viele Bälle verworfen.
Aber wir geben uns nicht auf. Wenn Flensburg mit vier Toren
in der Ostseehalle gewinnen kann, schaffen wir das auch
in der Campushalle.
Das war ein rabenschwarzer Tag von uns, die schlechteste
Saisonleistung. Aber das heißt noch nichts. Wir fahren 45 Minuten
zum Auswärtsspiel und dann wollen wir mal sehen.
Sören Stryger gegenüber den KN:
Wir waren im Gegenstoßspiel heute besser als die Kieler.
Aber gewonnen ist noch nichts.
Jan Holpert gegenüber den KN:
Das ist ein tolles Ergebnis. Aber jetzt müssen wir unsere
Kräfte sammeln und die Leistung von heute noch einmal bringen.
THW Kiel:-
Fritz (1.-44., 56.-58., 10 Paraden),
M. Andersson (45.-55., 58.-60., 5 Paraden);
Linders,
K. Andersson (4),
Lundström (1),
Kavticnik (5/2),
Hagen (4/4),
Lövgren (2),
Wagner (n.e.),
Ahlm (4),
Szilagyi (3),
Zeitz (3),
Karabatic (2);
Trainer: Serdarusic
SG Flensburg-Handewitt:-
Holpert (1.-60., 16 Paraden),
Beutler (2 Siebenmeter, 1 Parade);
Solberg (3),
Lackovic (4),
Nielsen (5),
Sprem,
Jensen (4),
Christiansen (5/1),
Stryger (6/5),
Lijewski (5),
Berge,
Lauritzen;
Trainer: Andersson
- Schiedsrichter:
-
Peter Hansson / Peter Olsson (SWE)
- Zeitstrafen:
-
THW: 7 (2x Lundström (8., 37.), 2x Ahlm (14., 23.)
2x Szilagyi (42., 51.), Kavticnik (30.));
Flensburg: 6 (Jensen (16., 21.), Lackovic (21., 59.), Nielsen (29.), Lijewski (37.))
- Siebenmeter:
-
THW: 8/6 (Beutler hält Kavticnik (22.), Hagen drüber (59.))
Flensburg: 7/6 (Fritz hält Christiansen (7.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0, 3:1, 3:3, 5:3, 7:4, 8:6 (17.), 8:8 (20.), 9:9, 11:9 (25.), 12:10, 12:12 (29.), 13:12;
2. Hz.: 13:16 (34.), 16:16 (37.), 16:21 (42.), 17:21, 17:24 (46.), 19:24, 20:26, 21:29 (52.),
25:29 (55.), 26:30, 27:31 (58.), 28:32
- Zuschauer:
-
10250 (ausverkauft), (Ostseehalle, Kiel)
Die Termin-Verlegung des Derbys auf den 28. Februar brachte es mit sich,
dass beide Teams schon informiert über die weiteren Ergbnisse der Hinspiel
ins Spiel gehen können. Im rein spanischen Duell verschaffte sich Portland San Antonio
mit dem 25:21 (11:11) gegen den FC Barcelona nur ein geringes Polster für das
Rückspiel im Palau Blaugrana.
Wesentlich besser steht der dritte spanische Vertreter nach dem Hinspiel da: Ciudad Real
schlug in eigener Halle Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 34:27 (14:12).
Ein schweres Rückspiel erwartet Karabatics Ex-Club
Montpellier HB (FRA) am Samstag bei Fotex Veszprem (HUN). In Montpellier gewann
der Gastgeber lediglich mit 23:21 (11:10).
Im EHF-Pokal steht der TBV Lemgo mit einem Bein im Halbfinale. Gegen
Lukoil Dynamo Astrachan (RUS) gewannen die Lipperländer das
Viertelfinal-Hinspiel
in eigener Halle überdeutlich mit 33:18 (17:6). Auch der VfL Gummersbach
kann bereits für das Halbfinale planen. Gegen den spanischen Vertreter Bidasoa Irun
gewann der VfL klar mit 35:26 (16:14). Eine glänzende Ausgangsposition
verschaffte sich auch Frisch Auf! Göppingen. Der letzte THW-Bundesliga-Gegner
gewann bei GOG Svendborg Gudme (DEN) mit 29:24 (13:13) und freut sich jetzt
auf das Rückspiel am 4.3. in der "Hölle Süd".
Im Viertelfinale des Cups der Pokalsieger
verschaffte sich die HSG Nordhorn am frühen Sonntag Abend gegen die Kadetten Schaffhausen (SUI)
mit einem 36:21 (16:13) eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel.
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2006:
Rabenschwarzer Tag für den THW
Champions League: Kiel verliert Hinspiel gegen Flensburg 28:32
Kiel - Ein bitterer Abend für den THW Kiel. Der
deutsche Meister verlor gestern Abend das Hinspiel im
Viertelfinale der Champions League
gegen die in allen Belangen überlegene SG Flensburg-Handewitt
mit 28:32 (13:12). In der heimischen Ostseehalle.
An einem Ort, an dem seit mehr als zwei Jahren für
Gäste der Zebras nur die Krümel blieben.
Eine katastrophale zweite Halbzeit lässt den THW Kiel
am Sonnabend (15 Uhr) nun als krasser Außenseiter in
die Campushalle fahren. Die 10 250 Zuschauern erlebten
einen denkwürdigen Abend, an dem beim Tabellenführer
der Handball-Bundesliga einfach nichts klappen wollte.
Symptomatisch die 55. Minute: Da warf Viktor Szilagyi
dem starken Jan Holpert den Ball einmal mehr genau auf
den Bauch - und Marcus Ahlm
schmetterte unbedrängt den Abpraller an die Latte.
Da stand es 31:26 für die coolen Gäste und Kiel bemühte
sich vergeblich um Ergebniskosmetik. Da setzte der bis
dato sichere Siebenmeterschütze Frode Hagen
einen Strafwurf einen halben Meter über die Latte,
Szilagyi landete nach einer
überflüssigen Diskussion mit den Unparteiischen auf der
Strafbank und selbst der routinierte
Stefan Lövgren warf so schwach,
dass Holpert die Kugel sogar fangen konnte. Einen
rabenschwarzen Tag erwischte Europameister Nikola Karabatic,
der erst im zehnten Anlauf in der 48. Minute endlich
sein erstes Tor erzielte.
In den ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit traf die
Torfabrik der Handball-Bundesliga nur viermal, und
Flensburg drehte einen 12:13-Rückstand in eine 24:17-Führung.
Vor fassungslosem Publikum drohte einer rat- und kopflosen
Kieler Mannschaft gar ein Debakel. Torhüter
Mattias Andersson und Christian Zeitz,
den Trainer Noka Serdarusic in den Schlussminuten
trotz seiner Leistenzerrung ins Feuer warf, sorgten dafür,
dass dem THW zumindest ein ganz kurzer Strohhalm geblieben ist.
Dabei hatte es so gut begonnen: Mit 8:5 lagen die Kieler in
Führung, die Halle lebte. Das Publikum hatte sich mit einem
Pfeifkonzert gegen Joachim Boldsen aufgewärmt, der im
Trainingsanzug die Halle betrat. Falscher Alarm - der bullige
Däne konnte wegen eines Muskelfaserrisses gar nicht mitspielen.
Besonders Vid Kavticnik, der in den
ersten Minuten gleich dreimal in Unterzahl traf, ließ die
Fans jubeln. Da auch die gefürchteten Wurftürme der Flensburger,
Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic, in Henning Fritz
ihren Meister fanden, schien Kiel auf einem guten Weg. "Vulkan"
Fritz brodelte vor den Augen des
Bundestrainers Heiner Brand zunächst wie zu seinen besten
Zeiten und schenkte dem Kroaten Lackovic auch immer seinen
finstersten Blick.
Doch im Angriff klappte schon vor der Pause wenig. Nicht nur der
Jugend im THW-Trikot spielten die Nerven einen Streich.
Auch routiniertere Spieler wie Linksaußen Henrik Lundström
standen neben sich. Bezeichnend sein Blackout in den
letzten Sekunden, als er einen Ball unbedrängt in die
Hände von Lackovic warf. Ein Geschenk für die Flensburger,
die aber in der Person von Kasper Nielsen an Andersson
scheiterten und so einen Fünf-Tore-Vorsprung vergaben.
Die routinierten Gäste spielten keineswegs überragend. Allerdings
drückten sie mit langen Spielzügen immer wieder auf die Bremse
und ließen es nicht zu, dass der THW sein gefürchtetes Tempospiel
auspacken konnte. So bissen sich Lövgren
& Co immer wieder in der leidenschaftlich kämpfenden Abwehr
der Flensburger fest, die in Kombination mit Torhüter Holpert
einfach eine Klasse besser war als der schwarz-weiße Anzug.
"Wir haben nie zu unserem Spiel gefunden", kündigte Manager
Uwe Schwenker einen anderen THW Kiel
im Rückspiel an. "So schlecht kann die Mannschaft kein zweites Mal auftreten."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006:
KN-Interview mit SG-Spieler Glenn Solberg
"Gegen Kiel haben wir immer gut gespielt"
- Kieler Nachrichten:
-
Haben Sie den Sieg gegen Kiel kräftig gefeiert?
- Glenn Solberg:
-
Nein. Wir haben gut gegessen, hatten viel Spaß auf
der Rückfahrt im Mannschaftsbus und anschließend
einen sehr guten Schlaf. Zum Feiern besteht noch
kein Grund. Wir sind im Moment alle ziemlich müde.
Aber bis Samstag sind wir wieder fit.
- Kieler Nachrichten:
-
Zuletzt lief es bei der SG nicht rund. Mit Boldsen
und Knudsen fehlten zwei wichtige Spieler. Mit
welcher Erwartung sind Sie nach Kiel gefahren?
- Glenn Solberg:
-
Zuletzt haben wir gegen Kiel immer gute Spiele gemacht
und bewiesen, dass wir auch in der Ostseehalle gewinnen
können. Wir hatten zwar Respekt, aber auch großen Optimismus.
- Kieler Nachrichten:
-
Wann haben Sie gespürt, dass sogar ein Sieg möglich ist?
- Glenn Solberg:
-
Schon in der ersten Halbzeit. Obwohl wir sehr viele
Torchancen ausgelassen hatten und nicht als Kollektiv
aufgetreten sind, konnte Kiel sich nicht absetzen. Überrascht
waren wir nur, als wir plötzlich nach der Pause mit acht
Toren führten. Es war aber auch klar, dass der THW Kiel
noch einmal zurückkommen würde. Einen solchen Vorsprung
zu halten, ist in der Ostseehalle unrealistisch.
- Kieler Nachrichten:
-
Hat der THW Kiel noch eine Chance?
- Glenn Solberg:
-
Klar. Vier Tore sind in zwei Minuten aufzuholen.
Für uns war es wichtig, dass wir eine so überragende
zweite Halbzeit gespielt haben. Mit viel Disziplin
und als Kollektiv. Wir haben da endlich wieder gezeigt,
zu welchen Leistungen wir in der Lage sind. Gelingt uns
das in der Campushalle auch, sieht es für uns ganz
gut aus. Wir alle haben große Lust auf dieses Spiel.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie sind mit dem Kieler Frode Hagen
befreundet. Nun werfen Sie ihn womöglich aus der Champions League.
Skrupel?
- Glenn Solberg:
-
Nein. Ich hoffe, dass ich ihn aus dem Pokal werfe. Für
diese 60 Minuten sind wir keine Freunde. Es ist für
jeden Handballer ein Traum, die Champions League zu
gewinnen. Und mit dem Hinspiel in Kiel sind wir diesem
Ziel einen kleinen Schritt näher gekommen.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006)