19./20.02.2006 - Letzte Aktualisierung: 20.02.2006 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Erzielte alle seine 7 Treffer in der Anfangsphase: Nikola Karabatic |
Marcus Ahlm erzielte 5 Tore gegen Wetzlar. |
In der Kabine fand Noka Serdarusic wohl die richtigen deutlichen Worte, denn der THW kam wie verwandelt zurück aufs Parkett. Lundström, zweimal Lövgren und Marcus Ahlm nach einer feinen Spielstafette besorgten schnell den beruhigenden Vorsprung zum 22:15 (35.) und damit die Vorentscheidung. Gegen eine nun wachere und auf Steals lauernde THW-Abwehr verloren die Hessen nun zusehends den Faden und wenig später auch noch Nationalspieler Lars Kaufmann, der kurioserweise in der 37. Spielminute gleich zwei Strafzeiten aufgebrummt bekam: Zunächst wurde er für ein Foul an Marcus Ahlm bestraft (der aber dennoch zum 23:16 traf), dann wurde er wenige Sekunden später unschuldiges Opfer eines Wechselfehlers. Die Zebras nutzten die Überzahlsituation und die allgemeine Konfusion bei den Gästen eiskalt aus, erhöhten durch den nun im Angriff spielenden Frode Hagen auf 29:17 (42.).
Sorgte wieder einmal mit seinen Wurfgeschossen für Raunen in der Ostseehalle: Kim Andersson. |
Zwar lief auch in der Folgezeit noch nicht alles rund bei den Zebras, doch mit mehreren Kabinettstückchen bei Tempo-Gegenstößen und kompromisslosen Rückraumgranten von Kim Andersson verwalteten sie weiter den Vorsprung. Bezeichnend war dafür auch die Phase nach der 50. Spielminute, als Wetzlar mit vier Treffern in Folge von 33:21 auf 33:25 wieder aufkommende Kieler Unkonzentriertheiten bestrafte, dann aber Kim Andersson im Gegenzug mit einem 120 km/h-Geschoss und wenige Sekunden später Viktor Szilagyi mit einem 114 km/h-Wurf die letzte Gegenwehr der Gäste im Keim erstickten. Letztlich stand ein dann doch ungefährdeter Kieler Heimsieg zu Buche, mit dem der THW die Tabellenführung auf die SG Flensburg-Handewitt, die in Minden 27:27 unentschieden spielte, wieder auf zwei Minuspunkte ausbauen konnte.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
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Aus kiel4kiel.de:
THW wieder auf dem Weg der Besserung: Sieg gegen Wetzlar
Eine Woche nach der Blamage in Minden (kiel4kiel berichtete) befinden sich die Handballer des THW Kiel wieder auf dem Weg der Besserung. Gegen die HSG Wetzlar gewannen die Zebras am Sonntag nach einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte verdient mit 40:27 (18:15). Dabei boten die Kieler vor allem im zweiten Durchgang phasenweise tollen Handball. Freuen konnte man sich am Ende nicht nur mit Henrik Lundström, mit acht Toren erfolgreichster THW-Werfer, sondern auch mit GWD Minden. Die trotzten der SG Flensburg-Handewitt beim 27:27 einen Punkt ab.
Ich sehe momentan noch wenige Fortschritte in unserem Spiel. Wir haben in der ersten Hälfte konfus agiert, wollten eigentlich in der Abwehr fest zupacken. Das ging allerdings in die Hose. Im Angriff haben wir zudem zu viele 100-prozentige Chancen ausgelassen. Die zweite Halbzeit ist dann besser gelaufen. Meine Jungs haben aber noch lange nicht dieses unbeschreibliche Niveau, auf dem sie vor der EM-Pause gespielt haben. Wir fangen eigentlich wieder von vorn an, momentan müssen wir die Spiele wie zu Saisonbeginn über den Kampf gewinnen.[Zu Zeitz:]
Christian geht es schlecht, nach dem letzten Training konnte er wegen seiner Adduktorenprobleme kaum laufen. Er braucht dringend Pausen, um diese Verletzung auszukurieren. Ich versuche, ihm diese zu geben. Nach Göppingen nehme ich Christian aber auf jeden Fall mit.
In der ersten Hälfte haben wir recht ordentlich gespielt. Leider haben wir in unserem kleinen Kader wenig Wechselmöglichkeiten, was vor allem im Rückraum ein Problem darstellt. Wir wollten hier eigentlich nicht so hoch verlieren, da im Abstiegskampf vielleicht auch die Tordifferenz entscheiden kann. Allerdings hat unser schlechtes Unterzahlspiel diesen Plan vereitelt.Zur Roten Karte für Kaufmann: Die Schiedsrichter haben einen Wechselfehler bei Kaufmann gesehen. Meiner Meinung nach war es aber Sebastian Roth, der diesen verursachte. Entscheidend für unsere Niederlage war dies aber nicht.
Flensburg hat die gleichen Probleme nach der EM wie wir. Für das Spiel in Göppingen hätte ich mir schon gewünscht, wir wären ein wenig mehr eingespielt. Um dort zu gewinnen, brauchen wir Einstellung, Kopf und Kampf. Wir haben charakterstarke Spieler, die dies umsetzen können.
Heute haben viele nach Minden geguckt, wegen Flensburg. Aber wir sollten nicht auf andere schauen. Wir gewinnen unsere Spiele selbst. Darin waren wir immer stark.
Langsam findet sich die Mannschaft. Flensburg in der Champions League wird aber ein ganz anderes Spiel. Wir sollten auch nicht auf deren Verletzte schauen. Spieler wie Knudsen oder Boldsen sind bestimmt dabei. Das ist immer so.
Natürlich war uns klar, dass es schwer werden würde, in Kiel etwas zu gewinnen. Aber ich gehe in jedes Spiel mit der Absicht zu siegen. Leider haben wir zu viele Fehler gemacht. Wir wollten Selbstvertrauen tanken für das wichtige Spiel gegen Minden. Ich weiß nicht, ob das wirklich geklappt hat.
Wir sind auch in der ersten Halbzeit hohes Tempo gegangen, allerdings fehlte es an der Feinabstimmung. Ich bin mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, dass wir unsere starke Form wieder finden. Unstrittig ist, dass wir mit viel Willen und Tempo agieren.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2006:
Die Zebras hatten mehr Freude an Zahlenspielen. Als Frode Hagen den achten von insgesamt 13 gegen Wetzlar verhängten Siebenmeter zum zwischenzeitlichen 24:17 an Axel Geerken vorbei brachte, war zugleich das 20 000-Tore-Jubiläum für den THW in der Bundesligageschichte perfekt geworden. Der Tabellenführer hat auch in dieser Statistik die Nase weit vor der Konkurrenz. "Eine Runde Bier für die Mannschaft darf es gerne kosten", schmunzelte Hagen, "das ist mir bedeutend lieber als ein Euro für jedes bisherige THW-Tor."
So etwas wie Handball-Spaß zauberten die Zebras allerdings nur in der zweiten Halbzeit in die ausverkaufte Ostseehalle. Die ersten 30 Minuten wurden für Trainer und Zuschauer zur Geduldsprobe: Sand im Getriebe. Der Meister knüpfte genau dort an, wo er die Blamage in Minden beendet hatte: Die Abwehr unkonzentriert und fahrig, im Angriff servierten Szilagyi, Andersson, Ahlm, Kavticnik und Co. dem Gast Konterchancen auf dem Silbertablett.
Der Tabellenviertletzte nahm dankend an. Vor allem Wetzlars rechter griechischer Flügel. Alexis Alvanos traf sechs-, sein Landsmann auf Rechtsaußen, Savas Karipidis, gar achtmal. An der Sensation schnupperte das Team von Trainer Dragan Markovic trotzdem nur bis kurz nach der Pause. Die Fehlerquote der Zebras rutschte in den Keller, Kiels gefürchteter Hochgeschwindigkeitshandball nahm Fahrt auf und nach dem Zwischenspurt von 19:15 (30.) auf 29:17 (42.) waren die Verhältnisse zurecht gerückt. Am Auffälligsten: Linksaußen Henrik Lundström mit acht blitzsauberen Toren, Frode Hagen, der die Siebenmeter-Flaute beendete und Kim Andersson, der es nach der Pause dreimal richtig krachen ließ.
Vorteile hatte Kiel vor allem in der qualitativ wie quantitativ weitaus besser besetzten Bank, außerdem haderte der Gast mit Pech. So musste der starke Axel Geerken seinen Platz zwischen den Pfosten Mitte der zweiten Halbzeit räumen, weil er bei einem Siebenmeter von Vid Kavticnik versehentlich am Kopf getroffen worden war. Der Wurf sei nicht hart gewesen, erklärte Ex-Zebra Geerken, "aber es war ein Dreher, der mein Auge traf, Harz war auch im Spiel." Unfreiwillig räumte auch Jung-Nationalspieler Lars Kaufmann vorzeitig das Parkett: Wechselfehler, dritte Zeitstrafe, Disqualifikation. Die Schiedsrichter beendeten Kaufmanns Auftritt in der 42. Minute und sorgten für das Comeback von Ghenadi Khalepo, der vom Zweitligisten TV Hüttenberg zurückgeholt worden war. Der Weißrusse war ein Fremdkörper im Team und nicht austrainiert. Übergewichtig tapste der Zwei-Meter-Mann nach Luft schnappend über das Parkett. "Einfach zu früh für mich", bekannte Khalepo, "dieses Tempo ist zu hoch."
Der THW indes will weiter an der Schraube drehen. "Wir sind längst nicht wieder da, wo wir vor der EM-Pause standen", sinnierte Noka Serdarusic. Dieses unbeschreibliche Niveau vermisse er. "Aber", so Kiels Trainer, "ich bin überzeugt, dass es wieder kommt."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2006)
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