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10.-12.09.2005 - Letzte Aktualisierung: 12.09.2005 Bundesliga

THW erstürmt Mittelhessen-Arena: Sieg bei der HSG Wetzlar

Team von Martin Schwalb nur 20 Minuten lang ebenbürtig

Bundesliga, 3. Spieltag: 10.09.2005, Sa., 15.00: HSG Wetzlar - THW Kiel: 32:37 (15:20)
Update #4 KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Marcus Ahlm stellte die HSG-Abwehr vor größte Probleme.
Marcus Ahlm stellte die HSG-Abwehr vor größte Probleme.
Der THW hat auch sein zweites Auswärtsspiel der Saison erfolgreich bestritten und behält vor dem ersten Heimauftritt am Mittwoch gegen Minden die weiße Weste. Beim ersten Spiel der Zebras überhaupt in der nicht ganz ausverkauften Mittelhessen-Arena siegte der THW souverän mit 37:32 bei der HSG Wetzlar. Beste Torschützen bei den Kielern waren Marcus Ahlm mit acht sowie Neuzugang Vid Kavticnik mit sieben Treffern.
Die Euphorie in Wetzlar war groß nach dem Auftaktsieg gegen Magdeburg - die Mittelhessen-Arena war mit ca. 4300 Zuschauern prächtig gefüllt. Diese sahen zunächst eine schnelle Partie, die von den Angriffsreihen dominiert wurde. Die Spielmacher der beiden Teams begannen den Torreigen, die Führung der Gastgeber durch Nebojsa Golic wurde postwendend durch den ersten Saisontreffer Stefan Lövgrens egalisiert. Per Tempo-Gegenstoß ging der THW eine Minute später durch einen Treffer von Marcus Ahlm erstmals in Führung.

Doch Wetzlar strotzte vor Selbstvertrauen und ließ sich nicht beirren: Vor allen Dingen der in den ersten 30 Minuten bärenstarke Nebojsa Golic hielt das Spiel offen. Während der THW spielerisch im Angriff überzeugen konnte, wirkte die noch am Dienstag in Hamburg so sattelfeste Deckung zunächst sehr löchrig. Die HSG-Kreisläufer wurden gut in Schach gehalten, doch gegen
Spielszene.
Spielszene.
die drei Rückraumshooter Golic, Caillat und Alvanos wurde nicht konsequent eingegriffen, Henning Fritz im Kieler Tor war gegen die Kracher zumeist machtlos. Es entwickelte sich ein rasanter Schlagabtausch, in dem Wetzlar bis zum 14:13 für die Gastgeber (21.) ebenbürtig war. Noka Serdarusic hatte inzwischen bereits in seiner Auszeit um mehr Aggressivität in der Abwehr gebeten, brachte zudem Mattias Andersson für Fritz.

In der Schlussphase erhöhten die Zebras tatsächlich den Druck auf die Hessen, drei Gästetore in Folge von Karabatic, Kim Andersson und Lundström nach schönem Zuspiel von Zeitz bedeuteten die erste Zwei-Tore-Führung überhaupt in der Partie (14:16, 24.). Golic gelang zwar noch einmal der Anschluss, doch ein Doppelpack vom von Lövgren herrlich in Szene gesetzten Marcus Ahlm und zwei Treffer des agilen Vid Kavticnik ließen den THW dann doch noch mit einem beuhigenden Fünf-Tore-Vorsprung in die Kabinen gehen.

Mattias Andersson pariert gegen den fünffachen Torschützen Karipidis.
Mattias Andersson pariert gegen den fünffachen Torschützen Karipidis.
In die zweite Halbzeit startete der THW mit dem Ziel, das Spiel schnell vorzuentscheiden: Nikola Karabatic erhöhte auf 21:15, doch die Gastgeber hielten durch einen Siebenmeter durch Karipidis und den bereits siebten Treffer von Golic vorerst dagegen und verkürzten auf 17:22. Durch zwei Zeitstrafen gegen Caillat und Golic schwächte sich die HSG nun allerdings selbst, angetrieben vom überragenden Stefan Lövgren und einem starken Mattias Andersson zwischen den Pfosten zog der THW nun weiter davon. Zweimal setzte "Löwe" den inzwischen am Kreis agierenden Pelle Linders in Szene, die beiden Flügelspieler Kavticnik und Lundström kurbelten das Ergebnis auf 26:17 (36.) für den Meister - das Spiel schien entschieden.

Axel Geerken konnte zunächst einige Kieler Würfe entschärfen, später war er aber gegen die Zebras machtlos.
Axel Geerken konnte zunächst einige Kieler Würfe entschärfen, später war er aber gegen die Zebras machtlos.
Zwar konnte Wetzlar durch Caillat und nach einer Kieler Unkonzentriertheit durch einen Tempo-Gegenstoß durch Lex noch einmal verkürzen, doch der THW wollte in der nun stiller gewordenen Mittelhessen-Arena nichts mehr anbrennen lassen: Lövgren und Ahlm sorgten fast im Alleingang dafür, dass der Vorsprung nicht schmolz, sondern nach einem Hammer von Frode Hagen sogar noch wuchs. Nach 46 Minuten stand es 33:23 für die Gäste, der Arbeitstag für den bärenstarken Stefan Lövgren war nun beendet, für ihn spielte für die letzte Viertelstunde Viktor Szilagyi.

Nicht nur Lövgren schien das Spiel bereits abgehakt zu haben, im Gefühl des sicheren Sieges lief in der Schlussphase bei den Zebras nun nicht mehr viel zusammen. Wetzlar verkürzte Tor um Tor und kam letztlich noch mit einem blauen Auge und ohne 40 Gegentore davon. Für den THW bedeutet dieser Sieg aber unterm Strich ein gelungener Saisonstart, in den folgenden drei Heimpartien gegen Minden, Göppingen und Melsungen hat der deutsche Meister nun gute Möglichkeiten, sich in der Tabellenspitze festzusetzen.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Zum Spiel kann ich nur sagen, dass wir bis zur 22./23. Minute Schwierigkeiten hatten, Wetzlar in den Griff zu bekommen. In der Abwehr haben wir Fehler gemacht, und die Torwartunterstützung, wie wir sie kennen, fehlte ebenfalls.
Dann wurden wir in der Abwehr besser und konnten uns mit 2-3 schnellen Toren und Tempogegenstößen absetzen. Zur Halbzeit führten wir dann mit 5 Toren. In der zweiten Halbzeit standen Abwehr/Angriff wesentlich besser. Zum Schluß stotterte das Spiel nochmal, aber das habe ich mir selbst durch meine Auswechselungen zuzuschreiben. Da ich aber keine Gefahr sah, habe ich das Spiel so enden lassen.

HSG-Trainer Martin Schwalb:
Martin Schwalb an der Linie - engagiert wie eh und je.
Martin Schwalb an der Linie - engagiert wie eh und je.
Glückwunsch an Noka und dem THW. Wir sind im Angriff sehr gut ins Spiel gekommen und haben auch ohne Ball die Löcher in der Abwehr gefunden. Aber es ist schwer gegen den THW in 1:1-Situationen zu bestehen.
Wir konnten die Schlagwürfe von Hagen und die Achse Lövgren-Ahlm nicht unterbinden oder stören. Ab der 24./25. Minute haben wir einige Fehler gemacht, die ein segr gut aufgelegter THW sofort bestraft und einen Vorsprung herausspielt.
In der zweiten Halbzeit haben wir nach unseren Möglichkeiten ausgewechselt und junge Spieler gebracht. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft - sie hat sehr gute Ansätze gezeigt. Aber ich kann die Fehler nicht verschweigen. Wir müssen daran arbeiten.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Mattias Andersson.

3. Spieltag: 10.09.05, Sa., 15.00: HSG Wetzlar - THW Kiel: 32:37 (15:20)

Logo HSG Wetzlar:
Geerken (1.-35. Minute, 5 Paraden), Weber (36.-60. Minute und 1 Siebenmeter, 5 Paraden); Clößner (1), Alvanos (6), Sighvatsson (2), Klimpke (1), Lex (2), Kaufmann (2), Karipidis (5/2), Golic (9), Caillat (4); Trainer: Schwalb
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-20. Minute und 1 Siebenmeter, 5 Paraden), M. Andersson (21.-60. 15 Paraden); Linders (2), K. Andersson (3/1), Lundström (4), Kavticnik (7/1), Hagen (4), Lövgren (4), Wagner, Ahlm (8), Szilagyi, Zeitz (2), Karabatic (3); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Ralf Damian / Frank Wenz (Bingen / Mainz)
Zeitstrafen:
HSG: 5 (2x Karipidis (17., 35.)), Sighvatsson (21.), Caillat (34.), Clößner (57.));
THW: 3 (2x Zeitz (7., 57.), Ahlm (47.))
Siebenmeter:
HSG: 3/2 (Karipidis an den Pfosten (55.));
THW: 4/2 (Karabatic übers Tor (15.), Weber hält K. Andersson (27.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 3:2, 4:4 (6.), 6:6, 8:8, 8:9, 10:9, 12:11, 14:13 (21.), 14:16 (24.), 15:16, 15:20;
2. Hz.: 17:22, 17:26 (36.), 19:26, 21:28, 22:29, 22:31, 23:33 (46.), 25:33, 27:35, 29:36, 31:36, 32:37.
Zuschauer:
4300 (Mittelhessen-Arena, Wetzlar)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2005:

"In Kiel wächst etwas Großes zusammen"

Weltmeister Horst Spengler begeistert - THW beim 37:32 in Wetzlar ungefährdet
Wetzlar - Nach dem schwer erkämpften 23:20-Erfolg in Hamburg brachte der THW Kiel zum Auftakt der Handball-Bundesliga auch das zweite Auswärtsspiel in Folge unbeschadet über die Runden. Die Zebras siegten am Sonnabend bei der HSG Wetzlar mit 37:32 (20:15) Toren und zeigten sich für die kommenden drei Spiele vor eigenem Publikum in der Ostseehalle gut gerüstet. Zum Auftakt der Dreier-Serie kommt am Mittwoch (20 Uhr) GWD Minden-Hannover.

Ob Sieg oder Niederlage, Wetzlars Fans begreifen Handball immer als Fest. Tradition in der alten Dutenhofener Sporthalle war es, sofort nach Spielschluss Stehtische aufs Parkett zu heben - die Party konnte starten. Mit dem Umzug in die architektonisch ansprechende Konstruktion der Mittelhessen-Arena bleibt diese lieb gewonnene Gewohnheit auf der Strecke. Der Ordnerdienst ließ nicht einmal die kleinen Autogrammjäger aufs Spielfeld. Gefeiert wird jetzt im Foyer mit Rockband, draußen vor der Halle prostete sich der Anhang bei hochsommerlichen Temperaturen auf Bierzelt-Garnituren zu.

Allerdings: es ging sehr ruhig zu. Hoffnungen, nach dem Heimcoup gegen Magdeburg (35:34) auch den Zebras das Fell über die Ohren ziehen zu dürfen, blieben unerfüllt. 25 Minuten benötigte der THW, um sein Spiel zu finden. Die Abwehr agierte zögerlich, zudem war HSG-Spielmacher Nebojsa Golic in prächtiger Spiel- und Wurflaune und hielt sein Team auf Augenhöhe mit dem deutschen Meister. Für den ersten Zwei-Tore-Vorsprung sorgten dann Kim Andersson und Henrik Lundström in der 26. Minute zum 16:14. Golic brachte die HSG zwar erneut auf 15:16 heran, die letzten Tore der ersten Hälfte kassierte dann ausschließlich Wetzlars Torhüter Axel Geerken. Marcus Ahlm, jeweils glänzend von Stefan Lövgren bedient, und Vid Kavticnik machten den Fünf-Tore-Pausenvorsprung (20:15) perfekt. Wie in den Spielen zuvor, sei man erneut schwer aus den Startlöchern gekommen, zog Torhüter Mattias Andersson ein Haar aus der Suppe. "Das macht aber nichts. Wir glauben fest an uns und finden immer ins Spiel zurück." In Wetzlar war Andersson maßgeblich daran beteiligt. Nach 21 Minuten für den nicht schlechten Henning Fritz gekommen, baute sich der 27-Jährige zum Schreckgespenst für die HSG-Angreifer auf. 15 schwere Bälle hielt Andersson an, glänzte vor allem Mann gegen Mann bei fünf (!) Tempogegenstößen und verlieh der Kieler Abwehr Stabilität.

Entschieden war die jetzt ungleiche Partie spätestens ab der 46. Minute, in der Frode Hagen zum 33:23 einwuchtete: zehn Tore vor. Auf den Rängen wurde es still, Wetzlar hatte sich aufgegeben, ein Kantersieg über 40 war programmiert. Aber: Sand rieselte ins Getriebe des schnurrenden THW-Motors. Noka Serdarusic rotierte komplett durch und nahm Störungen in Kauf. "Den Bruch nehme ich auf meine Kappe", räumte der THW-Coach ein.

Positive Erkenntnisse gab es dennoch zuhauf. Beispiel: Vid Kavticnik. Der Rechtsaußen und Nachfolger von Johan Pettersson verscheucht "Nachrufe" auf seinen schwedischen Vorgänger mit konstant guten Auftritten. Siebenmal traf er gegen die HSG. "Meine Motivation ist sehr hoch", sagte er. "Hier zu spielen, ist großartig." Oder Marcus Ahlm und Nikola Karabatic, die in der Abwehrmitte erneut Fels in der Brandung waren. "Nikola hat die Aggressivität, die mir vielleicht fehlt", sagte Kiels Kreisläufer, der mit acht Treffern Kiels erfolgreichster Torschütze war. Dreimal habe er erst mit Karabatic zusammen gespielt, "dafür klappt es bereits sehr gut." Zaungast in Wetzlar war Horst Spengler. Das Mitglied der 78-Weltmeistermannschaft geriet angesichts des THW-Auftritts ins Schwärmen. "In Kiel wächst etwas Großes heran", prophezeit der ehemalige Kreisläufer.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.09.2005)


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