Aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006:
Kiel - Katerstimmung am sportlichen Aschermittwoch beim
deutschen Handballmeister THW Kiel. Der Schock nach
dem
28:32-Debakel im
Viertelfinal-Hinspiel
der Champions League vor 10 250 ruhig gestellten Fans
in der Ostseehalle saß auch gestern noch tief.
Er habe so gut wie gar nicht geschlafen, bekannte
Noka Serdarusic. Kiels
Trainer startete genau so unausgeschlafen in den
"Tag danach" wie die meisten seiner Spieler.
Das Geschehen sei ihm immer wieder durch den Kopf
gegangen, erzählte
Serdarusic.
"Unfassbar, wie leichtfertig wir Bälle verschenkt haben.
Wir haben gespielt wie mit angebundenen Armen und Beinen.
Das war kein Bild von der Mannschaft, wie ich sie kenne."
Öffentlich stellt der 55-Jährige sein Team auch nach
einem der schwärzesten Abende seiner fast 13 Jahre
währenden Amtszeit in Kiel nicht an den Pranger.
"Das passiert", sagt er. Im Sport gehe es nicht
immer nur vorwärts. "Meine Jungs wissen selbst,
dass sie schlecht waren." Alles was sie angepackt hätten
sei schief gelaufen.
Wie schnell man aus lichten Gefühlshöhen tief hinab in die
Hölle stürzen kann, erfuhr vor allem Nikola Karabatic.
Gerade drei Wochen alt ist der EM-Lorbeer, den er mit
Frankreich erntete, die Fachpresse feierte den 21-jährigen
Kieler als einen der Väter dieses Triumphes. Der Dienstagabend
war für Karabatic so dunkel wie eine
unbeleuchtete Tiefgarage. Nikola
konnte kaum zum Tor hinwerfen, so schwach habe er sich gefühlt,
erzählt Serdarusic. Für einen Wechsel
habe er sich trotzdem nicht entscheiden können. "Natürlich
habe ich mich an unseren Pokalsieg
mit dem großen Auftritt von Frode Hagen
erinnert. Aber Nikola ist ein
Eckpfeiler der Abwehr. Am Dienstag hätte uns keiner
geholfen. Beim Pokal
war eine ganz andere Flamme im Spiel."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.03.2006)