THW-Logo
04./05.12.2006 - Letzte Aktualisierung: 05.12.2006 Champions League

Champions League: Zebras nach klarem Sieg gegen Chambery mit einem Bein im Viertelfinale

CL, Achtelfinale, Hinspiel: 04.12.2006, Mo., 20.00: Chambery Savoie HB - THW Kiel: 33:39 (14:19)
Update #3 Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Stefan Lövgren war wieder einmal sicherer Siebenmeterschütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren war wieder einmal sicherer Siebenmeterschütze.
Der THW Kiel hat sich am für den Handballsport ungewöhnlichen Montagabend eine hervorragende Ausgangsposition für den Einzug in das Viertelfinale der Champions League erarbeitet. Bei Chambery Savoie HB in der Olympiahalle von Albertville hatten die dezimierten Zebras die Partie zu jeder Zeit im Griff und siegten hochverdient mit 39:33 (19:14). Beste Torschützen auf Kieler Seite waren die Schweden Henrik Lundström und Stefan Lövgren, die mit jeweils sieben Treffern dafür sorgten, dass der THW optimistisch auf das Achtelfinal-Rückspiel am kommenden Donnerstag in der Ostseehalle blicken kann.
Der THW begann mit einer 5:1-Deckung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW begann mit einer 5:1-Deckung.
Aufatmen konnten die Zebras bereits vor dem Anpfiff, denn mit Nikola Karabatic war zumindest ein etatmäßiger Spieler im linken Rückraum einsatzbereit. Trainer Noka Serdarusic verzichtete in der Anfangsphase dennoch auf den Franzosen, ließ Kapitän Lövgren zunächst auf Halblinks spielen und bot überraschenderweise Linksaußen Henrik Lundström in der Mitte auf. In der Abwehr setzte der THW auf eine 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Dominik Klein, der die Wege von Weltklassespieler Jackson Richardson und Shooter Bertrand Roine einengen sollte.

Chamberys Star Jackson Richardson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Chamberys Star Jackson Richardson.
Doch zunächst konnte sich der 37-jährige Richardson beachtlich in Szene setzen: Erst spielte er Roine zum 1:0 frei, eine Minute später bediente er Kreisläufer Cherblanc mustergültig. Die Zebras aber konterten postwendend durch Zeitz von außen und einer schönen Co-Produktion der beiden starken Schweden Lundström und Lövgren zum 2:2. Nach der erneuten Führung für die Gastgeber durch Vuckovic glich Lundström von seiner angestammten Linksaußen-Position aus, wenige Sekunde später wuchtete Kim Andersson den Ball zur ersten THW-Führung in die Maschen (3:4, 7.).

Bereits jetzt waren die Kieler Herr in der Olympiahalle von Albertville, das französische Publikum war schon merkbar ruhiger geworden. Nur die Abschlussschwäche machte den Zebras zu schaffen: So scheiterte Dominik Klein gleich zweimal aus aussichtsreicher Position am ansonsten blassen Stojinovic, und auch Kim Andersson hatte noch nicht genug Zielwasser getrunken. So ermöglichten die Kieler durch Treffer von Cherblanc und Roine eine 5:4-Führung für die Gastgeber - es sollte die letzte an diesem Abend bleiben.

Henrik Lundström verwandelt von außen. Der Schwede war mit sieben Toren zusammen mit  Lövgren (7/4) der beste Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström verwandelt von außen. Der Schwede war mit sieben Toren zusammen mit Lövgren (7/4) der beste Schütze.
Denn der THW wollte unbedingt bereits im Hinspiel für klare Verhältnisse sorgen. Der gewohnt nervenstarke Lövgren glich per Strafwurf aus, die nun aufmerksame Kieler Deckung zwang die Franzosen immer häufiger zu Fehlern, die nun Lundström und Klein per Tempo-Gegenstoß zu nutzen wussten. Als wenig später Klein nach schönem Anspiel von Lundström das 8:6 erzielte und Stefan Lövgren mit einem Doppelpack auf 10:6 (18.) für die Gäste erhöhte, konnte sich der Favorit erstmals deutlicher absetzen.

Mittlerweile war auch Nikola Karabatic auf dem Parkett und verlieh insbesondere der Deckung noch mehr Halt. Die Zebras verwalteten den Vorsprung nun souverän, auf die mühsam erarbeiteten Tore Chamberys wussten Kim Andersson & Co. stets eine postwendende Antwort. So bauten die Kieler die Führung bis zur 28. Minute gar auf 18:12 aus - obwohl auch sie immer wieder große Chancen ausließen. Während Jackson Richardson mittlerweile auf der Ersatzbank Platz nahm, griff Stefan Lövgren kurz vor dem Pausenpfiff noch einmal in seine große Trickkiste: Seinen Kempapass auf Linksaußen konnte Henrik Lundström leider nicht nutzen und traf nur die Latte, so dass es mit einer dennoch beruhigenden 19:14-Führung in die Kabinen ging.

Nikola Karabatic zieht ab. Es war das erste Spiel des Franzosen nach seiner OP.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic zieht ab. Es war das erste Spiel des Franzosen nach seiner OP.
Jackson Richardson, der in den ersten 20 Minuten der Partie unermüdlich die Kreise der Kieler Rückraumstrategen zu stören versuchte, kehrte auch nach dem Wiederanpfiff nicht mehr aufs Parkett zurück. Chambery Savoie HB versuchte es nun mit einer noch offensiveren 4:2-Deckung gegen die Kieler, die sich davon aber nicht irritieren ließen. Lövgren und Karabatic setzten ihre Mitspieler weiterhin mustergültig ein, und vor allem der französische Halblinke traute sich drei Wochen nach seiner Ellenbogenoperation nun auch wieder, selbst abzuschließen - mit Erfolg. So zog der THW bis zur 43. Minute auf 28:20 davon. Dann aber wollten die Zebras zu viel, mit etwas überhasteten Abschlüssen warfen sie den sich steigernden Cyril Dumoulin warm, so dass die Gastgeber schnell noch einmal auf 22:28 verkürzen konnten. Die Olympiahalle wurde kurzzeitig noch einmal euphorisch, doch eine Zeitstrafe gegen Cherblanc beendete die begonnene Aufholjagd abrupt: Der THW zog wieder auf 31:23 (46.) davon.

Auch Vid Kavticnik war endlich wieder mit dabei.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Vid Kavticnik war endlich wieder mit dabei.
Auch ein letztes Aufbäumen Chamberys nach der 50. Minute, als Cyril Dumoulin zweimal gegen Christian Zeitz parierte, wussten die Zebras auch dank eines ebenfalls glänzend aufgelegten Mattias Andersson im Kieler Kasten abzuwehren, so dass die Gästeführung stets beruhigend zwischen fünf und acht Toren pendelte. In den Schlusssekunden hatte Stefan Lövgren dann sogar noch die Chance, die magische 40-Tore-Marke zu knacken, doch scheiterte auch er an Dumoulin.

Dennoch haben sich die Kieler mit diesem 39:33-Sieg eine perfekte Ausgangsposition für das Rückspiel in der Ostseehalle erarbeitet. Anpfiff am Donnerstagabend ist um 19 Uhr, für dieses Spiel sind noch rund 2500 Karten erhältlich. Es dürfte das wohl letzte Duell der beiden genialen Spielmacher Jackson Richardson und Stefan Lövgren werden...

(Sascha Krokowski)


Stimmen zum Spiel:

THW-Manager Uwe Schwenker:
Ein Riesenkompliment an unsere Mannschaft. Von Anfang an ist sie hochkonzentriert zu Werke gegangen, um das nächste Etappenziel in der Champions-League zu erreichen. Besonders erfreulich war sicherlich das Comeback von Nikola Karabatic, der aber noch nicht hundertprozentig fit ist. Dass Vid Kavticnik im schweren Dezember wieder zur Verfügung steht, ist natürlich auch sehr, sehr wichtig. Wir haben hier ein hervorragendes Ergebnis erzielt und meiner Meinung nach auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Jetzt wollen wir Donnerstag den Viertelfinaleinzug perfekt machen!
THW-Spieler Kim Andersson:
Wir haben das Spiel von der ersten Minute an im Griff gehabt. Mit unserem Spiel können wir absolut zufrieden sein. Viele Tempogegenstöße, mit denen wir das Angriffsspiel der Franzosen bestraft haben, und starke Torhüter auf unserer Seite waren spielentscheidend. Es lief hier wirklich super. Für das Rückspiel haben wir ein gutes Polster herausgeholt. Und in unserer Ostseehalle wollen wir mit unseren Fans im Rücken eine Runde weiterkommen. Einfach genial, dass diese Woche mit einem Sieg begonnen hat.

 


Champions League, Achtelfinale, Hinspiel: 04.12.06, Mo., 20.00: Chambery Savoie HB (FRA) - THW Kiel: 33:39 (14:19)

Logo Chambery Savoie HB (FRA Flagge FRA):
Stojinovic (1.-29. Minute, 3 Paraden), Dumoulin (29.-60. Minute, 10/1 Paraden); Busselier (5), Delric (2), Nocar (2), Roine (4), Gille, N'Diaye (6), Stamate, Paty, Cherblanc (5), Vuckovic (3), Joli (6/2), Richardson; Trainer: Philippe Gardent
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-42. Minute und bei einem Siebenmeter, 9/1 Paraden), Fritz (bei einem Siebenmeter, keine Parade), M. Andersson (42.-60. Minute, 6 Paraden); Linders (2), K. Andersson (5), Lundström (7), Kavticnik (4), Lövgren (7/4), Ahlm (4), Zeitz (2), Karabatic (4), Klein (4); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Slobodan Visekruna / Zoran Stanojevic (SRB)
Zeitstrafen:
Chambery: 7 (3x Roine (28., 33., 60.), Gille (12.), Stamate (22.), Cherblanc (45.), Delric (48.));
THW: 4 (Ahlm (29.), K. Andersson (31.), Lövgren (50.), Kavticnik (55.))
Rote Karte:
Chambery: Roine (60.) nach dritter Zeitstrafe
Siebenmeter:
Chambery: 3/2 (Omeyer hält Joli (60.));
THW: 5/4 (Dumoulin hält Lundström (41.), der den Nachwurf verwandelt)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2 (6.), 3:4, 5:4, 5:7 (11.), 6:7, 6:10 (18.), 7:10, 7:11, 8:11, 8:13 (22.), 10:13, 10:14, 11:14, 11:15, 12:15, 12:18 (28.), 13:18, 13:19, 14:19;
2. Hz.: 14:20, 15:20, 15:21, 16:21, 16:22, 17:22 (36.), 17:23, 18:23, 18:25 (39.), 19:25, 19:27 (41.), 20:27, 20:28, 22:28 (44.), 22:29, 23:29, 23:31 (46.), 25:31, 25:32, 27:32 (51.), 27:33, 28:33, 28:36 (55.), 30:36, 30:37, 32:37, 32:38, 33:38, 33:39.
Zuschauer:
3240 (Halle Olympique, Albertville (FRA))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Auch für die anderen deutschen Europapokalteilnehmer begann an diesem Wochenende der "Ernst des Wettbewerbes": Ein harter Brocken wartete dabei auf die SG Flensburg-Handewitt. Im Achtelfinale der Champions League kamen die Flensburger bei Celje Pivovarna Lasko (SLO) mächtig unter die Räder: Nach dem 31:41 (14:21) braucht die SG im Rückspiel wahrscheinlich schon die Mithilfe der Glücksgöttin Fortuna zum Weiterkommen.

Dieses dürfte für den VfL Gummersbach nur noch Formsache sein, gewannen die Rheinländer doch das Hinspiel bei Medwedi Tschechow (RUS) souverän mit 37:31 (20:16).

Im EHF-Pokal hat der SC Magdeburg im rein deutschen Duell die Weichen klar auf Sieg gestellt: Mit 39:26 (19:10) schickten die Bördestädter die SG Kronau/Östringen auf die Heimnreise. Der TBV Lemgo hingegen musste wie der THW nach Frankreich reisen: Nachdem das Heimrecht getauscht wurde, trat Lemgo am Sonntag zunächst auswärts bei Dunkerque HB (FRA) an - und fing sich eine überraschende 30:35-Niederlage ein.

Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg kann im Pokal der Pokalsieger für das Viertelfinale planen. Am Samstag gewannen die Hamburger zuhause gegen den polnischen Vertreter Wisla Plock deutlich mit 39:26 (19:12).

 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2006:

Mit einem Bein im Viertelfinale

Champions League: THW trumpfte bei Chambery HB mit 39:33-Sieg auf - Karabatic feierte Comeback
Albertville - Der THW Kiel steht mit einem Bein im Viertelfinale der Champions League. Gestern Abend gewann der deutsche Handballmeister in der "Halle Olympique" von Albertville souverän gegen Chambery HB mit 39:33 (19:14). Damit haben die Zebras vor dem Rückspiel am Donnerstag (19 Uhr, Eurosport) in der Ostseehalle alle Trümpfe in der Hand. 8000 Karten sind bisher verkauft.

Den Grundstein für den 18. Sieg in einem Pflichtspiel in Folge legten die Kieler in der ersten Halbzeit. Mit einem starken Thierry Omeyer zwischen den Pfosten, einer bissigen Abwehr und einem hohen Intelligenzquotienten im Angriff, nahmen die Zebras dem französischen Vizemeister schnell den Wind aus den Segeln. Symptomatisch die Szene in der 16. Minute, als Jackson Richardson mit dem Ball in der Hand ratlos vor der schwarz-weißen Abwehrwand verharrte. Verzweifelte blickte sich der Weltstar nach einem Mitspieler um - vergeblich. Schließlich pfiffen die guten Unparteiischen Slobodan Visekruna und Zoran Stanojevic (Serbien) die "Gedenkminute" des 37-Jährigen ab. Zu diesem Zeitpunkt führten die Kieler zum ersten Mal mit drei Toren und hatten das Spiel fest im Griff.

Die Kieler hatten zunächst auf Nikola Karabatic verzichtet, der nach vierwöchiger Verletzungspause auf einen Einsatz brannte. Auch ohne den Franzosen, der von den 3500 Zuschauern herzlich empfangen wurde, hatte das Team von Noka Serdarusic nur in den ersten Minuten Schwierigkeiten mit dem aktuellen Tabellenzweiten Frankreichs. Dominik Klein musste seine Nerven finden und Kim Andersson sich an die ungewöhnliche Optik in der Eishalle gewöhnen, die den Charme einer Konservendose versprühte. Eine Kletterwand in der Ecke, eine halbe Tribüne - rechte Stimmung wollte in diesem improvisierten Handballtempel nicht aufkommen. Zumal die Gastgeber einfach kein Rezept gegen die entschlossenen Kieler fanden. Der zweifache Weltmeister Richardson bekam im Spätherbst seiner Karriere das Spiel nicht in den Griff. Die zweite Halbzeit verlebte der Star sogar auf der Bank, weil die Kieler alle Löcher in seiner 5:1-Abwehr fanden.

"Dieses System spielen sie gegen uns wohl nicht mehr", freute sich THW-Kapitän Stefan Lövgren, der seiner Herde ein kühler Kopf war. Zudem hatte Chamberys Trainer Philippe Gardent im Rückraum mit Bertrand Roine und dem Serben Nenad Vuckovic zwei Rechtshänder aufgestellt. Warum, das wurde Ende der ersten Halbzeit klar, als Gardent in seiner Verzweiflung erstmals einen Linkshänder auf das Feld schickte: der schmächtige Cedric Paty hatte nicht das Format, um das THW-Bollwerk zu knacken. Roine führt zwar mit 67 Treffen die Torschützenliste in Frankreich an. Der 25-Jährige liegt allerdings auch in der "Pannenstatistik" ganz vorne. Das stellte der Nationalspieler auch gestern unter Beweis - vier Tore, acht Fehlwürfe. "Ich habe schon oft gegen ihn gespielt und kenne ihn ganz gut", meinte Omeyer, der in der letzten Saison noch bei Montpellier HB spielte. "Aber meine Abwehr hat mir sehr geholfen."

Direkt nach dem Sieg reisten die Kieler nach Genf, um bereits heute Morgen in die Heimat zu fliegen. Am Nachmittag versammelt Serdarusic seine Spieler schon wieder in der Trainingshalle. Die Stimmung wird gelassen sein. "Sechs Tore Vorsprung - das müsste reichen", meinte ein strahlender Karabatic, der sich eindrucksvoll zurückmeldete. "Ich bin endlich wieder da." Sein Comeback und der Sieg im Achtelfinal-Hinspiel entschädigte den THW-Tross für einen verregneten Trip nach Albertville. Auch im Austragungsort der Olympischen Spiele von 1992 ist der Dezember bislang wärmer als in Kiel. Weiß waren hier nur die dichten Nebelwolken. Aber zum Skifahren waren die Kieler auch nicht in die Alpen gereist.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2006)


(04./05.12.2006) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite