02./03./04.12.2006 - Letzte Aktualisierung: 04.12.2006 | Champions League |
Update #3 | KN-Vorbericht vom 04.12., Europacup-Ergebnisse ergänzt... |
Das Team Chambery Savoie HB: Gegner des THW in der
Achtelfinale der Champions League.
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Chambery |
Reise in die Alpen: Heimat von Chambery Savoie HB (FRA) |
Chambery nimmt in dieser Saison zum dritten Mal an der Champions League teil. In der Saison 2001/2002 belegte der Alpenklub in der Gruppenphase der Veszprem und dem SC Magdeburg den dritten Platz und schied aus. 2003/2004 schlossen die Franzosen die Gruppenphase verlustpunktfrei als Gruppensieger ab. Im Achtelfinale hätten sie in eigener Halle Ciudad Real beim 32:33 beinahe ein Remis abgetrotzt, unterlagen dem spanischen Starensemble aber deutlich im Rückspiel.
Chambery-Star: Jackson Richardson
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Chambery |
Mit der Verpflichtung von Shooter Bertrand Roine gelang Trainer Philippe Gardent (42) schließlich ein spektakulärer Transfer. Der Halblinke aus Dunkerque soll in den kommenden drei Spielzeiten auch durch einfache Tore aus dem Rückraum zum Erfolg der Truppe beitragen. Eine Forderung, die der 25-jährige bisher mit Nachdruck erfüllte. Nach elf Spieltagen hat Roine mit 67 Treffern in der französischen Liga (D1) bereits beachtlich eingeschlagen. In der Torschützenliste liegt er damit auf Rang drei. Da von seinen Toren kein einziger per Siebenmeter erzielt wurde, führt der Shooter die Wertung der Feldtorschützen sogar an. Gleiches gilt allerdings auch für die Anzahl der Ballverluste.
Shooter: Bertrand Roine
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Chambery |
Der serbische Torhüter Nebojsa Stojinovic (31) befindet sich mit 101 Paraden unter den Top 10. Sein junger Kollege Cyril Dumoulin (22) entschärfte in den elf bisherigen Partien 41 Prozent aller Würfe; keiner in der Liga war im Durchschnitt besser. Zudem parierte der lange Youngster von 22 Strafwürfen immerhin sieben. Nur Routiniers wie Bruno Martini und Mario Kelentric hielten noch mehr Siebenmeter als er (siehe auch Gegnerkader Chambery Savoie HB (FRA))
Ein interessanter Kreuzvergleich fand am Mittwoch anlässlich des 11. Ligaspieltags beim bis dahin punktgleichen Tabellennachbarn Dunkerque statt, jener Mannschaft also, die genau wie Chambery bislang sieben Siege und drei Niederlagen eingefahren hatte. Während allerdings Dunkerque seit Anfang November beeindruckende vier Siege in Folge verbuchen konnte, hatte Chambery zweimal gewonnen und ebensoviele Niederlagen kassiert. Dennoch nahmen die Gäste durch ein 26:24 beide Punkte mit zurück in die Alpen. Dabei gelang es ihnen, den 10:13-Pausenrückstand noch umzudrehen. Die beiden gefährlichen Halblinken, Nenad Vuckovic (7/3) und Bertrand Roine (4), trafen wieder einmal am häufigsten, während Stojinovic 52 Prozent der Bälle hielt.
Dieser wertvolle Auswärtssieg sollte sich doppelt auszahlen, da sich Pariser Stadtderby Ivry und Paris HB beim 23:23 die Punkte gegenseitig abnahmen. So schoben sich die Mannen von Philippe Gardent und Co-Trainer Mario Cavalli mit nun 27 Zählern hinter Montpellier (29) auf den zweiten Tabellenplatz vor.
Kurz nach der Auslosung des Achtelfinales in Wien zeigte sich Übungsleiter Gardent hocherfreut. Für Handball-Liebhaber sei das eine tolle Sache, die kaum noch besser sein könne. Ganz klar werde es schwer, aber seine Mannschaft werde ganz sicher um ihre Chance spielen. Man werde nicht antreten, um dem Gegner nur zuzuschauen. Wenn Chambery eines Tages selbst zu den großen Teams gehören wolle, müsse man so etwas durchmachen und in der Lage sein, Partien auf derartigem Niveau zu bestreiten. Daher werde man mit Ernsthaftigkeit antreten.
Kapitän: Laurent Busselier
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Chambery |
Das Unternehmen Champions League begann in diesem Herbst mit einer 26:32-Niederlage vor eigenem Publikum gegen den späteren Gruppensieger Kolding. Auch der erste Auftritt auf fremdem Parkett wäre den Franzosen beinahe misslungen: Nachdem Richardson & Co. in Belgrad zur Pause bereits mit fünf Toren ins Hintertreffen geraten waren, drehten sie die Partie noch um und gewannen mit 27:26.
In den beiden folgenden Heimspielen setzte sich Chambery mühelos gegen Wisla Plock (21:13) und Roter Stern Belgrad (34:28) durch und nahm dadurch Kurs auf das Achtelfinale. In Kolding lagen die Mannen um Benjamin Gille, dem jüngsten der drei Gille-Brüder, zur Halbzeit sogar mit 18:15 in Führung. Zum Schluß rang man dem dänischen Meister durch ein 32:32 immerhin einen Punkt ab. Im abschließenden Spiel in Plock verlor Chambery mit 31:32. Dieser Heimsieg reichte Wisla aber nicht, um Chambery mit seinen sieben erreichten Punkten noch vom zweiten Rang der Gruppe C zu verdrängen.
Der THW ist angesichts dieser Fakten gewarnt, erwartet ihn doch in der Halle Olympique in Albertville - die für Ligaspiele übliche Halle "Salle Jean Jaures" in Chambery bietet nur 1200 Zuschauern Platz - eine hitzige Atmosphäre und ein starkes Team (siehe auch Gegnerdaten Chambery Savoie HB (FRA)). Um sich möglichst ungestört vorbereiten zu können, reisen die Zebras bereits Sonntag mittag via Hamburg per Flieger nach Genf, um von dort die restlichen Kilometer in das Alpenstädtchen per Bus zurück zu legen. Zurück geht es erst am Dienstag Vormittag, ehe in Kiel dann bereits die Vorbereitung für das Rückspiel am Donnerstag um 19 Uhr in der Ostseehalle beginnt.
Schiedsrichter des Hinspiels sind die Serben Slobodan Visekruna und Zoran Stanojevic. Als EHF-Beobachter wird der Portugiese Rui Coelho vor Ort sein.
(Dr. Oliver Schulz)
Gegner im Achtelfinale: Chambery Savoie HB (FRA). |
Dazu möchte man den Kader gezielt mit klangvollen Namen veredeln. Als erster umgesetzter Schritt des neuen, langfristigen Konzepts sollte und soll der Gummersbacher Daniel Narcisse mit einem Fünfjahres-Vertrag gebunden werden. Und erst in den letzten Tagen berichtete die spanische Tageszeitung "Norte Castilla" vom angeblichen Interesse an Valladolids Rückraumkanonier Eric Gull. Der 2.05 Meter lange, argentinisch-schweizerische Weltenbummler, der früher bereits in der französischen Liga unter dem Spitznamen "Baguette" für Selestat die Handballschuhe schnürte, soll offenbar in den nächsten drei Jahren auf Halbrechts genau jene Torgefahr ausstrahlen, die ihn in Valladolid nahezu unverzichtbar werden ließ.
(Dr. Oliver Schulz)
Dieses dürfte für den VfL Gummersbach nur noch Formsache sein, gewannen die Rheinländer doch das Hinspiel bei Medwedi Tschechow (RUS) souverän mit 37:31 (20:16).
Im EHF-Pokal hat der SC Magdeburg im rein deutschen Duell die Weichen klar auf Sieg gestellt: Mit 39:26 (19:10) schickten die Bördestädter die SG Kronau/Östringen auf die Heimnreise. Der TBV Lemgo hingegen musste wie der THW nach Frankreich reisen: Nachdem das Heimrecht getauscht wurde, trat Lemgo am Sonntag zunächst auswärts bei Dunkerque HB (FRA) an - und fing sich eine überraschende 30:35-Niederlage ein.
Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg kann im Pokal der Pokalsieger für das Viertelfinale planen. Am Samstag gewannen die Hamburger zuhause gegen den polnischen Vertreter Wisla Plock deutlich mit 39:26 (19:12).
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2006:
Auch die Personalsorgen der Zebras, die morgen aus Kiel abreisen, stimmen "Jack" Richardson nicht zuversichtlicher. "Die meisten meiner Jungs spielen ihre erste Saison in der Champions League. Die Kieler sind alle Weltklasse - wir können nur lernen."
Da Neuzugang Tobias Karlsson in der Champions League nicht spielberechtigt ist, Lars Krogh Jeppesen das Spiel in Dänemark nur vor dem Bildschirm verfolgen wird und Viktor Szilagyi (Kreuzbandriss) sein Comeback wohl erst im Februar feiert, muss THW-Trainer Noka Serdarusic im linken Rückraum erneut auf Linksaußen Dominik Klein zurückgreifen - die fünfte Alternative in der Problemzone des Meisters.
Allerdings schloss Nikola Karabatic gestern nicht aus, dass er drei Wochen nach der Ellenbogen-Operation gegen den Zweiten der französischen Liga sein Comeback feiern wird. "Ich würde lieber im Angriff als in der Abwehr helfen", meinte der 22-Jährige. "Ich habe noch ein bisschen Angst davor, zu schubsen und zu blocken." Den rechten Arm in einem Spezialverband verpackt, hält der Franzose es für möglich, Bälle zu werfen. "Ich werde zwar nicht meine normale Wurfbewegung machen können", meinte der Europameister, "aber dann versuche ich es eben auf eine andere Art".
Karabatic hat großen Respekt vor Chambery, die mit einer aggressiven 5:1-Deckung agieren, deren Speerspitze Jackson Richardson sein wird. "Ich bin mir trotzdem sicher, dass wir die nächste Runde erreichen werden."
Gespielt wird in der Olympia-Halle des Wintersportzentrums Albertville, an die zumindest Henning Fritz keine guten Erinnerungen hat. Der Nationaltorhüter, damals noch in Diensten des SC Magdeburg, scheiterte hier im Januar 2001 im WM-Viertelfinale an Frankreich. Die Deutschen führten wenige Sekunde vor dem Abpfiff mit 22:21, als Jackson Richardson mit einem Verzweiflungswurf aus angeblich zwölf Metern die Verlängerung erzwang, an deren Ende nur der spätere Weltmeister Frankreich (26:23) lachen konnten. "Zwölf Meter? Richardson tauchte am Kreis auf und alle dachten wohl, dass er abspielen wird", erinnerte sich Fritz an einen verdeckten Wurf, der erst den linken Innenpfosten traf und dann im Netz landete. "Das Spiel habe ich längst abgehakt", meinte der 32-Jährige, der Chambery für einen unbequemen Gegner hält. "Das wird kein Spaziergang für uns."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2006:
(Aus den Kieler Nachrichten vom 02.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.12.2006:
Im Rückspiel in der Ostseehalle (19 Uhr) würde sich dann zum letzten Mal ein Spieler auf der großen Bühne präsentieren, der seinen Sport so geprägt hat wie einst Boris Becker das Tennis - Jackson Richardson. "Er ist in Frankreich populärer als die Fußballer", weiß Landsmann Nikola Karabatic (THW Kiel). "Wird bei uns über Handball gesprochen, taucht sofort sein Name auf. Er ist das Bild für unseren Sport." Der Spielertrainer von Chambery HB befindet sich nach einer unvergleichlichen Karriere derzeit auf seiner Abschiedstournee.
Als der dunkelhäutige Rasta-Mann vor zehn Jahren beim TV Großwallstadt anheuerte, rieben sich viele verwundert die Augen. "Jack", auf einer Insel im Indischen Ozean ("La Reunion") geboren, war gerade Weltmeister geworden und zum Welthandballer gekürt worden - warum also Großwallstadt? Möglicherweise hatte der gemeinsame Sponsor "adidas" die Weichen gestellt. Vielleicht war es auch das üppige Jahresgehalt von angeblich 300 000 Mark, das ihn lockte. Richardson: "Das Geld war es nicht. Ich hatte noch lukrativere Angebote."
Wahrscheinlich gab für den Reggae-Fan, der sich erst als 17-Jähriger gegen Fußball und Basketball entschied, etwas anderes den Ausschlag - die Lust, etwas Neues zu versuchen. In einer Liga, die schon damals zu den guten Adressen zählte. An einem Ort, an dem er, der das Rampenlicht scheut, in Ruhe leben konnte - in der fränkischen Provinz, die vier Jahre lang seine Heimat wurde. Bevor er in Spanien mit Portland San Antonio unter anderem die Champions League gewann.
"Ich habe selten einen so liebenswerten Menschen getroffen", erinnert sich Ex-Nationalspieler Heiko Grimm, der als 19-Jähriger mit ihm in Großwallstadt spielte. "Richtig sauer wurde er nur, wenn wir seine Spielzüge nicht verstanden haben." Und das, so Grimm, sei oft vorgekommen.
Nach rechts schauen, nach links spielen - der "No-Look-Pass" hielt mit Richardson Einzug in deutschen Hallen. Mit der Geschmeidigkeit einer Katze wurde Frankreichs Rekord-Nationalspieler (417) als Scheibenwischer vor der offensiven 5:1-Deckung zu einem der weltbesten Abwehrspieler. Als genialer Mittelmann verteilt der heute 37-Jährige immer noch Rätsel auf dem Spielfeld. "Keiner weiß, was er als nächstes machen wird", spricht Nationaltorhüter Henning Fritz (THW Kiel) aus Erfahrung.
Grimm erlebte aber auch das Genie vor dem Anpfiff. "Mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent kam er zu spät zum Training", sagt der inzwischen 29-Jährige. "Aber er war auch dann bester Laune, hatte immer eine Ausrede parat und keiner von uns konnte ihm böse sein." So gewöhnten sich die Kollegen daran, dass der zweifache Weltmeister auch während des Aufwärmprogramms noch mit Zuschauern plauderte oder Autogramme mit der legendären "17" in der Form eines Schmetterlings auf Mützen und Schals kritzelte.
Privat lebt Richardson, der mit fünf Geschwistern aufwuchs, sehr zurückgezogen. Fotos seiner Freundin Danielle und den Kindern Melvin und Ilana gibt es nicht. "Ich wollte immer nur Handball spielen und dabei Spaß haben", sagt Richardson, der sich für Kinder einsetzt, die wie er aus französischen Überseedepartments ausgewandert sind, weil sie zu Hause keine Zukunft mehr sahen.
Für ihn, der noch eine Saison als Berater für Chambery arbeiten wird, ist bislang nur klar, dass er nach La Reunion zurückkehren will. Sicher ist auch, dass er, der gerne faulenzt und lange schläft, nicht länger den Trainer geben wird. "Auf keinen Fall - da muss ich viel zu viel arbeiten."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.12.2006)
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