|
Marcus Ahlm war mit acht Toren wieder einmal bester Werfer.
|
Mit einem weiteren Schützenfest haben die Handballer des THW Kiel eindrucksvoll
ihre Tabellenführung in der
Champions League Gruppe E
verteidigt. Beim weiterhin punktlosen Schlusslicht HC Banik OKD Karvina knackten die
Zebras erstmals auf europäischer Ebene die 50-Tore-Marke und gewannen auch ihr
drittes Auswärtsspiel deutlich mit 50:26 (24:13). Bester Torschütze beim höchsten
Europacupsieg seit über 23 Jahren war
Marcus Ahlm mit 8 Treffern.
|
Die Halle in Karvina war nicht ausverkauft.
|
Nur rund 1500 Zuschauer versammelten sich am Sonntagvormittag in der "Hala Hazene Stars",
obwohl der tschechische Meister mit freiem Eintritt für schwarz-grün gekleidete
Schlachtenbummler lockte. Die Frage, ob Karvina wie in den bisherigen drei
Champions League Partien zumindest bis zur Pause gegen den haushohen Favoriten
mithalten könne, beantworteten die Kieler nach zumindest ausgeglichenen fünf
Anfangsminuten. Gleich die erste Überzahlsituation nach Zeitstrafe für Plsek
nutzten die Zebras, um sich von 4:3 durch Tore von
Lövgren,
Kavticnik per Gegenstoß und dem bereits dritten
Treffer des immer wieder gesuchten und gefundenen
Marcus Ahlm
auf 7:3 abzusetzen. Die Abwehr stand nach etwas verschlafenem Start - vor allem
Kamil Heinz konnte sich ein ums andere Mal durchtanken - nun sicherer,
zudem hielt
Thierry Omeyer erneut gut gegen die
unflexiblen Gastgeber, deren Spiel fast ausschließlich auf die Rückraumspieler
Plsek, Heinz und Zdrahala fixiert war. Da machte es auch nichts, dass vor allem
Karabatic und
Kim Andersson
sich noch nicht so recht ins Kieler Angriffsspiel einfanden - zumal der
THW seine Treffer überwiegend aus Gegenstößen über die Außen erzielten.
So bauten die Kieler wie schon in den vorherigen Auswärtspartien
in Gudme und
in Constanta ihren
Vorsprung frühzeitig kontinuierlich aus und sorgten so für eine
schnelle Vorentscheidung. Als
Henrik Lundström
mit seinem vierten Treffer auf 14:7 (17.) erhöhte, wechselte
Noka Serdarusic durch und brachte
Linders,
Klein und
Zeitz. Diese führten sich auch gleich gut ein
und erhöhten unter der Regie von
Stefan Lövgren
weiter auf 22:12 (26.).
In der Schlussphase des ersten Durchgangs wurde es trotz klarer
Spielverhältnisse plötzlich hektisch: Zunächst sah
Pelle Linders
eine Zeitstrafe, wenig später schickten die serbischen Schiedsrichter
Kamil Heinz nach einem rüden Foul an
Christian Zeitz
vom Parkett, die Halle wurde erstmals seit den Anfangsminuten wieder laut.
Christian Zeitz war es auch, der wenige Sekunden
vor dem Pausenpfiff per Tempo-Gegenstoß den Schlusspunkt zum 24:13 setzte.
Wer nun dachte, dass der THW im zweiten Durchgang wieder einen Gang
zurückschalten würde, sah sich schnell getäuscht: Wieder mit der
Startformation auf der Platte, nur mit
Mattias Andersson
zwischen den Pfosten, brauchten die Zebras erneut 5 Minuten, um
das Spiel wieder an sich zu reißen. Nach dem 16:27 durch Plsek
glichen sich jedoch die Bilder aus dem ersten Durchgang: Eine Zeitstrafe
für Sulc brach den Widerstand der Tschechen, vier Treffer hintereinander
durch
Ahlm,
Karabatic,
Lundström nach schönem Anspiel hinter dem
Rücken von
Jeppesen und erneut
Marcus Ahlm brachten das 31:16 (39.) für die
Gäste ein.
Als der THW vier Minuten später erneut einen
Zwischenspurt vom 34:19 auf 40:19 (49.) hinlegte, erkannte man
erstmals den Willen der Zebras, die 50-Tore-Marke
zu knacken. Der Gastgeber fiel nun völlig in sich zusammen, die Kieler konnten
ein ums andere mal
Dominik Klein auf
die Reise schicken, der für seine 7 Treffer lediglich 28 Einsatzminuten
benötigte. Da sich nun auch endlich
Kim Andersson
an die frühe Anwurfzeit gewöhnt hatte und zudem
Lars Krogh Jeppesen weiterhin mit schönen
Anspielen überzeugte, gelang das geplante Unterfangen:
Christian Zeitz setzte sich fünf Sekunden
vor dem Schlusspfiff mit einer schönen Körpertäuschung durch und
drehte den Ball zum 50. THW-Treffer in die Maschen.
Nach dem vierten Sieg im vierten Spiel haben die Kieler nun bei
ihren abschließenden Heimspielen gegen Gudme (2. November) und
Constanta (12. November) die Chance, erstmals seit der
Saison 98/99 verlustpunktfrei durch die Gruppenphase zu kommen.
Im zweiten Spiel der Gruppe besiegte GOG Gudme Svendborg in
eigener Halle HCM Constanta mit 33:17 (16:11) und hat damit
den möglicherweise über den zweiten Platz entscheidenden
direkten Vergleich mit den Rumänen gewonnen (siehe auch
Spielbericht).
Nächste Partie für den THW Kiel ist allerdings das
DHB-Pokalspiel am 31. Oktober beim Süd-Zweitligisten Gensungen/Felsberg.
Die meisten Spieler haben dennoch mehrere Spiele in der kommenden Woche
zu absolvieren, denn am Dienstag startet der
Statoil World Cup.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten
sowie die THW-Splitter der KN.
Aus kiel4kiel.de:
THW-Express stürmt Banik Karvina
Früh aufstehen hieß es heute für den Zebratross. In der Champions League spielte der
THW Kiel heute beim tschechischen Meister Banik Karvina, der bereits um 10.30 Uhr zum
Aufeinandertreffen bat. Die Kieler hatten vorgesorgt und bereits an den vergangenen
Tagen morgens um 11.00 Uhr fleißig trainiert, um sich auf die ungewöhnliche Spielzeit
einzustellen. mehr...
THW-Spieler Henrik Lundström gegenüber handball-world.com:
Das hat viel Spaß gemacht. Wir werden unsere Heimspiele jetzt auch um 10.30 Uhr austragen.
- HC Banik OKD Karvina (CZE ):
-
Marjanovic (41.-60. Minute, 6 Paraden),
Badura (1.-40. Minute, 9 Paraden);
Bednarik (2),
Plsek (5),
K. Heinz (2),
T. Heinz (5/2)
Indjic (4),
Zdrahala (3),
Sobol (2),
Sulc (1),
Mrozek,
Szymon,
Kubis,
Kornan,
Rachac (2);
Trainer: Kekrt
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-30. Minute, 9 Paraden),
Fritz (bei einem Siebenmeter, keine Parade),
M. Andersson (31.-60. Minute, 10 Paraden);
Linders (5),
K. Andersson (4/1),
Lundström (6),
Kavticnik (4),
Lövgren (4/3),
Ahlm (8),
Zeitz (5),
Jeppesen (2),
Karabatic (5),
Klein (7);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Zoran Tijanic / Nebojsa Grkovic (SRB)
- Zeitstrafen:
-
HCB: 6 (Plsek (6.), 2x Indjic (11., 49.), K. Heinz (13.), Sulc (37.), Rachac (44.));
THW: 5 (2x Karabatic (20., 41.),
Linders (28.), Klein (30.),
Jeppesen (56.))
- Rote Karte:
-
HCB: K. Heinz (30.) nach grobem Foulspiel
- Siebenmeter:
-
HCB: 4/2 (T. Heinz an die Latte (6., Nachwurf verwandelt), Omeyer hält T. Heinz (27.));
THW: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2, 2:4 (5.), 3:4, 3:7 (8.), 5:7, 5:9, 6:9, 6:11 (14.), 7:11, 7:14 (17.),
8:14, 8:15, 9:15, 9:18 (20.), 11:18, 11:20, 12:20, 12:22 (26.), 13:22, 13:24;
2. Hz.: 13:25, 14:25, 14:27 (36.), 16:27, 16:31 (39.), 17:31, 17:32, 18:32, 18:34 (43.),
19:34, 19:40 (49.), 20:40, 20:42, 21:42, 21:44 (53.), 23:44, 23:47 (57.), 24:47, 24:48,
25:48, 25:49, 26:49, 26:50.
- Zuschauer:
-
ca. 1500 (Hala Hazene Stars, Karvina (CZE))
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Auch die anderen deutschen Teilnehmer in der
Champions League feierten am zweiten Spieltag der Champions League Siege.
Die SG Flensburg-Handewitt behielt seine weiße Weste in der
Gruppe D. Bereits am Donnerstag siegte
der deutsche Vizemeister in der Campushalle deutlich mit 43:24 über
RK Metalurg Skopje (MKD).
Auch der VfL Gummersbach bleibt verlustpuntfrei, beim norwegischen Meister
Sandefjord TIF siegten die Oberbergischen mit 37:35. Die Entscheidung über den
Gruppensieg in der Gruppe D wird vermutlich
am letzten Spieltag in Celje fallen, die Qualifikation für das Achtelfinale hat
der VfL aber schon in der Tasche.
Ebenfalls bereits den Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht haben Titelverteidiger
Ciudad Real, der dänische Meister KIF Kolding, Rekordchampion FC Barcelona sowie
CBM Valladolid (ESP), Portland San Antonio (ESP) und Montpellier HB (FRA).
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2006:
THW Kiel entdeckt den Frühsport
Beeindruckender 50:26-Erfolg in Karvina
Karvina - Historischer Vormittag für den THW: Mit einer eindrucksvollen Leistung
gewannen die Kieler gestern beim tschechischen Meister Banik Karvina auch ihr viertes
Gruppenspiel in der Champions League. Mit 50:26 (24:13) - so klar wie keine deutsche
Mannschaft zuvor in der 13-jährigen Geschichte dieses Wettbewerbs. Der THW müsste nun
die beiden Heimspiele gegen Gudme (2. November) und Constanta (12. November) hoch
verlieren, um noch das Achtelfinale zu verpassen.
Alle Bedenken, die ungewöhnliche Anwurfzeit (10.30 Uhr) würde den Blick trüben und den
Schritt hemmen, waren in der mit knapp 1000 Zuschauern gefüllten Hala Hazene Stars
schnell zerstreut. "Wir sollten unsere Heimspiele künftig auch so früh austragen", flachste
Henrik Lundström, nachdem Christian Zeitz
mit einer artistischen Einlage in der letzten Sekunde tatsächlich noch das 50. Tor erzielt
hatte.
Spaß an der Arbeit - nach diesem Motto spulten die Gäste einen Lehrfilm zum Thema
"Tempohandball" ab. Mann der ersten Minuten war Kreisläufer Marcus Ahlm,
der schnell vier Tore warf, drei Siebenmeter erarbeitete und zweimal nur auf Kosten einer
Strafzeit gestoppt werden konnten. Sein Trikot bewies dabei die Haltbarkeit eines Kettenhemdes.
Wie die Kletten hingen die körperlich klar unterlegenen Tschechen an ihm, aufhalten konnten
sie ihn auch mit unfairen Mitteln nicht.
Ein starker Thierry Omeyer, eine engagierte Abwehr und ein hohes
Maß an Konzentration im Angriff - die Kieler präsentierten sich diesmal 60 Minuten lang aus
einem Guss. Daran änderte auch die Rotation von Trainer Noka Serdarusic
nichts, der in der 15. Minute Pelle Linders,
Dominik Klein und Zeitz auf das Feld
schickte. Da lagen seine Schützlinge bereits 14:7 in Führung. In den Reihen der jungen Hausherren
hatte sich da schon längst tiefer Respekt eingenistet. Die Hände zitterten, die Nerven versagten:
So kassierte Kamil Heinz (28.), bis dato gefährlichster Schütze, nach einem rüden Foul gegen
Zeitz die Rote Karte. Symptomatisch für die Verfassung der Hausherren,
die in der heimischen Liga einsamer Spitzenreiter (16:0 Punkte) sind, war nur Sekunden später
der schwache Siebenmeter von Tomas Heinz, der zum Zuspiel auf Omeyer
verkümmerte.
In der zweiten Halbzeit schwächten sich die Tschechen durch zwei Wechselfehler selbst. Einmal
spielten sie eine Minute in Unterzahl, ohne zu merken, dass die Strafzeit längst abgelaufen war.
Eine Rolle spielten diese Aussetzer nicht mehr, da den Kielern einfach alles gelang. Das
Sahnehäubchen war ein herrlicher Kempa-Trick in Unterzahl, den Klein
nach Zuspiel von Stefan Lövgren verwandelte.
Garant des klaren Sieges war auch Mattias Andersson, der zur Pause
Omeyer ablöste. "Seit ich Vater geworden bin, ist das frühe
Aufstehen kein Problem mehr", sagte der Schwede, der eine tadellose Leistung ablieferte. "Wir
wollten eine schnelle Entscheidung - das ist gelungen." Dass der THW noch Platz eins in der
Gruppe E verspielt, hält er für ausgeschlossen. "Das
lassen wir uns nicht mehr nehmen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2006:
THW-Splitter
Atom
Wahrheit oder Legende? Das Vier-Sterne-Hotel "Atom" in Ostrau, Quartier des THW,
soll auf einem Atombunker errichtet worden sein. "Ein Gerücht", klärt Banik-Manager
Radim Hansel auf. "Der Name hat zwar die gleiche Bedeutung wie in der deutschen
Sprache. Aber einen Bunker gab es hier nicht."
Meckern
Als sich
Dominik Klein über die schwachen Unparteiischen
erregte und dafür eine Zeitstrafe kassierte, klingelte die Mannschaftskasse.
100 Euro Strafe: Bei einer Zwangspause wegen Meckerns versteht Trainer
Noka Serdarusic gar keinen Spaß.
Cola
Heidi Brause konnte es kaum glauben: Weil sich der Start in Ostrau um eine Stunde
verzögerte, wollte sie die Spieler mit einem Becher Coca Cola vertrösten. Doch die
Stewardess der OLT blieb ohne Abnehmer - Cola ist für Zebras ein Tabu. Vor den Augen
der Kollegen und des Kassenwartes
Stefan Lövgren konnte
deshalb keiner zugreifen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2006)