04./05.10.2006 - Letzte Aktualisierung: 05.10.2006 | Champions League |
Update #3 | Aktualisierung vom 05.10. |
Das Team von HC Banik OKD Karvina: Zweiter Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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Karvina |
Während der THW mit dem Auswärtssieg beim vermeintlich stärksten Gegner GOG Gudme Svendborg einen Auftakt nach Maß feiern konnte, leistete sich Banik Karvina in eigener Halle einen klassischen Fehlstart: Trotz zwischenzeilicher 20:14-Führung unterlagen die Tschechen letztlich dank elf torloser Minuten dem rumänischen Meister HCM Constanta mit 31:34 (siehe Extrabericht). Damit steht der HCB auch bei seiner siebten Champions League Teilnahme in Folge schnell wieder mit dem Rücken an der Wand. In den vergangenen Spielzeiten landete der Club stets auf einem der beiden hinteren Plätzen seiner Vierergruppe. Zumindest konnte in den letzten drei Jahren jeweils der dritte Platz und die damit verbundene Achtelfinal-Teilnahme am Pokal der Pokalsieger erreicht werden - dort wurde Karvina aber stets deutlich in die Schranken gewiesen. Nur ein einziges Mal schnupperten die Tschechen am Weiterkommen in der Königsklasse: In der Saison 2004/2005 hätte bereits ein Unentschieden zu Hause gegen die Slowaken von Tatran Presov für den zweiten Platz gereicht, doch unterlag man mit 29:32 und wurde wieder nur undankbarer Dritter.
Jan Sobol - stark vom Siebenmeterpunkt.
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EHF |
Mittelmann Ondrej Zdrahala überzeugte mit 8 Treffern gegen Constanta.
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EHF |
Banik Karvina fährt als großer Außenseiter nach Kiel, hat der Verein doch in bislang zehn Europapokal-Vergleichen mit Bundesliga-Clubs erst ein einziges Mal gewinnen können. Zuletzt traf man in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils in der Gruppenphase der Champions League auf die SG Flensburg-Handewitt und handelte sich in vier Spielen vier deutliche Niederlagen ein. Die letzten Vergleiche mit Bundesligisten gab es für Karvina in der Saisonvorbereitung: Beim "Champions Cup" unterlag die Mannschaft sowohl dem SC Magdeburg (30:37) als auch dem TV Großwallstadt (30:36) deutlich.
Auch wenn Uwe Schwenker vor dem "unangenehmen Gegner" warnt, geht der THW doch als klarer Favorit in diese Partie und kann mit einem Sieg bereits einen großen Schritt Richtung Achtelfinale unternehmen. Ziel bleibt natürlich der Gruppensieg, um im Rückspiel der Runde der letzten 16 Heimrecht zu genießen - und den großen Kalibern womöglich vorerst aus dem Weg zu gehen. Bis auf Viktor Szilagyi sind alle Zebras einsatzbereit, auch der angeschlagene Henrik Lundström (Außenbandruptur im Daumen) wird spielen können (siehe Extrabericht).
Schiedsrichter sind am Donnerstag Zigmars Stolarovs und Renars Licis (LAT).
(Sascha Krokowski)
Aus dem handballwoche-Sonderheft zur Champions League:
Wenig Hoffnung
Rechtsaußen und Siebenmeterschütze Jan Sobol (22 Jahre), den die Gerüchteküche vor einigen Monaten mit einem französischen Spitzenklub in Verbindung brachte, Mittelmann Ondrej Zdrahala (23) und der halblinke Rückraumspieler Rostislav Bruna (22) sind im Team von Trainer Jiri Kekrt besonders hervorzuheben. Dieses Quartett zeigte in der Saisonvorbereitung schon ansatzweise sein Können. Und das, obwohl Karvina beim "Champions Cup" nach einem 33:24 gegen seinen kommenden Gruppengegner HCM Constanta aus Rumänien sowie zwei Niederlagen gegen Magdeburg (30:37) und Großwallstadt (30:36) nur den sechsten Platz belegte. (Von Oliver Schulz) |
Uwe Schwenker: "Karvina ist ein unbeschriebenes Blatt. Die haben ihr Team wohl in diesem Jahr komplett runderneuert und viele neue Spieler verpflichtet. Es wird ein unangenehmer Gegner."
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Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
Sechs Jahre später (1968) konnte der Verein, der aus einem Handballkurs der örtlichen Berufsschule entsprang, die erste Meisterschaft feiern. 1972 folgte dann der zweite nationale Titelgewinn. Zugleich begrüßte man in diesen Jahren erstmals die internationale Europapokal-Konkurrenz in Karvina. Tiefschläge blieben aber indes nicht aus. Ende der 70er Jahre verlor der HC Banik an Niveau und entwickelte sich zu einer typischen Fahrstuhlmannschaft. Die Vereinsfunktionäre konnten die Talfahrt jedoch stoppen und schalteten den Schalter wieder auf "Erfolg" um. Mit der Vize-Meisterschaft 1987 begannen in der Industrie-Stadt Karvina die "goldenen Jahre". Seitdem rutschte der tschechische Renommier-Klub nur zweimal am Treppchen vorbei. Zur Jahrtausendwende erreichte man den absoluten Höhepunkt. 2000, 2001 und 2002 - "Hattrick" in der tschechischen Meisterschaft und im Pokal. Weitere nationale Titel folgten in den Jahren 2004 bis 2006.
In der deutschen Bundesliga schnüren sich in dieser Saison 14 Tschechen die Handballschuhe. Die meisten hat MT Melsungen im Kader. Vier Spieler plus Trainer Trtik kommen aus Tschechien.
Doch keine Frage, der HC Banik Karvina ist trotz eines Aderlasses der sportliche Botschafter der rund 64 000 Einwohner zählenden oberschlesischen Stadt
Also, Augen auf beim heutigen Spiel, vielleicht sieht man ja einen der Akteure von Banik Karvina irgendwann einmal in der Bundesliga spielen.
(aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra")
Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
Wirtschaftlich ist Tschechien vor allem durch den Dienstleistungssektor geprägt, ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes wird durch die Industrie erwirtschaftet. Größter und bekanntester Betrieb des Landes ist die VW-Tochter Skoda-Auto, im landwirtschaftlichen Bereich ist die Fischzucht Tschechiens weltberühmt. Auch die Glaserzeugung und vor allem das böhmische Kristall macht Tschechien noch heute in aller Welt bekannt. Für den exzellenten kulturellen Ruf Tschechiens sorgten nicht nur Komponisten wie Bedrich Smetana und Antonin Dvorak, sondern auch Literaten wie Franz Kafka und Milan Kundera. Außerdem ist die Tschechische Republik bekannt für ihren großen Reichtum an kulturhistorischen Denkmälern.
Reist man in den Osten der Republik in die Nähe zur Grenze nach Polen, kommt man nach Karvina, der Heimat des heutigen Gegners Banik Karvina. Die Bezirksstadt mit rund 64.000 Einwohnern ist ein bedeutendes Zentrum der Schwerindustrie und wird durch den Fluss Olsau in zwei Hälften getrennt - ähnlich wie die Kieler Förde die Landeshauptstadt in West- und Ostufer teilt. Die Innenstadt Karvinas am rechten Olsaufer bildet die einst selbstständige und 1268 erstmals erwähnte Stadt Fryst t (Freistadt), die gemeinsam mit dem Kurbad L zne Darkov (Bad Darkau), Karwin und Raj (Roy) 1948 zu Karvina verschmolzen wurde. Ist die Stadt in Westeuropa fast ein unbeschriebenes Blatt, so brachte sie doch einige bekannte Namen hervor. Fernsehkoch und Talkmaster Alfred Biolek wurde im heutigen Karvina ebenso geboren wie der deutsche Eishockey-Nationalspieler Peter Draisaitl, Tennisprofi Rradek Stepanek und Model Petra Nemcova.
(aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2006:
"Es ist immer das Gleiche", sinniert Banik-Manager Radim Hansl, "wenn ein Spieler bei uns groß herauskommt, geht er kurz danach ins Ausland." Die letzten großen Namen waren Torwart Milos Putera und der Halblinke Pawel Horak, die ihre Zelte nun in Wilhelmshaven und Ahlen aufgeschlagen haben. In den Spielzeiten davor wechselten rund zwei Hände voll guter Handballer über die Grenzen. An der Spitze Torwart Martin Galia (FA Göppingen).
Dennoch behauptete sich der Klub aus der Bergbaustadt Karvina, die im Herzen eines großen Steinkohle-Reviers liegt, immer wieder an der Spitze der tschechischen Handball-Liga und feierte zuletzt sogar zwei "Meister-Hattricks" (2000 bis 2002, 2004 bis 2006). In insgesamt 20 Spielzeiten wehte das europäische Flair durch die Straßen der Industrie-Metropole. Diese Konstanz hat zwei Gründe. Handball hat im Nordosten Tschechiens eine große Tradition. Beginnend mit einigen Handball-Kursen an der örtlichen Berufsschule im Jahr 1952 reiften immer wieder Talente heran.
Für tschechische Verhältnisse besitzt Banik Karvina mit einem Etat von rund einer halben Millionen Euro eine gute Ausgangsbasis. Mit dem Tiefbau-Unternehmen OKD, "Karbon Invest" (Kohle), Ausrüster "adidas" und der Stadt existieren immerhin vier potente Sponsoren. So gelang es 2005, mit dem ukrainischen Linkshänder Andrej Kuzo, dem slowakischen Mittelmann Julius Kornan und dem serbischen Torhüter Nemanija Marjanovic drei ausländische Spieler über die Grenzen zu locken.
Unter dem Strich sieht sich Coach Jiri Kekrt, der schon Nationaltrainer Tschechiens war, für das Abenteuer Champions League gewappnet. Auch wenn man sich nur wenige Chancen auf das Achtelfinale ausrechnet - vor allem nach der überraschenden 31:34-Heimniederlage gegen den rumänischen Meister HCM Constanta - fiebern die Banik-Handballer dem Auftritt in Kiel entgegen. "Es ist doch für jeden Spieler ein Traum", so Radim Hansl, "in der Kieler Ostseehalle gegen eines der besten Teams der Welt zu spielen."
(von Jan Kirschner, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2006:
Die Kieler wollen Erster in der Gruppe E werden, um im Achtelfinale das Rückspiel in der Ostseehalle austragen zu dürfen. Den Grundstein haben sie am Sonntag mit dem 32:28-Sieg in Gudme gelegt, als sie mit einer überragenden ersten Hälfte (19:8) den stärksten Gruppengegner erschütterten. "So gut, wie wir da gespielt haben, sind wir gar nicht", staunte auch Serdarusic. "Eine Elf-Tore-Führung zur Pause - das hat hier in den letzten 20 Jahren keiner geschafft."
Entsprechend ratlos verfolgte der 56-Jährige dann eine zweite Halbzeit, in der nur noch die schwarz-weißen Trikots an den famosen Start erinnerten. "Ich habe in der Kabine nur gesagt, dass es nicht mehr nötig ist, die Dänen zu jagen. Mehr nicht." Von Abschalten sei keine Rede gewesen. Zahllose Fehler, ohne Biss in Abwehr und Angriff - das zweite Gesicht des THW gefiel Serdarusic nicht. "Ich kann nur hoffen, dass die hohe Führung der Grund dafür war, dass die Konzentration so stark gelitten hat."
Wirklich zufrieden konnte er in der zweiten Halbzeit, die Kiel mit sieben Toren verlor, nur mit Thierry Omeyer sein. Der Franzose parierte 23 Bälle und räumte erst vier Minuten vor dem Abpfiff für Henning Fritz das Feld. Mattias Andersson, dritter Ausnahmekönner im THW-Tor, kam gar nicht zum Einsatz. Fritz, Omeyer, Andersson - für Serdarusic ist die Wahl derzeit leicht. "Omeyer ist mit Abstand der beste. Wenn es um die Wurst geht, setze ich ganz klar auf ihn." In wichtigen Spielen blieben für die beiden anderen Torhüter nur Kurzeinsätze.
"Omeyer hat zuletzt überragend gehalten", sagte Fritz. "Das ist gut für die Mannschaft. Und nur darum geht es." Er selbst sehe sich nach einer langen Talfahrt wieder im Aufwind. Bei den beiden Länderspielen in Polen am vorvergangenen Wochenende hätte seine Formkurve klar nach oben gezeigt. "Für mich es nur schade, dass ich es im Verein derzeit kaum zeigen kann." Konsequenzen für die Handball-WM (19. Januar bis 4. Februar) befürchtet der Nationaltorhüter, der sich darüber bereits mit Bundestrainer Heiner Brand verständigt hat, nicht. "Ich soll in Kiel das Optimum für mich herausholen. Und das mache ich."
Für Lars Krogh Jeppesen wird es dagegen schwer, noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Sein Nationaltrainer Ulrik Wilbek nominierte den 27-Jährigen lediglich für eine B-Mannschaft. Während der erste Anzug der Dänen vom 24. bis 29. Oktober Frankreich beim World Cup ersetzt, soll Jeppesen bei einem Turnier in Polen Spielpraxis sammeln. "Das ist keine Überraschung", meinte Jeppesen, den zuletzt ein doppelter Rippenbruch aus der Bahn warf. "Beim World Cup hätte ich fünf Spiele in sechs Tagen bestreiten müssen. Das schaffe ich nicht. Es macht auch für den Verein keinen Sinn, wenn ich völlig kaputt nach Hause komme." Am 11. Dezember wird Wilbek seinen WM-Kader nominieren. Für Jeppesen ist nur ein Platz frei, wenn er auch im Rückraum voll einsetzbar ist. "Das wird knapp", weiß der 123-fache Nationalspieler. "Aber es geht in erster Linie darum, wieder fit zu werden. Bin ich das, bin ich auch für die WM gut genug."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2006)
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