Von Dr. Oliver Schulz
Der dänische Vizemeister GOG/Svendborg TGI hat seinen Teil zum Erreichen des
Achtelfinales beigetragen und hofft am Abend auf Schützenhilfe aus Kiel. Banik
OKD Karvina unterlag den verletzungsgeplagten Gästen am Sonntag Vormittag vor
eigenem Publikum mit 32:37 (13:19) und beendet die Gruppenphase als abgeschlagener
Vierter.
Charterflug nach Ostrau
In der 30 Passagieren Platz bietenden Chartermaschine, die am Samstag Morgen in
Billund abhob, darunter auch der vom Fliegen nicht gerade begeisterte schwedische
Neuzugang Fredrik Petersen, sorgten venezolanische Stewardessen für das
kulinarische Wohl des dänischen Vizemeisters. Nach vom Wind begünstigtem, rund
anderthalbstündigen Flug landete der Troß um 10:40 Uhr unweit der polnischen
Grenze in Ostrau, der drittgrößten Stadt des Landes und Zentrum der Schwerindustrie
schlechthin. Zunächst stand für die Fünländer im Hotel "Atom" ein wenig Ruhe auf
dem Programm, bevor sich der halbstündige Bustransfer nach Karvina anschloß. In
der Halle dort war gegen 15 Uhr Fußball, leichtes Wurftraining und Videostudium
des Hinspiels angesagt. Das Deckungsverhalten müsse noch verbessert werden,
kommentierte Trainer Carsten Albrektsen, der eine ausgeglichene erste Halbzeit
erwartete, gegenüber der Zeitung "Fyens Stiftstidende". Die Tschechen hätten in
Gudme vor der Pause gut mitgehalten, bevor sie dann physisch eingebrochen seien.
Aber es handle sich nun schließlich um ein Auswärtsspiel.
Green Jensen kurz vor der Partie verletzt
Die Voraussetzungen Gudmes, zu ungewohnter Anwurfzeit am Sonntag Morgen in Karvina
zu gewinnen, hatten sich unmittelbar vor der Partie weiter verschlechtert. So hatte
der physisch starke Allrounder Jakob Green Jensen bei besagtem Fußballspielen einen
Schlag auf den rechten Fuß bekommen. Der 24-jährige Instinkthandballer war in seinem
Bewegungsmuster stark eingeschränkt und kämpfte mit dem Physiotherapeuten in der
Kabine bis zuletzt um seinen Einsatz. Vergeblich.
Nachdem sich der talentierte Mittelmann Thomas Mogensen in Kiel den Daumen ausgekugelt
hatte und dem Team in nächster Zeit nicht helfen kann, fiel also ein weiterer
verantwortungsvoller Rückraumspieler aus. Auch wenn sowohl Klavs Bruun Jörgensen als
auch Mathias Madsen auf der Rückraummitte spielen können, schränkte Green Jensens
Ausfall die Variationsmöglichkeiten von Coach Albrektsen weiter ein.
Wie Mogensen konnte auch der nicht erst in letzter Zeit von Verletzungen und Krankheit
gebeutelte Halbrechte Claus Flensborg nicht auflaufen. Nach monatelangen
Schulterbeschwerden hatte der 30-jährige Nationalspieler zuletzt sogar über sein
Karriereende nachgedacht. Im Gegenzug wurde GOG in den letzten Tagen Interesse an
Nationallinksaußen Lars Rasmussen vom Team Tvis/Holstebro nachgesagt.
Souveräner Auswärtssieg
Trotz des Ausfalls der drei genannten Stammspieler begannen die Dänen druckvoll
und dominierten die Partie in der nur zur Hälfte gefüllten Halle weitgehend. Sie
gerieten kein einziges Mal in Rückstand, und nur beim Stande von 5:5 kamen die
Gastgeber auf Tuchfühlung. Zu diesem Zeitpunkt hatte Karvinas dynamischer
Mittelmann Ondrej Zrahala bereits vier Mal getroffen und das fünfte Tor vorbereitet.
Verständlich, dass sich der Regisseur in der Folgezeit einer wirkungsvollen
Sonderbewachung gegenübersah.
Das souveräne spanische Schiedsrichtergespann Vicente Breto Leon und Jose Antonio
Huelin Trillo ahndete das zuweilen harte tschechische Abwehrverhalten mit mehreren
Zeitstrafen. Bei den Dänen kämpfte einer für den anderen. Mathias Madsen vertrat
Jakob Green Jensen gekonnt auf der Mitte, während Kapitän Torsten Laen insbesondere
gegen Rade Indjic erfolgreich am Kreis wirbelte. Zwischen den Pfosten schloss
Nationalkeeper Peter Henriksen an seine zuletzt überragenden Leistungen an.
Bereits zur Pause (13:19) hatte sich GOG einen Vorsprung von sechs Toren herausgeworfen.
Lediglich in einer von Hektik gekennzeichneten Phase Mitte der zweiten Hälfte gelang
es dem tschechischen Meister, durch mehrere Treffer in Folge von 21:27 auf 25:27 zu
verkürzen. Dieses Intermezzo brachte den Auswärtssieg jedoch nicht in Gefahr. Der
junge Halblinke Mikkel Hansen war mit acht Toren erfolgreichster Schütze bei den
Gästen, während Zdrahala und Kamil Heinz je fünf Mal für Karvina trafen.
Mit dem Sieg sei er sehr zufrieden, da man diesen auch benötigt habe. Bedingt durch
die Verletztensituation hätten viele Spieler auf für sie ungewohnten Positionen agieren
müssen. Daher habe man nicht so schnell wie sonst spielen können. Dennoch habe man das
Spiel 60 Minuten lang kontrolliert, bilanzierte Trainer Albrektsen gegenüber "Fyens
Stiftstidende". Heute abend wenden die Dänen den Blick erwartungsvoll Richtung Ostseehalle
und hoffen auf einen Sieg des ebenfalls stark ersatzgeschwächten THW gegen Constanta.
Dieser oder bereits ein Unentschieden würde GOG am Dienstag in Wien bei der Auslosung
des Achtelfinales automatisch in den angestrebten Lostopf Nummer zwei befördern.
(von Dr. Oliver Schulz)
- Haupttorschützen HC Banik OKD Karvina (CZE ):
-
Zdrahala (5), K. Heinz (5), Plsek (4), Kubis (4), T. Heinz (4/1)
- Haupttorschützen GOG Svendborg Gudme (DEN ):
-
Hansen (8/2), Petersen (6/2), Jörgensen (5)
- Schiedsrichter:
-
Breto Leon / Huelin Trillo (ESP)
- Zeitstrafen:
-
HCB: 5;
GOG: 3
- Siebenmeter:
-
HCB: 2/1;
GOG: 5/4
- Zuschauer:
-
800 (Hala Hazene Stars, Karvina (CZE))