22.-24.02.2007 - Letzte Aktualisierung: 24.02.2007 | Champions League |
Update #2 | KN-Vorbericht vom 24.02. und KN-Vorbericht vom 23.02. ergänzt... |
Das Team MKB Veszprem: Gegner des THW in der
Viertelfinale der Champions League.
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Veszprem |
Veszprem liegt etwa 1160km entfernt. |
Am letzten Samstag feierte MKB schließlich beim 44:25 (22:11) gegen Györ eine überaus deutlich gelungene Generalprobe.
Doch wie der THW wartet auch Veszprem trotz konstant starker Leistungen in der Königsklasse auf den großen Coup. Im Jahre 2002 stand man im Endspiel, unterlag aber Magdeburg (23:21 / 25:30). In den letzten vier Jahren war stets bei einem spanischen Vertreter Endstation: Zweimal scheiterte man im Halbfinale an Portland San Antonio (zuletzt fehlte 2006 lediglich ein Tor zum Finaleinzug), zweimal im Viertelfinale an Ciudad Real.
Top-Kreisläufer auch in Ungarns Nationalmannschaft: Guyla Gal |
Am Samstag dann werden die Kieler ab 16.15 Uhr auf den ungarischen Dauermeister treffen. Dieser ist mit einigen Veränderungen in die neue Saison gestartet. Zwei hochkarätige Neuzugänge konnte Trainer Zdravko Zovko den Fans präsentieren: Als neuer Kreisläufer wurde der rumänische 2,10m-Riese Marian Cozma von Dinamo Bukarest verpflichtet, der den nach Nordhorn abgewanderten Norweger Bjarte Myrhol ersetzt. Als zweiter Neuzugang kam mit dem Serben Marko Vujin der letztjährige Torschützenkönig der ungarischen Liga vom Dauerkonkurrenten Dunaferr SE. Zudem konnte mit Dejan Peric aus Barcelona ein erfahrener Torhüter nach Veszprem gelockt werden, der Vlado Sola beerbt.
Dejan Peric (hier noch in Diensten von Celje Pivovarna Lasko) hat bereits die Champions League gewonnen. |
Die Lücke, die der zügige Abgang Daniel Budays zur SG Kronau/Östringen vor Kurzem hinterließ, wurde sogleich wieder prominent gefüllt: Mit dem 20-jährigen serbischen Rohdiamanten Zarko Sesum gelang den Magyaren auf dem Transfermarkt ein langfristiger Coup der Extraklasse.
Ebenfalls Nationalspieler: Csaba Tombor |
Nach der letztjährigen Verpflichtung von Sesums 22-jährigen Landsmannes Marko Vujin (RR) angelte sich der ungarische Meister also binnen Kurzem zwei der größten Rückraumtalente des serbischen Handballs.
Bislang traf der THW in drei Pflichtspielen auf Veszprem, das bis zur Saison 2004/2005 noch unter dem Namen "Fotex Veszprem" fungierte (siehe Gegnerdaten). Das letzte Champions League Duell liegt dabei schon fast 11 Jahre zurück: In der Saison 1995/96 trafen die beiden Teams in der Gruppenphase aufeinander und gewannen jeweils ihre Heimspiele. Der THW siegte in der Ostseehalle mit 28:25 (siehe Spielstatistik), in Veszprem verlor man trotz 10 Treffern von Holger Menke mit 21:23 (siehe Bericht). Das letzte Duell gab es bei der Vereins-EM in der Saison 2002/2003, als der ersatzgeschwächte THW ohne Stefan Lövgren und Demetrio Lozano beim 23:31 chancenlos war (siehe Spielbericht).
Beim traditionellen Vorbereitungsturnier in Ehingen, dem "Schlecker-Cup", an dem der THW und Veszprem zumeist teilnehmen, sind sich die beiden Clubs in den letzten Jahren stets aus dem Weg gegangen. Das letzte Aufeinandertreffen gab es ebenfalls im Jahre 2002, als die Zebras mit 26:32 unterlagen (siehe Spielbericht). Das Viertelfinale in der Champions League ist somit die ideale Chance, die bislang leicht negative Bilanz gegen den ungarischen Abonnementmeister zurecht zu rücken (siehe auch Gegnerdaten MKB Veszprem (HUN)).
Für das Achtelfinale qualifizierte sich MKB Veszprem als Zweiter der Gruppe A hinter Portland San Antonio (ESP). Gegen den späteren Gruppensieger gewannen die Magyaren ihr Heimspiel mit 23:21 (12:8).
Das Ticket zum Viertelfinale lösten die Ungarn beinahe schon durch den klaren 30:22-Heimspielsieg gegen KIF Kolding (DEN). Das 28:31 im Rückspiel schmerzte MKB dann nicht mehr.
Schiedsrichter sind die Dänen Henrik la Cour Laursen und Jens Carl Nielsen. Als EHF-Repräsentant wird der Lette Valerijs Jaskins vor Ort sein.
(Dr. Oliver Schulz/Sascha Krokowski/Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Ebenfalls zu einem deutsch-spanischen Duell kommt es am Samstag um 18 Uhr: Der VfL Gummersbach tritt zunächst auswärts bei CBM Valladolid (ESP) an, Eurosport überträgt auch dieses Spiel ab 17.45 Uhr live.
Im EHF-Pokal hat der SC Magdeburg gegen FC Kopenhagen (DEN) zunächst Heimrecht. Anpfiff in der Bördelandhalle ist am Sonntag um 15.00 Uhr.
Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg muss im Pokal der Pokalsieger gegen HC Portovik Yuzhny (UKR) zunächst "zu Hause" vorlegen. Das Spiel in der Hansehalle Lübeck wird am Sonntag um 16.00 Uhr angepiffen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2007:
Veszprem beherbergt rund 60 000 Einwohner, liegt 15 Kilometer vom Plattensee, 115 von der Hauptstadt Budapest entfernt und war von größerer Wichtigkeit nur im Mittelalter. Das ist lange her. Heute gilt die Universitätsstadt als beliebtes Ausflugsziel, hat über die Landesgrenzen hinaus aber ausschließlich durch ihr sportliches Aushängeschild, MKB Veszprem, einen respektablen Bekanntheitsgrad erreicht. "Bei uns dreht sich im Sport fast alles um Handball", erklärt MKB-Manager Nemeth Csaba mit großem Stolz. Die Titelsammlung nötigt tatsächlich Hochachtung ab. 15 Meisterschaften und 16 Pokal-Triumphe stehen auf der nationalen Ehren-Skala. Aktuell führt MKB die Erste Liga erneut souverän an: 15 Spiele, 15 Siege. Stars der "Multi-Kulti-Truppe" sind Serbiens Torhüter-Ass Dejan Peric, das kubanische Sprungwunder Carlos Perez und der mazedonische Linkshänder Kiril Lazarow, an dem auch der THW einmal dran war. Mittelmann Daniel Buday müssen die Zebras künftig nur in der Bundesliga fürchten, per Last-Minute-Transfer wechselte das MKB-Ass kurz vor dem 15. Februar zur SG Kronau.
International stemmte Veszprem mit dem Europapokal der Pokalsieger (1992) zwar erst einen großen Cup in die Höhe, das lag aber vor allem daran, dass die Mannschaft Dauergast in der Champions League ist. 2002 scheiterten die Magyaren dort erst im Finale gegen den SC Magdeburg. In den vergangenen vier Jahren kam für den ungarischen Serienmeister dann stets gegen einen spanischen Vertreter das Aus im Viertel- oder Halbfinale. 2006 geschah das gegen Portland San Antonio, dem Verein von Ex-Zebra Demetrio Lozano. "Eine starke Mannschaft", urteilt Lozano, "aber der THW ist für mich Favorit und sollte das Halbfinale schaffen können."
Gyuszko Gal, der schwergewichtige Kreisläufer, der die Ostseehalle während der WM-Tage im Januar kennen und lieben lernte, sieht das natürlich anders. Veszprem komme ins Halbfinale, gibt sich Gal siegessicher. "Am Sonnabend erwartet den THW in der Schulsporthalle nämlich eine kleine Hölle." In der schmorten die Zebras 1996 schon einmal. Draußen machte ein Schneechaos die Anfahrt zum rutschigen Abenteuer, und drinnen peitschten 2600 "verrückte" Fans ihr Team zum 23:21-Sieg. Im Rückspiel revanchierten sich die Kieler zwar mit 28:25, der Zug ins Finale war bei dem damaligen Modus allerdings abgefahren.
Einziger verbliebener Spieler dieser Duelle von vor elf Jahren ist Veszprems Linksaußen Istvan Pasztor. Mit dabei war auch Uwe Brandenburg. Der THW-Masseur freut sich ganz besonders auf die Reise in die Vergangenheit, lernte er einige MTK-Akteure doch gerade erst bei der WM als medizinisches Begleitpersonal 13 Tage lang hautnah kennen. "Total nette Jungs, vom Charakter her ähnlich wie unsere, nur noch ein wenig feuriger."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.02.2007:
Den Boom, den die Weltmeisterschaft mit dem WM-Triumph im eigenen Land ausgelöst hat, spüren auch die Zebras. Die Ostseehalle ist eine Woche vor dem Rückspiel nahezu ausverkauft. "Es sind nur noch rund 250 Karten zu haben", freut sich Manager Uwe Schwenker. "Das ist Rekord für ein Viertelfinalspiel in der Champions League."
Ausverkauft ist längst auch die kleine Halle in Veszprem. Rund 2600 Fans werden sich auf engstem Raum drängen und die Heimstätte des 15-fachen ungarischen Titelträgers zu einem Hexenkessel umgestalten. "Damit müssen meine Jungs fertig werden, sie sind international erfahren", bemerkt Trainer Noka Serdarusic. Bis auf Henning Fritz (Muskelfaserriss) und Lars Krogh Jeppesen (Bandscheibe) steigen die Zebras heute Morgen um 7.15 Uhr in Bestbesetzung in den Mannschaftsbus. Sorgen um die Fitness von Rückraum-Ass Nikola Karabatic haben sich zum Glück für den Deutschen Meister in Wohlgefallen aufgelöst. Der französische Europameister war mit Kniebeschwerden vom Punktspiel aus Wetzlar heimgekehrt. Vorsorglich ordnete Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker am Montag eine Kernspintomografie an, "um einen möglichen Meniskusschaden auszuschließen." Das Knie ist gesund, Karabatic steigt heute voller Tatendrang in den Bus, der das Team zum Flughafen Hamburg bringt. Abflug ist gegen zehn Uhr, die Landung in Budapest ist für 11.30 Uhr geplant.
Am Nachmittag bittet Serdarusic sein Team zum Abschlusstraining in die Schulsporthalle. Stärken und Schwächen des Gegners führte er seinen Spielern gestern per Videobilder vor Augen. Es waren Szenen aus den Achtelfinalspielen gegen Kolding. "Die Dänen spielen wie wir eine 6:0-Deckung, da konnten wir Einiges herauslesen." Respekt flößen Serdarusic vor allem Veszprems Abwehr mit Torhüter-Ass Dejan Peric und der torgefährliche Rückraum ein. Kiril Lazarow, Nikola Eklemovic und Carol Perez können an guten Tagen für jede Mannschaft der Welt zum Alptraum werden.
Uwe Schwenker glaubt dennoch fest an einen THW-Sieg. "Bange machen gilt nicht", sagt er. Der THW habe schließlich auch eine sehr gute Mannschaft. "Unser großer Vorteil ist zudem das Rückspiel vor eigenem Publikum. Wenn wir unser Spiel durchbringen, schaffen wir den Sprung ins Halbfinale."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.02.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.02.2007:
Während die 34 mitgereisten Fans schon bald ihr Hotel in der osteuropäischen Metropole erreicht und sich auf Stadterkundungstour gemacht hatten, brachten Spieler, Trainer und Betreuer des Deutschen Handballmeisters erst einmal die 115-Kilometer-Distanz bis Veszprem per Busreise hinter sich. Danach bat Trainer Noka Serdarusic zum "Kennenlern-Training" in die enge und wenig Charme versprühende Schulsporthalle der 60 000-Einwohner-Stadt. Dort wollen die Zebras heute (16.15 Uhr, Eurosport 2) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen MKB Veszprem die Basis für ihren Einzug ins Halbfinale der Königsklasse schaffen. Sie treffen nicht nur auf einen hoch motivierten Gegner, der die Partie gegen Kiel zum "Spiel des Jahres" ausgerufen hat, sondern müssen zudem mit einer Geräuschkulisse fertig werden, die sich weit über Ungarns Grenzen hinweg einen legendären Ruf erworben hat.
THW-Rückraum-Ass Viktor Szilagyi sieht dem zu erwartenden Anschlag auf Kieler Trommelfelle allerdings emotionslos entgegen. "Wir haben eine erfahrene Mannschaft, die international viel erlebt und durchgemacht hat", sagt der österreichische Nationalspieler mit ungarischen Wurzeln. Szilagyi freut sich auf die Tage in seinem Geburtsland. Er hat in Budapest das Licht der Welt erblickt und ist dann - sechsjährig - mit seinen Eltern nach Österreich übergesiedelt. Der Grund: Handball. Vater Istvan, ein ungarisches Handball-Idol mit 227 Länderspielen, unterschrieb 1984 einen Profivertrag in St. Pölten und blieb dort auch nach seiner aktiven Laufbahn. Viktor wurde Österreicher und fühlt sich wohl mit der Entscheidung. "Ich habe nur einmal kurz gezweifelt, als die Ungarn eine Mannschaft für Olympia 2004 aufbauen und mich haben wollten. Aber nur ganz kurz."
Kontakte mit ehemaligen Landsleuten gab es vor der Veszprem-Partie bereits in Kiel. Jede Menge ungarische Journalisten hätten alles Mögliche von und über ihn wissen wollen. "Das Telefon klingelte heiß." Kontakte wird es heute und morgen auch mit Familienmitgliedern geben. Die Oma lebt in Ungarn, die Eltern kommen aus dem grenznahen St. Pölten, um ihren Sohn zu begrüßen, außerdem trifft er Bruder Zoltan, der Ungar geblieben ist und als Handballtrainer einen Zweitligisten betreut. Er freue sich drauf, sagt Viktor Szilagyi, aber viel Zeit füreinander werde es nicht geben. "Wir machen keine Touristenreise, sondern wollen das Halbfinale erreichen." Und das, so Szilagyi, werde der THW in der Gesamtrechnung mit Hin- und Rückspiel schaffen. "Denn wir haben das bessere Team."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.02.2007)
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