24./26.02.2007 - Letzte Aktualisierung: 26.02.2007 | Champions League |
Update #3 | Spielbericht der KN, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Kim Andersson war bester Kieler Feldtorschütze. |
Tolle Stimmung in der kleinen Sporthalle in Veszprem vor dem Anpfiff. |
Thierry Omeyer war in der Anfangsphase chancenlos. |
Marcus Ahlm im Kampf am Kreis. |
Carlos Perez spielte eine starke erste Halbzeit. |
Die Kieler schienen etwas zu wackeln, doch die Ungarn brachten sich nun selbst aus dem Tritt: Drei Zeitstrafen innerhalb von 105 Sekunden gegen Perez, Vujin und Lushnikov nutzen Kavticnik und Karabatic, um ihre Farben wieder mit 28:27 nach vorn zu bringen (42.), zudem hielt Omeyer einen Siebenmeter von Putics. Als Lundström gar das 31:29 erzielte, waren noch 13 Minuten zu spielen - der THW konnte von einem Auswärtssieg träumen.
Dejan Peric zeigte häufig seine Klasse. |
Die Zebras haben sich trotzdem insgesamt eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am Donnerstag (20.00 Uhr) in der Kieler Ostseehalle erarbeitet. Dort gilt es, den starken ungarischen Meister mit mindestens vier Treffern in die Schranken zu weisen.
(Sascha Krokowski)
Mit dem Spiel bin ich nicht unbedingt zufrieden. 50 Minuten lang haben wir die Partie kontrolliert, am Ende dann nachgelassen. Peric hat heute sehr gut gehalten, unsere Torhüter hingegen nicht. Er hat sein Team mit seinen Paraden im Spiel gehalten - ich hoffe, in vier Tagen ist dies anders. Unsere Außen haben außerdem zu viele Chancen für ihre Tore gebraucht.
Wir haben heute ein Spiel erlebt, das man nicht alle Tage sehen kann. 50 Minuten lang hat mein Team sehr viele Fehler gemacht, in der Schlussphase hat der THW dann sehr zurück haltend gespielt und uns zurück gebracht.
Wir wussten, was uns heute hier erwarten würde. Deshalb müssen wir mit unserem Spiel auch unzufrieden sein. In den letzten zehn Minuten haben wir einen Sieg hergeschenkt. Jetzt brauchen wir am Donnerstag unbedingt die Unterstützung der Fans, damit wir eine Runde weiterkommen können![gegenüber den KN:]
Wir können nicht zufrieden sein, weil wir das Spiel in den letzten fünf Minuten weggeschenkt haben. Bis dahin hatten wir uns gut gegen den Gegner und diese lautstarke Halle gestemmt.
Es ist eingetreten, was wir erwartet hatten: Kiel war in der Abwehr nicht überragend, dafür im Angriff sehr schnell und stark. Ich hoffe, dass wir in Kiel lange dran bleiben, dann ist alles möglich.
Es macht riesigen Spaß, in solch einer aufgeheizten Atmosphäre zu spielen. Die Zuschauer haben in den letzten Minuten bei Veszprems Spielern die allerletzten Kräfte frei gemacht. Ich hoffe, dass unsere Fans am Donnerstag unser achter Mann sein werden.
Diese Zuschauer waren natürlich unglaublich, ich habe das schon im letzten Jahr mit Montpellier hier erlebt. Zu Hause haben wir im Viertelfinale mit zwei Toren gewonnen, sind aber mit fünf Toren in Veszprem ausgeschieden.
Wir haben im Prinzip gut gespielt, sind dann aber in diesem Hexenkessel untergegangen.
Ich bin sauer, dass ich ein paar Mal von außen an Peric gescheitert bin, das war eine unglaubliche Stimmung. In Kiel werden wir mit einer guten Abwehr und Kampf hundertprozentig das Halbfinale erreichen.
Peric hat einfach zu viel gehalten. Die Stimmung war unglaublich, so etwas habe ich noch nie erlebt. Es war sinnlos, im Spiel etwas zu besprechen, man konnte nichts verstehen. Alles lief nur über Gesten und Zeichensprache.
Es war extrem spannend und aufregend, am Ende fiel das Ergebnis gerecht aus. Die Stimmung war sensationell, einfach nur laut.
Ein wirklich beeindruckendes und freundliches Publikum. Auf der einen Seite sehr laut, auf der anderen Seite sehr andächtig bei der Hymne. Bedenklich sind die 39 Gegentore, da hat was in der Abwehr nicht gestimmt.
Schade wegen der letzten Minuten. Aber das Spiel biegen wir in Kiel noch um.
Ebenfalls zu einem deutsch-spanischen Duell kam es am Samstag um 18 Uhr: Der VfL Gummersbach trotzte dabei CBM Valladolid auswärts ein 36:36 ab, nachdem die Spanier zur Halbzeit noch mit 19:16 vorne gelegen hatten.
Im EHF-Pokal hat der SC Magdeburg erst in der Schlussphase gegen den FC Kopenhagen (DEN) mit Martin Boquist und Steinar Ege einen deutlichen 35:27 (17:16)-Sieg herausgeworfen.
Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg hatte im Pokal der Pokalsieger hingegen leichtes Spiel gegen den ukrainischen Meister HC Portovik Yuzhny (UKR). In der Hansehalle Lübeck verpassten die Hanseaten nur knapp die magische 50-Tore-Marke, siegten dennoch haushoch mit 48:22 (22:10) und stehen damit mit mehr als einem Bein im Halbfinale.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2007:
Spielern, Stab und 50-köpfigem THW-Anhang vergingen am Sonnabend Nachmittag in der kleinen ungarischen Handball-Hochburg Hören und Sehen. Zwar hatte sich die Begeisterungsfähigkeit der einheimischen Fans herumgesprochen, die Realität übertraf jedoch sämtliche Vorstellungen. Dabei macht die MKB-Heimstätte, eine kleine Schulsporthalle, einen eher harmlosen Eindruck. Sie liegt versteckt in einem Wohngebiet zwischen hohen Plattenbauten und verbreitet das Flair von Kinder-Turnstunden.
Ausgerechnet hier draußen in der ungarischen Provinz wird seit Jahren europäische Handballgeschichte geschrieben. Grau ist nur die Fassade, denn in den Trikots des 15-fachen ungarischen Titelträgers steckt eine von der MKB-Bank gesponserte und mit schillernden Stars gespickte Mannschaft. Perez, Lazarov, Eklemovic, Gal oder Perez: alles Trümpfe, die stechen. Und dann die ganz in Rot gekleideten Fans.
Dabei sind die Ungarn freundliche, zuvorkommende Gastgeber. Vor allem aber sind sie laut. So auch am Sonnabend. Trompeten, Trommeln und die Macht der Stimmbänder aus 2600 Kehlen ruhten nur kurz vor dem Spiel, als Kiels Weltmeister Christian Zeitz und Dominik Klein unter Beifall mit Blumengebinden für ihren WM-Triumph geehrt wurden. Mit dem Anpfiff erhob sich der Fan-Block zum Riesen und zum achten Mann fürs eigene Team. "Unfassbar", staunte Kiels Rückraum-Ass Nikola Karabatic. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Genau das macht Champions League aus. Das ist Handball pur." "Unfassbar", wunderte sich auch THW-Fan Matthias Wiese, "das hätte mit einem Tinnitus enden können."
Karabatic und seine Mitspieler ließen sich von der Geräuschkulisse und dem engagiert kämpfenden MKB-Team dennoch nicht beirren, zogen ihr Tempospiel auf und hielten den Gegner zumeist knapp auf Distanz. 8:6 stand es nach neun Minuten, Veszprems Torhüter-Ass Dejan Peric bekam bis dato keine Hand an den Ball. Das änderte sich schlagartig, nachdem der Serbe aus Nahdistanz gegen Ahlm, Lundström, Karabatic und nochmals Lundström irgendeinen Körperteil und Linie zwischen Ball brachte und sein Tor für Minuten zunagelte. Pasztor traf prompt zur ersten Führung für die Gastgeber, die Fans feierten ihr 36-jähriges Torhüter-Denkmal. "Peric, Peric", donnerte es durch die Halle, das bärtige Reflexwunder war wachgeküsst.
Aber der THW demonstrierte seine Klasse und schlug zurück. Stefan Lövgren mit Raffinesse und Führungskraft, Kim Andersson mit atemberaubender Wurfkraft. Sechs Mal jagte der Schwede den Ball urgewaltig in die Maschen und setzte die Kulisse für Sekunden auf null Dezibel. Beeindruckend auch die Mischung aus Genialität, Kampfkraft und Nervenstärke eines Nikola Karabatic. Der Franzose rackerte in der Abwehr, traf vorne insgesamt zehn Mal und behielt auch in ganz wichtigen Phasen die Ruhe, als er am Siebenmeterpunkt "Hexer" Peric gegenüberstand.
Es gäbe wohl keine THW-Sorgen mehr um den Halbfinaleinzug, hätten Kavticnik, Klein, Lundström oder auch Ahlm und Zeitz ihre Chancen besser genutzt. Sie scheiterten an Peric, der insgesamt 22 Bälle hielt - oder am Gebälk. So bauten die Zebras ihren Gegner auf und ließen den guten Gal am Kreis (6 Tore) und den in der zweiten Halbzeit stark auftrumpfenden Linkshänder Lazarov gewähren.
Die unnötig erscheinende Niederlage nahm spätestens nach Veszprems Vier-Tore Führung in der 58. Minute Gestalt an. Jetzt wird die zweite "Halbzeit" des Viertelfinales entscheiden. "Wir müssen im Rückspiel noch mehr kämpfen", fordert Torhüter Thierry Omeyer. Und Manager Uwe Schwenker erwartet, "dass das Dach der Ostseehalle wegfliegt."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2007)
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