06.09.2006 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, Spielbericht, Fotos und weitere Stimmen ergänzt... |
VfL-Keeper Goran Stojanovic hatte mit seinen 22 Paraden maßgeblichen Anteil am Sieg. |
Christian Zeitz vertrat den verletzten Vid Kavticnik auf Rechtsaußen. |
Marcus Ahlm setzt sich am Kreis durch. |
Dieser schien die Zebras etwas in trügerischer Sicherheit gewogen zu haben, denn Gummersbach nutzte die ersten Minuten, um bis auf zwei Treffer zu verkürzen. Doch der THW hielt erneut dagegen, erhöhte durch Karabatic und dem sichtlich mit seiner Verletzung kämpfenden Lövgren auf 26:22. Ganze drei Minuten benötigten die Rheinländer, um diesen Vier-Tore-Rückstand zu pulverisieren: Drei Treffer des nicht in den Griff zu bekommenden Narcisse in Folge bedeuteten den 26:26-Ausgleich. Da dieser dann seine Nerven nicht in den Griff bekam und vom Hektik hinein bringenden Schiedsrichtergespann eine doppelte Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekam, schlug der THW im zweiten Teil dieser Strafe zurück. Karabatic, Lundström und Kim Andersson brachten das 29:26 (40.). Doch bereits zu diesem Zeitpunkt deutete sich an, dass das Überwinden von Goran Stojanovic immer schwieriger werden würde. Dieser wurde richtig warm geschossen, zog einem Kieler Rückraumspieler nach dem anderen den Zahn. Auch von den Außenpositionen ließ sich der überragenden Keeper fortan kaum noch bezwingen.
Franzosen unter sich: Daniel Narcisse setzt sich gegen Nikola Karabatic durch. |
Trainer Noka Serdarusic nahm eine Auszeit, um seinen Spielern eine kurze Erholung zu gönnen. Tatsächlich mobilisierten sie noch einmal alle Kräfte, robbten sich durch Kim Anderssons 100 km/h-Kracher, Omeyers gehaltenen Siebenmeter von Ilic und Karabatics 35:36 wieder heran (58.). Nach einer weiteren Parade des Kieler Torhüters hatten die Zebras sogar wieder die Chance auf den Ausgleich, die der "Hexer" Stojanovic allerdings zunichte machte. Die zwei folgenden Narcisse-Treffer bedeuteten dann die Entscheidung,
Gummersbach Jubel nach dem Schlusspfiff. |
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Herzlichen Glückwunsch an Alfred Gislason und seine Mannschaft. Wir haben in der ersten Halbzeit einen tollen Handball geboten, beide Torhüter haben sehr gut gehalten. Goran Stojanovis war letztlich der Matchwinner, aber Thierry Omeyer hat ebenfalls eine Weltklasseleistung geboten. Goran hat meinen Spielern letztlich den Zahn gezogen, wir haben 10 hundertprozentige Bälle vom Kreis und von außen vergeben. Man hat gesehen, dass meine Spieler in den letzten 10 Minuten richtig müde und ausgelaugt waren. Aber wir haben keine Spieler, die einen Stefan Lövgren, einen Nikola Karabatic oder einen Kim Andersson ersetzen können, da müssen sie jetzt erstmal durch.
Goran Stojanovic hat stark gehalten und sehr viele klare Chancen vereitelt. In der 1. Halbzeit sah es noch so aus, als wären wir klar unterlegen. Der Wechsel von Angriff auf Abwehr klappte bei uns gar nicht. Stojanovic war für uns dann die Initialzündung, Daniel Narcisse spielte dann vorne stark.Der Sieg war sehr überraschend, auch für mich. Ich freue mich riesig für die Mannschaft.
[Zum kommenden Spiel in Flensburg:]
Flensburg ist nach dem THW die zweitstärkste Mannschaft der Liga. Wir müssen da genausogut spielen wie hier. Es wäre natürlich großartig, einen oder zwei Punkte mitzunehmen. Ich gehe aber auch dort ganz locker ins Spiel. Wenn wir nicht gewinnen, hängt mich keiner auf - außer Noka vielleicht.
Der Sieg war nicht unverdient. Aber ein Kompliment an unsere Mannschaft: Die Spieler haben alles gegeben, vor einem fantastischen Publikum. Aber die Niederlage ist leicht erklärbar: Wir haben deutliche Probleme mit unserer dezimierten Mannschaft. Aber da müssen wir jetzt durch. Wenn alle wieder fit sind, können wir variabler spielen.Aber rein objektiv gesehen war es heute ein tolles Spiel. Was will das Handballherz mehr?
Gegen den THW muss man die ganze Zeit konzentriert spielen, daher habe ich erst in der 60. Minute daran geglaubt, dass wir hier gewinnen werden. Ich freue mich über die kämpferische Leistung meiner Mannschaft und vor allem für Alfred Gislason. Ein schönes vorzeitiges Geschenk, denn Alfred wird in zwei Stunden seinen Geburtstag feiern.
In der ersten Halbzeit haben wir viel verworfen, das wurde später schlimmer. Es ist nicht einfach, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Es war sehr enttäuschend.
Wir haben einfach immer weiter Tempo gemacht, trotz der vielen Fehler. In Schweden sagt man: Entweder man trifft oder es geht daneben. Heute ging es daneben.
Es ist bitter, wenn man verletzt draußen sitzt und zusehen muss, wie Lövgren und die anderen leiden. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber für meine Verletzung kann ich ja nichts.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.09.2006:
Was für ein Abend für Gummersbach! In den letzten dreizehn Jahren konnten die Gäste in Kiel nicht einen Punkt gewinnen. Ihr Trainer Alfred Gislason hatte im Dezember letzten Jahres mit dem SC Magdeburg ( 34:54) hier die Niederlage seines Lebens kassiert und anschließend seine Entlassungspapiere erhalten. Grippegeschwächt und voller Sorgen musste der Isländer zunächst erleben, wie die Zebras ein höllisches Tempo vorlegten. 13:11 führten sie in der 18. Minute! 13:11 - so lagen die Gummersbacher auch in ihren letzten Meistersaison 1990/1991 in Kiel zurück. Allerdings nach dem Schlusspfiff.
Die VfL-Abwehr legte die Aggressivität einer Mahnwache an den Tag und die Kieler spielten sich in einen Rausch. Mit Dominik Klein als Spitze einer 5:1-Abwehr schaltete der Meister den starken Kroaten Momir Ilic aus, der bis zur 45. Minute nur vom Siebenmeterpunkt traf. Nach zehn Minuten nahm ein verzweifelter Gislason, der heute seinen 47. Geburtstag feiert, eine Auszeit. Der THW lag 7:4 vorne und alles deutete auf einen klaren Heimsieg hin. Es wäre der 15. in Folge gegen Gummersbach gewesen.
Doch mit einer Sechs-Tore-Führung (20:14) im Rücken schlichen sich die ersten Fehler ein. Die Konzentration bröckelte und ein wankender Gast witterte Morgenluft. Als Ilic mit einem seiner acht Strafwürfe nach Wiederanpfiff zum 24:21 traf, Kim Andersson am Pfosten scheiterte und Gudjon Valur Sigurdsson zum 24:22 verkürzte, wurde es plötzlich hektisch. Die Unparteiischen Matthias Dang und Thorsten Zacharias trugen ihren Teil dazu bei. Mit fragwürdigen Entscheidungen und einer provokanten Gestik. Entschieden haben die Mainzer das Spiel zwar nicht, aber um einige Grade erhitzt. Als der überragende Daniel Narcisse nicht seinen Mund halten konnte, landete er gleich für vier Minuten auf der Bank. Ein erregter Gislason handelte sich eine Ermahnung von Dang ein, der seine Worte Nase an Nase vortrug.
Die Kieler ließen sich von der Hektik anstecken. Der rote Faden ging verloren, die Kräfte schwanden immer mehr. Ohne die verletzten Lars Krogh Jeppesen, Viktor Szilagyi und Vid Kavticnik fehlten nun die Alternativen.
Zumal Stojanovic jetzt das Spiel seines Lebens machte. 31:30 führte der VfL, als der Serbe einmal mehr gegen Christian Zeitz parierte. Der verzweifelte Linkshänder wollte sich in seinem Trikot vergraben. Es war nicht sein Tag. Aber ein Wechsel war nicht möglich. 33:35 stand es, als Marcus Ahlm die Latte traf. 35:37, als Karabatic weit über das Tor warf. 35:38, als der Franzose im Block scheiterte und der Ball in Zeitlupe in die Arme von Stojanovic kullerte. Spätestens in dieser 58. Minute wurde auch dem Publikum, das gemeinsam mit den THW-Spieler an seine Grenzen gegangen war, klar, dass es passieren wird - die erste Heimniederlage seit November 2003.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.09.2006)
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