04./05./06.09.2006 - Letzte Aktualisierung: 06.09.2006 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Vorbericht, KN-Bericht vom 03.09. und Living sports-Artikel ergänzt... |
Das Team des VfL Gummersbach.
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VfL |
Der Start gelang wider manchen Skeptiker recht gut. Mit 6:0 Punkten aus Spielen gegen Hildesheim (35:32), in Wilhelmshaven (35:37) und gegen den unmittelbaren Konkurrenten SC Magdeburg (31:26) hat der VfL die Pflicht zunächst mal erfüllt - und nicht nur einmal aufhorchen lassen (siehe auch Gegnerkurve VfL Gummersbach und Tabelle).
Dabei überwogen ursprünglich viele Zweifel; Thema waren zu Jahresbeginn 2006 die Abschiede zahlreicher langjähriger Leistungsträger (u. a. Steinar Ege, Ian-Marko Fog, Frank von Behren) und vor allem die gescheiterten Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung mit Kyung-Shin Yoon und dessen Wechsel nach Hamburg. Während des Sommers haben sich aber nicht nur die Wogen geglättet, auch wenn das Potential der verjüngten Mannschaft schwer einzuschätzen war. Hinzu kam, dass Velimir Kljaic, der den VfL in der vergangenen Saison zur besten Platzierung seit 1991 führte und eigentlich noch einen Vertrag bis 2007 besaß, aus privaten Gründen um seinen vorzeitigen Abschied bat und am Samstagabend in der Kölnarena von den Fans verabschiedet wurde.
Mit vereinten Kräften: Robert Gunnarsson, Daniel Narcisse und Momir Ilic gegen Magdeburg. |
Hütet das Tor des VfL: Nandor Fazekas. |
Im Rückraum stehen in Daniel Narcisse, Momir Ilic (vom slowenischen RK Gorenje Velenje), Francois Houlet und Bennet Wiegert (vom Wilhelmshavener HV) vier Rechtshänder und mit Neuzugang Alexis Alvanos (von der HSG Wetzlar) und
Erste Wahl: Rechtsaußen Vedran Zrnic gegen Wilhelmshaven |
Auf den tornahen Positionen am Kreis soll der aus Obernburg gekommene Jörg Lützelberger dem Isländer Gunnarsson Entlastung verschaffen - was dem Jungspund gegen Magdeburg überzeugend gelang. Und rechts ist der kroatische Nationalspieler Vedran Zrnic (wie Ilic ebenfalls von RK Gorenje Velenje gekommen) nunmehr erste Wahl (siehe auch Gegnerkader VfL Gummersbach).
Ein namhafter Gegner also, der sich am Mittwoch in der Ostseehalle dem THW gegenüber stellt, und einer mit Tradition dazu: Zwölf Mal gewann Gummersbach die Deutsche Meisterschaft, zwölf Mal gelang dies dem THW Kiel. Ebenso ausgeglichen ist der direkte Vergleich beider Teams: Jeweils 31 Mal gingen in der Bundesliga die Spieler beider Mannschaften als Sieger vom Platz, zwei Mal trennte man sich in insgesamt 64 Spielen Remis. Auffallend ist dabei die Heimstärke sowohl des THW als auch des VfL. In der Ostseehalle konnte der VfL zuletzt 1993 gewinnen (22:15), es folgten 14 siegreiche Spiele der Zebras - 24 Mal hingegen gewann Gummersbach seine Heimspiele. Der letzte Heimerfolg der Kieler dürfte dabei allen Fans noch gut in Erinnerung sein: Am letzten Spieltag der vergangenen Saison gewannen die Zebras mit einem Kraftakt und dank der starken Leistung von Nikola Karabatic und Vid Kavticnik mit 31:29 (17:16) - der perfekte Auftakt für ein rauschendes Meisterfest (siehe auch Gegnerdaten VfL Gummersbach).
Vid Kavticnik wird dem THW allerdings am Mittwoch höchstwahrscheinlich nicht zur Verfügung stehen, eine Muskelverhärtung zwang den Kieler Rechtsaußen bereits beim 40:22 gegen Wetzlar zum Zuschauen. "Ich habe allerdings mit Christian Zeitz einen guten Rechtsaußen gesehen, weshalb mir vor Mittwoch nicht bange ist", beschrieb Noka Serdarusic seine Lösung des Verletztenproblems. Uwe Schwenker indes wäre weitaus wohler, wenn "Kavticnik fit und Stefan Lövgren in seiner Genesung weiter fortgeschritten wäre." Der Kieler Kapitän laboriert immer noch an einer Wirbelblockade und kann nur unter großen Schmerzen auflaufen. "Es wird schwer", prophezeit Uwe Schwenker für das Spiel, das von Matthias Dang und Thorsten Zacharias (Mainz) geleitet wird.
(Thomas Ammermann/Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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Hat viel mit dem VfL vor: Vorstandssvorsitzender Hans Peter Krämer |
Für die Champions League bedeutet das jedenfalls das Erreichen des Achtelfinals. In der Vorrunde kommen die Gegner RK Celje, FRAM Reykjavik sowie der Sieger der Qualifikation zwischen Sandefjord/NOR und Berchem/LUX in die Wilhelm-Dopatka-Halle in Leverkusen. Die Kölnarena steht an den Spieltagen nämlich nicht zur Verfügung, die altehrwürdige Eugen-Haas-Halle in Gummersbach gilt aus diversen Gründen (u. a. unzureichende Beleuchtung, zu geringe Kapazität, zu wenige Presseplätze) für die EHF als CL-untauglich.
Platz 3 in der Bundesliga bedeutet ein recht ambitioniertes Ziel, denn immerhin hat der HSV Hamburg mächtig aufgerüstet, haben Kiel und Flensburg wie gewohnt sehr starke Kader zusammen. Und neben den Genannten wollen auch Magdeburg, Lemgo und die ambitionierten Rhein-Neckar-Löwen der SG Kronau/Östringen weiter nach vorne. Realistisch wird sich die neue VfL-Mannschaft mit diesen Teams um Platz 3 streiten, höhere Ziele scheinen angesichts der erst erforderlichen Eingewöhnung vorerst außer Reichweite. Trotzdem wissen die aus der Vorsaison in Gummersbach verbliebenen Spieler natürlich auch, dass es am letzten Spieltag der vergangenen Spielzeit in der Ostseehalle recht knapp zuging. Mit viel Glück könnte also auch dort etwas drin sein für den neuen VfL .
(Von Thomas Ammermann)
Wenn Rekordmeister auf dem Weg zu ihren Titeln aufeinander treffen, sind heiße Duelle und spannende Geschichten beinahe zwangsläufig. Anders verhält es sich auch nicht mit den Spielen zwischen dem THW Kiel und dem VfL Gummersbach.
64 Mal standen sich beide Teams in der Bundesliga bisher gegenüber, die Bilanz ist mit jeweils 31 Siegen und zwei Unentschieden im wahrsten Sinne des Wortes ausgeglichen, wobei der THW in den letzten Jahren aufholen konnte. Denn zunächst war es der VfL, der in der Regel als Sieger vom Platz ging. Die ersten sechs Partien gewannen ausnahmslos die Oberbergischen, erst am 11. Dezember 1976 glückte den Kielern beim 14:13 der erste Erfolg. Anfang der 1980er Jahre konnten die Kieler zumindest in der Ostseehalle die Punkte einfahren, bis zum ersten Bundesliga-Auswärtspunkt des THW sollte es indes noch dauern: 32 Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen 1963 gewannen die Zebras erstmals beim VfL. Der 26. Februar 1995 ging wegen des 31:24-Triumphes der Kieler in Gummersbach in die Handball-Geschichtsbücher ein. Weitere vier Jahre später gelang dem THW ein ähnliches Husarenstück, beim 30:17 (11:10) sah es allerdings eine Halbzeit lang gar nicht gut für diesen zweiten Erfolg aus. Doch Magnus Wislander und Nenad Perunicic holten gemeinsam mit einem bärenstarken Goran Stojanovic die "Kohlen aus dem Feuer" der Eugen-Haas-Halle.
Von dieser verabschiedeten sich die Zebras am 5. Mai 2001 mit einem 27:22. Von da an ging die Reise des THW nicht mehr nach Gummersbach, sondern nach Köln, da der VfL fortan seine Heimspiele gegen die "Großen" der Liga in der Kölnarena austrug. Das Debüt brachte einen damals neuen Zuschauerweltrekord für Spiele zwischen Vereinsmannschaften und große Sorgen um Johan Pettersson. Der Kieler Rechtsaußen prallte in der 7. Minute mit dem VfL-Torhüter Stankiewicz zusammen und fiel bewusstlos zu Boden. Dabei verschluckte Pettersson seine Zunge, schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr. Doch die Mannschaftsärzte Dr. Brandecker und Mommsen konnten dem Publikumsliebling helfen - am Ende fehlten Pettersson drei Zähne und dem VfL zwei Punkte. "Die haben wir heute für Johan geholt, dem es den Umständen entsprechend gut geht", freute sich Uwe Schwenker nach dem 29:25-Erfolg über die positiven Nachrichten aus dem Krankenhaus. Freuen konnte er sich in der Folge auch über die Leistungen seiner "Zebras" in der Kölnarena, die sie bisher erst einmal als Verlierer verließen ( 23:24 in der Saison 2003/2004). Überhaupt hat sich das Blatt in Richtung THW gewendet - im Duell der Rekordmeister gewannen die Kieler in den letzten 16 Begegnungen 14 Mal. Eine beeindruckende Serie gegen einen beeindruckenden Gegner.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Gudjon Valur Sigurdsson enteilt Nikola Karabatic und Henrik Lundström |
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2006:
Im Trainingslager hatte der 46-jährige Isländer einmal sein Team durch das Trinkwasserreservoir gejagt - und im Scherz gedroht, er würde diese Maßnahme bei einer Niederlage gegen den SC Magdeburg wiederholen. Jetzt musste er selbst ran. Am Sonnabend, nach dem klaren 31:26 (15:13)-Sieg gegen seinen Ex-Klub, erinnerte sich die Mannschaft feixend an die Wette. "Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus", grinste Gislason am Sonnabend - und machte Eindruck beim Boulevard: "Ein Trainer, ein Wort: Gislason geht baden", titelte der "Kölner Express" anerkennend.
Nicht nur diese Episode belegt: Die Stimmung vor dem schweren Auswärtsspiel beim THW (morgen, 20 Uhr) ist ausgezeichnet beim 12-maligen Deutschen Meister, da der Saisonstart mit 6:0-Punkten geglückt ist. Fast schon euphorisch aber macht die Klubführung der neue Stil, den die mit acht Profis runderneuerte Mannschaft auszeichnet: "Wir haben heute erste Ansätze einer völlig neuen Spielkultur sehen können", jubelte Aufsichtsrats-Boss Hans-Peter Krämer bereits nach dem Sieg gegen Magdeburg.
Tatsächlich ist die Handschrift des neuen Coaches, der in Personalunion auch die isländische Nationalmannschaft betreut, schon nach drei Spieltagen klar erkennbar. Anders als sein konservativer Vorgänger Velko Kljaic, setzt Gislason bedingungslos auf Tempohandball moderner Prägung. Einen Gegentreffer beantwortet der VfL neuerdings mit der "Schnellen Mitte". Auch im Positionsangriff sind erste Strukturen - sprich durchdachte Spielsysteme - sichtbar. Zudem können die Oberberger in der Abwehr variieren. Unter Kljaic funktionierte eigentlich nur die 5:1-Formation, in der Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson als vorgezogener "Indianer" die Kreise des gegnerischen Aufbauspielers einengte. Jetzt deckt Sigurdsson, mit 263 Toren bester Werfer in der abgelaufenen Saison, teilweise auch den Halblinken. Und gegen Magdeburg bestand zudem die defensivere 6:0-Variante um Abwehrchef Sverri Jakobssen ihre Feuertaufe. Als Gislason gegen den SCM eine Viertelstunde vor Schluss entsprechend umstellte, implodierte der gegnerische SCM-Rückraum förmlich - und scheiterte immer wieder am formstarken VfL-Keeper Goran Stojanovic, der im Sommer aus der Konkursmasse des VfL Pfullingen verpflichtet wurde (und an dem auch der THW Kiel interessiert war).
Die Leerstelle, die der verletzte russische Rückraumspieler Denis Sacharow (Achillessehnenriss) auf halbrechts hinterließ, ist vermutlich schon am Mittwoch in Kiel ausgefüllt. So die Papiere klar sind, wird der serbische Linkshänder Milan Vucicevic (28), der zuletzt auf den Azoren bei Sporting Horta und Sporting Lissabon aktiv war, in der Osteseehalle auflaufen. "Er kann uns sofort helfen", ist Gislason überzeugt. Vucicevic erinnert sich gern an Kiel: Der 2,02m-Mann warf, damals noch im Trikot Prule Ljubljanas, den THW anno 2003 mit acht Toren aus der Champions League.
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.09.2006:
Ein besonderes Datum in der bewegten Geschichte der beiden Klubs ist der 8. Mai 1993. Der Tag, an dem Kiel zuletzt zu Hause gegen die Oberbergischen verlor. Mit 15:22 - ein Debakel in der Zeit vor dem Tempohandball. "So darf man sich nicht abschlachten lassen", schimpfte seinerzeit ein wütender Torhüter Michael Krieter.
Mit Uwe Schwenker, Christian Ramota und Klaus-Dieter Petersen sind heute noch drei Akteure dabei, die schon damals eine Rolle spielten. Schwenker, inzwischen THW-Manager, half nach der Entlassung von Holger Oertel und vor dem Dienstbeginn von Noka Serdarusic als Interimstrainer aus. Ein überragender VfL-Torhüter Christian Ramota, der über Großwallstadt und Lemgo mittlerweile zu seinem Heimatklub zurück gekehrt ist, ließ die Zebras an diesem Tag endlose 19 Minuten auf ein Tor warten. Und sein Kumpel Klaus-Dieter Petersen? "Das Spiel war ein Selbstgänger für uns", erinnerte sich der ehemalige Abwehrchef der Gummersbacher, dessen Wechsel nach Kiel bereits beschlossene Sache war. "Beim VfL ging es bergab. Viele Entscheidungen wurden nur noch aus dem Bauch heraus getroffen." Eine Struktur, so der heutige Co-Trainer des THW, gab es nicht mehr. "Das war in Kiel ganz anders. Da gab es ein Ziel."
Der hoch verschuldete VfL konnte sich schließlich nur durch die großzügige Hilfe von Uli Strombach vor dem Lizenzentzug retten. Der DHB-Präsident, der zuvor jahrelang VfL-Vorsitzender gewesen war. In Kiel dagegen begann die Erntezeit. Mit Serdarusic gewannen die Zebras gleich im ersten Petersen-Jahr die Meisterschaft. Die erste nach 31 Jahren. Seitdem hat Gummersbach Kiel stets mit leeren Händen verlassen. Vierzehn Spiele und kein Punkt. "Das wusste ich nicht", meinte Serdarusic, "aber Statistiken interessieren mich auch nicht."
Der 56-Jährige hat großen Respekt vor einer komplett umgekrempelten Mannschaft, die sich zehn Jahre lang auf die Tore von Kyung-Shin Yoon (jetzt HSV) verlassen hatte. "Mit ihm waren sie leichter auszurechnen", weiß Serdarusic, "sie waren lange das Sorgenkind der Liga und hatten keine Trümpfe. Das hat sich geändert."
Ein Trumpf wird dem THW heute wahrscheinlich fehlen. Schmerzen im rechten Fuß machten es Vid Kavticnik gestern unmöglich, zu sprinten und zu springen. Die grundsätzlichen Bewegungsarten eines Rechtsaußen also. "Ich hoffe noch auf ein Wunder."
Geht es nach Petersen, wird Kiel keines brauchen. "Was soll passieren? Wir gewinnen gegen Gummersbach. Wie immer in den letzten Jahren."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.09.2006)
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