03./06.06.2006 - Letzte Aktualisierung: 06.06.2006 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht und KN-Meisterfeierbericht ergänzt... |
Die Meistermannschaft 2006 |
Adrian Wagner verwandelte seinen letzten Strafwurf für den THW. |
Das Spiel wog nun hin und her: Der THW legte vor, Gummersbach glich postwendend aus. Besonders den isländischen Kreisläufer Robert Gunnarsson bekamen die Kieler in der Abwehr nicht in den Griff, der alle seine fünf Treffer im ersten Durchgang erzielte. So blieb das Spiel eng bis zum Seitenwechsel, dank eines Treffers des wieselflinken Vid Kavticnik gingen die Zebras mit einem 17:16 in die Pause.
Doch nach dem Wechsel machte sich der Kurztrip nach Mallorca bei den Gastgebern stärker bemerkbar. Im Angriff fanden die Kieler nun zunächst kein Durchkommen gegen die aggressive VfL-Abwehr, zudem entschärfte "Stonie" nun sogar Strafwürfe und Tempogegenstöße. In neun Minuten gelang den Zebras lediglich ein Treffer. Da aber auch Henning Fritz, der nach dem Wechsel für den guten Mattias Andersson ins Tor kam, gut hielt, konnte Gummersbach zwar mit 19:18 in Führung gehen (38.), sich aer nicht entscheidend absetzen.
Der VfL Gummersbach wehrte sich mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage. |
Riesige Freude beim THW über den 12. Meistertitel. |
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten
und den KN-Bericht über die Meisterfeier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.06.2006:
Bevor die Meisterschale von der Hallendecke schwebte und Schampusfontänen Männerkörper durchnässten, stand nur Prestige auf dem Spiel. Dennoch erlebten 10 250 Zuschauer einen hitzigen Saison-Kehraus, in dem keine Geschenke verteilt wurden. "Wir wollten die Vizemeisterschaft", sagte Gummersbachs Torhüter und bester Mann, der ehemalige Kieler Steinar Ege, "mit allen Mitteln." So traten die Oberbergischen auch auf. Sie machten Tempo, waren konzentriert im Abschluss und brachten vor allem Härte ins Spiel. Nationalspieler Frank von Behren, der ab Juli das Flensburger Trikot trägt, tat sich besonders hervor. Ellbogen-Checks, Schläge in THW-Gesichter, danach unschuldige Blicke: von Behren zog alle Register. Er durfte es, weil die Schiedsrichter-Zwillinge Reiner und Bernd Methe ihre Augen verschlossen.
Die Zebras aber hielten dagegen. Am Donnerstag erst hatten sie ihre erste Trainingseinheit nach den Party-Tagen von Mallorca absolviert. Trainer Noka Serdarusic ließ den Schweiß fließen, dennoch machten "Ballermann-Sünden" die Beine schwer. "Am Ende war es reine Kopfsache", erklärte Stefan Lövgren. Die Mannschaft habe unbedingt gewinnen wollen, um nicht als Party-Truppe dazustehen. Lövgren: "Vielleicht hätten wir ohne die Mallorca-Reise sogar verloren. Aber unsere Motivation war riesig."
Die Entscheidung der stets engen Partie fiel in der Schlussphase, als Lövgren selbst die Zebras von 27:27 auf 29:27 in Front brachte. Auch die doppelte Unterzahl nach Zeitstrafen gegen Zeitz und Linders brachte die stolze Heimbilanz nicht mehr in Gefahr. Nachdem Torhüter Mattias Andersson letzte VfL-Hoffnungen durch einen tollen Reflex gegen Cedric Burdet zunichte gemacht hatte, rettete Serdarusic' "zweiter Anzug" mit Dennis Klockmann, Christoph Schindler und Frode Hagen den Sieg mit viel Einsatz über die Zeit. Seit dem 8. November 2003 sind die Zebras in der Ostseehalle ungeschlagen, 44 Spiele lang. "Die Jungs sollten zum Abschied unbedingt noch einmal auf die Platte, ich war es ihnen schuldig, und sie haben mich nicht enttäuscht", erklärte Kiels Trainer.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.06.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.06.2006:
Dennis Klockmann, Christoph Schindler, Frode Hagen und Adrian Wagner hatten am Sonntagabend Freunde und Kollegen zu einer kleinen Abschiedsfeier geladen. Beschaulichkeit nach dem großen Rummel. Mittendrin Thomas Knorr, der in den 90er Jahren beim THW für die richtige Stimmung auf und auch neben dem Spielfeld sorgte. "Er ist einer wie ich", meinte Knorr und prostete im ersten Tageslicht Nikola Karabatic zu. Müdigkeit scheint an dem mächtigen Körper des 22-Jährigen aus Montpellier abzuperlen. Beim Sieg gegen Gummersbach und der knapp zweitägigen Feier danach - Karabatic war immer in der ersten Reihe, saugte die Bilder auf wie ein trockener Schwamm. "Das ist einfach unglaublich."
15 000 Fans, die den THW auf dem Rathausbalkon abfeierten. Tausende, die auch Stunden danach noch auf den Beinen waren, als die vier Spieler, die den Klub verlassen, zu später Stunde auf der NDR-Bühne feierlich und unter Tränen verabschiedet wurden. Eindrücke, die er auf Fotos alter Meisterfeiern gesehen hat. Doch es fehlte der Ton, die Emotionen, dieses überwältigende Erleben, von und vor einer solchen Kulisse abgefeiert zu werden.
Dem Schweden Pelle Linders erging es nicht anders. "Ich bin einfach fassungslos." Einen ähnlichen Empfang hätte es in seiner Heimat nur für Nationalhelden wie die Eishockey-Cracks gegeben, als sie Weltmeister und Olympiasieger wurden. In weißen Miami-Vice-Anzügen und bunten T-Shirts hatten sich die Kieler im Auto-Korso den Weg von der Halle zum Rathaus gebahnt, auf dessen Balkon Stefan Lövgren schließlich die Schale in den Himmel riss. Ein Himmel, der den ganzen Tag damit gedroht hatte, sich an dem feucht-fröhlichen Treiben unter ihm zu beteiligen. Letztlich aber zahm blieb.
Auf der NDR-Bühne angekommen, mühten sich die Zebras wacker, aus dem langen Schatten eines Klaus-Dieter Petersen zu treten, der als Zeremonienmeister hier jahrelang den Taktstock schwang. Inzwischen betreut "Pitti" die Jugend-Nationalmannschaft, die sich am Pfingstwochenende im saarländischen Merzig mit drei Siegen gegen Polen, Island und Litauen souverän für die Europameisterschaft in Estland (28. Juli bis 6. August) qualifizierte. "Die Jüngeren müssen auch einmal die Chance bekommen, sich zu entwickeln", sagte Petersen und meinte die neue THW-Boygroup, deren Stimmen auf Mallorca hörbar gelitten hatten.
Zu diesem Zeitpunkt war längst vergessen, dass die feierliche Ehrung in der Ostseehalle von einer Panne in die nächste gestolpert war. Da musste Uli Strombach, immerhin Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), die Schale geräuschlos überreichen. Sein Mikro hatte den Geist aufgegeben. Zudem wurden Spieler und Zuschauer minutenlang durch Dunkelheit getrennt. Ein Feuerwerk kündigte zwar einen Film an, der zu Ehren der Meister abgespielt werden sollte. Doch technische Probleme verhinderten nicht nur den Film, sondern auch die Verständigung darüber, wann das Licht wieder angehen soll. So blieb es minutenlang aus. Zumindest die Zuschauer in der ersten Reihe wurden auf ungewöhnliche Weise getröstet: Henning Fritz machte mit seinem riesigen Weizenbierglas die Runde und ließ im Stile eines Messdieners die Fans daran nippen.
Erfüllt sich Stefan Lövgrens Prophezeiung, dürfen sich die Fans schon bald auf eine reibungslose Party freuen. Der THW-Kapitän versprach: "Im nächsten Jahr sehen wir uns hier wieder."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.06.2006)
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