27./28.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 28.12.2005 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
"Der VfL ist wieder da" - tolle Stimmung in der KölnArena. |
Henrik Lundström und Robert Gunnarsson kämpfen um den Ball. |
Nikola Karabatic erzielte 6/3 Tore. |
Daniel Narcisse war für den VfL bester Schütze mit 10 Toren. |
Doch der VfL Gummersbach gab sich weiterhin nicht geschlagen und agierte weiterhin gefällig aus einer sicheren Deckung heraus. Nachdem Yoon endlich das Tor traf und der durch eine 5:1-Deckung der Kieler kurzzeitig untergetauchte Daniel Narcisse auch wieder stärler wurde, schmolz der Vorsprung des THW wieder zusammen. Nachdem Szilagyi eine Strafzeit aufgebrummt bekam und der zuvor sichere Nikola Karabatic per Siebenmeter an Steinar Ege scheiterte, war auch die zuvor verstummte Halle wieder laut und peitschte den VfL weiter nach vorne. Über 25:28 und 28:30 (53.) verkürzten die Gastgeber, in doppelter Überzahl hofften sie zudem, endlich den Ausgleichstreffer erzielen zu können. Gummersbach mühte sich nun im Angriff gegen ein höchst konzentriert wirkendes Kieler Abwehrbollwerk, kam durch Narcisse und Yoon dennoch zum Erfolg, während die Kieler im gewohnten Expresstempo ihre Spielzüge vortrugen und den Vorsprung behaupteten.
Jubel bei den Zebras. |
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie die Nachberichte Tempohatz erschüttert Konkurrenz und Angemerkt: Unverständlich.
Aus kiel4kiel.de:
THW gewinnt dramatische Spitzenpartie beim VfL Gummersbach
Der THW Kiel hat sich in letzter Sekunde beim VfL Gummersbach über die Zeit gerettet und einen weiteren dicken Brocken im Titelkampf der Handball-Bundesliga aus den Weg geräumt. Vor 19250 Zuschauern in der seit Wochen restlos ausverkauften KölnArena gewannen die Kieler nach zwischenzeitlicher Sieben-Tore-Führung am Ende einer dramatischen Schlussphase mit 34:32 (16:14). Ausgerechnet die Rekonvaleszenten Stefan Lövgren und Christian Zeitz erzielten die Treffer zur Entscheidung.
Wir haben gewusst, was uns heute erwartet: ein schweres Spiel und eine große Kulisse. Dennoch lagen wir von der 1. bis zur 60. Minute in Führung, haben deshalb auch verdient gewonnen. Nach einer Viertelstunde hatten wir eine komfortable Führung. Vorne machten wir jedoch zu viele Fehler, weswegen es knapp wurde. In einer Phase haben wir in sieben Minuten allein fünf Fehler produziert und Gummersbach so die Chance zum Verkürzen gegeben.In 13 Jahren beim THW habe ich noch nie vom Titel gesprochen, ehe dieser nicht unter Dach und Fach war. In den kommenden 17 Spielen kann noch vieles passieren.
[Zu Szilagyi:] Mir wurde schon einmal vorgeworfen, ich hätte aus einem Weltklasse-Halblinken einen mittelmäßigen Mittelmann produziert (schmunzelt). Das gleiche mache ich jetzt auch. Szilagyi war klar, dass er die Rolle des Mittelmannes bei uns spielen soll. Er ist ein ganz anderer Typ als Lövgren. Wenn Lövgren spielt, macht Ahlm 12 Tore - spielt Szilagyi, erzielt er diese Tore selbst.
Kiel hat die gesamte Spielzeit lang geführt. Meine Spieler hatten leider nicht genügend Mut, aber mutige Typen werden belohnt. Nur mit Narcisse, von Behren und Sigurdsson kannst Du solch ein Spiel nicht gewinnen. Der Rest meines Teams hatte einfach zuviel Respekt. Trotz der Niederlage haben wir in diesem Jahr einen Riesenschritt nach vorn gemacht, wenngleich uns "Rambo-Typen" ohne Respekt vor dem Gegner fehlen. In der kommenden Saison werden drei dieser Typen zu uns kommen.Einer der Schiedsrichter hat in der Schlussphase wohl gedacht, er sei Wildhüter in Afrika und müsse die Zebras schützen.
[gegenüber dem DSF:]
Kiel hat verdient gewonnen, ist besser gewesen. Meine Mannschaft hat zu viel Nervosität gezeigt, gerade zu Beginn der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit war es das gleiche Bild. Das ist nur eine Kopfsache, daran müssen wir arbeiten. Die CL-Qualifikation ist zu schaffen. Zur Meisterschaft: Auch mit Wallau war mein Team schnell spielerisch so weit, Meister zu werden, aber nicht mit dem Kopf - das ist ein langwieriger Prozess. Yoon hat heute ein schlechtes Spiel gezeigt, mit einem Yoon in Normalform hätten wir gewonnen.
Heute gab es drei Gewinner - den THW, die KölnArena und den Handball in Deutschland. Inzwischen haben wir den Weltklasse-Handball in Köln etabliert.
Marcus Ahlm im DSF-Interview. |
Wir hatten ein großes Problem im Angriff in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit, aber dann haben wir anfangs der zweiten Halbzeit gute Tempogegenstöße gelaufen. Auswärts in Gummersbach zu gewinnen, ist ein Riesenerfolg, mit solchen Punktgewinnen rechnet man nicht. Ich denke schon, dass es am Ende ein Dreikampf zwischen Flensburg, Gummersbach und uns sein wird.[Frage: Was können Sie noch verbessern?]
Wir haben gute Gegenstöße gespielt, müssen aber in unserem Angriffsspiel noch besser werden und konstanter in der Abwehr stehen. Es gibt noch viel zu verbessern.
Wir haben Gummersbach die ganze Zeit im Griff gehabt. Am Ende hatten wir aber auch ein bisschen Glück. Ich hatte das Gefühl, dass der VfL übermotiviert war und zu hart zur Sache gegangen ist.
Wir haben durch die schnelle Führung die Sicherheit bekommen, dass unser Spiel auch hier funktioniert. Wenn es eng wurde, haben wir kühlen Kopf bewahrt. Wenn wir diesen Geist, den unsere Mannschaft im Moment hat, behalten, dann sind wir in der Rückrunde nur schwer zu schlagen.
Das gibt unheimlich Selbstvertrauen auswärts gegen eine solch starke Mannschaft zu gewinnen. Spielen wir dieses Tempo weiter, werden wir schwer zu stoppen sein. Aber einen Alleingang von uns wird es nicht geben.
Wir sind in der zweiten Halbzeit nicht aus den Löchern gekommen und haben zu viele einfache Tore kassiert. Wer die Kieler überhaupt noch schlagen will, muss hinten stärker stehen und mit mehr Körperkontakt spielen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2005:
Mit 8:3 führte der hellwache THW Kiel nach 13 Minuten. Gummersbach wirkte rat- und konzeptlos. VfL-Trainer Velimir Kljaic nahm immer wieder Mittelmann Francois-Xavier Houlet aus dem Spiel, um für ihn Frank von Behren in den Mittelblock zu stellen. Doch bevor die beiden sich abklatschen konnten, hatten die Kieler den Angriff schon beendet. Nicht zu stoppen war Marcus Ahlm - lange Haare, schnelle Beine, zerrissenes Hemd. Mit fünf Treffern legte der Schwede den Grundstein für eine solide Führung.
Kljaic zückte bereits in der fünften Minute die grüne Karte - Auszeit. Der verzweifelte Kroate griff bereits zum letzten Mittel, um die schwarz-weiße Flut zu stoppen. Drohte dem VfL tatsächlich ein Magdeburger Schicksal (34:54)? Nein. Die Zebras konnten dieses unglaubliche Niveau nicht halten. Besonders Rechtsaußen Vid Kavticnik scheiterte wiederholt an VfL-Keeper Steinar Ege, der ansonsten seinen Ruf als "Kiel-Schreck" aber nicht bestätigen konnte. In der Abwehr fand der THW zunächst kein Rezept gegen Daniel Narcisse, der bis zur Pause sieben Tore warf. Gegen den leichtfüßigen Franzosen sah Kim Andersson hüftsteif aus. THW-Trainer Noka Serdarusic schickte Christian Zeitz ins Rennen. Doch dem Linkshänder fehlte die Spielpraxis.
Gummersbach kämpfte sich Tor um Tor heran, sah beim 11:12 wieder das Rücklicht des Meisters und hatte in der Pause (14:16) noch alle Trümpfe in der Hand. Doch kühl bis in die Zehenspitzen kamen die Zebras zurück. Zwei schnelle Tore durch Karabatic und Viktor Szilagyi zum 14:18 ließen die Schultern der Gummersbacher wieder sinken. Dann schnappte sich Mattias Andersson einen Heber von Michael Spatz und Kavticnik traf zum 14:19. Fünf Tore Vorsprung für Kiel, zwei Minuten für Houlet - auf einmal wurde es ruhig in diesem famosen Tempel. Dann traf endlich Kim Andersson und dem "Mr. Gummersbach" Kyung-Shin Yoon fiel einmal mehr der Ball aus der Hand. 2381 Tore hatte der Südkoreaner bislang für den VfL geworfen. Zweitausenddreihunderteinundachtzig! Eine atemberaubende Zahl. Doch gestern gelang dem Linkshänder nichts. Da Kiel nun auch Narcisse in Manndeckung nahm, blieb der hoch gelobte VfL-Rückraum blass. Ein Grund, warum Kiel sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen ließ. Auch als die Schiedsrichter Andler/Andler die Übersicht verloren und Kavticnik zu Unrecht auf die Strafbank schickten.
Außer sich vor Wut knallte Serdarusic die grüne Auszeitkarte auf den Boden. Die Sechs-Tore-Führung war auf ein 31:29 (57.) geschmolzen. Doch als der VfL auf 30:31 verkürzte, traf Stefan Lövgren eiskalt vom Siebenmeterpunkt. Symptomatisch für ein Kieler Team, das sich manchmal zu sehr am eigenen Tempo berauschte und dem Gegner immer wieder ein Türchen öffnete. Doch wenn die Partie auf der Kippe stand, bewahrten Lövgren & Co die Nerven. Der Lohn: Ausgang bis zum Wecken in der Karnevalsstadt Köln.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2005)
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