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29.12.2005 Mannschaft / Bundesliga

Kieler Nachrichten: Tempohatz erschüttert Konkurrenz

THW dominierte das Handballjahr 2005

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2005:

Köln - "Goldfinger". Zufall oder Absicht, dass der THW Kiel in der Nacht auf Mittwoch im Kölner Altbier-Lokal "Goldfinger" den 34:32-Sieg über den VfL Gummersbach feierte. "Nicht um elf Uhr in die Kiste sondern auf die Piste." Diese Parole hatte THW-Manager Uwe Schwenker ausgegeben.
Kein Wunder. 32:2 Punkte. Drei Punkte Vorsprung auf Flensburg, vier auf Gummersbach. Die Qualifikation für die Champions League so gut wie in der Tasche. Gründe genug, ausgelassen wie selten zu feiern. "Goldfinger" - auf jeden Fall ein Name mit Symbolik für ein schwarz-weißes Handballjahr, das in der langen Vereinsgeschichte seinesgleichen sucht. Ein Jahr, in dem der THW nicht nur den elften Meistertitel perfekt machte. Es war ein Jahr, in dem die Schützlinge von Noka Serdarusic in der Bundesliga nur ein einziges Spiel verloren. Seit August 2004 gaben sie in der Liga von 102 möglichen Punkten nur acht ab.

Mit fünf neuen Spielern starteten die Kieler in die neue Saison und erschütterten die Konkurrenz mit ihrem unglaublichen Tempo. Auch der Zufall spielte mit. Ohne die Verletzung von Stefan Lövgren wäre ein Viktor Szilagyi wohl nicht so in Schwung gekommen. Ohne die Verletzung von Christian Zeitz hätte sich auch Kim Andersson nicht so zügig entwickelt. "Mir wurde schon einmal vorgeworfen, dass ich aus einem Weltklasse-Halblinken einen mittelmäßigen Mittelmann gemacht habe", meinte Noka Serdarusic bei der Pressekonferenz nach dem Gummersbach-Spiel. Er lächelte und jeder unter den rund 200 Journalisten wusste warum. Gemeint war Stefan Lövgren, und der THW-Kapitän ist alles andere als Mittelmaß. "Jetzt", so Serdarusic weiter, "versuche ich mit Viktor noch einmal das gleiche". Von dem schnellen Erfolg sei allerdings auch er überrascht worden. "Spielt Lövgren, dann wirft Marcus Ahlm zwölf Tore. Spielt Szilagyi, macht er die Tore selbst."

Auch in der Kölnarena lieferte der Österreicher wieder ein großes Spiel ab. "Unser Geheimnis ist, dass sich kein Gegner auf uns einstellen kann. Bei uns sind alle hungrig und jeder ist torgefährlich", meinte der 27-Jährige. Am Dienstag deutete sich an, über welche Möglichkeiten der THW nun auf der Mittelposition verfügt. Szilagyi tritt auf das Gaspedal und Lövgren beruhigt die heißblütige Jugend, wenn sie im Übereifer die Bremse nicht mehr findet.

Während Kiel die Bundesliga überrennt, fürchten Co-Kommentatoren wie Bob Hanning bereits um den Sport. Mit den Zebras wäre es ein Spiel ohne Abwehr geworden, bangt der ehemalige HSV-Trainer. Bei der Tempohatz ginge das verloren, was den Handball ausmache - das Spiel sechs gegen sechs. Kein Wort über den TBV Lemgo, der einst die "schnelle Mitte" perfektionierte und mit sechs Minuspunkten im Jahre 2003 zur Meisterschaft raste. Der THW Kiel hat viel mehr ein neues Kapitel für einen Sport geschrieben, der durch Nikola Karabatic, Kim Andersson & Co an Rasse und Klasse gewonnen hat. Der ein echtes Spektakel geworden ist. Oder wie es VfL-Torhüter Steinar Ege auf den Punkt brachte: "Es steht nicht in den Regeln, dass es verboten ist, so viele Tore zu werfen."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2005)


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