20./21.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 21.12.2005 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Stimmen, Fotos, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Nikola Karabatic zieht ab. |
Marcus Ahlm setzt sich durch. |
Viktor Szilagyi setzt zum Sprungwurf an, Sigfus Sigurdsson versucht den Österreicher zu stoppen. |
Viktor Szilagyi reißt die geballten Fäuste in die Höhe und schreit seine Freude über den historischen Sieg heraus. |
Am Ende wurde der SCM mit 54:34 regelrecht gedemütigt, was dem THW die vorzeitige Herbstmeisterschaft einbrachte. Denn im gleichzeitig stattfindenden Spiel von Flensburg gegen Gummersbach verlor die SG ihren zwei Jahre währenden Heimnimbus. Die Heimniederlage des Meister von 2004 wurde vom Flensburger Publikum mit "Schieber, Schieber"-Rufen quittiert, doch Gummersbach hatte verdient mit 34:32 (17:17) gewonnen. Der VfL zeigte in der Campushalle eine famose Leistung, ließ sich auch durch einen zwei Tore-Rückstand in der zweiten Halbzeit nicht aus der Ruhe bringen und führte zwei Minuten vor Schluss sogar mit 34:30.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie den Artikel "Spiele der Superlative" von www.handball-world.com.
Aus kiel4kiel.de:
Zebras im Handballrausch - Demütigung für Magdeburg
40 Minuten lang schien das Spitzenspiel der Bundesliga zwischen Tabellenführer THW Kiel und dem viertplatzierten SC Magdeburg eine ganz normale Handballpartie zu sein. Doch dann berauschten sich die Kieler Zebras an ihrem eigenen Spiel und schrieben beim für die Gäste demütigenden 54:34 (24:19) - Erfolg Geschichte: Noch nie wurden in einer Bundesliga-Partie zuvor ingesamt 88 Tore erzielt und noch nie gelangen einem Team in der Bundesliga 54 eigene Treffer in einem Spiel. Noch Minuten nach der Partie feierten 10250 euphorische Fans die Zebras.
Ich freue mich über die Leistung meiner Jungs. Jetzt wissen sie, wie es sich anfühlt, wenn man richtig Gas gibt. Für mich war der Zeitraum von der 30. bis 45. Minute der beste Handballteil des Abend, weil Magdeburg da richtig gegenhielt aber kein Mittel gegen unseren Angriff fand. Ich bin selbst überrascht über die rasante Entwicklung des Teams in den letzten Wochen. Zu Beginn der Saison hatten wir ja noch mit Problemen zu kämpfen. Kim Andersson hat einen Riesenschritt nach vorne gemacht, und Szilagyi ist ein Powermann, ein ganz anderer Spielmachertyp als Lövgren.Solch einen Abend wie heute darf und muss man genießen. Allerdings werden wir dies nicht lange tun, schon morgen gilt unsere ganze Aufmerksamkeit dem Gummersbach-Spiel. Schließlich wollen wir auch in der KölnArena zeigen, zu welchem Spiel wir in der Lage sind. Aber eines muss allen klar sein: Gewonnen haben wir noch nichts.
Ich bin von den letzten 20 Minuten sehr enttäuscht. Wir waren zuvor bis auf drei Treffer an den THW herangerückt, haben dann viele technische Fehler gemacht. Dann hat sich das Team aufgegeben. Der Kieler Sieg ist auch in dieser Höhe hochverdient. Allerdings ist es bitter zu sehen, dass einigen Spielern es völlig egal zu sein schien, dass wir hier untergehen. Die Diskussionen um meine Person interessieren mich nicht. Ich weiß aber auch, dass sich mein Freundeskreis in Magdeburg durch dieses Resultat nicht eben vergrößert hat.
Direkt nach dem Spiel erhielt ich schon Glückwunsche per SMS. Darin liegt aber auch eine Gefahr, denn jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden. Unsere Aufgabe ist es deshalb, die Füße auf dem Boden zu behalten. Wir haben schwere Aufgaben vor uns. Heute war es ein beeindruckendes und tolles Spiel, nun gilt es, die Leistung in der KölnArena zu bestätigen. Dort erwartet uns aber ein anderes Spiel vor über 19000 Zuschauern. Noch haben wir nichts gewonnen, am Ende einer Saison zählen nur die Titel. Es ist schön zu wissen, dass andere Vereine den THW hinter sich lassen müssen, wenn sie einen Titel gewinnen wollen.
Man kann von "abschlachten" sprechen. Heute sind die Champions League-Plätze endgültig verteilt worden. Der THW hat überragend und über 60 Minuten konzentriert gespielt. Von Magdeburg bin ich maßlos enttäuscht.
Vom Kieler Ergebnis bin ich platt. Die spielen einen unglaublich schnellen Ball und eine schnelle Mitte, darauf müssen wir uns einstellen. Das juckt die gar nicht, wenn die 34 Tore kassieren, die schießen ja immer mindestens 40. Die haben jetzt mit 20 Toren gewonnen, das ist schon unglaublich, aber sie kochen auch nur mit Wasser.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Noka Serdarusic.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.12.2005:
Viktor Szilagyi und Nikola Karabatic waren kaum zu stoppen. |
Bis zum 28:25 (36.) konnte der SC Magdeburg mithalten. Dann landete ein abgeblockter Ball glücklich bei Vid Kavticnik, der Slowene machte eines seiner neun Tore, und die schwarz-weiße Nacht konnte beginnen. Erstmals in der Bundesliga-Geschichte warf eine Mannschaft mehr als 50 Tore. Erstmals fielen in einem Spiel 88 Tore - es war ein Abend der Rekorde.
Die Zuschauer feierten die letzten Minuten im Stehen, die La-Ola-Welle flutete durch die Reihen und in der Magdeburger Fankurve wurden Taschentücher gereicht. Bittere Tränen weinten die Anhänger der "Gladiators", die noch am Sonnabend den VfL Gummersbach (38:28) verspeisten. Richtig. Eben jenen VfL, der gestern Abend in Flensburg gewann. Unglaublich.
Was in den letzten 20 Minuten aussah wie Concordia Delitzsch, war tatsächlich der Champions-League-Sieger des Jahres 2002. Doch gegen eine Kieler Mannschaft, die sich im sechsten Gang in einen Rausch spielte, zerbröselte die Weltauswahl in kleine Teilchen. Da fiel Grzegorz Tkaczyk der Ball auf den Fuß, Renatro Vugrinec stolperte über seine Beine, und ein völlig konsternierter Torhüter Johannes Bitter spielte den Kieler Frode Hagen an.
Beim Stand vom 40:29 (45.) holte ein wütender Coach Alfred Gislason seine kopflosen Schützlinge von der Platte. Doch seine Ansprache, mit hochrotem Kopf vorgetragen, erreichte die Seinen nicht mehr. Widerstandslos wurden sie nun zu einem Spielball eines THW Kiel, der nur noch ein Ziel vor Augen hatte - die 50-Tore-Marke sollte fallen. Obwohl Noka Serdarusic nun den ganzen Kader an diesem Fest teilhaben ließ, riss der Faden nicht ab. "Ich freue mich für meine Mannschaft", lobte der THW-Trainer. "Sie hat heute erlebt, was passieren kann, wenn sie einmal richtig Gas gibt."
Überschwänglich begrüßten die Zuschauer Christian Zeitz und Stefan Lövgren, die erstmals nach ihren Verletzungspausen wieder mitspielten. Einen warmen Applaus gab es für Torhüter Henning Fritz, der mit gemischten Gefühlen zwischen den Pfosten stand: "Ich als Magdeburger hätte es schöner gefunden, wenn es eine andere Mannschaft getroffen hätte." Der Welthandballer kam für den starken Mattias Andersson, der einen Wurf von Christoph Theuerkauf zwischen die Augen bekam. Bis dahin hatte der 27-jährige Schwede einmal mehr mit starken Reflexen den Grundstein für diesen denkwürdigen Sieg gelegt.
Eine Viertelstunde brauchten die "jungen Wilden" in der Zebraherde, um den ersten Übermut abzulegen. Doch dann nahmen die Hausherren um den zwölffachen Torschützen Nikola Karabatic Fahrt auf. Tore fielen nun im Sekundentakt. Eines schöner als das andere. "Ich hatte das Gefühl, nur in der Abwehr gestanden zu haben", meinte Marcus Ahlm. "Das ging vorne einfach rasend schnell."
Nikola Karabatic hatte einmal mehr allen Grund zum Jubeln. |
Kiel pulverisiert Magdeburg, Gummersbach gewinnt in Flensburg - am Dienstag treffen die beiden Sieger in der mit knapp 20 000 Zuschauern ausverkauften Kölnarena aufeinander, das DSF überträgt live - Handball-Herz, was willst Du mehr?
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.12.2005)
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