18./20.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 20.12.2005 | Bundesliga |
Update #2 | Zebra-Vorbericht und zweiten Zebra-Vorbericht ergänzt... |
Das Team des SC Magdeburg.
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SCM |
Gregorz Tkaczyk erzielte 11 Tore gegen Gummersbach. |
Die Probleme des SC Magdeburg resultierten auch aus einer kaum zu fassenden Verletzten-Misere. Vor allem Leistungsträger erwischte es mit zum Teil langwierigen Blessuren. Als sich das "SCM-Lazarett" gerade zu lichten begann, zog sich Stefan Kretzschmar im Heimspiel gegen den FC Barcelona einen doppelten Bänderriss im linken Sprunggelenk zu. Kretzschmar wird den Magdeburgern voraussichtlich bis Februar fehlen. In Kiel auch nicht mit von der Partie wird Oliver Roggisch sein, der einen Achillessehnenanriss zu beklagen hat. Ansonsten reist der SCM aber mit seinem kompletten Kader an die Förde, der im Vergleich zur letzten Saison kaum verändert erscheint. Den Abgängen von Christian Schöne (nach Göppingen) und Thorsten Friedrich (nach Lübbecke) stehen mit Roggisch (kam von TUSEM Essen) und Silvio Heinevetter (von Concordia Delitzsch) auch nur zwei Neuzugänge gegenüber. Man setzt auf Kontinuität in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts - und auf die gute Nachwuchsförderung. Mit Linksaußen Yves Grafenhorst und Kreisläufer Christoph Theuerkauf schafften es zwei ehemalige Jugendspieler des SCM in den Ligakader und von dort recht schnell auch in das Blickfeld
Starker Rückhalt: Johannes Bitter |
Aus der SCM-Jugend in die Nationalmannschaft: Kreisläufer Christoph Theuerkauf |
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den KN-Vorbericht, den living sports-Vorbericht sowie den zweiten living sports-Vorbericht.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Doch die Situation ist in diesem Jahr eine andere als noch in der vergangenen Spielzeit. Der SC Magdeburg ist von Verletzungssorgen gebeutelt, die die Gladiatoren seit Wochen am Stock gehen lassen. Jüngster Neuzugang in der langen Liste, die Alfred Gislason Sorgenfalten auf die Stirn kommen lässt, ist Linksaußen Stefan Kretzschmar. Im Achtelfinalhinspiel der Champions League gegen den FC Barcelona knickte der 32-Jährige nach nur fünf Minuten um und fällt mit mehrfachem Bänderriss einige Wochen aus. Gegen den FC Barcelona musste Gislason dann ein wenig improvisieren, denn Yves Grafenhorst, zweiter etatmäßiger Linksaußen der Bördeländer, war schon seit geraumer Zeit zuvor mit einem Handbruch zum Zuschauen verdammt.
Anfang Dezember, im Spiel gegen den HSV Hamburg, konnte das Kretzschmar-Pendant dann wieder auf der Bank Platz nehmen und biss auf die Zähne. Die Partie gegen die Hanseaten war aber nicht nur für Grafenhorst ein Comeback-Spiel. Auch Joel Abati, französischer Linkshänder in Magdeburg, betrat erstmals wieder das Handballparkett, nachdem er sich Ende Oktober beim Champions League Spiel gegen Montpellier einen Bruch des Scheinbeins zuzog und damit nach einer notwendigen OP lange Zeit außer Gefecht gesetzt war. Auch Kreisläufer und Abwehrspezialist Oliver Roggisch, der in der Sommerpause von TUSEM Essen nach Magdeburg kam, reihte sich mit einer Verletzung an der Achillessehne in das Lazarett des SCM ein.
Dass die Mannschaft Rückgrat besitzt und die Ausfälle zum Teil kompensieren kann, zeigte sie bei der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften, die Ende November in Spanien ausgespielt wurde. Im Finale reichten allerdings die Kräfte nicht mehr aus und der SCM verlor am Ende deutlich mit 37:28 gegen Ciudad Real. Mit einem für die Situation beachtenswerten zweiten Platz im Gepäck fuhren die Spieler wieder nach Hause an die Elbe. Auch gegen den FC Barcelona kämpfte das Team im Achtelfinale der Champions League bis zum Ende, konnte aber gegen das Staraufgebot aus Spanien nicht bestehen. Durch die Ausfälle war es Trainer Gislason nicht möglich, allen Spielern eine Ruhepause zu gönnen, so dass am Ende die Kräfte fehlten um die Festung Bördelandhalle vor einer Niederlage zu bewahren.
Angesichts dieser Niederlagen sollten sich die Anhänger des THW Kiels allerdings nicht allzu sehr auf ihren Sitzen zurücklehnen. In der vergangenen Saison gab es für den Deutschen Meister von 2001 gegen die Zebras zwar nichts zu holen, doch verspricht die Paarung schon auf dem Papier eine spannende Begegnung. Man erinnere sich nur an Aufeinandertreffen beider Mannschaften in Magdeburg vor knapp zwei Jahren, als Torwart Mattias Andersson in der letzten Sekunde einen Siebenmeter von Stefan Kretzschmar parierte und den Zebras nach einer emotionsgeladenen Partie den knappen 31:30-Sieg rettete (siehe Spielbericht). Auch das darauf folgende Heimspiel in der Saison 2003/2004 entschieden die Zebras nach spannenden 60 Minuten hauchdünn mit 33:31 für sich (siehe Spielbericht). Die Vergangenheit hat damit gezeigt, dass die Magdeburger gerade gegen große Mannschaften zu Höchstformen auflaufen und sich bis zum Ende nicht aufgeben.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Sechs aktuelle Akteure des Champions League Siegers von 2001 stammen aus der eigenen Nachwuchsabteilung und schnüren sich teilweise noch ihre Handballstiefel, um sich ihre Sporen in der zweiten Liga zu verdienen. Die meisten der Jungs gehören zum festen Mannschaftsgefüge und haben allesamt mehr Einsatzzeiten als Spieler ihres Alters in anderen Vereinen. Doch nicht nur die jungen deutschen Spieler mit Magdeburger Vergangenheit stehen beim SCM hoch im Kurs.
Einer der Spieler, der von außerhalb zum SCM stieß, ist Torwart Johannes Bitter. Aufgrund seines Talents war der 23-jährige Student von vielen Vereinen stark umworben, entschied sich aber 2003 vom Ligakonkurrenten Wilhelmshavener HV in die Bördestadt zu wechseln und hält seitdem seinen Kasten meist erfolgreich sauber. Auch Heiner Brand hat das Können des Schlussmannes erkannt und nahm ihn neben dem Zebra Henning Fritz in diesem Jahr zur WM in Tunesien mit, wo er die Möglichkeit hatte, sich zu profilieren.
Ein weiterer Magdeburger Jungspund mit Nationalmannschaftserfahrung ist Linksaußen Yves Grafenhorst. Auch er durfte den deutschen Tross zur WM begleiten und konnte sich mit einigen Einsätzen dem Publikum präsentieren. Im Verein steht der 21-Jährige allerdings noch immer ein wenig im Schatten von Stefan Kretzschmar, der auch noch mit seinen 32 Lenzen zur Weltelite des Handballs gerechnet wird.
Wie die meisten deutschen Spieler konnte auch Magdeburgs Kreisläufer Christoph Theuerkauf seine ersten Schritte auf internationalem Parkett im Trikot der Junioren-Nationalmannschaft machen. Für das Aufgebot der A-Nationalmannschaft nicht berücksichtigt, spielte er in diesem Jahr bei der Junioren-WM mit und trug beim Turnier in Ungarn sogar die Kapitänsbinde. Auch seine Teamkollegen Yves Grafenhorst, Torwart Silvio Heinevetter, Rechtsaußen Markus Richwien sowie Rückraumschütze Andreas Rojewski gehörten zum Kader der deutschen Auswahl, die sich am Ende auf dem vierten Platz wieder fand.
Ein weiterer Spieler, der zum Club der jungen deutschen Magdeburger Nationalspieler gehört, ist Christian Sprenger. Der 22 Jahre alte Rechtsaußen wurde wie seine Teamkollegen bereits mehrfach in die deutsche Sieben berufen und zeigt auch im Vereinstrikot seine Qualitäten. Beim SCM gehört er zu den fünf erfolgreichsten Torschützen und steht damit noch vor dem französischen Nationalspieler Joel Abati, der sowohl im rechten Rückraum spielt als auch auf der rechten Außenbahn zu Hause ist. In der vergangenen Saison stand ein weiterer Youngster in Konkurrenz mit Sprenger. Der Vertrag von Christian Schöne, der mit dem deutschen Team 2004 Europameister wurde, wurde allerdings nicht verlängert und Schöne wechselte im Sommer zu Frisch Auf! Göppingen. Dadurch wurde der Weg für Christian Sprenger frei, der sich mit seinen Leistungen prompt für den QS-Supercup empfahl, ein Nationenturnier, das im Herbst in Deutschland stattfand.
In Magdeburg hat man die Weichen auf die Zukunft gestellt und konnte beweisen, dass es sich lohnen kann, auf die eigene Jugend zu bauen und das Risiko einzugehen, neben hochdekorierten Spielern auch denjenigen eine Chance zu geben, denen es noch nicht möglich war, ihr Können auf den großen Handballbühnen dieser Welt zu zeigen.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2005:
"Gummersbach wurde richtig aus der Halle getrieben", weiß THW-Torhüter Henning Fritz. "Die werden hier mit der nötigen Härte zur Sache gehen und Druck ohne Ende aufbauen", so der gebürtige Magdeburger, der selbst jahrelang das SCM-Trikot trug. "Nichts ist für andere Teams leichter, als in Kiel zu spielen. Da wird von ihnen kein Sieg erwartet."
Der Welthandballer wusste gestern noch nicht, ob er heute zwischen den Pfosten steht. Trainer Noka Serdarusic lässt es ihn und Mattias Andersson stets erst unmittelbar vor dem Anpfiff wissen. "Das war am Anfang nicht einfach für uns", meint der 31-jährige Fritz. "Aber wir haben uns daran gewöhnt."
Neid ist den beiden, die sich als Freunde bezeichnen, fremd. "Es zählt nur der Erfolg", sagt Europameister Fritz, der sich darüber freut, dass Andersson nach seinem zweiten Bandscheibenvorfall im März wieder so in Schwung gekommen ist. "Wir brauchen uns." An dem 27-Jährigen schätzt Fritz, dass er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruht. "Bei ihm hat es immer eine Steigerung gegegen."
Andersson, dessen auslaufender Vertrag nach Aussage von THW-Manager Uwe Schwenker um zwei Jahre verlängert wird, lobt dagegen die größere Erfahrung seines Kollegen. "Er kann es sich mit seinen Reflexen zudem leisten, lange die Ruhe zu bewahren."
So unterschiedlich sich die beiden auf dem Feld geben, so unterschiedlich bereiten sie sich auch darauf vor. So hat der zweifache Familienvater Fritz mittlerweile allen Ritualen abgeschworen. "Mit Kindern ist es schwierig, feste Gewohnheiten zu behalten." Deshalb verzichtet er lieber darauf. Aus Angst davor, ein Ritual zu vergessen. "Früher habe ich vor jedem Spiel einen Spaziergang gemacht. Aber dazu komme ich nicht mehr."
Für Andersson beginnt die Vorbereitung auf ein Abendspiel mit einer Nudelmahlzeit um 15 Uhr. Auf dem Weg zur Arbeit hört der 35-fache Nationalspieler stets die gleiche CD mit Sportklassikern wie "We are the Champions".
Um 18.30 Uhr trifft sich die Mannschaft in der Ostseehalle zu einer Tasse Kaffee. Anschließend bereitet sich jeder auf das Spiel vor. Auch die beiden Torhüter, die seit knapp vier Jahren ein Team bilden. Traditionell spielen sie in den Katakomben Fußball-Tennis. Meistens mit dem gleichen Resultat. "Henning hat nur einmal gewonnen", weiß Andersson. Wichtiger ist dem wahrscheinlich besten Torhüter-Duo der Bundesliga aber, mit dem Ball am Fuß auf die richtige Betriebstemperatur zu kommen.
Zur festen Angewohnheit haben die beiden es sich auch gemacht, während der Pause in der Halle zu bleiben. "Bei der Besprechung muss ich nicht dabei sein", meint Fritz. "Was mir der Trainer zu sagen hat, erfahre ich schon während des Spieles." Für ihn sei es wichtig, nicht die Konzentration zu verlieren. "Gehe ich in die Kabine, kann es passieren, dass ich abschalte."
Für Fritz und Andersson gehört es zum Alltag, zu Hause die Gegner anhand von Videos noch einmal unter die Lupe zu nehmen. "Klar hat jeder Spieler eine Lieblingsecke", sagt Andersson. "Aber wenn er nur diese treffen kann, hat er in der Bundesliga nichts verloren." Einmal links oben, immer links oben - so einfach sei es nicht, das Blatt des Schützen zu durchschauen. Respekt haben beide vor den Würfen des polnischen Zwei-Meter-Mannes Karol Bielecki. "Da steckt eine unheimliche Wucht dahinter", spricht Fritz aus Erfahrung. Gefährlicher sei aber einer wie der Slowene Renato Vugrinec. "Der hat ein gutes Auge und kann lange auf seine Chance warten."
Wirklich überraschen, so Fritz und Andersson, könnten sie inzwischen aber nur noch die unbekannten Spieler. Gut für Kiel, dass Magdeburg keine Namenlosen zu bieten hat.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2005)
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