06.-08.12.2003 - Letzte Aktualisierung: 08.12.2003 | Bundesliga |
Update #6 | Spielbericht der KN und Stimmen ergänzt... |
Jubel um Mattias Andersson (Mitte), der in der Schlusssekunde den entscheidenden Siebenmeter parierte. |
Nach dem 1:1 (4.) zogen die Hausherren schnell auf 4:1 (7.) und 7:4 (12.) davon. Als Boquist eine Minute später durchbrach, die Schiedsrichter jedoch kein Foul sondern Ballbesitz Magdeburg pfiffen, regte sich Johan Pettersson so über diese Entscheidung auf, dass der Schwede zweimal Zwei-Minuten erhielt (14.). Verständnislosigkeit machte sich beim THW breit, Trainer Noka Serdarusic und Manager Uwe Schwenker waren sauer - Serdarusic sah den gelben Karton. In Überzahl brachte Gregorz Tkaczyk den SCM mit 8:4 in Führung (14.).
Johan Pettersson war mit 5/1 Toren bester THW-Schütze der zweiten Halbzeit. |
Jacobsen war es auch, der den ersten Treffer der zweiten Halbzeit erzielte: 16:16 (31.). Nach dem 17:17 durch Stefan Lövgren (33.) kassierte der THW seine fünfte Zeitstrafe: Roman Pungartnik musste wegen Reklamierens das Feld verlassen. Magdeburg nutzte die Chance und ging mit 19:17 (35.) in Führung. Doch der THW kämpfte und zeigte sich bissig. Jacobsen und Lövgren glichen zum 19:19 (36.) aus und in Unterzahl - Zeitstrafe gegen Zeitz - gelang Pettersson per Gegenstoß die erste Führung der Kieler: 20:19 (38.). Der blonde Schwede brachte nach Ausgleich durch Kretzschmar den THW auch erneut per Gegenstoß wieder in Front: 21:20 (39.).
Doch die Partie blieb hart umkämpft, nach 44. Minuten lag Magdeburg wieder vorn: 23:22 und Jacobsen scheiterte per Siebenmeter an Bitter. Dann Gerangel am Kieler Kreis: SCM-Kreisläufer Stephan Just, schon in Eisenach kein Kind von Traurigkeit, fällt mit Lövgren zusammen in den Kreis. Weil der Schwede dann zum Entsetzen der Kieler eine Zeitstrafe erhielt, explodierte THW-Keeper Henning Fritz und stürmte Richtung Just. Fritz erhielt zunächst eine Zeitstrafe und wenige Sekunden später die rote Karte. Der deutsche Nationalspieler soll Just, der ebenfalls eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt, beleidigt haben.
Kampf zwischen Lövgren und Just am Kreis. Stefan Lövgren erhält zum Entsetzen der Kieler eine Zeitstrafe. Henning Fritz protestiert und erhält erst eine Zeitstrafe und dann die rote Karte. |
Nikolaj Jacobsen macht per tollem Gegenstoß das 27:25. |
Mattias Andersson hielt in der ihm verbleibenden Viertelstunde sensationell. |
Die letzte Minute hatte es dann in sich: Tkaczyk brachte Magdeburg auf 29:31 heran, Pungartnik scheiterte an dem inzwischen im Tor stehenden Torsten Friedrich, Martin Boquist verlor den Ball und Tkaczyk traf erneut: Gegenstoßtor zum 30:31. Noch war 45 Sekunden zu absolvieren. Sieben Sekunden vor dem regulären Ende verlor der THW erneut das Leder und Tkaczyk tankte sich am Kieler Kreis durch. Klar, dass die Unparteiischen Dang / Zacharias unter dem Druck der 8400 aufgebrachten Zuschauer in der Bördelandhalle eine Sekunde vor Schluss auf Strafwurf entschieden. Doch wider Erwarten gab es kein Happy End für die Magdeburger, denn Mattias Andersson parierte den Siebenmeter gegen Stefan Kretzschmar und ging Sekunden später in einer weißen Jubeltraube unter.
Gregorz Tkaczyk tankt sich in der Schlusssekunde an den Kieler Kreis durch, die Schiedsrichter Dang / Zacharias entscheiden auf Strafwurf. Letzte Besprechung von Serdarusic mit Andersson. Kretzschmar tritt an... |
und Andersson pariert! Der Schwede geht Sekunden später in einer Jubeltraube unter. |
Beste Schützen beim THW waren Nikolaj Jacobsen (8/4) und Johan Pettersson (6/1). Für Magdeburg trafen Abati (8/5), Tkaczyk (6) und Sigurdsson (6) am besten.
Lesen Sie auch einen Artikel über den Nachklang in der schwedischen Presse.
Wir wussten, dass es von vornherein ein entscheidendes und geladenes Spiel werden würde, aber das ist nichts neues in Magdeburg. Wir hatten zweimal verloren, aber uns selbst gesagt, dass wir hinter den drei Spitzenmannschaften lauern und uns selbst in die Champions League spielen wollen. Wir wussten, dass wir die zwei verlorenen Punkte suchen mussten und wir haben sie hier gefunden.In der ersten Halbzeit haben wir versucht, unsere Vorgaben umzusetzen, was uns nicht ganz gelungen ist. Das hat in der zweiten Halbzeit besser geklappt. Als wir zum Schluss mit drei Toren geführt haben, hätte Magdeburg ausgleichen können - und das wäre vielleicht auch nicht unverdient gewesen.
Es war heute nicht unser Tag, wir haben viel langsamer gespielt als sonst. Wir haben nicht gut gespielt, und es tut zwar weh, aber Kiel hat nicht unverdient gewonnen. Unser Mittelblock war angeschlagen und Kiel hat das geschickt ausgenutzt. Wir hatten in den letzten Wochen diverse englische Wochen gespielt mit sechs bis neun Leuten. Es war abzusehen, dass wir Probleme bekommen würden. Kiel war heute besser - Glückwunsch Noka. Wir haben einfach nicht unseren Rhythmus gefunden.
Es war kein hochklassiges, aber ein sehr emotionales Spiel. Es war eine sehr schwere Partie in diesem Hexenkessel, da kochen die Emotionen hoch, aber wir haben uns gewehrt. Ein ganz großes Kompliment an die Mannschaft, sie hat couragiert gespielt und gefightet.Es war ganz wichtig, dass wir gewonnen haben, wir sind nun wieder dabei. Wir waren vorher die einzige Mannschaft, die nicht bei einem anderen Spitzenteam gewonnen hat.
Als Lövgren nach einem Foul am Boden lag und dann auch noch zwei Minuten bekommen hat, konnte ich mich nicht beherrschen und habe Stephan Just ein paar schlimme Worte gesagt. Das gehört sich nicht, und ich entschuldige mich dafür.Lesen Sie auch den Sonderbericht der KN zum Thema.
Wir können uns nun in der Meisterschaft nicht mehr viel erlauben, wenn wir oben mitspielen wollen. Den Siebenmeter am Ende wollte keiner werfen, Pech.[Gegenüber der Magdeburger Volksstimme:]
Ich hab's versaut, die Mannschaft schwer enttäuscht. Von mir hing es ab, ob wir noch einen Punkt holen. Es wäre bitter, wenn die Meisterschaft wegen eines Zählers entschieden wird, also dann wegen dieses einen Wurfs. Der Gedanke geht mir schon durch den Kopf. Aber Klasse, wie sich Fans und Mitspieler verhalten haben. Eigentlich wollte ich hoch werfen, aber der Ball klebte von dem vielen Harz geradezu in der Hand. Da Andersson zudem bei meinem ersten Siebenmeter, den er pariert hatte, hochgesprungen war, schien mir aus diesen beiden Gründen ein flacher Wurf die beste Option zu sein.
Diesmal war "Kretzsche" die tragische Figur, aber Magdeburg ist jetzt Dritter, weil er in dieser Saison zigmal der Held war, der Spiele fast allein entschieden hat.
Wir haben in der Deckung nie zu unserer Aggressivität gefunden. Jeder hat allein geackert. Der Substanzverlust der letzten Zeit machte sich bemerkbar. Uns fehlen Alternativen gegen so ein Topteam.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003:
Christian Zeitz stellte mit zwei knallharten Würfen die Weichen für den ersten Kieler Sieg gegen Magdeburg seit zwei Jahren. "Der ist nicht ganz dicht", lobte "Kretsche" auf die ihm eigene Art. |
Eine Viertelstunde zuvor hatte die mit 8400 Zuschauern restlos ausverkaufte Bördelandhalle ihre Siedetemperatur erreicht. Hätte sich zu diesem Zeitpunkt ein Huhn in diesen Hexenkessel gewagt, es wäre als Grillhähnchen wieder raus gekommen. Rot für Fritz, 25:23 für Magdeburg - der Kuchen schien verteilt. Seit Mai 2002 hatte das Team von Alfred Gislason 24 Bundesligaspiele in Folge gewonnen, was sollte also passieren? Doch der SCM hatten die Rechnung ohne Andersson gemacht. Der Schwede ließ das fassungslose Publikum acht Minuten auf einen Torjubel warten und hielt drei Siebenmeter. "Er hat die Kiste praktisch vernagelt", biss auch Kretzschmar auf Granit.
In der zweiten Halbzeit stand auch endlich die Kieler Abwehr besser. Engagiert und aggressiv ließen die Schützlinge von Noka Serdarusic kaum noch einen Wurf aus dem Rückraum zu. "Wir wollten uns hier nicht verstecken und das hat nach der Pause auch gut geklappt", meinte der THW-Coach. Lediglich den bulligen Sigfus Sigurdsson (6 Tore) bekamen die Zebras nie in den Griff. Vor der Halbzeit lag der THW zeitweise mit 10:15 zurück, blieb im Rückraum harmlos und fand nur über Kreisspieler Marcus Ahlm Zugang zum SCM-Tor.
Gesucht und gefunden: Lozano kam nach der Pause für den blassen Boquist und setzte Ahlm am Kreis immer wieder gut in Szene. |
"Wir hatten den stärkeren Willen und am Ende auch die größeren Kraftreserven", begann Nikolaj Jacobsen seine Abschiedstournee mit acht Toren. Dabei störte den Dänen auch der bullige SCM-Kapitän Steffen Stiebler nicht, der ihm bei jedem Siebenmeter einen Spruch mit auf den Weg gab. "Der hat mir Glück und ähnlichen Quatsch gewünscht", blieb der THW-Linksaußen ungerührt. "Ich will das letzte halbe Jahr genießen und Spaß haben."
Den hätten ihm die Magdeburger in einer dramatischen Schlussphase fast noch vermiest. 31:28 führten die Kieler kurz vor Schluss, auch weil der bis dato enttäuschende Christian Zeitz endlich sein Herz in beide Hände nahm und den überragenden Johannes Bitter im SCM-Tor mit zwei Treffern der Marke "Zeitz- Spezial" überwand.
Alles schien gelaufen, zumal bei den Magdeburgern zunehmend die Kräfte schwanden. Dann flog Zeitz für zwei Minuten runter und Grezgor Tkaczyk, der schon im letzten Jahr das Siegtor (30:29) erzielte, traf doppelt und wurde nach Auffassung des Unparteiischen Matthias Dang schließlich von Pungartnik siebenmeterreif gestoppt. "Der Kieler stand bei der Abwehr zwei Meter im Kreis", befand der Mainzer auch nach der Videoanalyse. "Ein billiger Siebenmeter", beendete Andersson weitere Diskussion über die Schiedsrichterleistungen, in dem er den Ball einfach hielt.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003)
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003:
Henning Fritz: "Bei mir sind einige Sicherungen durchgebrannt". |
"Ich dachte Stefan Lövgren ist schwer verletzt", meinte Fritz. "Da sind bei mir einige Sicherungen durchgebrannt." Der Magdeburger Stephan Just hatte dem THW-Kapitän den Ellbogen in die Rippen geknallt. Daraufhin beschimpfte Fritz den Übeltäter als geistig unterbelichtetes Borstentier. Sinngemäß. Fritz wählte ein rustikaleres Deutsch. "Die Schiedsrichter standen direkt daneben, das war nicht besonders clever", erkannte Fritz, der sich nach dem Spiel bei Just entschuldigte. THW-Coach Noka Serdarusic, für den Zeitstrafen wegen Meckerns ein rotes Tuch sind, nahm seinen Torhüter in Schutz. "Ich kann diese Reaktion verstehen. Er hat wohl als einziger dieses brutale Foul von Just richtig gesehen."
Zeigten Henning Fritz die rote Karte: Matthias Dang und Thorsten Zacharias. |
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003)
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