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23./24.11.2004 - Letzte Aktualisierung: 24.11.2004 Bundesliga

THW nach klarem Sieg über Magdeburg Tabellenführer

Fritz und Hagen mit überragenden Leistungen

Bundesliga, 11. Spieltag: 23.11.2004, Di., 20.00: THW Kiel - SC Magdeburg: 36:27 (17:15)
Update #1 KN-Spielbericht ergänzt...

Frode Hagen war gegen den SCM nicht zu stoppen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Frode Hagen war gegen den SCM nicht zu stoppen.
Der THW Kiel hat nach einer vor allem in der zweiten Halbzeit überzeugenden Leistung gegen den Titel-Mitfavouriten SC Magdeburg mit 36:27 (17:15) gewonnen. Durch den klaren Erfolg setzten sich die Zebras an die Spitze der Handball-Bundesliga. Beste Kieler waren Torhüter Henning Fritz, der mit 17 Paraden den SCM-Angriff vor unüberwindliche Probleme stellte, und Frode Hagen, der acht seiner insgesamt 11 Treffer in der zweiten Hälfte erzielt. Beim SC Magdeburg überragte Karol Bielecki mit 12/6 Toren.
Alles war angerichtet für ein großes Handballfest in der Kieler Ostseehalle, und die Gastgeber legten auch gleich los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Durch Treffer von Marcus Ahlm, Christian Zeitz und Martin Boquist gingen die Zebras schnell mit 3:0 in Front. Bis zur 8. Spielminute schaffte es der SCM nur dank zwei Siebenmetern vom in der ersten Halbzeit bärenstarken Karol Bielecki, den Rückstand auf den THW nicht größer werden zu lassen. Erst als Gislason beim Stand von 6:3 für die Gastgeber Jungnationaltorhüter Johannes Bitter durch Torsten Friedrich ersetzte, kamen die Magdeburger - vor allem allerdings durch überhastet abgeschlossene THW-Angriffe - Tor um Tor heran und gingen nach 12 Minuten durch das einzige Tor des ansonsten enttäuschenden Vugrinec mit 7:6 in Führung. Es sollte die einzige Führung für die bisher auswärts verlustpunktfreien Gäste bleiben.

Einer der wenigen Lichtblicke der Gäste: Shootingstar Christoph Theuerkauf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Einer der wenigen Lichtblicke der Gäste: Shootingstar Christoph Theuerkauf.
Ein Zwischenspurt der Zebras rückte schnell die Verhältnisse wieder zurecht. Fünf Tore in vier Minuten bedeuteten eine verdiente 11:7-Führung für den THW (18.). Immerhin war das Team von Noka Serdarusic schon jetzt das bessere von zwei selten hochklassig agierenden Teams - vor allen Dingen der wieder einmal bärenstarke Henning Fritz machte den Unterschied. Die Leistungsträger des SCM enttäuschten auf ganzer Linie, und einzig Kreisläufer Christoph Theuerkauf konnte neben Bielecki noch Akzente im Angriff setzen. Da es dem THW aber nie gelang, den Polen, der 9 seiner 12 Treffer in der ersten Halbzeit markierte, auszuschalten, blieb die Partie vorerst ausgeglichen, so dass Kiel nur mit einer Zwei-Tore-Führung in die Pause ging.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit bot sich den 10.250 Zuschauern in der wie immer ausverkauften Ostseehalle kein anderes Bild: Das weiterhin zerfahrene Spiel lebte von den Paraden der Torhüter Fritz und Bitter sowie größtenteils unkreativ vorgetragenen Angriffen beider Spitzenclubs. Nach 40 Minuten stand es 22:21 für die Gastgeber, ehe der THW - allen voran der in der zweiten Halbzeit überragende Frode Hagen - einen Gang zulegte. Der Norweger traf nun aus allen Lagen, und als dann auch dem zuvor äußerst unglücklich agierenden Christian Zeitz endlich seine Rückraumwürfe gelangen, war das Spiel innerhalb weniger Minuten entschieden. Über 26:21 (45.) und 30:23 (51.) ergab sich der SC Magdeburg wieder einmal seinem Schicksal - zumal der bemitleidenswerte Bitter im Tor auch nichts mehr anfasste und sein Gegenüber Henning Fritz noch weiter über sich hinauswuchs.

So gab es ob der Gewissheit, dass die Zebras wieder die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga übernehmen würden, Standing Ovations von den Rängen und eine Menge sehenswerter Treffer von Frode Hagen, der sich ein ums andere Mal durch die Magdeburger Abwehr ackerte und sich ein Sonderlob von Noka Serdarusic verdiente, dessen Fazit gelöst ausfiel: "Hätte mir vor der Partie einer gesagt, dass wir mit 9 Toren Unterschied gegen Magdeburg gewinnen würden, hätte ich ihn für verrückt erklärt!"

Aus kiel4kiel.de:

THW deklassiert Magdeburg - Tabellenführer

Der THW Kiel ist neuer Tabellenführer der Handball-Bundesliga. In einem zunächst zerfahrenen und ausgeglichenen Spitzenspiel schlugen die Zebras aufgrund einer begeisternden Schluss-Viertelstunde den SC Magdeburg mit 36:27 (17:15). Gegen insgesamt enttäuschende Gäste zeigten Torhüter Henning Fritz und Frode Hagen Weltklasse-Leistungen. Letzterer erzielte acht seiner insgesamt 11 Treffer in der zweiten Halbzeit und avancierte somit zum Matchwinner. "Wenn mir einer vor der Partie gesagt hätte, wir würden gegen den SCM mit neun Toren Unterschied gewinnen, hätte ich ihn für verrrückt erklärt", freute sich ein gelöster Trainer Noka Serdarusic.

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Hier geht's zu den Fotos vom Spiel gegen Magdeburg.

Stimmen zum Spiel:

SCM-Trainer Alfred Gislason:
Der THW hat hochverdient gewonnen, wir haben aber lange mitgehalten. Danach war ich sehr enttäuscht, da wir völlig die Linie verloren haben, Harakiri-Handball spielten und wild in der Gegend rumballerten. Ich hatte eigentlich erwartet, dass meine Führungsspieler das Spiel beruhigen würden. Das war aber nicht der Fall. Vugrinec wirkte wie ein Fremdkörper, Fritz hat stark gehalten.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Uns ist in den letzten15 Minuten alles gelungen, insgesamt war das Spiel aber ausgeglichen. Das Frode Hagen, der angeschlagen von der Nationalmannschaft zurück kehrte, 60 Minuten durchpowern könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Er hat sich ein Sonderlob verdient.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Ein guter Start in unseren Marathon war uns wichtig. 13 Spiele in 41 Tagen haben wir zu absolvieren, ich war deshalb heute begeistert, wie unser Team als Mannschaft aufgetreten ist. Es gibt in der Bundesliga keine Mannschaft mit soviel Potential wie die des SCM.
THW-Rückraumspieler Roman Pungartnik zur Pause:
Ein super Gefühl nach neun Monaten Pause und Reha. Endlich bin ich wieder dabei, ich hab Spaß!
SCM-Spieler Stefan Kretzschmar:
Uns fehlt momentan eine ganze Menge, ich wüßte nicht, was bei uns funktioniert. Karol Bielecki hat überragend gespielt, der Rest war schlecht: Abwehr, Torhüter, die Abstimmung zwischen Abwehr und Torhüter.

Man muss hier schnell spielen, um zu gewinnen, dabei nicht auf die Anzeigetafel schauen und ein hohes Risiko gehen. Wird sind auf einen überragenden Henning Fritz getroffen.

Wir müssen nun die Nerven behalten und weiter trainieren.

THW-Rückraumspieler Christian Zeitz:
Henning Fritz hat überragend gehalten, wenn es gegen Magdeburg geht, ist er immer heiß. Frode Hagen hat in der ersten Halbzeit überragend gespielt, aber wir waren auch in der Abwehr sehr gut. Noka hat uns wieder enorm gut eingestellt.

11. Spieltag: 23.11.04, Di., 20.00: THW Kiel - SC Magdeburg: 36:27 (17:15)

Logo THW Kiel:
Andersson (1 Siebenmeter, 0 Paraden), Klockmann (1 Siebenmeter, 0 Paraden), Fritz (1.-60., 17 Paraden); Preiß (4), Pettersson (6/5), Lundström (2), Pungartnik, Hagen (11), Petersen (n.e.), Lövgren (n.e.), Wagner (2), Ahlm (2), Schindler (n.e.), Boquist (4), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Logo SC Magdeburg:
Bitter (1.-8., 17.-60., 7 Paraden), Friedrich (8.-17., 1 Parade); Theuerkauf (4), Grafenhorst (1), Vugrinec (1), Tkaczyk (4), Schöne, Bielecki (12/6), Sprenger, Stiebler, Just, Atlason, Abati (2), Kuleschow, Sigurdsson (1), Kretzschmar (2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Damian (Bingen) / Wenz (Mainz)
Zeitstrafen:
THW: 2 (2x Zeitz (9., 40.)) ;
Magdeburg: 4 (Sigurdsson (28.), Bielecki (30.), Stiebler (40.), Theuerkauf (55.))
Siebenmeter:
THW: 5/5 ;
Magdeburg: 6/6
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0, 6:3, 6:7 (12.), 11:7 (17.), 12:10, 15:12, 15:14 (28.), 17:15 ;
2. Hz.: 20:17, 21:20 (39.), 26:21 (44.), 30:23, 36:26, 36:27
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2004:

Kiel zog den "Gladiators" den Zahn

36:27 - Große Show von Hagen und Fritz
Kiel - Der THW Kiel ist neuer Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Aber nicht nur das. Die Art und Weise, in der die Kieler den SC Magdeburg gestern Abend mit 36:27 (17:15) in kleine Puzzlesteine zerlegte, war beeindruckend. Bis Mitte der zweiten Halbzeit konnten die Gäste dank ihres zwölffachen Torschützen Karol Bielecki noch mithalten. Dann begann die große Show von Torhüter Henning Fritz.

Der Nationaltorhüter, einst in Diensten der Magdeburger, schloss sein Tor einfach ab und ließ in den letzten 20 Minuten nur noch sieben Treffer zu. Mit unglaublichen Reflexen packte er bei fast jedem Angriff von Stefan Kretzschmar & Co ein Stoppschild aus. Und im Angriff erwischte Frode Hagen einen Abend mit Sahnehäubchen. Elf Tore warf der Norweger, der sich immer wieder zwischen den Abwehrtürmen der "Gladiators" durchwühlte. Er kam angeschlagen von einer Länderspielreise zurück, biss die Zähne zusammen und machte sein bestes Spiel in Diensten des THW Kiel.

Ein verzweifelter SCMCoach Alfred Gilason probierte die halbe Mannschaft als Gegenspieler für Hagen aus - vergeblich. "Wir hätten hier gewinnen können", stammelte ein verzweifelter Christoph Theuerkauf nach dem Schlusspfiff. "Aber wir haben einfach scheiße gespielt." Mehr wollte der erst 20-jährige Kreisläufer der Gäste nicht sagen. Er war restlos bedient. "Bei uns stimmt es im Moment nur außerhalb des Platzes", erkannte Kretzschmar, dessen Spiel sich seiner neuen Frisur anpasste. Beides war unauffällig. "So gehören wir nicht zu den Top-Teams."

Mit einer Beton-Abwehr hatten die Magdeburger in den letzten Jahren ihre Gegner verzweifeln lassen. In dieser Saison hat die Mischung noch zu viel Sand abbekommen. Einen rabenschwarzen Abend erlebte Torwart Johannes Bitter, dem die Bälle nur so um die Ohren flogen. Sein Kollege Torsten Friedrich durfte sein Können nur drei Minuten zeigen, dann knallte ihm Christian Zeitz einen Ball an den Knopf. Aus Versehen natürlich, aber das machte den Treffer des stark aufspielenden Linkshänders nicht weniger schmerzhaft. Mit Brummschädel hockte Friedrich auf der Bank und das Spiel seiner Kollegen konnte die Kopfschmerzen auch nicht vertreiben. "Ich bin schwer enttäuscht", schimpfte Gislason. "Von Führungsspielern wie Kuleschow, Kretzschmar oder Tkaczyk erwarte ich, dass sie Ruhe ins Spiel bringen." Stattdessen hätten sie großen Anteil daran, dass sein Team am Ende "Harakiri-Handball" spielte.

Im Angriff verließen sich die Magdeburger auf die unglaubliche Wurfkraft von Karol Bielecki, der in seinem ersten Leben ein Katapult gewesen sein muss. Doch sobald der 22-Jährige den Ball nicht werfen, sondern abspielen sollte, war es mit der Herrlichkeit des polnischen Nationalspielers schnell vorbei.

Hätte der SCM seine Ersatzspieler als zweite Mannschaft in der Bundesliga angemeldet, sie würden sich locker für den EHF-Cup qualifizieren. Doch Gislason konnte rotieren wie er wollte - aus Stars wurde keine Mannschaft. Ganz anders die Kieler, die in der Abwehr mit Herz kämpften und ihre Angriffe cool abspulten. Martin Boquist war mehr als ein Ersatz für Stefan Lövgren und bei Zeitz erinnerte nur die Rückennummer an den jungen Mann, der in der letzten Saison noch aus allen Lagen aufs Tor hämmerte. Schöne Anspiele, viel Übersicht, und wenn der 24-Jährige einmal abzog, rauschte der Ball mit Bielecki-Geschwindigkeit ins Tor.

Als Fritz und Hagen den Magdeburgern erst einmal den Zahn gezogen hatten, gaben sie sich sogar ganz auf. "Ich war überrascht, wie platt die waren", meinte THW-Linksaußen Johan Petersson. "Da fehlte am Ende der Wille."

Kaum zu glauben, dass dieses Team bei einem Tor Rückstand (20:21/40.), Ballbesitz und Überzahl dem Erfolg ganz nah war. "Da habe ich nass und verschwitzt gehofft, wir würden am Ende mit einem Tor gewinnen", ließ sich THW-Coach Noka Serdarusic ganz gegen seine Gewohnheiten zu einem Lob für einen einzelnen Spieler hinreißen. "Was Frode heute gemacht hat, war sensationell."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2004)


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