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17./19.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 19.12.2005 Bundesliga

Zebras gewinnen dramatischen Schlagabtausch beim TBV Lemgo

Bundesliga, 7. Spieltag: 17.12.2005, Sa., 15.00: TBV Lemgo - THW Kiel: 34:36 (15:12)
Update #3 Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt...

Mattias Andersson hatte mit 22 Paraden allen Grund zum Jubeln.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mattias Andersson hatte mit 22 Paraden allen Grund zum Jubeln.
Der THW Kiel ist in der Handball-Bundesliga weiterhin voll auf Kurs. Am Samstag Nachmittag gewannen die Zebras einen dramatischen Schlagabtausch beim TBV Lemgo mit 36:34 (12:15). Dabei steigerten sich die Kieler nach der Halbzeit in einen wahren Spielrausch, vor allem Nikola Karabatic mit zehn Toren und Mattias Andersson mit insgesamt 22 Paraden drehten nach dem 12:15-Pausenrückstand die Partie.
Dass es ein schwerer Gang werden würde, war bereits nach nur vier Minuten klar. Zu diesem Zeitpunkt führte der TBV bereits mit 5:1 und sowohl Lundström als auch Kavticnik waren per Siebenmeter am überragenden Carsten Lichtlein im TBV-Tor gescheitert.
In der ersten Halbzeit machte Nationaltorhüter Carsten Lichtlein dem THW zu schaffen.
Klicken Sie zum Vergrößern! In der ersten Halbzeit machte Nationaltorhüter Carsten Lichtlein dem THW zu schaffen.
Am Ende der ersten Hälfte hatte dieser noch zwei weitere Strafwürfe von Karabatic und Hagen entschärft sowie mit acht weiteren Paraden die Kieler Angreifer entnervt. Da aber auch Mattias Andersson im Kieler Tor einen guten Tag erwischt hatte, blieb der THW immer in Reichweite, obwohl Christian Schwarzer eine Weltklasse-Leistung zeigte: Gleich acht Mal traf der ehemalige National-Kreisläufer vor dem Pausenpfiff ins Kieler Gehäuse, ließ sich auch im Unterzahl-Spiel nicht beirren und stellte die THW-Abwehr vor große Probleme. Die Zebra-Offensive hatte hingegen nicht nur mit Lichtlein, sondern auch mit der hart zupackenden Lemgoer Abwehr zu kämpfen. Lediglich Marcus Ahlm gelang es häufig, den TBV-Abwehrriegel zu durchbrechen. Dennoch: Nach dem 5:5 (11.) blieben die Gastgeber stets in Führung, mit mehr als drei Toren Vorsprung konnten sie indes nicht enteilen. Mit einem 12:15-Rückstand gingen die Zebras dann auch in die Kabinen.

Die drei sicher verwandelten Siebenmeter von Stefan Lövgren sorgten für den Umschwung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die drei sicher verwandelten Siebenmeter von Stefan Lövgren sorgten für den Umschwung.
Ausgeglichen begannen die zweiten 30 Minuten. Als Hagen in Unterzahl zum 15:17 traf, blies der THW zur Aufholjagd. Großen Anteil daran hatte auch Stefan Lövgren: Der THW-Kapitän übernahm nun die Bürde der Strafwürfe, sicher verwandelte er alle drei Versuche und trug so zur "Entzauberung" Carsten Lichtleins bei, der nicht mehr an die tolle Vorstellung der ersten Hälfte anknüpfen konnte. Auf der Gegenseite steigerte sich Mattias Andersson. Der Kieler Torhüter entschärfte reihenweise Bälle, nach Kehrmanns 19:17 (38.) gelang dem TBV drei Minuten kein Torerfolg mehr. Da das Spiel nun immer rasanter wurde, nutzten die Kieler diese relativ kurze Phase, um erstmals in Führung zu gehen. Karabatic, zweimal Lövgren per Siebenmeter und Kavticnik per Tempogegenstoß kippten den Spielverlauf, denn urplötzlich führte der THW mit 21:19 (41.).

Nikola Karabatic zeigte mit seinen zehn Toren einmal mehr, wie wertvoll er für den THW ist.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic zeigte mit seinen zehn Toren einmal mehr, wie wertvoll er für den THW ist.
Lemgo ließ sich jedoch zu keiner Zeit abschütteln, beim 23:24 waren die Lipperländer wieder dran. Die Zebras reagierten darauf im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft, erhöhten erneut das Tempo und hatten in Karabatic einen treffsicheren Rückraumschützen. Trotzdem glich die Partie nun einem Auf und Ab, der THW zog zum Teil mit fünf Treffern davon, doch Lemgo kam immer wieder zurück. Nach Ahlms Tempogegenstoß zum 30:25 (50.) schienen die Punkte endgültig in Richtung Kiel abzuwandern. Doch der treffsichere Jicha, Christophersen und Binder verkürzten auf 28:30 (52.).

Dann folgte die unglaubliche 54. Minute, die als Musterbeispiel für modernen Tempohandball in jedem Lehrfilm auftauchen könnte. Szilagyi eröffnete mit dem 32:28 den Torreigen, wegen Reklamierens musste Lundström im Anschluss an diesen Tempogegenstoß für zwei Minuten auf die Bank. Gleich in der ersten seiner "Strafminuten" konnte er vier Tore bestaunen. Sebastian Preiß mit seinem einzigen Torerfolg, Jicha und Ramota trafen für den TBV, Ahlm für die Zebras. Beim 33:31 aus Sicht der Kieler war fünf Minuten vor dem Ende aber immer noch nichts entschieden.

Nun kam die große Zeit des
Jubel beim THW nach dem hart erkämpften Sieg in Lemgo.
Jubel beim THW nach dem hart erkämpften Sieg in Lemgo.
Mattias Andersson: Der THW-Torhüter parierte gegen Binder, Jicha, Kehrmann und Stephan. Diese Steilvorlagen nutzten seine Mitspieler. Zwar konnte Kehrmann, der nach einem Zusammenprall mit Lundström nur unter großen Schmerzen weiter spielen konnte, beim 33:35 (58.) erneut den Anschluss herstellen, doch Karabatic machte mit dem 36:33 endgültig alles klar. Routiniert ließen die Zebras nun die Zeit verstreichen und freuten sich über eine ganz starke Vorstellung in der zweiten Halbzeit. Durch den Erfolg verteidigte der THW nicht nur zwei wichtige Punkte im Topspiel, sondern auch die Tabellenführung. Lange jubeln dürfen die Zebras darüber allerdings nicht: Bereits am Dienstag folgt mit dem Heimspiel gegen den SC Magdeburg der nächste "Kracher" im von Highlights dominierten Dezember.

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 

Aus kiel4kiel.de:

Mattias Andersson hält den THW auf Kurs - Sieg in Lemgo

Ein bärenstarker Mattias Andersson sicherte dem THW Kiel den Verbleib an der Tabellenspitze: Mit 22 Paraden war der schwedische Torhüter maßgeblich am ersten Bundesliga-Sieg der Zebras in Lemgos Lipperlandhalle seit über fünf Jahren beteiligt. Nach einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang, in dem Kapitän Stefan Lövgren nach zweieinhalbwöchiger Verletzungspause zumindest am Siebenmeterpunkt sein Comeback gab, gewann der THW letztlich verdient mit 36:34 (12:15) und schoss den TBV Lemgo somit endgültig aus dem Meisterschaftsrennen.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Noka Serdarusic wie gewohnt emotional.
Klicken Sie zum Vergrößern! Noka Serdarusic wie gewohnt emotional.
Wir wussten, dass es hier schwer wird. Schon beim Pokalspiel konnten wir sehen, was uns in Lemgo erwarten würde. Der TBV ist ein cleveres, eingespieltes Team, das sich blind versteht. Unsere Art ist es, über 60 Minuten volles Tempo zu gehen. Wir wussten, dass Lemgo dieses Tempo nicht würde mithalten können. In der ersten Hälfte hatten sie jedoch das Glück, dass Carsten Lichtlein vier Siebenmeter und einige hundertprozentige Chancen halten konnte - sonst wären wir zur Pause bereits in Führung gewesen. 24 Tore in der zweiten Halbzeit sagen über unser Spiel eigentlich alles aus. Den Sieg haben wir uns erarbeitet und verdient.

TBV-Spieler Florian Kehrmann:
Ich bin natürlich enttäuscht. Wir hatten uns heute viel vorgenommen, aber unsere Chancen nicht genutzt, die wir zweifelsohne hatten. Wir wollten mit einem Sieg versuchen, oben dran zu bleiben, die Niederlage wirft uns natürlich zurück. In den letzten Wochen haben wir zweimal gezeigt, dass wir mit Kiel mithalten können - wir haben nur vorne die Bälle nicht reingemacht.

7. Spieltag: 17.12.05, Sa., 15.00: TBV Lemgo - THW Kiel: 34:36 (15:12)

Logo TBV Lemgo:
Lichtlein (1.-44., 50.-55., 17 Paraden), Zereike (45.-50., 55.-60., 2 Paraden); Christophersen (1), Stephan (2), Preiß (1), Schwarzer (10), Hallgrimsson, M. Ramota (1), Zerbe (2), Kehrmann (7), Binder (2), Baur, Jicha (8); Trainer: Mudrow
Logo THW Kiel:
Fritz (1 Siebenmetre, 1 Parade), M. Andersson (1.-60., 22 Paraden); Linders (n.e.), K. Andersson (4), Lundström (2), Kavticnik (1), Hagen (2/1), Lövgren (3/3), Wagner (n.e.), Ahlm (7), Szilagyi (7), Zeitz (n.e.), Karabatic (10); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Fleisch / Rieber (Ostfildern-Vellingen/Nürtingen)
Zeitstrafen:
Lemgo: 5 (2x Stephan (4., 27.), Preiß (26.), Christophersen (38.), Schwarzer (45.));
THW: 3 (K. Andersson (33.), Szilagyi (45.), Lundström 54.))
Siebenmeter:
Lemgo: 1/0 (Fritz hält Stephan (10.))
THW: 8/4 (Lichtlein hält Lundström (3.), Kavticnik (4.), Karabatic (13.) und Hagen (27.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:1 (2.), 4:1 (5.), 4:3 (8.), 5:3 (9.), 5:4 (9.), 7:5 (12.), 9:6 (17.), 9:7 (18.), 10:8 (20.), 11:9 (21.), 12:10 (24.), 15:12
2. Hz.: 16:12, 17:14, 18:16 (37.), 19:17 (38.), 19:21 (41.), 22:24 (44.), 23:26 (46.), 25:27 (49.), 25:30 (50.), 28:30 (52.), 28:32 (54.), 31:33 (55.), 31:35 (56.), 33:35 (58.), 34:36
Zuschauer:
5000 (ausverkauft) (Lipperlandhalle, Lemgo)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2005:

Müde Lemgoer hatten die Zukunft zu Gast

Jung und dynamisch: THW brillierte beim 36:34 als Gegenentwurf zum Ex-Meister
Lemgo - Handballmeister THW Kiel nahm am Sonnabend in der mit 5000 Zuschauern ausverkauften Lipperlandhalle auch die hohe Auswärtshürde TBV Lemgo. Mit dem 36:34 (12:15)-Sieg festigten die Zebras ihren Platz an der Tabellenspitze und sind dank der Gummersbacher 28:38-Niederlage in Magdeburg alleiniger Spitzenreiter.

14,5 Millionen Euro hat der TBV in seine runderneuerte Heimstätte gesteckt. Eine Investition in die Zukunft, die viel Glanz ausstrahlt. Allerdings leiden die Verantwortlichen der Ostwestfalen unter einem Problem: Die Mannschaft verblasst hinter ihrer strahlenden Verpackung. Nur drei der letzten 18 Spiele gegen die so genannten Großen der Liga gingen siegreich aus. So fragten die Verantwortlichen vor der zur Schlüsselpartie hoch stilisierten Partie gegen Kiel öffentlich: "Wo gehören wir hin?" Nach der bitteren Niederlage kann die Antwort nur heißen: Nicht mehr in den Kreis der heißen Anwärter auf die Champions-League-Ränge.

Marcus Ahlm und Volker Zerbe am Kreis.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm und Volker Zerbe am Kreis.
Die biologische Uhr tickt unaufhörlich, der Stamm des einstigen "TBV Deutschland" ist schlicht überaltert. Zwar lieferten Stephan, Schwarzer, Zerbe und Co. dem THW vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand einen packenden Kampf, trotzten dem Meister auch eine Drei-Tore-Halbzeitführung ab. Aber als die Entscheidung eingeläutet wurde und der THW seine Muskeln spielen ließ, blieb der einstige Lemgoer Handball-Stolz abgekämpft in den Startlöchern kleben. Manager Fynn Holpert wiegelt noch ab. Man müsse sehen, wie Gummersbach den schweren Monat Dezember überstehe. "Ist der VfL nicht so stabil, greifen wir wieder ein." Volker Mudrow nickte zustimmend, der Blick des TBV-Trainers aber sprach eine andere Sprache. Er weiß: Der einstige Bundesliga-Platzhirsch hält sich zurzeit nur an Durchhalteparolen fest.

Christian Schwarzer traf für den TBV zehn Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Schwarzer traf für den TBV zehn Mal.
Die Zukunft stand am Sonnabend auf der Gegenseite. Sie ist jung, trug Schwarz-weiß und packte erneut ihre positiven Tugenden aus. Das sind Leidenschaft, Athletik gepaart mit Spielkunst und Mut zum bedingungslosen Tempobolzen. Dass die Niederlage zum Wesen des Spiels gehört, bekamen die sieggewohnten Kieler trotzdem eine Halbzeit lang vor Augen geführt. TBV-Torhüter Carsten Lichtlein war Schuld. Der Nationalspieler legte das Kieler Nervenkostüm mit vier gehaltenen Siebenmetern in Falten und hielt in den ersten 30 Minuten insgesamt 14 Bälle an. Außerdem setzten Christian Schwarzer (10 Tore) und Neuzugang Filip Jicha (8) der THW-Deckung zu. Die Zebras trafen in der ersten Halbzeit zwölfmal ins Schwarze, wenig wie lange nicht. "So wie wir bisher in dieser Saison gespielt haben, war das sehr unverständlich für mich", wunderte sich Noka Serdarusic.

Lautstarke Unterstützung: 300 THW-Fans reisten mit nach Lemgo.
Klicken Sie zum Vergrößern! Lautstarke Unterstützung: 300 THW-Fans reisten mit nach Lemgo.
Kiels Trainer und der rund 300-köpfige Anhang wurden in der zweiten Hälfte mit doppelter Trefferzahl entschädigt. "Wir haben einfach so weiter gemacht wie zu Beginn, aber unsere Chancen endlich genutzt", erklärte Nikola Karabatic. Der Franzose war mit zehn Toren Speerspitze des wuchtigen und nimmermüden THW-Rückraumes, Kim Andersson (4) und Viktor Szilagyi (7) gönnten der TBV-Abwehr ebenfalls keine ruhige Minute. "Wir gehen immer volle Pulle, natürlich passieren ein paar Fehler", schnaufte Kim Andersson, "aber am Ende haben wir die Nase vorn."

Kim Andersson kam in der zweiten Halbzeit in Fahrt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson kam in der zweiten Halbzeit in Fahrt.
Die Wende erzwangen die Zebras um die 40. Minute, als sie Lemgos 19:17 in die eigene 21:19-Führung drehten. Maßgeblich beteiligt waren Torhüter Mattias Andersson, der einer starken ersten Halbzeit eine weltklasse zweite folgen ließ - und Stefan Lövgren. Dreimal streifte Kiels Rekonvaleszent seine Trainingsjacke ab, dreimal setzte er den Ball vom Punkt aus in die Maschen: Kiels Siebenmeterflaute war begraben, Lemgos Gegenwehr ermattete zusehends, und in der 51. Minute stand's 30:25. Zwar brachten Unaufmerksamkeiten die Gastgeber noch einmal auf zwei Tore heran, der Sieg aber geriet nicht mehr ernsthaft in Gefahr. "Lemgo war fix und fertig", so Stefan Lövgren. Eine treffliche Analyse momentaner TBV-Probleme.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2005)


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