28./29.11.2005 - Letzte Aktualisierung: 29.11.2005 | DHB-Pokal |
Update #2 | Weiteren KN-Vorbericht, Vorbericht und Hingtergrundartikel von Living Sports ergänzt... |
Gegner des THW: Der TBV Lemgo.
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Ex-Zebra im Dress des TBV: Sebastian Preiß
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Bisher verlief die Saison für den TVB mitnichten nach Plan. Aufgrund der vielen verletzten Leistungsträger musste Lemgo beim HSV und in Gummersbach in Unentschieden einwilligen, in Göppingen verlor man ebenso wie zuhause gegen den SC Magdeburg. Dennoch steht man nach den zuletzt klaren Siegen gegen Düsseldorf und Melsungen 18:6 Punkten auf Platz sechs der Bundesliga-Tabelle - und damit immer noch in Reichweite des THW, der SG Flensburg-Handewitt,
Treffsicherer Neuzugang: Filip Jicha.
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THW gegen Lemgo - ein wahres Spitzenspiel erwartet die Fans in der Ostseehalle, zumal der THW eine einzigartige Serie zu verteidigen hat: Seit dem 21.11.1990 sind die Kieler im DHB-Pokal auf heimischem Terrain ungeschlagen. Wohl auch wegen dieser Brisanz hat sich das DSF entschieden, die Begegnung ab 19.45 Uhr live zu übertragen. Als Co-Kommentator fungiert erneut Bob Hanning, der seine Sicht der Brisanz bereits geäußert hat: "Der DHB-Pokal ist vor allem für Lemgo, das in diesem Jahr in der Bundesliga nicht ganz oben anzugreifen scheint, eine sehr wichtige Aufgabe. Ich denke, dass der TBV alles daran setzen wird, sich über diesen Wettbewerb für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Dennoch glaube ich, dass Kiel in der eigenen Halle Favorit ist."
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht und den living sports-Hintergrundartikel. Lesen Sie bitte auch das living-sports-Interview mit Sebastian Preiß.
Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten vom 28.11.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Kein Zweifel, das Spitzenspiel der vierten Hauptrunde um den DHB-Pokal steigt Dienstag Abend in der Ostseehalle: Der THW Kiel trifft im Achtelfinale auf TBV Lemgo. Auf dem Weg ins Final Four nach Hamburg wartet also die nächste schwere Hürde auf die Zebras. Ausgerechnet Thorsten Storm zeichnet für diese Ansetzung verantwortlich.
Die SG Flensburg-Handewitt gewann zuletzt drei Jahre in Folge den DHB-Pokal, dieses Mal aber scheiterte der Cup-Verteidiger bereits in Runde zwei am THW Kiel (siehe Spielbericht). Deswegen durfte der SG-Geschäftsführer auch als "Losfee" die Partien für das bevorstehende Achtelfinale ziehen. Storm griff ganz tief in die Trommel - und bescherte dem Erzrivalen THW Kiel einen erneuten schweren "Pokal-Kracher". Herzlich willkommen in der Ostseehalle!
Damit kommt es zur Neuauflage des letztjährigen Viertelfinales, welches der THW Kiel mit 33:30 für sich entscheiden konnte. In der Ostseehalle wird es zudem ein Wiedersehen mit Ex-Zebra Sebastian Preiß geben, der inzwischen die Seiten gewechselt hat. Dennoch kommt dieses "Hammer-Los" für Uwe Schwenker zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Angesichts des vollen Terminkalenders hätte sich der THW-Manager eine einfachere Hürde gewünscht. "Erst gegen Lemgo und gleich danach das Achtelfinale in der Champions League. Das wird hart", blickt Schwenker voraus.
"Das ist ein wahrlich ein Hammerlos", meint auch Kapitän Stefan Lövgren. "Aber es macht Spaß, ab und zu auf die richtigen Gegner zu treffen." Dem Papier nach schätzt der Schwede Lemgo sogar stärker ein als den kommenden Champions League Gegner Paris. Im Kieler Lager ist man angesichts der jüngsten Bundesliga-Auftritte zuversichtlich. Nach dem Düsseldorf-Spiel am vergangenen Dienstag durften die Zebras zudem ein wenig durchatmen. "Das zurückliegende Wochenende hatten wir frei. Kein Spiel, kein Training - das war sehr angenehm. So etwas braucht man auch, wenn man sonst fast alle drei Tage ein Spiel hat", befindet nicht nur Pelle Linders. "Die Spiele gegen Lemgo und Paris sind schwere Herausforderungen, doch ich glaube trotzdem, dass wir das schaffen."
Und dennoch ist der THW Kiel gewarnt. "Der TBV Lemgo ist immer gefährlich - egal wo und wann und wie", weiß auch Viktor Szilagyi. Die Lipperländer seien in der Deckung stark und spielen schnelle Konter - da müsse der THW aufpassen. "Wir sind froh, dass es ein Heimspiel für uns ist, doch das gibt uns noch lange keine Sicherheit", so Szilagyi.
In der Bundesliga-Serie rangiert der TBV Lemgo derzeit auf Rang fünf und erwies sich bislang mit 12:4 Punkten in der Fremde als sehr auswärtsstark. Für Schlagzeilen aus Ostwestfalen sorgten jüngst aber vielmehr zwei Personalgeschichten. Während Marcus Baur in den vergangenen Tagen sein Comeback als Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft feierte, gab Daniel Stephan seinen endgültigen Rückzug aus dem DHB-Team von Heiner Brand bekannt.
Weiter für den TBV am Ball: Daniel Stephan
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Daniel Stephan dagegen zollt seinen gesundheitlichen Problemen Tribut und erklärte vor einer Woche seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. "Mein Körper lässt diese Mehrfachbelastung einfach nicht mehr zu. Vor allem die Schmerzen im Ellenbogen sind inzwischen chronisch. Ich glaube nicht an Wunder, deshalb ziehe ich den Schlussstrich unter meine internationale Karriere", erklärte der Welthandballer von 1998. Seinen bis 2008 laufenden Vertrag beim Bundesligisten TBV Lemgo will Stephan allerdings möglichst erfüllen. "Ich glaube, dass ich diesen Rhythmus noch schaffe", meinte er: "Aber ein großes internationales Turnier mit acht Spielen in zehn Tagen wäre für meinen Körper nicht mehr möglich."
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Vor einigen Jahren galt der TBV Lemgo noch als Hoflieferant der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Im Kader der Europameisterschaft 2004 standen sechs Spieler aus dem Team von Trainer Volker Mudrow. Für den diesjährigen Supercup griff Bundestrainer Heiner Brand nur auf vier Spieler aus dem Lipperland zurück. Doch heißt das nicht, dass die Lemgoer in Sachen Nachwuchsarbeit und deutscher Talentförderung nicht mehr konzentriert zu Werke gehen.
Ein Beispiel dafür ist der erst 21-jährige Kreisläufer Andre Kropp, der in diesem Jahr aus der eigenen Nachwuchsabteilung in den Bundesligakader stieß. Die Chancen, die ihm durch Kurzeinsätze gegeben werden, versucht der Youngster zu nutzen. Er weiß aber auch, dass mit Christian Schwarzer und Sebastian Preiß noch zwei starke Konkurrenten vor ihm stehen: "Bescheidenheit ist sicherlich nicht falsch, wenn man zu den Profis kommt. Ich bin zwar ehrgeizig und will weiterkommen, aber man sollte sich natürlich auch in die bestehende Hierarchie einordnen, das macht die Sache wesentlich leichter."
Ein weiterer Kreisläufer in Reihen des TBV Lemgo dürfte den THW Fans noch aus den letzten Jahren bekannt sein. Sebastian Preiß, der von 2001 bis 2005 der Zebraherde angehörte, wechselte in der Sommerpause nach Lemgo und teilt sich dort mit Christian Schwarzer die Position in der gegnerischen Abwehr. In der Nationalmannschaft gehört der 24-Jährige zu den potentiellen Nachfolgern seines Lemgoer Kollegen Schwarzer.
In der Bundesliga ist das Konzept des "TBV Deutschland" zuweilen einigermaßen erfolgreich. In der Tabelle stehen die Ostwestfalen auf Platz fünf, gaben aber einige Punkte unnötig ab. Gegen die bekanntermaßen starke Mannschaft von Frisch Auf! Göppingen setzte es auswärts eine bittere 33:32 Niederlage und gegen die Konkurrenten aus dem oberen Tabellendrittel gab es bislang auch nicht viel zu holen. Im EHF-Pokal konnte das Team allerdings souverän ins Achtelfinale einziehen und hat dort mit Perutnina Pipo IPC Cakovec aus Kroatien einen eher unbekannten Gegner.
Im DHB-Pokal ereilte das Team wieder einmal das Los, auswärts beim THW Kiel antreten zu müssen. Im vergangenen Jahr trafen beide Teams im Viertelfinale des Wettbewerbs aufeinander, in dem die Zebras nach einem Nerven aufreibenden Spiel die Nase knapp vorne hatten und mit 33:30 gewannen. Damals war Kreisläufer Sebastian Preiß mit drei Toren am Ausscheiden der Lemgoer aus dem Pokal beteiligt. Heute steht der 24-Jährige auf der Gegnerseite und möchte natürlich seinen alten Arbeitgeber nur als Zwischenstation fürs darauf folgende Viertelfinale nutzen. Preiß ist jedoch der Meinung, dass "Kiel in diesem Spiel Favorit ist."
Auch die Bilanz im deutschen Pokal spricht knapp für die Kieler. In insgesamt acht gespielten Partien gingen die Zebras fünf Mal als Sieger vom Platz, nur dreimal schaffte es der TBV Lemgo in die nächste Runde einzuziehen. Doch lässt sich das Team um Rechtsaußen Florian Kehrmann sicherlich nicht von solchen Statistiken aus der Ruhe bringen.
Auch wenn der TBV Lemgo in dieser Serie keinen Glanzstart hingelegt hat, so zählt der Meister von 1997 und 2003 dennoch nach wie vor zu den Aushängeschildern der Bundesliga. Ob die Kraft allerdings für einen Sieg gegen die Zebras reicht, bleibt dahin gestellt, denn es spricht noch eine weitere Statistik für die Kieler: Seit November 1990 haben die Zebras in der Ostseehalle im DHB-Pokal nicht verloren. Und diese Serie lässt sich die Mannschaft mit Sicherheit nicht kampflos zerstören.
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2005:
Das Foto ist in einer Schulsporthalle entstanden. Lässig lehnt Daniel Stephan an einer Backsteinwand, den Kopf Gedanken verloren in die Ferne gerichtet. Das durch die Glasbausteine einfallende Licht gibt dem Motiv einen stark melodramatischen Anstrich. Ergänzt wird die ganzseitige Anzeige eines Sportartikelausrüsters im Hallenmagazin zum Länderspiel gegen Slowenien mit einem vielsagenden Zitat. "Man hat immer ein spontanes Gefühl. Doch dann muss man sich entscheiden. Immer bewusst. Nie zufällig. Eigenständig. Für mich heißt das Verantwortung. Für meinen Sport. Meine Mannschaft. Auch für mich." Daniel Stephan und sein überraschender Abgang aus der Nationalmannschaft waren zuletzt das alles beherrschende Thema in Lemgo.
Beim 36:25 Sieg in Melsungen hatte der 32-jährige Mittelmann gegen die unorthodoxe 4:2-Deckung nicht nur als genialer Stratege sondern auch als überragender Torschütze geglänzt. Mit 12/5 Treffern gelang ihm eine der besten Torquoten in seiner zwölfjährigen Bundesligakarriere. Noch in der Nacht reiste Stephan zur Nationalmannschaft, in die er erstmals seit über einem Jahr wieder berufen wurde. Doch statt des von allen Handball-Fans erhofften Comebacks erfolgte zwei Tage später auf einer eiligst einberufenen Pressekonferenz in der Dortmunder Westfalenhalle das endgültige Aus. "Es ist zwar bitter und enttäuschend. Doch die Vernunft hat gesiegt", verwies der gebürtige Rheinhausener auf die sich seit den Olympischen Spielen in Athen latent haltenden Ellenbogenprobleme. Wiederholte Spritzenkuren und Aufbaupräparate konnten den Verschleiß nicht stoppen. "Der Knorpel ist angegriffen. Es steckt eine fortschreitende Arthrose im Arm."
Stephan will sich fortan einzig und allein auf die Erfüllung seines noch bis 2008 laufenden Vertrages beim TBV Lemgo konzentrieren. Im Klub hat er in enger Abstimmung mit Trainer Volker Mudrow einen dosierten Trainingsplan erarbeitet, wonach er an mindestens drei Tagen in der Woche ohne Ball mittrainiert. Nach der bitteren Lemgoer Last-Minute-Niederlage in Göppingen war der TBV-Spielmacher gar zu einer fünftägigen Pause gezwungen. Stephan will nur noch punktuell Akzente setzen. Zum Beispiel morgen in der Ostseehalle. Ein Match, auf das auch Sebastian Preiß brennt. Das Ex-Zebra ist als Nachbar von Markus Baur und Nachmieter des in die Schweiz zurückgekehrten Marc Baumgartner im Lipperland schnell heimisch geworden. Lediglich eine sich schon seit Wochen hartnäckig haltende Schleimbeutelentzündung im Leistenbereich trübte "Bastis" perfektes Glück. Nach der Absage des Supercups biss sich Preiß in den beiden Slowenien-Länderspielen jedoch durch, weshalb auch morgen Abend in der Ostseehalle mit der Rückkehr des verlorenen Sohnes zu rechnen ist.
Schließlich geht es für den TBV Lemgo, der zuvor mit Wilhelmshaven und Göppingen schon zwei Erstligisten aus dem Weg geräumt hat, nicht nur ums nackte Weiterkommen, sondern auch um das Ende eines Fluchs. Ähnlich wie die deutsche Fußball-Nationalnationalmannschaft hat der TBV in den vergangenen zwei Jahren das Siegen gegen die vermeintlich Großen verlernt. Gegen den THW setzte es in der vergangenen Saison gleich drei Niederlagen. Auch aus den sechs Duellen mit Flensburg, Magdeburg und Gummersbach ging Lemgo nur einmal (daheim gegen den SCM) als Sieger hervor.
(Von Jörg Hagemann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2005:
"Wir haben nichts zu verlieren und können befreit aufspielen", sagt TBV-Manager Fynn Holpert. "Wenn wir uns als geschlossene Einheit präsentieren und eines unserer besseren Spiele erwischen, dann wird es auch der THW schwer haben."
Schon wieder Kiel. Bereits im Viertelfinale des zurück liegenden Pokalwettbewerbs fischten die Ostwestfalen den deutschen Handballmeister aus dem Lostopf. Einen Schritt vor dem Final Four in Hamburg wurden Daniel Stephan, Volker Zerbe, Christian Schwarzer und Co. im Viertelfinale vom THW gestoppt. Im Februar 2005 siegten die Zebras nach einer klasse Partie mit 33:30 Toren und läuteten den von Erfolg gekrönten Schlussspurt in der Meisterschaft ein. Das heutige Achtelfinale brockte ausgerechnet Flensburg-Manager Thorsten Storm den Lemgoern ein. "Ich habe es von meinen Spielern erfahren. Begeistert war ich nicht", erinnert sich Holpert. Man sei sich aber sofort einig gewesen: "Wer den Cup holen will, muss auch in Kiel gewinnen."
Der Mannschaftsbus machte sich bereits gestern Mittag aus dem verschneiten Lemgo auf Richtung Norden. "Eine problemlose Fahrt", erzählt Sebastian Preiß, der im Sommer vom THW zum TBV gewechselt war. Von den Schneemassen, die in den letzten Tagen weite Teile Nordrhein-Westfalens in ein Chaos gestürzt hatten, sei Lemgo kaum betroffen gewesen. Noch erfreulicher war für Trainer Volker Mudrow, dass er, bis auf Logi Geirsson, endlich seinen kompletten Spielerkader dabei hatte. Verletzungspech war in den vergangenen Monaten der treueste Begleiter des zweifachen deutschen Meisters gewesen. "Das ist jetzt hoffentlich überstanden", sagt Holpert.
Den größten Respekt zollt THW-Coach Noka Serdarusic der Achse Daniel Stephan/Christian Schwarzer. "Wenn man die beiden spielen lässt, hat man schnell verloren." Kiels Trainer kann heute ebenfalls auf einen fast kompletten Kader bauen. Fehlen wird nur Christian Zeitz, der nach seiner Ellenbogen-Operation gestern im Training erstmals den Ball in die Hand nehmen durfte. "Es sieht ganz gut aus", so Serdarusic. "Die Streckung bekommt Christian ordentlich hin, überstürzen werden wir jedoch nichts."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2005)
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