16./17.02.2005 - Letzte Aktualisierung: 17.02.2005 | DHB-Pokal |
Update #5 | KN-Bericht und KN-Stimmen ergänzt |
TBV-Trainer Volker Mudrow nahm eine frühe Auszeit und fortan lief es besser bei den Gästen. Nachdem Johan Pettersson den heutigen Ünglücksreigen des THW vom Siebenmeterpunkt eröffnete, sorgte Christian Schwarzer mit drei seiner 7 Treffer sowie ein von Florian Kehrmann erfolgreich abgeschlossener Tempo-Gegenstoß urplötzlich für die 7:6-Gästeführung (12.). Doch der THW blieb dran: Die Außen wurden in der ersten Halbzeit zwar vollends vergessen, doch dafür sorgten allen voran Marcus Ahlm und Christian Zeitz dafür, dass sich die Gäste nicht absetzen konnten. Stattdessen sorgte sogar ein Doppelschlag von "Zeitzi" für das 13:11 für die Zebras, wenig später sorgte folgende Aktion für Ovationen in der Ostseehalle: Der bärenstarke Mattias Andersson schaltete nach einem gehaltenen Ball blitzschnell, schickte Boquist, der Marcus Ahlm am Kreis mustergültig bediente, woraus das 14:12 für den THW resultierte. Als der TBV Lemgo dann mithilfe der "Schnellen Mitte" den Anschluss erzielen wollte, stiebitzte Christian Zeitz gleich nach dem Mittelanwurf den Ball und hämmerte den Ball per Tempo-Gegenstoß nur Sekunden später zum 15:12 in die Maschen. Durch einen weiteren Doppelschlag, die beiden ersten Treffer von Frode Hagen, kurz vor Ende der ersten 30 Minuten führte der THW sogar erstmals mit fünf Toren, ehe Florian Kehrmann für den 18:14-Pausenstand sorgte.
Nach der Pause legte der THW dann erstmal richtig los: Weitere Rückraumtreffer von Pungartnik, Boquist, der hauptsächlich in der Abwehr eingesetzt wurde, und ein 111 km/h-Hammer von Frode Hagen sorgten für eine 7-Tore-Führung. Nachdem auch Pungartnik vom Siebenmeterpunkt gegen Jörg Zereike glücklos blieb, sorgte Marcus Ahlm mit dem 23:15 in der 37. Minute einerseits für den ersten 8-Tore-Vorsprung, andererseits für ein heilloses Durcheinander: Daniel Stephan bekam für ein Foul am Torschützen eine Zeitstrafe aufgebrummt, was seinen Trainer Volker Mudrow deutlich hörbar zuwider war. Das Schiedsrichtergespann Methe / Methe sprach daher gegen Mudrow ebenfalls eine Zeitstrafe aus, die Christophersen abzusitzen hatte. Als nur wenige Sekunden später auch noch Florian Kehrmann grundlos zwei Minuten kassierte, war der TBV Lemgo mit nur noch drei Feldspielern auf dem Parkett. Der THW nutzte die Gelegenheit eiskalt aus und erhöhte durch zwei Treffer von Pettersson und dem dritten Tor von Roman Pungartnik auf 26:15 (40.). Das Spiel schien entschieden.
Noka Serdarusic brachte nun den wiedergenesenen Henning Fritz für Mattias Andersson, der in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit gleich zweimal unglücklich am Kopf getroffen wurde, auch der starke Marcus Ahlm wurde durch Sebastian Preiß ersetzt. Dieser fügte sich zwar anfänglich gut ein und erzielte das 27:16 (43.), hatte in der Folgezeit aber sehr viel Pech bei seinen Würfen und traf mehrfach nur den Pfosten. Lemgo hingegen pirschte sich langsam über 27:20 (46.) und 28:23 (51.) heran. Als nach Pettersson auch Kapitän Stefan Lövgren am heutigen "Siebenmeterkiller" Zereike scheiterte, verkürzte Christian Schwarzer 5 Minuten vor Schluss auf 29:26, Daniel Stephan erzielte gar per Siebenmeter den 31:29-Anschlusstreffer und ließ den TBV Lemgo doch noch auf eine Überraschung hoffen. Doch die Treffer 8 und 9 von Christian Zeitz in den letzten Sekunden gegen die offene Manndeckung der Ostwestfalen retteten einen knappen Vorsprung der Zebras über die Zeit.
(Sascha Krokowski)
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel nach Sieg gegen Lemgo im Pokal-Final-Four
Der THW Kiel hat es mal wieder geschafft: nach dem 33:30 (18:14) - Erfolg gegen den TBV Lemgo im Pokal-Viertelfinale schafften die Kieler den Einzug in das Endrundenturnier. Im Halbfinale, das am 16. April in der Hamburger ColorLine-Arena ausgetragen wird, könnten die Kieler auf die SG Flensburg-Handewitt, FA Göppingen oder die HSG Nordhorn treffen. Generalprobe für das Nordderby am Samstag geglückt, Selbstvertrauen getankt und weiterhin auf drei Hochzeiten tanzend: dies wäre wohl die Bilanz, wären da nicht die letzten 20 Minuten gewesen, in denen eine zwischenzeitliche 27:16-Führung bis auf zwei Tore dahinschmolz.
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten...
Wir wären gerne nach Hamburg gefahren, aber wir haben in der ersten Halbzeit einfach nicht die Abpraller bekommen und dadurch viele einfache Tore kassiert. Hinzu kamen technische Fehler wie die zwei Tore nach unserer Schnellen Mitte. Für die zweite Halbzeit hatten wir uns vorgenommen, so ruhig wie beim 2:5 weiter zu spielen. Doch dies klappte leider nicht. Beim 27:16 dachte ich schon, das Spiel sei gegessen. Aber Kompliment an mein Team, das sich wieder herankämpfte. Jeder weiss: bei 29:31 kann alles passieren, aber letztlich hat der THW das Spiel verdientermaßen über die Bühne gebracht.
Wir hatten uns vorgenommen, dieses Spiel zu gewinnen. Darüber bin ich froh, das Torverhältnis zählte hier ja nicht, so dass es mir egal war, ob wir nun mit 5 oder 2 Toren Unterschied gewinnen. Beim 27:16 war ich mir sicher, dass das Spiel zuende ist. Deshalb habe ich auch im Hinblick auf Samstag umgebaut, um meinen Spielern Pausen zu gönnen. Dabei hat man gesehen, dass es doch wichtig ist, wer für uns auf dem Feld steht, bis zum Schluss habe ich aber keine Notwendigkeit gesehen, etwas zu ändern. Das Spiel war ja entschieden.
Ich bin enttäuscht, heute war jedoch mehr drin. Ich hoffe für den THW, dass es nicht schon im Halbfinale zum Nordderby kommt. Wir werden am Final Four-Wochenende wohl wieder Freundschaftsspiele machen müssen.
Es ist wichtig, dass wir bei diesem wirtschaftlich wie sportlich interessanten und etablierten Top-Event dabei sind. Vor dem Spiel war eine gewisse Unsicherheit zu spüren, wie die Mannschaft die WM-Pause verkraftet hat. Deswegen war ich auch überrascht, wie gut es für uns lief. Einige Spieler, die bei der WM in der Kritik standen, haben heute gezeigt, zu welchen Leistungen sie in ihrem Wohnzimmer in der Lage sind. Für die Auslosung wünsche ich mir nicht unbedingt ein Duell Flensburg-Kiel im Halbfinale, da dies für mich die Traum-Endspiel-Paarung wäre.
Ich habe mich auf das erste Spiel nach der WM gefreut. Ich wollte zeigen, dass ich doch noch Handball spielen kann.
Ein schönes Gefühl, nach der OP wieder im Tor zu stehen. Noch fehlt mir die Sicherheit, aber das kommt noch. Das ist reine Kopfsache. Schmerzen habe ich nicht.
Wir haben 40 Minuten in der Abwehr sehr gut gespielt. Als wir elf Tore in Führung lagen, dachten wohl alle an das Flensburg-Spiel. Bei Lemgo fehlte das Tempo. Außer Schwarzer und Kehrmann waren die alle zu langsam.
Wir hatten einen zehnminütigen Blackout und elf Tore kann man in der Ostseehalle nicht mehr aufholen. Am Ende wurde Kiel zwar noch einmal hektisch, aber da lief uns die Zeit davon.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2005:
Eine Elf-Tore-Führung schmolz innerhalb von 13 Minuten wie Butter in der prallen Sonne auf zwei Tore zusammen.
Im Fernsehen gab es früher einmal die Sendung "Der Goldene Schuss". Da hing ein prall gefüllter Beutel voller Geld schwer an einem Seil. Mit einer Armbrust durchschossen die Kandidaten den Strang und wurden reich. Gestern Abend hieß der Kandidat THW Kiel, im Sack lagen 100 000 Euro, die der DHB pro Teilnehmer in Hamburg ausschüttet. Nach 43 Minuten - beim 27:16 - hing der Beutel nur noch am seidenen Faden. Aber er wollte nicht reißen. Das Publikum traute den eigenen Augen nicht, wurde unruhig. Auch auf der THW-Bank rutschte die gesamte Besatzung nervös umher, das eigene Team traf das Außennetz, traf Pfosten und Latte, versiebte vier Siebenmeter und zog Fahrkarten am laufenden Band - nur der Ball wollte nicht mehr ins Lemgoer Tor. Das Happy-End in der Ostseehalle geschah dennoch: Christian Zeitz, gestern mit maisgelbem Haarschmuck, machte dem Spuk beim 31:29 (58.) mit zwei Treffern in Folge ein Ende: Der Goldene Schuss.
"Ich bin froh, sportlich wie wirtschaftlich ist dieser Sieg ganz wichtig", atmete nicht nur Manager Uwe Schwenker tief durch. Frode Hagen zuckte hilflos mit seinen Schultern. Sonst lasse der THW bei klaren Führungen nie nach, sagte Kiels Norweger mit dem großen Kämpferherzen. "Auch heute wollten wir nach dem klaren Vorsprung weiter Gas geben, doch irgendwie passte nichts mehr. Ist aber Gott sei Dank noch mal gut gegangen."
45 Minuten hatte der THW meistens ordentlich und erfolgreich gespielt. Mattias Andersson war hinter einer Abwehr auf schnellen Beinen ein starker Rückhalt, Christian Zeitz warf sich den WM-Frust mit insgesamt neun Treffern von der Seele, Marcus Ahlm (sieben Tore) gewann das Kreisläufer-Duell gegen den ebenfalls nicht schlechten Christian Schwarzer, die Teamarbeit funktionierte - und so führten die Kieler bei Halbzeit verdient mit 18:14. Nach dem Wechsel ging dann alles ganz schnell. Der TBV verschlief den Beginn komplett, Methe/Methe, die Schiedsrichter-Zwillinge aus Vellmar, pfiffen den Gast in der 37. Minute zudem auf drei Feldspieler zusammen und so hatte der THW leichtes Spiel davonzuziehen. Als Pungartnik die 26:15-Führung erzielte, schienen alle Messen gelesen zu sein. THW-Coach Noka Serdarusic wechselte in der Folge munter durch, schonte Teile seiner Stammsieben - außerdem kehrte Henning Fritz nach seiner Ellenbogenoperation ins Tor zurück. Doch dann folgte der kollektive Blackout.
Noch mal gut gegangen, wie Frode Hagen sagte. Heute findet die Halbfinal-Auslosung in Hamburg statt. Christian Zeitz weiß genau, wer der THW-Gegner sein soll: Frisch Auf Göppingen, das Team, gegen den der THW in der Punktrunde blamabel patzte. "Gegen die", sagt Kiels Mann mit dem linken Hammer, "haben wir noch etwas gutzumachen."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.02.2005)
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