Nach dem
54:34-Schützenfest gegen den SC Magdeburg und
der zeitgleichen Heimniederlage der SG Flensburg-Handewitt gegen Gummersbach
steht der THW Kiel bereits vor dem 17. Spieltag als "Halbzeitmeister" fest,
doch gilt es am Mittwoch noch einmal, in einem echten Spitzenspiel zu bestehen.
In der seit Wochen ausverkauften KölnArena erwarten die Zebras über 19.000
VfL-Fans, um ihren Rekordmeister weiterhin auf Meisterschaftskurs zu halten.
Anwurf des Klassikers ist um 19.15 Uhr, das DSF überträgt ab 19 Uhr live.
Der Traditionsclub aus Gummersbach kann auf eine äußerst erfolgreiche
Hinrunde zurückblicken. Im nur durch einen famosen Endspurt in der
Vorsaison erreichten EHF-Pokal steht der VfL ebenso im Viertelfinale wie
im DHB-Pokal, in der Meisterschaft steht Gummersbach mit 28:4 Punkten
auf Platz 2 hinter dem THW so gut da wie lange nicht mehr. Besonders
die Nervenstärke des Starensembles schürt die Hoffnungen der Fans
auf den dreizehnten Meistertitel: So wurden sowohl die Auswärtspartien in
Göppingen (27:26) und Lübbecke (32:31) als auch das schon verloren
geglaubte Match in Nordhorn (32:31) in der Schlussphase zugunsten des
VfL entschieden, bei Kronau/Östringen rettete eine Parade des
Ex-Zebras
Steinar Ege in letzter Sekunde das
28:28-Unentschieden. Der größte Paukenschlag gelang Gummersbach jedoch
mit der Erstürmung der Flensburger Campushalle (34:32) in der Vorwoche -
eine beeindruckende Trotzreaktion auf die drei Tage zuvor erlittene
28:38-Niederlage in Magdeburg.
Zuhause ist der VfL in dieser Saison sogar noch ungeschlagen. Lediglich
der TBV Lemgo konnte beim 26:26 einen Punkt aus der riesigen Kölnarena, in
der der Verein in dieser Saison 10 der 17 Heimspiele absolviert, entführen.
Ansonsten gab es souveräne Siege gegen Hamburg, Großwallstadt, Düsseldorf,
Delitzsch, Pfullingen und Wetzlar. Die Erfolge des Teams entfachten eine
wahre Euphoriewelle beim Altmeister, so dass der VfL einen Zuschauerschnitt
von 11.634 zahlenden Gästen aufweisen kann - am Dienstag wird dieser sogar
weiter ansteigen (siehe auch Gegnerkurve VfL Gummersbach).
Schlüssel des Erfolgs beim VfL ist neben Trainerfuchs Velimir Kljaic, der aus
den Individualisten im Rückraum endlich eine Einheit geformt hat, vor allem
die neu verpflichtete "Island-Connection" um Kreisläufer Robert Gunnarsson (aus
Aarhus (DK)) und den Toptorjäger der Liga, Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson (aus
Essen), die das zuvor lediglich auf den Rückraum fixierte Spiel des VfL viel
variabler macht. Zur aktuellen Situation und den Neuzugängen beim VfL lesen Sie
bitte auch den ausführlichen
Vorbericht von Thomas Ammermann.
Neben
Sigurdsson (130/38) sind die Shooter Kyung-Shin Yoon mit 100 sowie
Daniel Narcisse mit 80 Treffern beste Torschützen beim VfL in dieser Saison (siehe auch
Gegnerkader VfL Gummersbach).
Von den bislang 31 Bundesliga-Auswärtspartien beim VfL hat der THW lediglich 6
Spiele gewinnen können, 24 Mal gewannen die Gastgeber, allerdings gewannen
die Zebras 5 der letzten 7 Duelle. In der KölnArena trat der THW bisher viermal
an und gewann davon dreimal. Die letzten beiden Vergleiche in Köln waren wahre
Handballkrimis: In der Saison 2003/2004 parierte Steinar Ege
gleich vier Kieler Strafwürfe und ermöglichte somit den 24:23-Sieg für die
Gastgeber (siehe Spielbericht), in der letzten Saison
revanchierten sich die Zebras mit einem 23:22-Triumph (siehe
Spielbericht) - einem Meilenstein auf dem Weg zur elften
Deutschen Meisterschaft (siehe auch Gegnerdaten VfL Gummersbach).
Die Schiedsrichter des Spitzenspiels am Dienstag sind
Bernd und Harald Andler (Remseck/Stuttgart).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Zur aktuellen Situation und den Neuzugängen beim VfL lesen Sie
bitte auch den ausführlichen Vorbericht von Thomas Ammermann,
den KN-Vorbericht, einen
KN-Hintergrundbericht über den VfL Gummersbach und das
KN-Interview mit Steinar Ege.
Von Thomas Ammermann:
"Spiel des Jahres" in der Kölnarena heißt es am 3. Weihnachtstag, wenn der Tabellen-2.
VfL Gummersbach den Deutschen Meister und Tabellen-1. THW Kiel zum Abschluss der Hinrunde
erwartet. Jahr für Jahr seit der "Genesung" des langjährigen Patienten VfL Gummersbach
2001/2002 versuchen die Verantwortlichen nun, dem schleswig-holsteinischen Ligaprimus näher
zu kommen. Und bei allem Respekt vor dem Rekordsieg gegen den SC Magdeburg
und der (gewohnt) starken Saison, die der Titelverteidiger in diesem Jahr spielt - von den
Topklubs dürfte der Rekordmeister in dieser Spielzeit den größten Sprung nach vorne gemacht
haben.
Natürlich verkauften sich die Oberbergischen im letzten Jahr unter Wert, wie die
Steigerung nach dem seinerzeitigen Trainerwechsel von Richard Ratka zu Lajos Moscai ja
offenbarte. Doch scheint es dem neuen Trainer Velimir Kljaic in diesem Jahr zu gelingen, die
zweifelsohne vorhandenen individuellen Fähigkeiten der zahlreichen Stars in ein mannschaftliches
Kollektiv einzubringen.
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Kyung-Shin Yoon überzeugt auch im 10. Jahr im Trikot des VfL.
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Und so setzte sich Gummersbach im Saisonverlauf zeitweilig an die Tabellenspitze, blieb bis
zum 15. Spieltag (28:38 in Magdeburg) ungeschlagen, eine Serie, die unter Einrechnung der
Vorsaison immerhin 24 Bundesligaspiele umfasste. Mit Auswärtserfolgen in Nordhorn und soeben
gar der Flensburger Campushalle beendete man zudem langjährige Negativserien. Wesentliche Faktoren
dieser "neuen" Mentalität beim VfL sind neben Kljaic insbesondere die beiden isländischen
Nationalspieler
Gudjon Valur Sigurdsson (130 Tore/davon 38 Siebenmeter) und Robert Gunnarsson (47).
Während Gunnarsson mit der Empfehlung der dänischen Torjägerkrone aus Aarhus nach Gummersbach kam,
stieß
Sigurdsson von TuSEM Essen zum VfL. Dank spektakulärer Tore und unbändigen Einsatzwillens
avancierten beide, besonders aber Torjäger
Sigurdsson, schnell zu den Publikumslieblingen der
VfL-Fans. Aus der Gummersbacher Mannschaft ist diese "Island-Connection" nicht mehr wegzudenken.
Gleiches gilt selbstverständlich für Linkshänder Kyung-Shin Yoon (100/5), der mittlerweile im 10.
Jahr beim VfL spielt, längst die Jagd nach dem "ewigen" Torschützenkönig Jochen Fraatz eröffnet hat
und kürzlich auch den 20.000sten Bundesligaheimtreffer für den VfL erzielte - ein Jubiläumstor, das
wohl niemand mehr verdiente, als der vereinstreue Koreaner. Auf der linken Rückraumposition ist der
Franzose
Daniel Narcisse (80) gesetzt, der mit seiner Sprungkraft immer wieder für bewundernde Blicke
sorgt, derzeit aber wegen einer Schulterverletzung die Zähne zusammenbeißen muss. Mittelmann
Francois-Xavier Houlet (40/13) spielt seine letzte Saison für den VfL und wechselt gewöhnlich mit
Abwehrorganisator Frank von Behren (22) Angriff/Abwehr. Neuzugang Michael Hegemann (von der HSG
Düsseldorf) kam dagegen bisher nicht so zum Zuge, wie sich der 4. der letztjährigen Torjägerliste das
selbst vorgestellt hatte (lediglich 7 Treffer!). Linkshänder Cedric Burdet fällt nach einem Fingerbruch
bereits zum zweiten Mal in dieser Spielzeit aus. Als Rekonvaleszent nach langer (Knie-)Verletzungspause
wird auch Kreisläufer Ian-Marko Fog gegen den THW Kiel kaum eingesetzt werden. Fog kehrt ohnehin nach
Ablauf dieser Saison zurück in seine dänische Heimat. Linksaußen
Sigurdsson fand sich auch schon auf der
Mittelposition wieder, wenn Kapitän Houlet einen schwächeren Tag erwischt hatte. Dann rückt Alexander
Mierzwa auf die LA-Position, der nach diesem Jahr zu Pfadi Winterthur in die Schweiz wechseln wird. Auf
Rechtsaußen vertraut Kljaic stets dem jungen Michael Spatz (42/1), der sich mittlerweile in der Bundesliga
etabliert haben dürfte. Ersatzmann Denis Bathjarevic, kurzfristige Verpflichtung unmittelbar vor Saisonbeginn,
ist nicht mehr als das: Ersatzmann. Sein Einjahresengagement wird sicher nicht verlängert, ist man sich
doch bereits mit dem kroatischen Nationalspieler Vedran Zrnic vom slowenischen Klub RK Gorenje Velenje
einig.
Im Tor stellte die Vereinsführung dem Norweger
Steinar Ege Rückkehrer Christian
Ramota vom TBV Lemgo zur Seite. Doch ist die Torwartposition so ein wenig das Sorgenkind bei den Oberbergischen:
Ege gehört an einem guten Tag zu den Besten der Welt, doch gelingen ihm bisher
keine konstanten Spitzenleistungen. Außerdem kommt der Norweger nicht von der Bank, beginnt also regelmäßig.
Ramota ist zwar gegenüber dem nach Hamburg gewechselten Wiechers keine Schwächung. Als spürbare Verstärkung
hat sich "Eros" aber auch noch nicht erwiesen, auch wenn seine drei gehaltenen Strafwürfe gegen Flensburg
den Unterschied ausmachten. Und so waren die beiden Keeper trotz der tollen Saisonbilanz hin und wieder die
Achillesferse des VfL, standen etwa in Kronau/Östringen (28:28) regelrecht neben sich. Objektiv sind die
Keeper-Gespanne der übrigen Spitzenklubs derzeit stärker einzuschätzen. Wegen der Bedeutung konstant starker
Torhüter für Erfolge im Handball kommt ein Anspruch des VfL auf die Deutsche Meisterschaft in diesem Jahr zu
früh. Ziel kann es nur sein, mittels Erreichen der ersten drei Plätze am Saisonende die lukrative Champions
League zu erreichen, in deren K.O.-Runde man dann nicht mehr gegen "europäische Leichtgewichte" (Wacker Thun)
sondern gegen die kontinentalen Spitzenteams antreten würde. Eventhandball in der Kölnarena stieße nochmals in
eine neue Dimension vor.
Auch wenn der VfL Gummersbach in dieser Saison einen spürbaren sportlichen Fortschritt gemacht hat, wird man
zugestehen müssen, dass der THW Kiel in diesem Jahr das Maß aller Dinge ist. Zudem spricht die Bilanz nicht
für die Gastgeber, die nur eines von vier Spielen gegen den THW in der Kölnarena erfolgreich gestalten konnten.
Nichtsdestotrotz sollte Velimir Kljaic im Angesicht der Rekordkulisse von 19.250 Zuschauern (O-Ton Manager
Stefan Hecker: "Wir hätten 30.000 Karten für dieses Spiel verkaufen können.") gegen den Meister keine
Motivationsprobleme haben. Ob indes die Physis reicht, der Kraft von Ahlm,
Karabatic und Co. 60 Minuten Paroli zu bieten, wird man am 27.12. gegen 20.45 Uhr
wissen.
(Von Thomas Ammermann)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005:
Noka Serdarusic: "Der VfL geht jedes Tempo mit"
Kiel - Die Kölnarena ist mit 19 250 Zuschauern seit Wochen ausverkauft. Fünf-Euro-Tickets
werden auf dem Schwarzmarkt für 100 Euro gehandelt. Heute Abend (ab 19 Uhr live im DSF)
treffen mit dem VfL Gummersbach (2.) und dem THW Kiel (1.) die beiden Spitzenklubs der
Handball-Bundesliga aufeinander. "Vor so einer Kulisse spielen zu dürfen, begeistert jeden
Handballer", fiebert auch THW-Trainer Noka Serdarusic diesem
Schlager entgegen. Zumal seine Schützlinge ihr Soll bereits vor dem Spiel erfüllt haben.
"Auch wenn wir verlieren, haben wir mehr erreicht, als wir uns vor der Saison mit dieser
jungen Mannschaft erhofft haben."
Gestern Nachmittag beendeten die Kieler ihr Weihnachtsfest und flogen nach Köln. Mit dabei
auch Stefan Lövgren und Christian Zeitz.
"Bei Lövgren läuft es immer besser", plant
Serdarusic seinen Kapitän, der von einem Muskelfaserriss genesen ist,
zumindest für Kurzeinsätze ein. Dagegen wird Zeitz nach seiner
Ellenbogen-Operation zumindest im Angriff noch keine Alternative sein. "Er kann noch nicht
wieder richtig werfen", weiß Serdarusic. "Seine Würfe kommen
eigentlich explosiv aus dem Handgelenk und aus dem Ellenbogen. Wirft er aus der Schulter, ist
er vom Torhüter leicht zu lesen."
Die Gummersbacher müssen auf Cedric Burdet (31) verzichten. Der französische Nationalspieler
brach sich im Training den Zeigefinger und fällt für einige Wochen aus.
Der Respekt vor Gummersbach ist groß. "Diese Mannschaft hat Qualitäten", sagt
Serdarusic. "Die werden unser Tempo mitspielen und im Angriff auch nicht
lange fackeln."
Gut in Erinnerung ist dem THW Kiel auch noch der letzte Auftritt in der Kölnarena. Am 26. Februar diesen
Jahres legten die Zebras mit einem dramatischen 23:22-Sieg den Grundstein für ihre
elfte Meisterschaft. Sekunden vor dem Abpfiff glich Frode Hagen zum 22:22 aus,
und Lövgren verwandelte schließlich sogar noch einen Siebenmeter.
"Der THW Kiel ist nicht außerirdisch", bleibt VfL-Trainer Velimir Kljaic auch angesichts des
54:34-Sieges der Zebras gegen Magdeburg gelassen. "So einfach wird es bei uns
nicht laufen. Wir haben die gleiche Qualität und können Kiel schlagen." Bei einer Niederlage, so der
59-Jährige, sei dem THW Kiel der zwölfte Titel eines deutschen Meisters kaum noch zu nehmen.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005:
Gummersbach - wie ein Phönix aus der Asche
Vor knapp vier Jahren stand der Rekordmeister vor dem Ruin
Köln - Die Kräfteverschiebung im deutschen Handball äußert sich nicht nur in der Tabelle.
Auch in Worten. So vor dem Spiel des VfL Gummersbach am letzten Dienstag in Flensburg. Da
begrüßte SG-Manager Thorsten Storm den starken Mann beim VfL,
Aufsichtsratschef Hans-Peter Krämer, und sie plauschten über den 43:40-Sieg der SG zwei
Tage zuvor gegen Kronau, den auch der VfL gesehen hatte. Als Storm
die hohe Frequenz rühmte, die Geschwindigkeit, da konterte Krämer freilich trocken: "Das war
doch ein Kirmes-Spiel." Er meinte: Ein Spiel ohne jede Abwehr. Storm
schaute ziemlich entgeistert, und dann verschwand er. Krämers gute Laune indes blieb den ganzen
Abend erhalten.
90 Minuten später hatte der beeindruckend nervenstarke VfL die "Hölle Nord" erstürmt, aufbauend
auf einer bärenstarken Abwehr. Und war nun plötzlich, vor Flensburg, der erste Verfolger der
"Zebras".
Storm ist nicht der erste aus der Nomenklatura des deutschen Handballs, der staunt über die
Chuzpe des 64-Jährigen, für den sich mit dem heutigen Heimspiel in der Kölnarena gegen den THW
"irgendwie ein Kreis schließt".
Denn vor gut vier Jahren, am 30. November 2001, hat der Aufstieg des "Phönix in blau-weiß"
(Handelsblatt) genau dort begonnen, vor 18 576 Gästen gegen den THW Kiel. Dabei war der Rekordmeister
nur wenige Monate zuvor beinahe pleite gegangen, als Hauptsponsor "Maxima" ausstieg und ein Loch
von 900 000 Mark hinterließ. Nur der Gnadenakt von DHB-Präsident Ulrich Strombach, des einstigen
VfL-Abteilungsleiters, rettete die Oberbergischen.
Krämer war der Mann, der dem dahinsiechenden Patienten wieder Leben einhauchte. Der war in seiner
Eigenschaft als Vorstandschef der Kölner Kreissparkasse zuvor von VfL-Sponsor Jochen Kienbaum um
ein Engagement gebeten worden. Aber als Krämer die Zahlen sah, war ihm klar, "dass man nichts bewegt,
wenn man für 250 000 Mark Werbebanden kauft, damit 500 Zuschauer in der alten Eugen-Haas-Halle das
Logo der Kreissparkasse sehen". Krämer, der früher selbst Handball gespielt hatte, entwickelte die
Vision vom Handball als Event in einer Zeit, als diese Sportart noch mit muffigen Dreifachsporthallen
assoziiert wurde. Krämer wagte den Umzug. Er wollte ausprobieren, "ob Handball auch in einer großen
Halle funktioniert". Und als die vielen Menschen kamen, habe ihn der "Bazillus VfL infiziert, und
ich bin diese Krankheit bis heute nicht losgeworden".
Krämer, der exzellent verdrahtet ist mit Größen aus Wirtschaft, Politik und Medien, so mit
Finanzminister Peer Steinbrück und WDR-Intendant Fritz Pleitgen, stieg ein und sanierte das Armenhaus
der Liga im Rekordtempo; als einziger Bundesligaklub ziert das VfL-Trikot heute ein DAX-Mitglied (TUI).
Der von Krämer damals entwickelte Fünfjahresplan sah vor, spätestens in der Saison 2005/06 um die
Meisterschaft mitzuspielen. Er hat funktioniert.
Die Renaissance des Dinosauriers ist, darauf legt Krämer großen Wert, freilich nicht allein eine
Sache der Finanzen: "Das ist nicht möglich, wenn man nur Geld in die Hand nimmt. Wir haben lange an den
Hierarchien herumgebastelt und sind noch immer nicht ganz fertig."
Zu den festen Größen des Klubs zählt Geschäftsführer und frühere Nationalmannschaftskeeper Stefan
Hecker, der in Ruhe die Transfers vorbereitet und abwickelt. Dabei ist die Ankündigung, dass der
russische Halbrechte Denis Zacharow bereits in der Rückrunde für den VfL Tore wirft, als Kampfansage
zu verstehen. Für Krämer kann die Tektonik des Handballs ohnehin nicht schnell genug gehen. "Jetzt hauen
wir die Kieler auch noch weg", glaubt er und prophezeit, "dass die Tormaschine Kiel in Köln keine 30
Tore werfen wird". Er hat sich nicht oft geirrt in den letzten Jahren.
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005:
"54 Tore - das schockt die ganze Liga"
Mit VfL-Torhüter Steinar Ege sprach Wolf Paarmann
Steinar Ege kam einst aus Gummersbach zum THW Kiel
und kehrte nach vier Jahren (1999 bis 2003) wieder zum VfL zurück. Der Vertrag
des 33-jährigen Norwegers läuft aus, und der Rekordmeister verpflichtete jüngst für
die nächste Spielzeit den ungarischen Nationaltorhüter Nandor Fazekas (29) vom
Ligarivalen TuS N/Lübbecke. Spekuliert wird, dass Ege seine
Karriere in Dänemark fortsetzt.
- Kieler Nachrichten:
-
Was haben Sie spontan gedacht, als Sie nach Ihrem Sieg in Flensburg (34:32)
von dem Kieler Ergebnis gegen Magdeburg (54:34) hörten?
- Steinar Ege:
-
Dass sich jemand einen Scherz mit mir erlaubt. 54 Tore in einem Spiel - ich war mir
sicher, dass das unmöglich ist. Ein solches Ergebnis ist nicht nur ein Schock für
Magdeburg. Das schockt die ganze Liga.
- Kieler Nachrichten:
-
Der VfL hat in Magdeburg deutlich verloren (38:28) und drei Tage später in Flensburg
gewonnen. Wie erklären Sie sich das?
- Steinar Ege:
-
Wer in Magdeburg bestehen will, muss dort mit Fäusten und Messern antreten. Das haben
wir versäumt. Deshalb wurden wir überrollt. Dass wir irgendwann unser erstes Saisonspiel
verlieren, war klar. Peinlich war die Art und Weise. Was wir können, haben wir in
Flensburg gezeigt.
- Kieler Nachrichten:
-
Was hat sich unter dem neuen Trainer Velimir Kljaic geändert?
- Steinar Ege:
-
Wir spielen jetzt eine offensive 5:1-Deckung. Dadurch ist unser Spiel viel schneller
geworden. Wir gewinnen in der Abwehr viele Bälle und machen deutlich mehr Gegenstoßtore
als letzte Saison.
- Kieler Nachrichten:
-
Zuletzt wurden die Torhüter oft kritisiert. Sind Sie mit sich zufrieden?
- Steinar Ege:
-
Wir haben erst ein Spiel verloren, also können wir auch nicht so schlecht sein.
Aber es ist richtig, dass ich mit meiner Form nicht zufrieden bin. Die neue Deckung
verlangt ein anderes Torwartspiel. Da muss ich mich umstellen.
- Kieler Nachrichten:
-
Gegen Kiel haben Sie immer starke Leistungen abgeliefert. So wie im November 2003
(24:23), als Gummersbach zuletzt gegen Kiel gewann...
- Steinar Ege:
-
Daran kann ich mich nicht erinnern. Dass ich gegen Kiel immer gut spiele, ist ein
Zufall. Mir fällt es eben leichter, mich in einem Spiel gegen den deutschen Meister
zu motivieren. Kommt Delitzsch, muss ich mir etwas einfallen lassen, um auf Touren
zu kommen.
- Kieler Nachrichten:
-
Als Sie das erste Mal in Gummersbach spielten, ging es dem VfL so schlecht, dass Sie
monatelang auf Ihr Gehalt warten mussten und Ihre Wohnung gekündigt wurde. Was hat
sich verändert?
- Steinar Ege:
-
Fast alles. Das hat sich hier richtig gut entwickelt. Der Schritt, in die Kölnarena zu
gehen, war der Schlüssel. Handball ist hier ein Event geworden. Gegen den VfL Pfullingen
kamen mehr als 16 000 Zuschauer. Das ist unglaublich. In der Eugen-Haas-Halle wären es
1200 gewesen. Anfangs hat der VfL in der neuen Halle immer verloren. Doch inzwischen haben
wir uns daran gewöhnt, und die Spiele in der Kölnarena sind echte Heimspiele geworden.
- Kieler Nachrichten:
-
Was halten Sie von der neuen Mannschaft des THW Kiel?
- Steinar Ege:
-
Kiel hat ein Händchen für Neuverpflichtungen. Die passen alle. Kiel spielt einen richtig
schnellen Handball. Aber wir sind auch gut drauf. Wir haben Weihnachten jeden Tag trainiert,
die Stimmung bei uns ist gut. Hoffentlich ist sie es nach dem Spiel auch noch.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2005)
VfL Gummersbach - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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