26.-28.02.2005 - Letzte Aktualisierung: 28.02.2005 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, Spielbericht, Stimmen und Statistik ergänzt |
Stefan Lövgren zeigte sich erneut nervenstark bei seinen Strafwürfen. |
Nach dem 4:3-Anschluss durch Marcus Ahlm, der glänzend am Kreis von Lövgren in Szene gesetzt wurde, schliefen beide Teams anderthalb Minuten lang in den Abwehrreihen, so dass durch die "Schnelle Mitte" das Ergebnis schnell auf 6:5 für den VfL hochgeschraubt wurde. Der sprunggewaltige Franzose Daniel Narcisse brachte den VfL vorerst letztmals in Front (8:7, 18.), ehe der THW Kiel durch den äußerst spielfreudigen Christian Zeitz etwas davonzog. Die erste Gästeführung gelang ausgerechnet dem zuvor etwas unglücklich wirkenden Henrik Lundström, Zeitz und ein von Johan Pettersson abgeschlossener Gegenstoß ermöglichten nach 23 Minuten die erste 2-Tore-Führung für den THW (11:9), die bis zum Halbzeitpfiff Bestand hatte - dank zweier weiterer Lövgren-Treffer ging's mit 15:13 in die Kabinen.
Dass es über 4 Minuten dauerte, ehe Frank von Behren - bezeichnenderweise per Strafwurf - den ersten Treffer des zweiten Durchgangs markierte, lag an den in der ersten Halbzeit unauffälligen, dafür in der zweiten Halbzeit überragenden Torhütern: Steinar Ege, einst im THW-Dress zweifacher Deutscher Meister geworden, entschärfte in der Anfangsphase gleich drei Hammer von Christian Zeitz, dem von nun an nicht mehr so viel gelingen wollte - auch, weil er von Narcisse kurzgenommen wurde. Henning Fritz entschärfte unter anderem einen Siebenmeter von Yoon, eine von 12 Paraden des Nationaltorhüters. Dennoch konnte auch er nicht verhindern, dass der VfL Gummersbach ausgleichen konnte (19:19, 48.) - ausgerechnet in Überzahlsituationen agierte der THW bisweilen unglücklich und übersah zweimal den sich an den Kreis geschlichenen Alexander Mierzwa, und gegen die Rückraumhammer von Narcisse und Yoon konnte selbst ein Henning Fritz in Topform oftmals nichts ausrichten.
Als Alexander Mierzwa erneut der ansonsten aufmerksamen THW-Deckung entwischte und in der 50. Minute mit dem 20:19 die erste VfL-Führung seit der Anfangsphase der Partie erzielte, musste sogar um einen Kieler Punktgewinn in Köln gezittert werden - Erinnerungen an die letzte Saison wurden wach, als der THW beim 23:24 wichtige Punkte im Meisterschaftskampf liegen ließ. Doch die Zebras blieben konzentriert, setzten vermehrt wieder den in der zweiten Halbzeit starken Marcus Ahlm in Szene und erzielten durch den zweiten Treffer des ansonsten unauffälligen Frode Hagen in der 57. Minute den 22:22-Ausgleich - in der 59. Minute ging der THW durch einen Siebenmeter von Stefan Lövgren sogar wieder in Front. Dem VfL fiel in der letzten Minute kein Mittel gegen die starke Deckung und den überragenden Henning Fritz ein, ein Freiwurf in letzter Sekunde verpuffte gegen das Kieler Abwehrbollwerk.
(Sascha Krokowski)
Es war von Anfang an ein offenes, ausgeglichenes Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir eine ordentliche Angriffsleistung gebracht und sich verdient mit der Führung in die Halbzeit gegangen. Es hätten aber ein bis zwei Tore mehr sein können.
In der zweiten Halbzeit sahen wir zwei sehr starke Abwehrreihen, unsere Konzentration lag dabei auf Yoon und Narcisse. Wiederum hat der VfL uns vorne keine Chancen gegeben, uns mehr abzusetzen. Wir haben bis zur 40. Minute geführt, haben aber Gummersbach wieder herangebracht, weil wir viele hundertprozentige Chancen nicht genutzt haben. Viele sind der Meinung, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen, ich als THW-Trainer sehe das natürlich nicht so.
Es ist sehr enttäuschend, zwei Punkte abgeben zu müssen, und man sucht nach Gründen danach. Es war ein ausgeglichenes, kampfbetontes Spiel. Wir haben in der ersten Halbzeit Chancen ausgelassen, was sich bei so einem Spiel rächt. In der zweiten Halbzeit haben wir nur 8 Tore zugelassen, aber konnten diese Leistung vorne nicht umsetzen - mit einigen Pfostentreffern und durch Henning Fritz war es nicht möglich.
Ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben eine sehr spannende Partie gesehen. Zum Schluss war es aber etwas glücklich, dass wir hier gewonnen haben.
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005:
"Fritz ist schon fast wieder der Alte", lobte THW-Trainer Noka Serdarusic, der seinen Nationaltorhüter zwischen die Pfosten stellte, obwohl der 30-Jährige nach seiner Ellenbogen-Operation Anfang Januar noch nicht wieder Tritt gefasst hatte. Obwohl Mattias Andersson im Derby gegen die SG Flensburg (26:26) erst wenige Tage zuvor eine Weltklasse-Leistung ablieferte. "Fritz ist die richtige Antwort auf das Spiel der Gummersbacher", wusste Serdarusic, den in der ersten Halbzeit dennoch Zweifel plagten. "Da gab es Situationen, in denen ich über einen Wechsel nachgedacht habe." Andersson dehnte sich an der Seitenline, doch Fritz blieb. "Ganz zufrieden war ich nicht mit mir", brauchte der Handballer des Jahres eine Halbzeit, um wieder das richtige Gefühl zu entwickeln. Auf Betriebstemperatur zu kommen. Die richtige Antwort zu geben auf das Spiel der Gummersbacher, das allerdings wenig Überraschungen bot. Die beiden Außen spielen beim zwölffachen deutschen Meister traditionell nur mit, damit sechs Feldspieler auf dem Platz stehen. Genauso undankbar ist beim VfL die Rolle des Kreisläufers: Mark Dragunski und Ian-Marko Fog bekamen den Ball lediglich im Viertelstunden-Rhythmus. "Gummersbach könnte mit fünf Kreisläufern und einem Yoon spielen", meinte Serdarusic. "Abspielen würde Yoon trotzdem nicht."
Das Spiel der Gummersbacher - das waren der Südkoreaner Kyung-Shin Yoon, dessen Tor zum 22:21 sein 2217. in der Bundesliga war, und der Franzose Daniel Narcisse. Von der Schwerkraft befreit schwebte der 25-jährige Linkshänder immer wieder über die stabile Kieler Abwehr und warf wie Yoon sieben Tore. Doch mehr hatte der hochgelobte VfL-Rückraum nicht zu bieten, mehr ließen die beiden Ich-AGs nicht zu. Von 32 Würfen trugen 26 den Absender "Narcisse" oder "Yoon". Und für dieses Einbahnstraßenspiel war Henning Fritz das richtige Stoppschild.
22:21 führte Gummersbach, dann glich ein energischer Frode Hagen aus. 22:22 stand es, als Narcisse sich in der schwarzweißen Abwehr verfing und die guten Schiedsrichter Fleisch /Rieber dem THW Kiel auf der Gegenseite einen Siebenmeter zusprachen. Trotz eines gellenden Pfeifkonzerts behielt Stefan Lövgren die Nerven. Gegen Wilhelmshaven (42:32) hatte er zehn Siebenmeter verwandelt, diesmal traf er viermal von der Linie - 23:22. Obwohl Kiel in der zweiten Halbzeit nur acht Tore warf, war ein Remis jetzt sicher. Dann scheiterte Narcisse zum achten und letzten Mal an Fritz. Für die Kieler, die zuvor mehrfach die Chance versäumten, einen wankenden VfL umzustoßen, keimte noch einmal Hoffnung auf.
Die Sekunden verrannen, Freiwurf für Gummersbach. Der gute Torhüter Steinar Ege, der die Kieler vor allem in der zweiten Halbzeit verzweifeln ließ, hatte längst für einen siebten Feldspieler Platz gemacht. Eine Sekunde, ein Wurf - wie Zwerge drängten sich die Gummersbacher um Mark Dragunski, der seinen mächtigen Körper in ein grünes Leibchen presste. Andersson hüpfte an der Seitenlinie auf und ab, versuchte zu erkennen, wer im blau-weißen Spielerknäuel den Ball in Händen hielt. Dragunski - wer sonst. Andersson rief es Fritz zu, doch der brauchte gar nicht einzugreifen. Der Wurf des 2,14m-Hünen blieb im Block hängen. Aus. In einem Heer von Autogrammjägern fanden sich die Kieler noch einmal zu einem Kreis zusammen und feierten ausgelassen mit dem Matchwinner Henning Fritz, der alle Komplimente bescheiden weiterreichte. "Die Abwehr hat mir ganz dolle geholfen."
Auch der VfL Gummersbach konnte die Kieler Hand nicht lösen, die nach einer Serie von zuletzt 27:1 Punkten fest an der Meisterschale klebt.
"Kiel hat verdient gewonnen", lobte Ege, der wie gewohnt gegen seine alten Mannschaftskameraden zu großer Form auflief. "Mit diesem Angriffsspiel konnten wir nicht gewinnen. Da fehlt einiges."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.02.2005)
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