24.-26.02.2005 - Letzte Aktualisierung: 26.02.2005 | Bundesliga |
Update #2 | Zweiten KN-Vorbericht und ersten KN-Vorbericht ergänzt |
Das Team des VfL Gummersbach.
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VfL |
Daniel Narcisse: Mit 121 Treffern bester Feldtorschütze des VfL.
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Bereits zum vierten Mal treffen die beiden Teams in dem Bundesligaklassiker in der riesigen Kölnarena aufeinander. Nachdem der THW die beiden ersten Duelle mit 29:25 (Spielbericht) und 34:29 (Spielbericht) für sich entscheiden konnte, schürt der knappe VfL-Sieg aus der letzten Saison (Spielbericht) die Hoffnungen der Gastgeber und der Fans - es konnten für das Spiel bereits über 16.000 Karten abgesetzt werden. Das Hinspiel in der Kieler Ostseehalle gewann der THW nach einer sehr temporeichen und spannenden Partie mit 36:32 (Spielbericht) - es war der 13. Heimerfolg in Folge gegen das dominante Team der 80er Jahre (siehe auch Gegnerdaten Gummersbach).
Schiedrichter der Partie am Samstag sind Fleisch (Ostfildern-Vellingen) / Rieber (Nürtingen).
Zur aktuellen Situation beim VfL lesen Sie bitten den ausführlichen Vorbericht von Thomas Ammermann.
Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Duelle mit den Zebras in der Kölnarena genießen bei den Anhängern des VfL inzwischen Kultstatus. Und dementsprechend erwarten die Verantwortlichen auch diesmal wieder eine (zumindest fast) ausverkaufte Kölnarena. Wer erinnert sich nicht gern an den Vorjahreskrimi, als Christian Zeitz 70 Sekunden vor Schluß an einem sensationell parierenden Steinar Ege im VfL-Tor scheiterte, schließlich Petterssons Strafwurf zum 23:24 nur noch Ergebniskosmetik war?
Derartige Erfolgserlebnisse haben beim VfL Lust auf mehr gemacht, auch wenn man inzwischen wohl einsehen musste, dass es für den Kampf um Titel wohl doch etwas mehr braucht als eine gute Mannschaft auf dem Papier. Infolgedessen ist der vorgegebene Vierjahresplan zumindest nach Erreichen der Planziele in den ersten drei Jahren (Klassenerhalt, einstelliger Tabellenplatz, Europapokalteilnahme) ein klein wenig modifiziert worden. Abrücken will man aber dennoch nicht von der Zielvorgabe, möglichst schnell, und das bedeutet lieber heute als morgen, ernsthafte Ansprüche auf die Meisterschaft anzumelden. Denn immerhin hat der THW derer auch schon zehn gewonnen, "droht" zum Rekordtitelträger aus Gummersbach (zwölf) aufzuschließen. Dabei haben überraschende Punktverluste gegen vermeintlich kleine Gegner in der laufenden Saison (29:30 daheim gegen Wilhelmshaven, 31:32 in Nettelstedt und vor allem 27:28 in Schwerin! und jüngst 30:30 daheim Minden) zu der Erkenntnis geführt, dass die Mannschaft handballerisch zwar über große Möglichkeiten verfügt - wie sie etwa beim 30:33-Auswärtscoup in Lemgo nachwies -, in punkto Motivation und Leidenschaft aber immer wieder Aussetzer zeigt, die sportlichen Erfolg unmöglich machen. Kein Wunder also, dass nach nur einem spektakulären Wechsel vor dieser Spielzeit (Daniel Narcisse, das französische Sprungwunder, kam von SO Chambery) zur kommenden Saison doch einige Weichen mehr gestellt werden: neben Christian Ramota, der nach Stationen in Großwallstadt und Lemgo ins Oberbergische zurückkehren wird, stoßen mit Gudjon Valur Sigurdsson (Linksaussen von TuSEM Essen) und Robert Gunnarsson (Kreisläufer von Aarhus GF) zwei Isländer zur Mannschaft, in denen Aufsichtsratschef Hans-Peter Krämer und Trainer Richard Ratka zwei echte Typen erkennen, deren Mentalität die VfL-Truppe weiterbringen soll. Dass es vorwärts gehen muss, fordern aber nicht nur Sponsoren und Publikum in der Kölnarena, die jedes Mal aufs Neue gefüllt werden will; auch den einzelnen Spielern der Mannschaft dürfte es kaum reichen, "nur" um die Plätze 5 bis 9 spielen zu können. Kein Wunder also, dass etwa der französische Nationalspieler Cedric Burdet seinen Vertrag zunächst nur um ein Jahr verlängerte, um die weitere sportliche Entwicklung abzuwarten.
Gummersbach am Scheideweg, und an dieser Feststellung ist einiges dran: Gelingt es Richard Ratka und der aktuellen Mannschaft, die laufende Saison sportlich erfolgreich zu beenden? Nach Platz 6 im Vorjahr hieße das mindestens Platz 5 und auch im Europapokal scheint die Vorgabe das Erreichen der EHF-Finals zu sein; nächster Gegner im Viertelfinale ist übrigens der ungarische Vertreter Dunaferr SE, die Nummer 3 in Ungarn. Angesichts von bereits 17 Verlustpunkten wird der Kampf um Platz 5 in der Bundesliga gegen die Mannschaften aus Nordhorn, Hamburg und Essen allerdings kein leichtes Unterfangen. Insofern wäre ein Sieg gegen den THW enorm wichtig, gäbe er doch auch Selbstvertrauen für die Begegnungen der nächsten Wochen (u.a. gegen Dunaferr, Nordhorn und Hamburg in Köln).
Keine Motivationsprobleme wird Steinar Ege haben; er wächst in der Kölnarena regelmäßig über sich hinaus: gegen Flensburg entnervte er die dänische Flügelzange Christiansen/Stryger im Alleingang, gegen TuSEM Essen reichte ein verletzungsbedingter Kurzeinsatz zwischen der 45. und 55. Minute, um Blau-Weiß auf die Siegerstraße zu bringen; "Stonie" fühlt sich wohl in seinem Wohnzimmer "Kölnarena". Und auch Kyung-Shin Yoon dürfte "heiß" sein auf seinen Lieblingsgegner Kiel, sind es doch diese Duelle gegen Spitzenmannschaften, in denen sich der Koreaner mit anderen Weltklasseleuten wie Lövgren oder Hagen messen kann, zumal der frühere Welthandballer nach einem Klasseauftritt gegen Lemgo insbesondere beim Gastspiel in Flensburg völlig neben den Schuhen stand.
Das Hinspiel gewann der THW in der Ostseehalle mit 36:32. Im vergangenen Jahr behielt der VfL in Köln mit 24:23 die Oberhand, unterlag in Kiel ebenfalls mit vier Treffern Differenz 27:31. Beste Schützen des VfL in der laufenden Saison sind Kyung-Shin Yoon (131/40), Daniel Narcisse (121), Michael Spatz (64), Alex Mierzwa (56), Frank von Behren (53/3) und Kapitän Francois-Xavier Houlet (48/9). Steinar Ege ist nach längerer Verletzungspause unmittelbar vor der WM-Pause ins VfL-Tor zurückgekehrt, stand aber in dieser Saison bedingt durch den Innenbandriß im Knie verhältnismäßig wenig im Tor.
Will der VfL Gummersbach den Anschluss an die Plätze hinter dem Spitzentrio Flensburg, Kiel, Magdeburg nicht verlieren, ist ein Sieg gegen den THW dringend erforderlich.
(Von Thomas Ammermann)
"Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir uns schon für die Champions League qualifiziert", weiß Noka Serdarusic, der bei der Wahl zum Trainer des Jahres hinter Heiner Brand und Kent-Harry Andersson (SG Flensburg) Dritter wurde. "Platz eins, drei oder zehn - das ist mir egal", meinte der 54-Jährige, den es viel mehr beunruhigte, wie der Litauer Robertas Pauzuolis (5 Tore) und der Grieche Alexandros Vasilakis (10) seinen Spielern am Mittwoch die Bälle um die Ohren warfen. Was würde dem THW dann erst gegen den besten Rückraum der Liga drohen? Die "Franzosen-Connection" Francois Houlet, Cedric Burdet, Daniel Narcisse (zusammen 300 Länderspiele), Ivan Lapcevic (Serbien/150), Kyung-Shin Yoon (Südkorea/210) und der Deutsche Frank von Behren (135) - eine Weltauswahl auf der Gehaltsliste des VfL.
Zwei Schlüssel zum Erfolg könnten Henning Fritz und Henrik Lundström werden. Der Torhüter sucht nach der Ellenbogen-Operation seine Form. "Die Pause war viel zu lang für ihn", weiß Serdarusic. "Er braucht noch Zeit." Gute Nachrichten gab es auf der Linksaußen-Position, dem derzeitigen Sorgenkind der Kieler. "Henrik und Adrian Wagner sind beide nicht auf dem besten Wege", meinte Serdarusic. Deshalb habe er Lundström, der in Wilhelmshaven ein gutes Spiel machte, auch nicht ausgewechselt. "Er hat Selbstbewusstsein gesammelt und so konnte ich zumindest einem Linksaußen wieder auf die Beine helfen."
Mit großem Respekt steigt heute auch Kapitän Stefan Lövgren in den Mannschaftsbus. "Gummersbach hat eine tolle Truppe. Aber zum Glück spielen die manchmal auch richtig schlecht." So besiegte der VfL die SG Flensburg, deklassierte Lemgo (31:18), verlor zu Hause aber gegen Wilhelmshaven und in Schwerin. Besonderen Respekt hat Lövgren vor seinem ehemaligen Mannschaftskameraden Steinar Ege. "Gegen uns hält der immer super." So wie Goran Stojanovic vom HSV Hamburg, ebenfalls ein ehemaliger Kieler. Lövgren: "Ich werde unserem Manager vorschlagen, dass wir unsere Torhüter künftig alle behalten."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.02.2005)
Genauso unerklärlich findet der Norweger, der zwischen 1999 und 2003 für den THW das Tor hütete, aber die unfassbaren Leistungsschwankungen seines derzeitigen Teams, des VfL Gummersbach, heute (15 Uhr/live im WDR) in der mit mehr als 18 000 Zuschauern fast ausverkauften Kölnarena Gegner des THW. Mit großen Ambitionen war der Rekordmeister in die Saison gestartet: "Wir wollen ganz klar besser sein als im vorigen Jahr und die da oben ärgern", sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Gerd Rosendahl, als Weltmeister von 1978 eine Ikone aus glorreichen VfL-Zeiten, nach dem sechsten Platz im Vorjahr. Für 2005/06 wollte der starke Mann im Hintergrund, der Kölner Kreissparkassenchef Hans-Peter Krämer, sogar um die Meisterschaft spielen. Dafür soll der edle Kader wohl auch noch um Nationalspieler Michael Hegemann (Düsseldorf) bereichert werden, der gerade dem HSV Hamburg einen Korb gab. Doch die Realität: Mit bereits 17 Minuspunkten muss der VfL sogar um eine Europapokalteilnahme bangen.
Grund dafür ist die chronische Auswärtsschwäche, die am zweiten Weihnachtstag in einer 26:27-Niederlage beim bis dahin punktlosen Tabellenletzten Post Schwerin gipfelte. Danach knallte es beim VfL: Der angefressene Krämer schimpfte den Rückraumstar Frank von Behren ein Produkt der "Weißbrötchen-Generation" und fragte ihn öffentlich: "Wer hat den gezwungen, Handball zu spielen?" Der deutsche Nationalspieler hatte zuvor im "Kölner Express" darüber geklagt, über Weihnachten seine Familie verlassen zu müssen. Drei Siege in Serie, unter anderem das Aufsehen erregende 33:30 in Lemgo, ließen Trainer Richard Ratka neue Konstanz erhoffen. Aber es folgte mit dem 30:30 im letzten Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten Minden ein erneuter Leistungseinbruch.
In der Kölnarena freilich ist der VfL in dieser Saison noch ungeschlagen, von der riesigen Kulisse angespornt, steigern die Blau-Weißen ihr Niveau oft beträchtlich. "Das wird ein völlig neues Spiel", verspricht Keeper Ege, der mit 19 Paraden schon beim 24:23-Heimsieg gegen Kiel in der letzten Saison der Matchwinner war.
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2005)
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