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05./06.05.2004 - Letzte Aktualisierung: 06.05.2004 Bundesliga

THW nach schwer erkämpften Sieg über Gummersbach wieder Zweiter

Bundesliga, 30. Spieltag: 05.05.2004, Mi., 20.00: THW Kiel - VfL Gummersbach: 31:27 (14:17)
Update #2 Bericht der KN ergänzt...

Martin Boquist zeigt deutlich aufsteigende Form. Der Schwede war nicht nur Lenker des Spiels, sondern erzielte auch vier Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Martin Boquist zeigt deutlich aufsteigende Form. Der Schwede war nicht nur Lenker des Spiels, sondern erzielte auch vier Tore.
Durch einen schwer erkämpften 31:27 (14:17)-Sieg über den VfL Gummersbach in einem Nachholspiel vom 30. Spieltag hat der THW Kiel mit nun 50:12 Punkten den SC Magdeburg (49:13) überholt und sich wieder auf Platz zwei der Tabelle gesetzt. Damit liegen die Zebras weiter klar auf Kurs Champions League-Qualifikation.
Der Sieg gegen den VfL, der mit schon erreichter Europapokalqualifikation ohne Druck in der Ostseehalle aufspielen konnte, war schwer erkämpft. Der THW ging mit einem grossen Handicap in die Partie neben den Langzeitverletzten Nikolaj Jacobsen und Roman Pungartnik musste Noka Serdarusic auch auf Stefan Lövgren (Fuß) und Adrian Wagner (Grippe) verzichten. An Lövgrens Stelle sollte Martin Boquist den THW lenken, für Linksaußen Wagner musste der Kreisläufer Sebastian Preiß ran.

Schnell wurde klar, dass die Zebras nicht nur die Oberbergischen als Gegner hatten. Auch die Schiedsrichter-Zwillinge Methe / Methe machten dem THW - wieder einmal - das Leben schwer. In der ersten Halbzeit war der THW ständig im Rückstand, teilweise sogar mit drei Toren. 3:1 führte der VfL nach 6 Minuten. Nach 13 Minuten lag die Mannschaft von Sead Hasanefendic sogar mit 7:4 in Führung. Ab der 18. Minute war die Partie dann wieder ausgeglichen (9:9).

Dabei musste der THW sechs Minuten später beim Spielstand von 12:12 sogar eine doppelte Unterzahl überstehen, nachdem der Ex-Kieler Andreas Rastner Zeitstrafen gegen Klaus-Dieter Petersen und Marcus Ahlm verursacht hatte. Als Gummersbach nach 29 Minuten mit 16:14 führte, kassierte Ahlm bereits seine zweite Zeitstrafe. Die Gäste nutzten die Überzahl und gingen mit 17:14 in die Pause. Ein gellenden Pfeifkonzert war zuvor schon über die die Methes, aber auch über Rastner und Kyung-Shin Yoon hereingebrochen.

Christian Zeitz war sieben Mal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz war sieben Mal erfolgreich.
Die 10000 Zuschauer in der Ostseehalle sahen dann eine ganz andere zweite Halbzeit. Demetrio Lozano wurde stärker, brachte den THW auf 18:18 (37.) heran. Kurz darauf erzielte Christian Zeitz dann das 19:18-Führungstor (38.) für die Hausherren. Gummersbach glich noch einmal aus, dann ging der THW mit 22:20 in Führung (44.) und holte über 23:21 (45.) und 26:23 (49.) einen klaren 30:25 (55.) Vorsprung heraus. In den letzen sieben Minuten, die Partie war entschieden, verteilten die Unparteiischen dann noch drei Zeitstrafen gegen die Gäste - so war dann die Strafbilanz auch ausgeglichen...

Beste Schützen beim THW waren Marcus Ahlm (7), Christian Zeitz (7) und Johan Pettersson (7/4). Bei Gummersbach trafen Yoon (8) und von Behren (6) am besten.

Stimmen zum Spiel:

VfL-Trainer Sead Hasanefendic:
Wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen. Wir haben es nicht geschafft, über 60 Minuten konzentriert zu spielen. Die Abwehr hatte Löcher, der Angriff war ohne Bewegung und konzeptlos. Außerdem haben wir zu langsam gespielt und meine Spieler haben nicht alle den Wunsch gehabt, alles zu geben.

Anfang der zweiten Halbzeit hat der THW innerhalb von sieben Minuten den Vorsprung aufgeholt. Der THW hat mehr Erfahrung und hat verdient gewonnen.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Dieses Spiel war nicht eines der besten Spiele in der Ostseehalle. Die erste Halbzeit war nicht gut. In der zweiten Halbzeit haben wir mit Herz gespielt. Ohne Lövgren und Wagner und mit einem Kreisläufer auf Linksaußen war das schon sehr anständig. In der zweiten Halbzeit haben wir das Herz in die Hand genommen. Das Herz hat entschieden. Wir werden mit Sicherheit unter die ersten Drei kommen. Am Ende der Saison werde ich mich darüber mit meiner Mannschaft freuen.

[Frage: Können Lövgren und Wagner am Sonnabend gegen Magdeburg spielen?]
Adrian Wagner hat sich heute vor dem Spiel krank gemeldet, bekam Antibiotika, hat aber sich bereit erklärt, fünf Minuten zu spielen, wenn er gebraucht würde. Dies wollte ich aber nicht. Auch Mattias Andersson [Rückenprobleme, Anm. d. Red] hätte kommen müssen, aber das wollte ich nicht riskieren. Stefan Lövgren hat bisher nicht trainieren können.

[Zur Leistung von Martin Boquist]
Die letzte Zeit [vor dem Final Four, Anm. d. Red] war nicht wirklich seine Zeit. Durch Lövgrens Ausfall wurde er in die Pflicht genommen, und er hat es in Hamburg schon sehr gut gemacht. Zum Spiel heute: Wir haben in der ersten Halbzeit drei Tore und in der zweiten Halbzeit sieben Tore aufgeholt, da wird schon einiges gutes dabei gewesen sein. Martin zeigte heute noch ein besseres Spiel als in Hamburg.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Ich hatte mir das Restprogramm schon nac dem Spiel in Flensburg angeguckt. Wir hatten in dieser Saison inklusive der Vorbereitung noch nie gegen Gummersbach gewonnen. Wir sind mit Engagement ins Spiel gegangen, haben aggressiv und offensiv gespielt. Darüber bin ich froh und glücklich.

30. Spieltag: 05.05.04, Mi., 20.00: THW Kiel - VfL Gummersbach: 31:27 (14:17)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60., 14 Paraden), Andersson (n.e.); Preiß (1), Pettersson (7/4), Przybecki, Lozano (5), Petersen, Wagner (n.e.), Ahlm (7), Boquist (4), Zeitz (7); Trainer: Serdarusic
Logo VfL Gummersbach:
Ege (1.-53., 10 Paraden), Wiechers (54.-60., 3 Paraden); Ilper (1, Rastner, Yoon (8), von Behren (6), Houlet (5/1), Lapcevic (4), Schröder (1), Burdet (1), Hartmann (n.e.), Spatz (n.e.), Schumacher (n.e.), Kienbaum (n.e.), Dragunski (1); Trainer: Hasanefendic
Schiedsrichter:
Methe / Methe (Vellmar)
Zeitstrafen:
THW: 4 (zweimal Ahlm (22., 29.), Petersen (23.), Lozano (39.));
Gummersbach: 4 (Rastner (45.), von Behren (53.), Lapcevic (54.), Burdet (58.))
Siebenmeter:
THW: 4/4;
Gummersbach: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 1:1 (3.), 1:3 (6.), 3:3 (8.), 3:9 (10.), 4:6, 4:7 (13.), 6:8, 7:9 (16.), 9:9 (18.), 10:10 (20.), 12:11 (22.), 12:12, 13:12 (25.), 13:14 (27.), 14:16, 14:17;
2. Hz.: 16:18 (34.), 18:18 (37.), 19:18 (38.), 19:19 (40.), 20:19, 20:20 (43.), 22:20 (44.), 23:21, 24:22 (46.), 26:23 (49.), 27:24, 28:24 (51.), 29:25 (53.), 30:25 (55.), 30:26 (58.), 31:27
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.05.2004:

Kieler drehten mit Herz und Moral den Spieß um

THW besiegte den VfL Gummersbach trotz Drei-Tore-Rückstand mit 31:27
Kiel - Das war knapp. Aber wie mühsam sich der 31:27 (14:17)-Sieg über den VfL Gummersbach gestern Abend gestaltete, wird am Ende der Saison niemand mehr interessieren. Dann, wenn der THW Kiel als einer der ersten Drei in der Tabelle der Handball-Bundesliga die ersehnte Eintrittskarte für die Champions League gelöst hat.

Die letzten elf Gastspiele hatte der VfL Gummersbach in Kiel verloren. In der ersten Halbzeit sah es so aus, als ob der abgezockt auftretende Rekordmeister diese Serie beenden würde. Eine leblose Kieler Mannschaft lag verdient mit drei Toren zurück, das lasche Publikum schwieg andächtig und Hallensprecher Rolf Körting verkündete in aller Seelenruhe Abfahrtszeiten für Fan-Busse und den Vorverkauf für das Stiftungsfest der "Zebrasprotten".

Während auf dem Parkett die Ernte einer ganzen Saison vertrocknete, glaubte offensichtlich wohl niemand daran, dass Gummersbach tatsächlich die Ostseehalle stürmen könnte. Zuletzt hatte der zwölfmalige deutsche Meister dieses Kunststück am 8. Mai 1993 geschafft. Da war Uwe Schwenker, heute THW-Manager, noch Interimstrainer der Zebras.

In der Kabine schien der Trainer der Gegenwart, Noka Serdarusic, aber den richtigen Knopf bei seinen Spielern gefunden zu haben, die nun Handball mit Herz zeigten. Henning Fritz, der zuvor wiederholt von seinen Vorderleuten im Stich gelassen wurde, weckte die Seinen mit tollen Paraden auf. Und im Angriff lief es runder. Ein Kompliment verdiente sich der viel gescholtene Martin Boquist, der auf der Zielgeraden der Saison die richtige Betriebstemperatur zu finden scheint. Matchwinner war einmal mehr Christian Zeitz, der Steinar Ege im VfL-Kasten entnervte. Seine Bilanz: Sieben Tore, sechs herrliche Anspiele.

Erschreckend, wie die hochkarätig besetzten Gäste - die erste Sieben hatte mehr als 700 Länderspiele auf dem Buckel - in der zweiten Halbzeit absackte. "Ich kann nicht begreifen, dass uns die Luft schneller ausging als den Kielern", rang das Ex-Zebra Ege um Fassung. "Wir wollten hier gewinnen."

Dabei hatten die Kieler ihre ganz kurze Personaldecke ausgepackt: Mattias Andersson (Rückenschmerzen) konnte Fritz nicht helfen, und Sebastian Preiß spielte Linksaußen, weil Adrian Wagner (Virus) sogar zu schwach war, die Kollegen anzufeuern.

"Wir sind einfach zu blöd", brachte es Hans-Peter Krämer, Vorsitzender des VfL-Aufsichtsrates, auf den Punkt. So locker der VfL vor der Pause aufspielte, so verkrampft gaben sie sich, als der Sieg greifbar schien. Dabei hatten sie noch Glück, dass die Unparteiischen Methe/Methe ihnen ein "Phantom-Tor" von Frank von Behren schenkten.

In den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff gelangen dem Team von Sead Hasanafendic lediglich zwei Tore und Kiel lag nach einem herrlichen Treffer des starken Marcus Ahlm endlich mal wieder 20:19 vorne. Wenige Minuten später fiel die Entscheidung, als Fritz mit einer seiner 14 Paraden dem überragenden Gummersbacher der ersten Hälfte, Francois Houlet, endgültig den Zahn zog. Im Gegenzug machte Ahlm alles klar. Zu diesem Zeitpunkt hatten auch die Zuschauer begriffen, was die Stunde schlug: Kiel hatte endlich ein Heimspiel und kurz darauf auch den so wichtigen 14. Heimsieg. "Wir haben in der zweiten Halbzeit mit Herz gespielt", entspannte schließlich auch Serdarusic. "Jetzt kann auf dem Weg in die Champions League nicht mehr viel passieren." Wenn ein Skeptiker wie Serdarusic so einen Satz ausspricht, dann können die Zebras feiern - sie sind zurück in der Königsklasse.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.05.2004)


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