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27./28.03.2007 - Letzte Aktualisierung: 28.03.2007 Mannschaft

THW reagiert auf Verletzungsmisere: Xepkin bis zum Ende der Saison verpflichtet

Barcelonas ehemaliger Kreisläufer ist in allen drei Wettbewerben spielberechtigt

Update #2 Update #2 und KN-Bericht vom 28.03. ergänzt...

Andrei Xepkin im März 2005 beim  Warmmachen in der Kieler Ostseehalle.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andrei Xepkin im März 2005 beim Warmmachen in der Kieler Ostseehalle.
Der THW hat auf seine Verletzungsmisere reagiert und bis zum Saisonende den spanischen Kreisläufer Andrei Xepkin verpflichtet. Dies teilte THW-Manager Uwe Schwenker heute mit, nachdem die Zusage des 2,05-Meter-Hünen am Nachmittag vorlag und alle Formalitäten erledigt waren. Der zuletzt für Barcelona spielende Xepkin hatte 2005 seine Handballschuhe an den Nagel gehängt. Bereits morgen reist Xepkin zusammen mit seiner Familie nach Kiel.
Nach der Verletzung von Kreisläufer und Mittelblock Marcus Ahlm (siehe Bericht), der bis zum Saisonende ausfällt, benötigte der THW dringend einen Ersatz für den so wichtigen Schweden. In Frage kam dabei aufgrund der Wechselregularien nur ein vertragsloser Spieler und so erinnerte man sich an einen höchst unbequemen Kontrahenten aus vergangenen Champions-League-Spielzeiten: Andrei Xepkin.

Am vergangenen Wochende wurde der Transfercoup mit Barcelonas Verantwortlichem Xavier O'Callaghan eingeleitet, der Spanisch sprechende Mattias Andersson dolmetschte. "Xepkin wird allein durch seine Statur eine große Präsenz ausstrahlen", ist sich Schwenker sicher. Damit sollen Spieler wie Lövgren oder Karabatic insbesondere in der Abwehr Ruhepausen bekommen.

Zusätzlich zur Tchepkin, der für den THW erste Wahl war, sollte Lemgos Trainer Volker Zerbe für die Champions-League-Spiele verpflichet werden. Dieser erteilte den Zebras jedoch am Morgen eine Absage. "Volker hat bis Ende letzter Saison auf höchstem Niveau gespielt und ist von allen in Frage kommenden Spielern sicher der fitteste", begründete Schwenker die Anfrage bei Volker Zerbe, der nur für das CL-Rückspiel und etwaige CL-Finalspiele eingesetzt werden sollte. Mit großem Bedauern habe er Zerbes Absage zur Kenntnis genommen, so der THW-Geschäftssführer.

März 2001: Lövgren und Perunicic stoppen Andrei Xepkin.
Klicken Sie zum Vergrößern! März 2001: Lövgren und Perunicic stoppen Andrei Xepkin.
Der 2,05 Meter große und 124 Kilogramm schwere Handballer - von den Fans liebevoll "El Gigante" ("Der Gigant") getauft - ist nicht nur aufgrund seiner Körpermaße ein mehr als unangenehmer Gegner am Kreis und in der Abwehr. Mit seiner kompromisslosen Härte machte der THW erstmals in der Champions-League-Saison 1999/2000 Bekanntschaft, als die Zebras im Finale auf den FC Barcelona trafen (siehe Spielbericht Hinspiel und Spielbericht Rückspiel). Auch 2001 (CL-Halbfinale), 2002 (EHF-Pokal-Finale und 2005 (CL-Viertelfinale) machte der Kreisläufer dem THW als "Turm in der Schlacht" das Leben schwer. Seit seinem Karrierende 2005 hält sich Xepkin mit Marathonläufen fit. Zuletzt absolvierte der Hüne einen Halb-Marathon in 1:30 Stunde, ein beachtlicher Wert.

März 2001: Andrei Xepkin ist durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! März 2001: Andrei Xepkin ist durch.
Xepkin wurde am 1. Mai 1965 in Saporoschje in der heutigen Ukraine geboren, begann im Alter von elf Jahren seine Handballkarriere in der "Schule Nr. 7" in Saporoschje und wurde in einer Elite-Sportschule zum Nationalspieler geformt. Nach der Öffnung des eisernen Vorhangs wechselte er 1991 nach Spanien zu Maristas de Malaga. Bereits ein Jahr später heuerte der Profi-Handballer bei Avidesa Alzira an, um dann 1993 den Vertrag seines Lebens beim FC Barcelona zu unterschreiben, der ihm eine beeindrucken Titelsammlung bescherte. Mit dem FC Barcelona gewann Xepkin in Spanien sechs Mal die Meisterschaft, fünf Mal den Königspokal ("Copy del Rey) und fünf Mal den Liga-Pokal ("Copa Asobal"). International konnte er sechs Champions-League-Erfolge einfahren und gewann zudem zweimal den Europapokal der Pokalsieger, einmal den EHF-Pokal und fünf Mal die Vereins-EM. Nach 12 Jahren im Dress der "Blaugrana" beendete der Familienvater 2005 seine Karriere. Zusammen mit den ebenfalls zurückgetretenen O'Callaghan und Ortega gilt er als einer der Säulen des Barcelona-"Dreamteams". Bei der Verabschiedung erklärte Barcelonas Präsident Laporta: "Es macht mich Stolz, einen solchen Spieler wie Andrej in unserer Mannschaft gehabt zu haben".

März 2001: Andrei Xepkin mit Barca-Kapitän Enric Masip.
Klicken Sie zum Vergrößern! März 2001: Andrei Xepkin mit Barca-Kapitän Enric Masip.
Noch unter dem Banner der sich langsam auflösenden UdSSR gewann Xepkin bei der WM 1990 in der Tschecheslowakei die Silbermedaille und bestritt für die UdSSR und die Ukraine insgesamt 161 Nationalmannschaftseinsätze. 1998 wurde Xepkin von Spanien eingebürgert und holte noch im gleichen Jahr in Italien zusammen mit seinem neuen spanischen Team den Vizeeuropameistertitel. Im Jahr 2000 konnte der gebürtige Ukrainer mit Spanien sogar zwei Bronzemedaillen einfahren: Im Frühjahr bei der EM in Kroatien und im Sommer bei den Olympischen Spielen in Sydney belegten die Iberer jeweils den dritten Platz. 2004 beendete er nach 78 Spielen und 228 Toren seine Nationalmannschaftskarriere.

Die spanische Transskription seines Namens lautet übrigens - im Gegensatz zur deutschen Umschrift - Andrei Xepkin.

Mehr über Andrei Xepkin erfahren Sie auf unserer Spielerporträt-Seite.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2007:

Zwei Zentner Handball: "El Gigante" zum THW

Andrei Xepkin steht schon am Freitag im Zebra-Kader - Absage von Zerbe
Kiel - "El Gigante" ist seit gestern ein Zebra. Nur zwei Tage nach der Verletzung von Kreisläufer Marcus Ahlm im Champions-League-Halbfinale in Pamplona bot Handball-Bundesligist THW Kiel gestern der sich zuspitzenden Personalmisere die Stirn.

Nachmittags war es perfekt: Schon am Freitag im Halbfinal-Rückspiel gegen Portland San Antonio wird der 41-jährige Andrei Xepkin, der bis 2005 in Diensten des FC Barcelona stand, in der Ostseehalle das schwarz-weiße Trikot tragen. Begonnen hatte Tag zwei nach dem sperrigen deutsch-spanischen Kräftemessen mit schlechten Nachrichten.

Eine weitere Tomographie hatte bei Ahlm einen Abriss der Brustmuskel-Sehne vom Oberarm und laut THW-Arzt Dr. Frank Pries die "Notwendigkeit einer Operation" und damit den Ausfall bis zum Saisonende ergeben. Heute reist Ahlm nun zu den Ärzten der schwedischen Nationalmannschaft nach Ängelholm. "Am Donnerstag oder Freitag werde ich operiert. Ich werde das Rückspiel am Fernseher verfolgen. Unsere Chancen sind groß. Kopf-Probleme wird es in der Mannschaft nicht geben", sagte der 28-Jährige. "Eher im Gegenteil."

Die Mannschaft - dazu gehört ab heute auch Andrei Xepkin. Sechsmal gewann diese 2,05 Meter große und weit über zwei Zentner schwere personifizierte Handball-Kraft zwischen 1993 und 2005 mit dem FC Barcelona die Champions League, machte dabei auch dem THW Kiel 2000, 2001, 2005 sowie im EHF-Cup- Finale 2002 das Leben schwer, absolvierte 161 Länderspiele für die UdSSR und die Ukraine sowie nach seiner Einbürgerung 1998 noch 78 Einsätze für Spanien. "Ich sehe Andrej als Ergänzung und Hilfe für den Kreis und die Abwehr, damit andere Spieler 'mal zum Luftholen kommen", sagt THW-Manager Uwe Schwenker, der noch am Sonntag von Pamplona aus Kontakt zu seinem Managerkollegen Xavier O'Callaghan vom FC Barcelona aufgenommen hatte. Um die Fitness des "Handball-Rentners" macht sich Schwenker keine Sorgen: "Er hat gerade einen Halbmarathon in 1:30 Stunden absolviert." Der Vertrag des Spaniers ist bis zum Saisonende datiert. Darin sind neben einem Grundgehalt Prämien für das Weiterkommen in der Champions League und Titelgewinne festgeschrieben. "Es ist ein sportlich und finanziell gutes Angebot", sagte der zweifache Familienvater, der heute Nachmittag von Noka Serdarusic im Training begrüßt wird, gestern am Telefon.

"Handball ist mein Leben, ich habe davon geträumt, in Deutschland zu spielen. Es ist eine Ehre, von einem so großen Klub ein Angebot zu bekommen - und das mit 41 Jahren." Kurz nach dem Spiel in Pamplona waren erste Gerüchte über Blitz-Verpflichtungen des THW aufgekommen, neben Magnus Wislander kursierte in Meldungen auch der Name des Ungarn Istvan Csoknyai, Co-Trainer in Veszprem. "Wir haben versucht, zusätzlich noch Volker Zerbe zu verpflichten - aber ausschließlich für die Champions League. Mit anderen Spielern haben wir nicht gesprochen", stellte Schwenker klar. Der Ex-Nationalspieler und Trainer des TBV Lemgo erteilte dem THW eine Absage.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2007)

 

"Ich kann eine gute Hilfe sein"

Der Wechsel von Andrei Xepkin hat auch in der spanischen Presse für Aufmerksamkeit gesorgt. "Alles ging sehr schnell, bis gestern war es noch nicht offiziell. Sportlich ist es ein sehr attraktives Angebot. In Kiel, wo man im Kampf um die Champions-League und den Titel in der Bundesliga kämpft, zu spielen ist eine Ehre", sagte Xepkin der spanischen Sportzeitschrift "El Mundo Deportivo". "Ich werde dort für zwei Monate bis zum Ende der Saison spielen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich ihnen nicht das Leben retten kann, aber ich kann eine gute Hilfe sein", schätzt der Kreisläufer die Situation realistisch ein. "Körperlich fühle ich mich gut. Ich trainiere viel, hauptsächlich laufe ich", lässt der 41-Jährige keine Zweifel an seiner Fitness aufkommen. "Mir fehlt der Handball und ich muss wieder die Abläufe zurück gewinnen, aber ich fühl mich gut."

Für ihn kam der Anruf aus Kiel völlig überraschend: "Es ist nicht normal, dass Dir in meinem Alter und nach zwei Jahren ohne Spielpraxis so ein tolles Angebot gemacht wird." Und weiter: "Klar ist, dass sie mich gefragt haben, weil sie handeln mussten, aber ich bin sehr glücklich darüber und hoch motiviert." Portland San Antonio wusste nach Angaben von Xepkin ziemlich schnell über den Wechsel Bescheid, der sich in Spanien wie ein Lauffeuer verbreitete: "Ja, die in Portland wissen es schon. Wie hätte es auch anders sein können? Die Handball-Welt ist sehr klein und wir kennen uns alle."

Herzlichen Dank an Stefan Wriedt für die Übersetzung!


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