THW-Logo
11./12.10.2006 - Letzte Aktualisierung: 12.10.2006 Bundesliga

Zebras feiern nach Leistungssteigerung Kantersieg in Düsseldorf

Bundesliga, 8. Spieltag: 11.10.2006, Mi., 19.30: HSG Düsseldorf - THW Kiel: 26:37 (16:17)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Statistik und Spielbericht ergänzt...

Im Stile von Punkte-Raubrittern hat der THW Kiel am Mittwoch Abend das Düsseldorfer "Burg-Wächter Castello" eingenommen und mit dem 37:26 (17:16) - Erfolg gegen die abstiegsbedrohte HSG Düsseldorf den Kontakt zur Tabellenspitze gehalten. Allerdings brauchten die Zebras eine deutliche Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte für den letztlich klaren Erfolg. Bester Werfer im schwarz-weißen Dress war Henrik Lundström mit 9/4 Torerfolgen.
Mit einer Schrecksekunde begann der Abend in Düsseldorf: Ein Einsatz von Stefan Lövgren war bereits vorher ausgeschlossen worden, dass jedoch auch Nikola Karabatic nach einem Umknicken beim Warmmachen draußen blieb und der etatmäßige Linksaußen Dominik Klein auf die Mittelposition rückte, schien nicht nur die Düsseldorfer Zuschauer zu überraschen. Denn auch die HSG-Spieler brauchten einige Zeit, um sich auf diesen THW, der in der Defensive mit einer 5-1 Deckung agierte, einzustellen. Schnell führten die Zebras mit 4:1 (5.), ein von Savonis gehaltener Kim Andersson-Siebenmeter weckte aber das Selbstbewusstsein der Gastgeber, die wenig später auf 5:6 verkürzten. Nach einem kurzen Zwischenspurt führte der THW zwar wieder mit 9:6, die HSG aber wollte das Motto ihres Trainers umsetzen und kämpfte. Der 9:9-Ausgleich war die Konsequenz, zudem erhielt Lars Krogh Jeppesen bereits zu diesem Zeitpunkt seine zweite Zweiminuten-Strafe.

Als Vasilakis zum 10:9 für die Gastgeber traf, tobte das Publikum. Der THW reagierte indes wie eine Klassemannschaft: Drei Tore von Henrik Lundström und zwei Klein-Tore brachten die Zebras wieder mit vier Treffern in Führung, richtig rund lief es indes im Angriff noch immer nicht, was zum Einen an einem gut aufgelegten Savonis, zum Anderen aber auch an der uneingespielten Angriffsformation lag. Auch in der Defensive taten sich immer wieder Lücken auf, die Kokolodimitrakis am Kreis, Berblinger von Außen und Vasilakis aus dem Rückraum gerne zu nutzen wussten. Kleins Schlagwurf zum 16:12 konterten die Gastgeber durch zwei Berblinger-Tore zum 15:16, ehe Christian Zeitz - inzwischen für Kim Andersson auf der Platte, den letzten Kieler Treffer vor der Pause erzielen konnte. Inzwischen war auch Pelle Linders für den heute chancenlosen Marcus Ahlm gekommen. Den Pausenstand markierte dann erneut Vasilakis mit dem aus Gastgebersicht höchst zufrieden stellenden 16:17.

Angesichts des doch knappen Vorsprungs war die Zeit der Schonung für Karabatic nach der Pause schnell vorbei. Minutenlang war er behandelt worden, hatte sich danach warm machen können und übernahm nun wieder die "Chefrolle" von Klein. Und das eindrucksvoll: Mit Karabatic und dem überzeugenden Jeppesen stand die 6-0-Formation wieder felsenfest, im Angriff ordnete der Franzose zudem das Positionsspiel. Da auch Omeyer von der fester zupackenden und nun enger stehenden Abwehr profitierte, bauten die Zebras nun Stück für Stück ihr gefürchtetes Tempospiel auf. Entgegen kam den Kielern dabei die Undiszipliniertheit der Gastgeber, die mit der Brechstange und zahlreichen Fouls unbedingt den Anschluss halten wollten. Diese überhöhte Aggressivität bezahhlte Düsseldorf mit vier Zeitstrafen zwischen der 32. und 36. Minute, für knapp 30 Sekunden stand die HSG mit nur drei Feldspielern auf der Platte.

Die numerische Überlegenheit setzte der zunächst nur langsam in Fahrt kommende THW in eine 24:20-Führung um (38.). Da Düsseldorf weiterhin in schöner Regelmäßigkeit Zeitstrafen kassierte, blieben Lücken in der HSG-Abwehr natürlich nicht aus - und diese wusste Karabatic mit exzellenten Anspielen auf seine Nebenleute perfekt mit Zebras zu füllen. Lundström per Siebenmeter, der fleißige Zeitz, Linders und erneut Zeitz mit seinem berüchtigen Hammer machten das 28:20 (44.), fortan jubelten nur noch die schwarz-weißen Schlachtenbummler im Castello. Als Berblinger in der 51. Minute den 26. Düsseldorfer Treffer zum 26:31 erzielte und auf fünf Tore verkürzen konnte, hielt sich die Niederlage der Gastgeber noch im Rahmen.

Die Kieler aber wollten einmal mehr ein tolles Ergebnis heraus spielen, machten weiterhin viel Druck und fuhren so noch einen Kantersieg ein: Neun Minuten blieb der THW ohne Gegentor, erhöhte mit zum Teil traumhaftem Handball aus allen Positionen sukzessive Tor um Tor. Linders vom Kreis, Kim Andersson mit einem wuchtigen, ansatzlosen Wurf aus dem Stand, Klein per Kempatrick... Am Ende stand ein klares 37:26 (17:16), ein weiteres Achtungszeichen. Besonderheit am Rande: Mattias Andersson kassierte nach seiner Einwechslung nicht einen Gegentreffer mehr.

Die zwei Punkte nehmen die Zebras am Donnerstag mit zurück nach Kiel, wo sie aber nicht lange verweilen. Denn bereits am Samstag wartet in Rumänien das Spiel um die Führung in der Champions League-Gruppe E...

(Christian Robohm)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Unsere Abwehr war schwach - Klein musste auf der Mitte spielen, da Karabatic wegen Schmerzen ausgefallen ist. Dazu Jeppesen auf Halblinks, der noch nicht eingespielt sein kann... dadurch haben wir Düsseldorf leichte Tore schießen lassen.

In der Halbzeitpause hat sich Karabtic gemeldet, dass er spielen möchte. Man konnte sehen, wie wichtig er auf Mitte und in der Abwehr ist.

THW-Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen:
Wir sind zufrieden. Kompliment an Düsseldorf, dass sie in der ersten Halbzeit mitgehalten haben. Wir wollten in einer anderen Formation spielen aber kurz vor Beginn verletzte sich Karabatic. Somit hatten wir niemanden für die Rückraum Mitte und mussten umbauen. In der zweiten Halbzeit waren wir froh, dass Karabatic gespielt hat. Es lief sofort anders.
HSG-Trainer Nils Lehmann:
Glückwunsch. Das Ergebnis war ok. Wir haben tapfer gekämpft und vorbildlich in der Deckung gestanden. Wir konnten es immerhin verhindern, dass der weltbeste Kreisläufer an den Ball kommt.

Karabatic ist mit seiner Physis schon sehr beeindruckend. Selbst wenn er noch am Boden liegt, spielt er den Pass blind. Ich wünsche dem THW Kiel alles alles Gute. Hoffe, dass sie das Mammutprogramm gut überstehen und dieses Jahr die Champions League gewinnen.

THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Wir waren froh, dass unser Kader zu diesem wichtigen Saison-Zeitpunkt endlich wieder so gut wie komplett ist, die Verletzung von Karabatic war deswegen ein ziemlicher Schock. Gut, dass er in der zweiten Halbzeit wieder spielen konnte. Man hat gesehen, wie wertvoll er für die Mannschaft ist. Mit ihm kam die Sicherheit zurück.
THW-Spieler Dominik Klein gegenüber den KN:
Natürlich war es anfangs nicht leicht, aber am Ende standen wir in der Abwehr wieder besser. Außerdem wussten wir, dass die Düsseldorfer unser Tempo nicht halten konnten.
THW-Spieler Nikola Karabatic gegenüber den KN:
Der Knöchel hat verdammt stark geschmerzt, aber ich wollte unbedingt spielen. Ich hatte bei dem Spielstand Angst, dass es schief geht. Die Abwehr stand in der zweiten Halbzeit wieder gut, das war der Grundstein für unseren Sieg.
Bundestrainer Heiner Brand gegenüber den KN:
Kiel hat sich anfangs schwer getan. Das hat mich aber nicht überrascht. Ohne Lövgren, Karabatic und mit einem Jeppesen, der noch seinen Rhythmus sucht, konnten die Kieler nicht besser spielen.
HSG-Spieler Frank Berblinger gegenüber den KN:
Wir hatten uns von Anfang an etwas ausgerechnet. Bis zur 40. Minute war auch alles möglich. Aber dann haben uns die Schiedsrichter mit den ganzen Zeitstrafen aus der Bahn geworfen. Jedes Foul eine Zeitstrafe. Mist. Kiel hat aber auch noch eine Schippe draufgelegt.

8. Spieltag: 11.10.06, Mi., 19.30: HSG Düsseldorf - THW Kiel: 26:37 (16:17)

Logo HSG Düsseldorf:
Savonis (13 Paraden), Puhle (2 Paraden); Gruchalla Heinrichs (1), Berblinger (9/3), Schneider, Runge (1), Makowka (1), Sieberger (1), Kokolodimitrakis (5), Navarin (1), Vasilakis (3), Neukirchen, Schürmann, Pöter (4), Struck; Trainer: Lehmann
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-51., 10 Paraden), Fritz (1 Siebenmeter, 0 Paraden), M. Andersson (52.-60., 2 Paraden); Linders (4), K. Andersson (4), Lundström (9/4), Kavticnik (4/1), Lövgren (n.e.), Ahlm, Zeitz (5), Jeppesen (1), Karabatic (4/2), Klein (6); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Martin Harms (Magdeburg) / Jörg Mahlich (Stendal)
Zeitstrafen:
Düsseldorf: 9 (2x Kokolodimitrakis (8., 34.), 3x Pöter (32., 36., 45.), Schürmann (35.), 2x Runge (40.), Makowka (53.));
THW: 4 (2x Jeppesen (9., 16.), Ahlm (25.), Zeitz (33.))
Rote Karte:
Düsseldorf: Pöter (45.) nach dritter Zeitstrafe
Siebenmeter:
Düsseldorf: 3/3;
THW: 10/7 (Savonis hält K. Andersson (6.), Karabatic (34.), Lundström (43.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:1 (3.), 2:4 (6.), 3:6 (9.), 5:6 (11.), 6:8 (13.), 7:9 (15.), 9:9 (17.), 10:11 (20.), 10:13 (22.), 11:15 (25.), 13:16 (27.), 16:17;
2. Hz.: 17:17 (31.), 18:18 (33.), 19:19 (35.), 19:21 (37.), 20:23 (40.), 20:27 (43.), 20:28 (45.), 23:29 (48.), 23:31 (50.), 26:31 (52.), 26:36
Zuschauer:
ca. 1500 (Burg-Wächter Castello, Düsseldorf-Reisholz)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.10.2006:

THW-Express auch für Düsseldorf zu schnell

Deutscher Meister siegte locker 38:25
Düsseldorf - Die Sensation blieb aus. Der THW Kiel wurde seiner Favoritenrolle gestern Abend beim Tabellen-15. HSG Düsseldorf gerecht, brachte mit dem 37:26 (17:16) seinen sechsten Saisonsieg in trockene Tücher und erklomm in der Bundesliga-Tabelle Rang zwei. Vor der Partie war es nur um die Höhe des Kieler Sieges gegangen. "Alles unter zehn Tore wäre schon ein schöner Erfolg", hatte beispielsweise HSG-Präsident Erwin Schierle seinem Team mit auf den Weg gegeben. Man wolle lernen und nicht an das Ergebnis denken, sagte Trainer Nils Lehmann.

Doch die Praxis hielt der Theorie zunächst nicht stand. Das lag vor allem daran, weil THW-Trainer Noka Serdarusic direkt vor dem Anpfiff umstellen musste. Nikola Karabatic trat beim Warmmachen auf einen vorbei rollenden Ball, knickte um und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den verletzten Knöchel. Da auch Kiels etatmäßiger Mittelmann Stefan Lövgren wegen einer Muskelverhärtung in der Wade nicht zur Verfügung stand, fehlte plötzlich die führende Hand. Während Masseur Uwe Brandenburg Schwerstarbeit am Knöchel des Franzosen verrichtete, entschied sich Serdarusic, mit Linksaußen Dominik Klein in der Mitte zu beginnen.

"So kurz vor dem Einlaufen hat mich noch nie jemand auf die Mitte gestellt. Ich habe immer Blickkontakt mit der Bank gesucht und versucht, mein Bestes zugeben", sagte der Nationalspieler. Er erledigte seine Aufgabe unter den kritischen Augen von Bundestrainer Heiner Brand gut, störte die HSG-Angreifer als vorgezogene Spitze der 5:1-Abwehr und kam auch zu vier Toren. Zweimal zog er "Stemmer" am HSG-Torhüter Almantas Savonis vorbei, außerdem brachte er zwei "geklaute" Bälle per Tempogegenstoß im HSG-Tor unter.

Trotzdem taten sich die Zebras schwer, die ordnende Hand fehlte, Fehler schlichen sich ein, Düsseldorf hielt Kontakt und ging in der 17. Minute nach einem Kracher von Vasilakis beim 10:9 sogar in Führung. Die Halle wurde laut, die Düsseldorfer "Löwen" schnupperten an der Sensation. Nur mit Mühe retteten sich die Kieler mit dem 17:16 in die Pause - auch, weil Linksaußen Henrik Lundström Ruhe bewahrte, sechsmal in der ersten Halbzeit traf und es auf insgesamt neun Tore brachte.

Neues Spiel, neues Glück: Nach der Pause kehrte Nikola Karabatic ins Team zurück, und mit dem 22-jährigen Weltmeister hatte der THW plötzlich wieder eine Hand, die das Spiel lenkte und das Zepter schwang. Die jetzt defensiv 6:0 deckende Abwehr degradierte Düsseldorfs "Löwen" zu Schmusekätzchen, die Wende ließ nicht lange auf sich warten. 20:19 hieß es in der 35. Minute, neun Minuten später waren die Zebras, auch dank der Tore von Pelle Linders, Christian Zeitz und Nikola Karabatic, auf 28:20 davongeprescht - die Vorentscheidung. Der Rest war Routine und Ergebnisverwaltung. "Ich habe vor der Partie gewarnt", schnaufte Noka Serdarusic nach dem Schlusspfiff. "Heute hat man gesehen, dass tatsächlich alles möglich ist."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.10.2006)


(11./12.10.2006) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite