Aus Sport1.de:
München/Flensburg - Seinen Geburtstag würde Kent-Harry Andersson
wohl lieber im Kreise seiner Familie verbringen. Nicht auf
feindlichem Boden, in der Halle des THW Kiel.
Der schwedische Trainer der SG Flensburg-Handewitt wird am
Sonntag 58 Jahre alt. Als Geschenk von seinem Team wünscht er
sich nicht weniger als den wichtigsten Titel im Vereinshandball
weltweit: die Champions-League-Trophäe.
Statt eines beschaulichen Kaffeekränzchens erwartet Andersson
der "Hexenkessel" Ostseehalle. Der Coach geht davon aus, dass
der Kampf um Europas Thron zwischen Kiel und der SG (So., 17.30
Uhr) auf der Kippe stehen wird.
"Egal, ob eine Mannschaft mal mit vier oder fünf Toren führt,
das Duell ist noch nicht gelaufen. Die Entscheidung fällt in der
letzten Minute, in den letzten Sekunden", sagt Andersson im
Gespräch mit
Sport1.de.
Es gebe nun nicht mehr einen Favoriten, "beide sind Favoriten",
so der Erfolgscoach. "Kiel wegen des Heimvorteils. Und wir, weil
der THW personell angeschlagen ist und wir alle Mann dabei
haben. Es kommt alleine auf die Tagesform an."
Remis nach 60 Minuten
Eine Woche lang konnte Andersson seine Mannschaft auf den
zweiten, entscheidenden Teil des Finals vorbereiten. 28:28 steht
es nach den 60 Minuten in Flensburg.
"Vor dem Hinspiel wurde viel zu viel gesagt. Wir waren
übermotiviert, wollten zu viel und standen unter Druck, weil
jeder von uns einen klaren Sieg erwartet hat. Das ist jetzt
anders", sagt Andersson, der Flensburg zum zweiten Mal in drei
Jahren ins CL-Finale führte.
An Celje gescheitert
2004 scheiterte die SG an Celje (siehe
Bericht).
Jetzt soll nach Meisterschaft
2004 und zwei Pokalsiegen 2004 und 2005 der CL-Titel her. Die
Voraussetzungen vor dem ersten Finale schienen ideal. Flensburg
mit personellen Alternativen, Kiel ohne Spielmacher und mit nur
noch acht Feldspielern, darunter einem 41-Jährigen.
Doch der THW gab im Hinspiel lange den Ton an und führte
zeitweise sogar mit fünf Treffern. Vor allem
Christian Zeitz als
Spielmacher hätte ihn überrascht, sagt Andersson: "Er hat sehr
diszipliniert gespielt und war sogar noch torgefährlicher als
Stefan Lövgren."
Der Ausfall von
Lövgren schwäche Kiel zwar, gibt Andersson zu,
"es können aber sowieso nur sechs Feldspieler ran. Und wenn ich
sechs Mal weltklasse habe, macht es nicht so viel aus, dass die
Bank nicht so gut besetzt ist".
Schwerstarbeit am Geburtstag
Außerdem habe der THW in vielen Saisonspielen nur mit sieben,
acht Feldspielern agiert. "In solchen Spielen kommen meist
sowieso nur zehn Akteure zum Einsatz", meint der Coach.
Mal sehen, wem Andersson am Sonntag sein Vertrauen schenkt. Auf
ihn kommt Schwerstarbeit zu. Das hätte er sich am Geburtstag
sicher anders vorgestellt.
Nur der Triumph kann da entschädigen.
(Von Michael Schwartz, © 2007 Sport1)