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27./28.04.2007 - Letzte Aktualisierung: 28.04.2007 Champions League

Champions League: Sonntag fällt die Entscheidung

Eurosport überträgt live - Public Viewing in der Stadt

Update #2 KN-Vorbericht und KN-Journal-Artikel ergänzt...

Das Team der SG Flensburg-Handewitt: Gegner des THW im Finale der Champions League.
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Am Sonntag fällt endgültig die Entscheidung, am Sonntag hat alles Spekulieren endgültig ein Ende: Nach dem 28:28-Remis im Hinspiel wird der Sieger des Champions-League-Final-Rückspiels am Sonntag als Gewinner des höchsten Ehre, die es im europäischen Handball gibt, feststehen. Das alles entscheidende Spiel zwischen dem THW Kiel und seinem Landesrivalen SG Flensburg-Handewitt wird um 17.30 Uhr in der seit Wochen restlos ausverkauften Ostseehalle angepfiffen, der TV-Sender Eurosport überträgt ab 17 Uhr live aus Kiel.
Fans, die keine der begehrten Karten ergattern konnten, können gemeinsam mit vielen anderen Zebra-Anhängern unter anderem in der Forstbaumschule, in der Halle400 und im CinemaxX beim Public Viewing mitfiebern, nach dem Spiel veranstaltet der NDR - wie auch in Flensburg in der Campushalle - auf dem Ostseehallenvorplatz eine Fan-Party.

Die Ausgangslage dabei ist klar: Der Sieger der Partie wird am Ende die begehrte Trophäe, die bis zum Finaltag in einem Hochsicherheits-Tresor der Provinzial-Versicherung verwahrt wird, aus den Händen von EHF-Präsident Tor Lian entgegen nehmen. Sollte es erneut keinen Sieger geben, so entscheidet die Anzahl der mehr erzielten Auswärtstore über den Gewinn der Champions League. Bei einem 28:28-Unentschieden, also dem exakten Hinspiel-Ergebnis, würde laut EHF-Statuten sofort nach dem Schlusspfiff ein Siebenmeterwerfen folgen.

Flensburgs Hoffnungsträger: Ljubomir Vranjes mit Kent-Harry Andersson
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Sechzig Minuten bleiben dem THW Zeit, solch ein dramatisches Finish zu verhindern. "Wir wollen diesen Pott", unterstrich Thierry Omeyer trotz des auf "sieben Feldspieler und einen Handball-Rentner" (Noka Serdarusic) zusammengeschrumpften Kieler Kaders. Unter der Woche versuchten sich die beiden Kontrahenten in "Business as usual": Training und Erholung wechselten sich ab. Während man in Kiel aufgrund der Verletztenmisere nur eingeschränkt üben konnte, spielten 14 Flensburger im Training sieben gegen sieben. Auf dem kleinsten dieser 14 Akteure ruhen indes die größten Hoffnungen: Ljubomir Vranjes, 1,68 Meter "großer" Mittelmann der SG, kehrt nach seiner Hinspiel-Sperre zurück in den Kader - und mit ihm die Hoffnung, ein konstruktiveres Flensburger Angriffsspiel aufziehen zu können. "Ich hoffe, dass Vranjes etwas mehr Ordnung in unseren Angriff bringt im Vergleich zum ersten Finale", setzt nicht nur SG-Manager Thorsten Storm große Stücke auf Vranjes. Auch Coach Kent-Harry Andersson stieß ins gleiche Horn: " "Mit Vranjes werden wir viel schneller spielen können."

Dass es nicht soweit kommt, ist am Sonntag auch eine Frage der Kieler Defensive. In der wird Andrej Xepkin wohl noch mehr zu tun bekommen als im Hinspiel. Zumindest weiß "El Gigante": "Gegen Ljubo zu decken, ist sehr, sehr unangenehm."

Setzt auf die Fans: Nikola Karabatic
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Am Spiel der prozentualen Chancen wird er indes nicht teilnehmen. Während Flensburg sich nun trotz der übermächtig wirkenden Kadergröße und der vielen Alternativen auf der Bank nicht mehr als Favorit sieht, entgegnet der am Sonntag neben den Rekonvaleszenten Henning Fritz, Marcus Ahlm, Viktor Szilagyi und Lars Krogh Jeppesen fehlende Kapitän Stefan KLövgren: "Flensburg bleibt aufgrund der Personalsituation der Favorit. Ich denke, die Chancen stehen 60:40 für die SG." Erschwerend käme hinzu, so der verletzte "Leit-Löwe" der Zebra-Herde weiter, dass Flensburg die Atmosphäre in der Ostseehalle sehr gut kenne. "Gegen jede ausländische Mannschaft wären unsere Chancen nach so einem Hinspiel-Resultat besser."

Dennoch baut nicht nur Nikola Karabatic neben der eigenen Stärke und dem größeren Siegeswillen auch auf die Unterstützung der rund 9000 Kieler Fans in der mit 10250 Zuschauern seit Wochen ausverkauften Ostseehalle. "Wir können den Titel nur mit ihrer Hilfe gewinnen", ist sich der Franzose sicher, der von jedem Zuschauer dann auch vollsten Einsatz fordert: "Umso größer der Lärm, umso besser für uns - wir ziehen daraus unsere Kraft."

Auf sie kommt viel Arbeit zu: Noka Serdarusic und Pelle Linders
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Kraft - davon benötigt der THW am Sonntag noch einmal jede Menge, wenn es zum ersehnten Triumph kommen soll. Spannender hätte die Konstellation für ein Rückspiel auf jeden Fall nicht sein können. Die Handball-Welt blickt am Sonntag auf die Kieler Ostseehalle, rund 300 Journalisten aus aller Welt werden über das Ereignis berichten. Ein bisher nie gekanntes Großaufgebot, das den Stellenwert der Champions League und dieses einen, alles entscheidenden Landesderbys um die europäische Krone mehr als unterstreicht.

Dass es in diesem Derby nicht zu hitzig zugeht, wird die schwere Aufgabe des Schiedsrichtergespannes sein. Die EHF hat mit Miroslaw Baum und Marek Goralczyk aus Polen ein erfahrenes Duo nominiert. Jesus Guerrero aus Spanien ist offizieller EHF-Delegierter, ihm als EHF-Repräsentant zur Seite steht mit Tor Lian kein geringerer als der Präsident der Europäischen Handball Förderation.

Den Kader der SG haben wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Bundesliga-Heimspiel im Dezember vorgestellt. Im Vorbericht zum Final-Hinspiel zeichneten wir den Weg der SG ins Finale auf. Wie die bisherigen Duelle zwischen Flensburg und Kiel ausgegangen sind, erfahren Sie in den Gegnerdaten SG Flensburg-Handewitt.

Public Viewing und Fan-Party
Die Karten für beide Finalspiele waren im Nu vergriffen, aber die leer ausgegangenen Handballfans haben trotzdem die Chance, das Spiel live zu verfolgen: Der TV-Sender Eurosport überträgt am Sonntag ab 17 Uhr live aus der Ostseehalle. Wer das Spiel nicht alleine verfolgen möchte, hat in Kiel gleich mehrere Chancen, die Partie mit vielen anderen THW-Fans zu sehen. So wird das Spiel im Cinemaxx am Bahnhof im Kinosaal 6 (600 Plätze) übertragen. Auch die Forstbaumschule und die Halle400 bieten Großbildleinwände auf, um den Kielern ein unvergessliches Handball-Event unter Fans zu ermöglichen.

Der NDR lädt nach dem Spiel zu einer Fan-Party auf dem Ostseehallen-Vorplatz.

Es ist angerichtet, Sonntag fällt die Entscheidung!

(Christian Robohm/Sascha Krokowski)

 

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Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Die anderen Europapokal-Finals

Gut möglich, dass am Sonntag gleich drei Europacups nach Deutschland wandern. Im EHF-Pokal gelang dem SC Magdeburg dank eines stark auftrumpfenden Johannes Bitter im Tor und 9 Treffern von Karol Bielecki ein 30:30 bei CAI BM. Aragon (ESP). Damit haben die Bördeländer für das Rückspiel in eigener Halle alle Trümpfe in der Hand. Das Spiel beginnt um 14 Uhr und wird sowohl im MDR als auch bei Eurosport 2 live übertragen.

Der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg kam im Pokal der Pokalsieger am vergangenen Sonntag gegen C.BM. Ademar Leon (ESP) in eigener Halle zu einem 28:24 (14:12). Kyung-Shin Yoon erzielte 10/5 Treffer und lässt den HSV weiter vom ersten Europapokal-Sieg der Vereinsgeschichte träumen. In Erfüllung gehen kann dieser Traum ebenfalls am kommenden Sonntag, wenn die Hamburger ab 19.15 Uhr in Spanien ihre gute Ausgangsposition verteidigen wollen.

Im Challenge Cup greifen der ehemalige Kieler Frode Hagen und der ehemalige Flensburger Glenn Solberg mit ihrem Heimatverein Drammen HK (NOR) nach dem Titel. Im Hinspiel trotzten sie dem rumänichen Club C.S. UCM Resita auswärts ein 26:26-Unentschieden ab, das Rückspiel findet am Samstag statt.

 

Das größte aller Derbys

Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Das Objekt der Begierde: Der Champions League-Pokal
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Mit Superlativen sollte man an sich nicht zu verschwenderisch umgehen. Gerade die Begegnungen zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt boten so viel Besonderes, dass es sich fast verbietet, in Superlativen zu sprechen. Doch das Champions League-Finale setzt allen Derbys die Krone auf. Es ist zweifelsohne das größte aller Derbys.

Zwei deutsche Mannschaften im direkten Kampf um Europas Thron. Noch nie gab es zuvor diese Konstellation. Und wohl einmalig wird bleiben, dass diese beiden Teams aus einem Bundesland stammen. Das schleswig-holsteinische Landesderby im Blickpunkt des Welt-Handballs - noch nie war das Interesse an einem Spiel zwischen zwei Städten, die nur rund 80 Kilometer auseinander liegen, größer. Auch nicht 1998, als es diese Konstellation schon einmal in einem europäischen Finale gab. In der Flensburger Fördehalle entfachten 4000 Fans ein Stimmungsfeuer, das die SG zu einem 25:23-Sieg trieb. Mit dabei: THW-Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen, der damals die Rote Karte sah und von außen verfolgte, wie Jan Holpert und Lars Christiansen nach dem Schlusspfiff jubelnd die Arme hochrissen. Das Rückspiel in der Ostseehalle geriet zu einer Kieler Demonstration. Mit 26:21 sicherten sie sich die Zebras den zweiten Titel der Saison und am Ende gar das umjubelte Triple.

Sorgte dieses damals schon für großes Aufsehen, so ist das Interesse am Spiel am Sonntag noch viel gigantischer. Mehr als 300 Medienvertreter berichten vom Rückspiel aus der Ostseehalle. Aus ganz Europa und zum Teil auch aus den arabischen Ländern schicken Sportzeitungen, Fernsehsender und Radiostationen ihre besten Reporter nach Kiel, um von diesem Ereignis zu berichten.

Traditionell ist das Interesse an Handball im Land zwischen den Meeren groß. Und Derby-Karten gehören zu einem hoch gehandelten Gut. Egal, ob Bundesliga oder DHB-Pokal: Wer bei einem Spiel zwischen der SG und dem THW dabei sein darf, ist glücklich und hat die Neider oft auf seiner Seite. Die Szenen aber, die sich an den Vorverkaufsstellen vor dem Champions League-Finale abspielten, hievten das Landes-Derby auf europäischer Ebene in eine völlig andere Dimension. Am Morgen, als der freie Vorverkauf startete, schien halb Kiel auf den Beinen. Um fünf Uhr reichte die Schlange vor dem Ticketcenter der Ostseehalle bereits bis zum Exer. Zweieinhalb Stunden später öffneten die Kassen und machten diejenigen Fans mit Karten glücklich, die hierfür schon am Vorabend um 19 Uhr ihren Platz vor den Schaltern eingenommen hatten. Es wurde gegrillt, gelacht und getrunken: Das die ganze Nacht dauernde Karten-Happening war nur eines der Zeichen für die Erwartung, die das Finale um Europas Thron bei den Fans hervorrief.

Weit mehr als 30000 Tickets hätten für die Partie verkauft werden können, bei einem Internetauktionshaus wurden mehr als 200 Euro für eine 28-Euro-Karte geboten. Ganz Schleswig-Holstein im Handball-Ausnahmezustand: Veranstaltungen wurden verlegt, weil sie während des Hin- oder Rückspiels hätten stattfinden sollen, oder lockten schnell mit einer Großbildleinwand, auf der man Handball schauen kann. Tausende pilgerten letzten Sonntag ins CinemaxX, in die Forstbaumschule oder die Halle400, wo das Public Viewing vom größten aller Derbys Menschen zusammen brachte, die sich vorher nicht kannten.

Und die Spieler? Die schauten mit Sicherheit nicht auf die Statistik. 53 Begegnungen in der Bundesliga, dem DHB-Pokal und den europäischen Wettbewerben weist diese aus, 30 Partien sahen Kieler, 19 Begegnungen die SG als Sieger. Viermal trennte man sich unentschieden. Im Europapokal ist die Bilanz nach dem Kieler Sieg 1998 und dem letztjährigen Viertelfinal-Aus gegen den Erzrivalen ausgeglichen.

Was aber alle diese Begegnungen eint, ist die Intensität, mit der die Derbys geführt werden. Emotionen, hitzige Zweikämpfe, dramatische Spielverläufe, euphorische Fans: Die Spiele zwischen Flensburg und Kiel haben das, was Derbys nach vorherrschender Meinung ausmacht, im Überfluss. Einen Vorgeschmack auf das größte aller Derbys gab es nur eine Woche vor dem Hinspiel im DHB-Pokal-Halbfinale. Kampf, Einsatz, zwei grundverschiedene Halbzeiten und ein emotionales Wechselbad der Gefühle. Die Generalprobe geriet zu einem Spiegelbild der bisherigen Derbys. Kann ein Champions League-Finale die Geschichten zwischen beiden Teams noch übertrumpfen? Es kann, schließlich ist es das größte aller Derbys!

(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

In Europa etabliert

Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Seit 1995 spielt die SG Flensburg-Handewitt international und träumt nach den Titeln im EHF-Pokal, im City Cup und im Pokal der Pokalsieger nun vom Champions-League-Sieg - eine europäische Erfolgsgeschichte.

Der 11. Oktober 2003 ist als ein ganz besonderes Datum in den Geschichtsbüchern der SG Flensburg-Handewitt vermerkt. An diesem Samstag vor knapp dreieinhalb Jahren absolvierte der nördlichste Bundesligist Deutschlands sein erstes Spiel in der Handball-Champions League, der unumstrittenen Königsklasse im europäischen Vereinshandball. Der Gegner damals hieß Redbergslids IK, der Verein von Welthandballer und THW-Ikone Magnus Wislander. Es war ein grauer Herbsttag in Göteborg, an welchem die SG knapp mit 34:33 (19:18) gegen den schwedischen Traditionsklub gewann. Doch fortan sollten die Flensburger zu den strahlenden Protagonisten in Europas höchster Spielklasse zählen.

Der Champions-League-Neuling schaffte als Gruppenzweiter souverän den Sprung ins Achtelfinale und bahnte sich gegen KIF Kolding, RK Zagreb und den SC Magdeburg auf Anhieb den Weg bis in das Finale. Doch hier endete der große Traum vom perfekten Einstand. Mit hängenden Köpfen mussten die Flensburger zusehen, wie die Champions-League-Trophäe in eigener Halle an die Gäste von Celje Pivovarna Lasko ausgehändigt wurde. Bereits in der Gruppenphase hatten die Slowenen die Nase knapp vor den Schleswig-Holsteinern gehabt.

Ganz ohne internationale Titel steht die SG Flensburg-Handewitt dennoch nicht da. Seit 1995 sind die Mannen von der dänischen Grenze aus den internationalen Wettbewerben nicht mehr wegzudenken. "Wenn man einen Titel holt, schreibt man Geschichte", bemerkte Trainer Anders Dahl-Nielsen und setzte sich am 19. April 1997 schließlich selbst ein Denkmal. Der EHF-Pokal wanderte erstmals an die Flensburger Förde, der dänische Kontrahent Virum Sorgenfri war beim 30:17 nicht mehr als ein Sparrings-Partner. Für weitere Impulse sorgte Erik Veje Rasmussen, der vom Sommer 1998 bis zum Juni 2003 sein Glück auf der Trainerbank versuchte. 1999 folgte der City-Cup und 2001 wanderte sogar der Cup der Pokalsieger in die SG-Vereinsvitrine.

Seit 2003 sind die Flensburger unter ihrem neuen Trainer Kent-Harry Andersson nun durchgehend in jeder Saison in der Champions League angetreten, wobei allerdings nicht nur das Endspiel 2004 in die Historie einging. Legendär ist wohl auch das Spiel am 13. März 2005 in der Campushalle, an das auch Kiels Franzose Nikola Karabatic sicherlich noch gute Erinnerungen hat. Karabatic traf im Viertelfinale mit seinem damaligen Verein Montpellier HB auf die Norddeutschen. Während Montpellier das Hinspiel vor eigenem Publikum deutlich mit 36:22 für sich entschied, so dominierte in Flensburg die heimische SG ähnlich deutlich. Nach 60 berauschenden Minuten hatten die Gastgeber den 14-Tore-Rückstand egalisiert, ehe die Schiedsrichter mit dem Schlusspfiff auf einen letzten Freiwurf für Montpellier entschieden. Für die SG standen zu diesem Zeitpunkt nur noch vier Feldspieler auf dem Parkett. Doch die verbliebene Abwehrmauer hatte sich als Schützen den falschen Spieler ausgespäht - und Gregory Anquetil, der den Ball an sich genommen hatte, nicht auf der Rechnung. Der kleinste Spieler des französischen Teams drehte den Ball an der Abwehrmauer vorbei und durch die Beine von Torwart Jan Holpert ins Netz und stürzte die gesamte Campushalle in ein Tal der Tränen.

Dass Freud und Leid nur wenige Sekunden weit auseinander liegen, dass musste in der vergangenen Saison auch der THW Kiel erleben, als er nach zwei dramatischen Spielen im Viertelfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt ausschied. Jetzt stehen sich die beiden Erzrivalen erneut gegenüber - dieses Mal allerdings an noch brisanterer Stelle: im Finale. Und ebenso wie der THW Kiel träumt die SG Flensburg-Handewitt vom größten Triumph in der Vereinsgeschichte, schließlich würde der Champions-League-Titel alles bis dato da gewesene in den Schatten stellen.

(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Der Rekordmann

Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Jan Holpert
Klicken Sie zum Vergrößern! Jan Holpert
Keiner hat mehr Bundesligaspiele absolviert als Jan Holpert. Mit über 600 Einsätzen führt der Flensburger Schlussmann die ewige Bestenliste deutlich an. Am Ende dieser Saison ist aber Schluss, Holpert beendet seine Karriere.

Das sei kein Rekord, bei dem er aufspringe. "Es ist lediglich ein Zeichen dafür, dass ich schon ziemlich lange dabei bin, obwohl es mir gar nicht so lange vorkommt", kommentierte Flensburgs Torwart-Oldie Jan Holpert (37) im Jahr 2005 seinen 562. Einsatz in der Handball-Bundesliga, der ihn zum Rekordhalter in der ewigen Einsatz-Liste werden ließ. Heute, eineinhalb Jahre später, ist Holpert noch immer für die SG Flensburg-Handewitt im Einsatz und den Titel "Rekordmann" wird ihm so schnell keiner mehr nehmen - auch wenn er zum Ende der Saison seine Karriere beenden wird und dann auf mehr als 20 Jahre Bundesliga-Geschichte zurückblicken kann.

Die Anfänge
Jan Holpert ist zwar im hohen Norden, genauer gesagt in Glücksburg, aufgewachsen, doch seine ersten Bälle, die er in einem Profi-Trikot parierte, flogen in Milbertshofen bei München. Kurios sein erster Einsatz: Aufgrund einer Roten Karte des Stammtorhüters kam der damals 17-jährige Holpert in den Kasten des TSV Milbertshofen und wurde nach seinem ersten Auftritt im Handballoberhaus von der Presse gefeiert. Bis 1993 spielte das Nordlicht im Süden der Republik, ehe er dann zur SG Flensburg-Handewitt wechselte und zurück an seinen Geburtsort an der nördlichsten Förde kehrte. Heute, mit 14 Jahren ununterbrochener Vereinszugehörigkeit, ist "Holpi" der treueste Spieler im Trikot der SG.
Die Anfänge
Der 37-Jährige glänzte in der Vergangenheit aber nicht nur mit Paraden. Auch in die Torschützenliste der SG konnte er sich bisweilen viermal eintragen. Die bisher letzten beiden Tore warf Holpert sogar in einem Spiel. Im Heimspiel gegen den HSV Hamburg wehrte er am Ende der Partie nacheinander zwei Bälle ab und brachte sie mit einem Distanzwurf im Tor der Hamburger unter, die mit sieben Feldspielern und damit ohne Torwart versuchten, die drohende Niederlage abzuwenden. Der zweifache Torschütze war der Held dieses 40:35-Sieges und wurde natürlich von Mannschaftskameraden und Fans gebührend gefeiert. "Ich habe immer gewusst: Ich spiele auf der falschen Position - ich bin ein Schütze", sagte der "Torjäger" nicht ohne Augenzwinkern nach der Partie zu SG-Manager Thorsten Storm.
Nationalmannschaft
Neben bis heute mehr als 600 Spielen für die SG Flensburg-Handewitt bestritt Holpert 245 Partien für die deutsche Handballnationalmannschaft. Sein Debüt im schwarz-rot-goldenen Dress hatte er am 3. Februar 1990 gegen Luxemburg. Acht Jahre später, im Februar 1998 kam Holpert, der als Ausgleich zum oft stressigen Handball-Alltag gerne Angeln geht, zu seinem größten Erfolg mit der Auswahlmannschaft. In Italien gewann das deutsche Team bei der Europameisterschaft die Bronzemedaille. Der Torwart nahm an mehreren Welt- und Europameisterschaften teil und kam im Jahr 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney auf einen erfreulichen fünften Rang. 2002 trat Holpert zwar zurück, stand aber zur WM in diesem Jahr wieder im erweiterten Kader der späteren Weltmeistermannschaft. "Heiner hat mich gefragt, ob ich zur Verfügung stehe, falls sich einer verletzt. Natürlich habe ich ja gesagt", so der Flensburger Schlussmann. Der "Notnagel", wie Holpert sich in dieser Situation selbst bezeichnete, hatte sich zuvor trotz seiner 38 Jahre mit Weltklasseleistungen erneut für die Nationalmannschaft empfohlen. Alle deutschen Keeper blieben bekanntlich fit, daher wurde es dann letztendlich nichts mit dem Comeback.
SG Flensburg-Handewitt
Die Liste der Erfolge mit der SG Flensburg-Handewitt liest wie eine bunte Mischung diverser Vereins-Titel. Neben vier ersten Plätzen im DHB-Pokal sticht der 2004 gewonnene Meistertitel besonders hervor. Jan Holpert gehörte zu der Mannschaft, die vor drei Jahren den ersten und bisher noch einzigen nationalen Meistertitel an die Förde holte. Dazu kommen noch vier Gewinne des Europokals und ein Supercup-Sieg. Holpert erinnert sich an die Erfolge immer gerne zurück. "Ich spiele länger als mein halbes Leben Handball. Es war eine unvergessliche Zeit mit vielen Emotionen. Flensburg ist meine Geburtsstadt. Dass ich mit der SG mehrfach Pokalsieger und Deutscher Meister werde, habe ich mit fünfzehn, als ich mit Handball anfing, nicht einmal zu träumen gewagt." Auch wenn er seine Handballschuhe immer bei deutschen Vereinen schnürte, gab es für Holpert vergangene Saison eine besondere Situation. Im Kader der Flensburger war Holpert der einzige mit einem deutschen Pass - eine Situation, die sonst eher bei ausländischen Vereinen vorkommt. Die neue Stellung in der Mannschaft kommentierte Holpert mit einem Lächeln. "Ich wollte schon immer mal im Ausland spielen. Jetzt kann ich das sogar in meiner Heimatstadt."
Vergangenheit und Zukunft
Jan Holpert hat in den vierzehn Jahren, die er bei der SG ist, bereits einige Derbys zwischen dem THW Kiel und seinem Team miterlebt. Jedes dieser Nachbarschaftsduelle ist etwas Besonderes und spaltet das Bundesland zwischen den Meeren in zwei Lager: "Die Nähe der Städte zueinander und die daraus resultierende Lokalrivalität elektrisiert die Leute. Beide Städte stehen voll hinter ihren Teams, die Identifikation mit den Mannschaften ist gewaltig", so der Flensburger über die oftmals brisanten Aufeinandertreffen. Nach dieser Saison ist allerdings Schluss mit der aktiven Laufbahn, Jan Holpert gab im Dezember sein Karriere-Ende zum Sommer 2007 bekannt. Ob sein Einsatzrekord tatsächlich noch einmal gebrochen werden kann, ist unwahrscheinlich. Jan Holpert hat seinen Platz in den Handball-Geschichtsbüchern sicher.

(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Anpfiff: Es ist Zeit für Heldentaten

Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:

Für den THW Kiel geht es Sonntag um die Erfüllung des großen Traumes - und dafür braucht es mehr, als eine starke Leistung. Es ist Zeit für Heldentaten!

Ohne Viktor Szilagyi, Lars Krogh Jeppsen, Marcus Ahlm, Henning Fritz und nicht zuletzt Leitwolf Stefan Lövgren schienen die Chancen, endlich den lang ersehnten Titel an die Kieler Förde zu holen, vor dem Hinspiel auf dem Nullpunkt angekommen. "Eine traurige Geschichte - die Verletzten des THW brauchen bald einen größeren Bus als die Mannschaft", verlor Lövgren zumindest nicht seinen Humor beim Blick auf die lange Liste derjenigen, die dem THW im Kampf um Europas Thron nicht mehr helfen können. Beim Einmarsch in die Campushalle brauchte man nicht einmal mehr das Bild der wackeren Gallier gegen die schiere Übermacht der Römer bemühen, um die Kräfteverhältnisse zu beschreiben. Hier die "zehn kleinen Zebralein", dort ein bis auf Vranjes vollzählig angetretener Flensburger Kader.

Die sechzig Hinspiel-Minuten wurden dann aber zu einer starken Stunde des Kieler Willens. Unbändig die Bereitschaft, auch in den letzten Minuten bis zur totalen Erschöpfung zu kämpfen. Unglaublich die Kraft, mit der Kim Anderssons finaler Wurf noch das Unentschieden rettete. Unfassbar der Einsatz, mit der trotz schmerzender Muskeln und der Hinausstellung von Pelle Linders bis zuletzt die Abwehr organisiert wurde. Die "sieben Feldspieler und ein Handball-Rentner", die Trainer Noka Serdarusic beim 28:28 gesehen hatte, zeigten, worauf es in den Finalspielen der Champions League ankommt: Einsatz, Willen und das Selbstbewusstsein, selbst als angeschlagene Herde noch immer das Maximale anzustreben.

Noch einmal mindestens sechzig Minuten müssen die Zebras Sonntag wieder an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit gehen, um den letzten Schritt zum großen Ziel zu vollziehen. Ein Sieg, gleich mit welcher Differenz, fehlt noch zum Traum, endlich die Champions League-Trophäe schwarz-weiß zu schmücken. Und Stefan Lövgren weiß, dass diese sechzig Minuten noch einmal alles von seinen Teamkameraden abverlangen werden. "Die Chancen stehen immer noch 60:40 für Flensburg", rechnete der verletzte Kapitän nach dem Hinspiel hoch - und weiß, dass er sich auf die Kieler Fans verlassen kann. "Sie werden nicht nur der achte, sondern auch noch der neunte Feldspieler für uns sein!" Thierry Omeyer bringt es auf den Punkt: "Wir wollen diesen Pott!" Für Mannschaft und Publikum ist es Zeit, Zeit für Heldentaten! Herzlich willkommen in der Ostseehalle!

(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")

 

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Geht der Traum in Erfüllung?

THW will im zehnten Anlauf endlich die Champions League gewinnen
So etwas hat es noch nie gegeben - und wahrscheinlich wird es sich auch nie mehr wiederholen - zwei Klubs aus Schleswig-Holstein spielen im Finale der Champions League um die höchste Krone überhaupt, die ein Vereins-Handballer gewinnen kann.

Mit der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel sind es in diesen Tagen die beiden Erzrivalen aus dem nördlichsten Bundesland Deutschlands, die sich um die begehrte Trophäe streiten, die beiden Vereinen noch in ihrer Vitrine fehlt. Im Hinspiel gelang den Zebras in der Flensburger Campushalle ein großer Coup: Ohne fünf Asse erkämpfte sich der Deutsche Meister ein 28:28. So heißt es vor dem morgigen Rückspiel: Vorteil Kiel.

Um bei diesen Duellen dabei zu sein, ließen die Fans im Vorfeld nichts unversucht, um eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. In Kiel campierten Hartgesottene vor dem Ticketcenter der Ostseehalle, um nach einer kalten Nacht ganz vorne in der Warteschlange zu stehen. In Flensburg wollten sich ganz Findige vor Öffnung der Vorverkaufsstelle über die Poststelle in den SG-Shop schleichen.

Sieben Jahre nach der Finalniederlage gegen den FC Barcelona ( 28:25/ 24:29), als Kiel am Ende ein einziges Tor fehlte, wollen sich die Zebras nun im zehnten Anlauf den Traum vom Gewinn der Champions League erfüllen. "Für diesen Traum haben wir jahrelang gekämpft", sagte THW-Manager Uwe Schwenker, der vor der Saison das Girokonto des Klubs räumte, um der Mannschaft das nötige Format zu geben. Für knapp 700.000 Euro kaufte er Torhüter Thierry Omeyer (Montpellier HB) und Lars Krogh Jeppesen (FC Barcelona) aus laufenden Verträgen heraus. Zwei Spieler, die diesen Cup bereits gewonnen hatten.

Obwohl Jeppesen, gebeutelt durch zahlreiche Verletzungen, sich nicht als erwünschter Trumpf erwies, kämpften sich die Kieler ins Finale. Ohne Weltmeister Henning Fritz, ohne Marcus Ahlm, ohne Viktor Szilagyi und eben ohne Jeppesen. Ein unglaublicher Kraftakt. Obwohl der Kader wie Butter in der Sonne schmolz, warfen die Zebras im Viertelfinale die Ungarn aus Veszprem und eine Runde später sogar den spanischen Spitzenklub Portland San Antonio mit dem Ausnahmehandballer Ivano Balic aus dem Wettbewerb. Die kleine Zebraherde gewann anschließend den DHB-Pokal, besiegte im Halbfinale dabei die Flensburger mit 34:33.

Alles schien gerichtet, doch dann mussten die Kieler auch noch auf ihren Kapitän Stefan Lövgren verzichten, der sich im Pokalfinale eine Sehne im Adduktorenbereich riss. "Uns fehlen fünf Weltklasse-Spieler - da ist klar, wer der Favorit ist", meinte Schwenker. Für ihn wäre es "das Schlimmste", würde die SG nach dem Rückspiel mit dem Pokal nach Flensburg fahren.

Genau das haben die Schützlinge von Kent-Harry Andersson vor: Ausgerechnet in der Ostseehalle wollen sie die begehrte Trophäe gewinnen. "Wir können Geschichte schreiben", meinte SG-Manager Thorsten Storm, der sein Handwerk einst in Kiel lernte. "Mit dem Gewinn der Champions League kann sich diese Mannschaft unsterblich machen."

Auf dem Weg in ihr zweites Endspiel standen die Flensburger im Halbfinale vor dem Aus. Erst Dan Beutler, der bei der 24:25-Niederlage in Valladolid (Hinspiel 32:30) in der letzten Sekunde einen Siebenmeter von Roberto Garcia Parrondo parierte, machte den Weg für dieses historische Derby frei. Auch wenn der THW aus sportlicher Sicht lieber gegen Valladolid gespielt hätte - Schleswig-Holstein sagt "Danke, Dan".

(von Wolf Paarmann, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)

 

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Holpert: "Das ist die letzte Titelchance für mich"

Torhüter der SG Flensburg beendet nach dieser Saison seine Karriere
Am Dienstag war Jan Holpert schmerzfrei, der von Kiels Christian Zeitz verursachte Kopftreffer nur noch ein Mosaiksteinchen in einer langen Torwart-Karriere. Der Keeper der SG Flensburg-Handewitt fiebert dem 100. Europapapokal-Einsatz für seinen Klub entgegen, der morgen Nachmittag die Krönung seiner Karriere bringen könnte.

"Es ist die letzte Titelchance für die SG in dieser Saison und die letzte für mich überhaupt", sagt Jan Holpert. "Die Champions League wäre das Größte in meiner Karriere."

In den letzten Tagen meldete sich allmählich das "Lampenfieber". Ein Finale in der Königsklasse hat für jeden Akteur einen speziellen Charakter, für Jan Holpert diesmal noch etwas mehr. Das Spiel in der Ostseehalle ist das letzte wichtige Match in seiner Laufbahn. "Zunächst stürzt man sich noch ins Training, doch dann denkt man von Tag zu Tag mehr an diese Partie", erzählt Jan Holpert, der mit Optimismus an die Aufgabe geht. "Wir können uns auf jeden Fall noch steigern, während sich Kiel schon am Optimum bewegt hat."

Zuletzt machte das Gerücht die Runde, Jan Holpert könnte bei einem Erfolg am Sonntag spontan einen Schlussstrich ziehen. "Ich spiele die Saison auf jeden Fall zu Ende", schmunzelt der Schlussmann. Acht Bundesliga-Partien stehen für den Rekordspieler (608 Erstliga-Einsätze) noch auf dem Programm. Am 3. Juni folgt eine große Abschieds-Gala - mit vielen alten Bekannten aus 21 Jahren in Milbertshofen und Flensburg sowie aus der Nationalmannschaft.

Sicherlich werden die Stationen dieser einzigartigen Karriere dann in einer Show präsentiert. Es war 1986, als der jüngste von drei Brüdern - Fynn ist Manager in Lemgo, Morten mit der Firma "Holcim" SG-Sponsor - mit seinen Eltern von Flensburg nach München zog. Als gerade 18-Jähriger verdiente er sich die ersten Sporen beim TSV Milbertshofen, der 1993 Konkurs anmelden musste. Der Torwart kehrte in seine Heimat zurück und war ein Garant dafür, dass die SG sich in der internationalen Spitze festsetzte.

Holpert hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Neben der Deutschen Meisterschaft (2004) zieren vier Mal der DHB-Pokal (1990, 2003 bis 2005) sowie vier internationale Trophäen in den Kategorien "Pokalsieger" (1991, 2001), "EHF-Cup" (1997) und "City-Cup" (1999) seinen Steckbrief. Es fehlt nur noch die Champions League.

Im Sommer wird es ruhiger. Jan Holpert hat dann endlich mehr Zeit für seine Familie (zwei Kinder). "Gerade die Wochenenden mit den vielen Stunden im Bus und auf Flughäfen werde ich bestimmt nicht vermissen." Beruflich möchte er sich weiter mit seiner Marketing-Agentur "Planwerk 66", die sich in den Räumlichkeiten der SG-Geschäftsstelle befindet, etablieren. Der Handball bleibt ein Bestandteil in seinem Leben - nicht nur als Werbefachmann, auch als Aktiver. "Ich werde in der nächsten Saison ein bis zwei Mal in der Woche mit dem Bundesliga- oder Regionalliga-Team trainieren", sagt Holpert. Als "Notnagel" möchte er aber nicht unbedingt fungieren: "Ich hoffe, dass sich Dan Beutler oder Dane Sijan nicht verletzen werden."

(von Wolf Paarmann, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Die zehn Freunde

Der THW Kiel vor dem Finalrückspiel zwischen Aberglaube und Zuversicht
Noka Serdarusic schwört Kim Andersson und Vid Kavticnik auf das Derby ein
Klicken Sie zum Vergrößern! Noka Serdarusic schwört Kim Andersson und Vid Kavticnik auf das Derby ein
Kiel - "Wenn nicht bei Euch, wo dann"? Nicht nur das druckfrische Fan-Shirt beweist, dass die SG Flensburg- Handewitt voller Optimismus nach Kiel reist, um morgen Nachmittag (17.30 Uhr, Eurosport) im Final-Rückspiel der Champions League den Zebras den Silberpokal zu entreißen. Das Hinspiel (28:28) endete für sie enttäuschend.

Kiel gegen Flensburg - wer gewinnt, wird als zweite deutsche Mannschaft nach dem SC Magdeburg die begehrteste Trophäe im Vereinshandball gewinnen. Endet das Rückspiel ebenfalls 28:28, entscheidet das Siebenmeterwerfen über Tränen und Jubel. Jedes andere Unentschieden hat einen Sieger zur Folge. Werfen die Flensburger, die wieder auf ihren gesperrten Spielmacher Ljubomir Vranjes zurückgreifen können, mehr als 28 Tore, gewinnen sie den Cup.

Am Sonntag werden sie sich in einem Kieler Cafe auf das Endspiel einschwören, das für Kent-Harry Andersson an einem besonderen Datum stattfindet - am Sonntag feiert der SG-Trainer ("Ich fahre optimistisch nach Kiel") seinen 58. Geburtstag.

Flensburg in Bestbesetzung, Kiel ohne die verletzten Marcus Ahlm, Henning Fritz, Viktor Szilagyi, Lars Krogh Jeppesen und Stefan Lövgren - die personelle Unterzahl kann die Zuversicht dennoch nicht dämpfen. "Natürlich schaffen wir das", meint Vid Kavticnik, der im Hinspiel mit einer unglaublichen Leidenschaft kämpfte. "Ich war ziemlich kaputt, obwohl ich in der Abwehr nur in der Ecke stehe", räumte der Slowene ein. Konditionsprobleme in der kleinen THW-Schar, die inklusive des bald 42-jährigen Andrei Xepkin nur acht Feldspieler umfasst, erwartet der 22-Jährige dennoch nicht. "Wir sind alle gute Freunde und kämpfen für unsere verletzten Männer", meint Kavticnik, der sich schon Ziele für die nächsten Jahre gesetzt hat. "Xepkin hat die Champions League sechsmal gewonnen. Das will ich auch."

Eine Schlüsselrolle könnte Dominik Klein zukommen, der ein potentieller Kandidat für die Rolle des Mittelmannes ist. "Unser Trainer hat sich für das Finale bestimmt wieder etwas ausgedacht", weiß Klein, der neben den Linkshändern Christian Zeitz und Kim Andersson als Lövgren-Ersatz in Frage kommt. Der Weltmeister versuchte sich in den letzten Tagen mit seinem Fernstudium für Wirtschaft und Verwaltung abzulenken. Mit Fachliteratur auf dem Balkon seiner Melsdorfer Wohnung. Doch immer wieder schlich sich das Finale in seine Gedanken ein. Bei der Vorbereitung auf sein drittes Finale in diesem Jahr geht er kein Risiko ein. "Ich habe immer den gleichen Fahrer, der mich zur Halle mitnimmt." Der wohnt Tür an Tür mit ihm und heißt Nikola Karabatic.

Vor knapp 14 Jahren übernahm Noka Serdarusic das Traineramt bei den Zebras, führte sie nun zum zehnten Mal in die Champions League. An eine ähnliche Personalsituation kann er sich nicht erinnern. "Auf einer Position hat es immer mal wieder Engpässe gegeben. Aber nie in dieser Form." So musste er in der größten Not seinen Torhüter Steinar Ege oder Kreisläufer Sebastian Preiß als Außen aufstellen. Aber "siebeneinhalb" Feldspieler? Nein, so Serdarusic, das habe er noch nicht erlebt. Deshalb könne er sich auch nicht vorstellen, dass er die Flensburger mit Zeitz als Mittelmann tatsächlich überrascht habe. "Wer nicht ganz doof ist, kann sich unsere Alternativen ausrechnen. Viele sind es nicht", sagt der 56-Jährige. "Ich kann schließlich nicht Mattias Andersson im halbrechten Rückraum aufstellen."

Heute wird er mit seiner Mannschaft noch einmal in der Ostseehalle trainieren, um sie an den neuen Hallenboden zu gewöhnen. "Mehr können wir in unserer Situation nicht machen - wir warten einfach alle ab, was passieren wird. Ich auch."

(von Wolf Paarmann, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Trainer Umfrage

Was erwarten Trainer regionaler Handballvereine vom Finale? Die KN haben sich umgehört:
Dirk Elvers (Frauen-Oberliga TSV Altenholz):
Positiv war das Auftreten des THW in Flensburg. Sie haben das Optimale aus ihrer Situation gemacht. Flensburg wird das Spiel mit Vranjes schneller machen, und wenn sie aus ihren Fehlern gelernt haben, können sie auch in Kiel gewinnen. Mein Gefühl sagt mir aber, dass der THW auch am Sonntag mit 9000 Fans im Rücken eine Macht sein wird.
Gunnar Kociok (Männer-Regionalliga Schülp/Westerrönfeld):
Das wird taktisch ein sehr interessantes Spiel, das für mich völlig offen ist. Flensburg ist auch auswärts konkurrenzfähig. Vermutlich wird die SG mit Vranjes gegen eine 6:0-Deckung auf Xepkin gehen. Aber der THW hat schon gegen Pamplona gezeigt, dass er auch 5:1 spielen kann.
Jan Strunk (Männer-Bezirksliga Kieler MTV):
Ich muss mich hier leider als SG-Fan outen, weil ich in der Nähe von Flensburg geboren bin. Das Remis im Hinspiel war leistungsgerecht. Für Sonntag stehen die Chancen allerdings 55:45 für Flensburg. Der THW hat in Flensburg am Limit gespielt. Bei der SG hingegen zu viele Spieler unter ihren Möglichkeiten. Das wird nicht noch einmal passieren. Vermutlich werden die in den Vordergrund treten, die letzten Sonntag blass blieben. Die SG wird den Pott mit nach Hause nehmen.

(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)

 

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User-Tipp:

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt:
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Radio- und TV-Tips:

  • TV: Eurosport, So., 29.04.07, ab 17.00, THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt live
     
  • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
    So., 17.05 - 20.00: Liveeinblendungen und Interviews vor und nach dem Spiel
    Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
     
  • Radio: R.SH:
    So., ab 15.00: Berichte aus der Ostseehalle in der Sendung "Handball Spezial"
     
  • Radio: NDR 2:
    So., zwischen 16.00 und 19.00 Interviews vor Spielbeginn mit Thorsten Storm und Uwe Schwenker sowie Liveeinblendungen
     
  • Radio: NDR Info:
    So., zwischen 18.05 und 19.00 Liveeinblendungen
     
  • Internet: Die EHF bietet unter www.sis-handball.de/ehf einen Liveticker an.
     


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