Aus Sport1:
München/Kiel - An Handballspielen ist derzeit nicht zu denken.
Stefan Lövgren
quält sich bei seiner Rehabilitation.
Während seine Teamkollegen die Spielzüge für das Final-Rückspiel der
Champions League zwischen seinem THW und Flensburg-Handewitt am Sonntag
(17.30 Uhr) trainieren, kämpft der Kapitän um sein Comeback.
"Es geht ganz langsam voran. Die Reha ist langweilig, aber ich darf mich
nicht beklagen", sagt
Lövgren im Gespräch mit
Sport1.de.
Er klingt nachdenklich: "Der Zeitpunkt der Verletzung war mehr als
unglücklich. Die Enttäuschung war groß, aber jetzt geht es wieder. Die Jungs
schaffen das auch ohne mich."
Wechselbad der Gefühle
Rückblick: Sonntag, 15. April, Color-Line-Arena Hamburg:
Lövgren erlebt im
Finale um den DHB-Pokal ein Wechselbad der Gefühle. Erst verletzt er sich
knapp 20 Minuten vor Schluss, sieht dann von der Bank aus den
33:31-Triumph des THW gegen Kronau/Östringen und gibt nach dem Spiel Entwarnung: "Nur ein
Pferdekuss."
Zwei Tage später jedoch trifft ihn die genaue Diagnose der Verletzung hart:
Sehnenabriss im Adduktorenbereich, Aus für die beiden CL-Finals, eventuell
sogar für die ganze Saison.
Geht an die Nerven
Nun muss er tatenlos zusehen, wie sich seine Kameraden schlagen. Das
Hinspiel in Flensburg erlebte er im Spielergang. "Das war ein komisches Gefühl",
erzählt der 36-Jährige. "Ich habe mitgezittert und konnte nichts machen,
nicht helfen."
So sah er wieder eine Achterbahnfahrt: Erst einen starken Flensburger Start,
das Kieler Aufbäumen, eine klare Fünf-Tore-Führung seines Teams und
schließlich die Aufholjagd der SG in der Schlussphase.
"Das geht an die Nerven", sagt
Lövgren. "Aber die Jungs haben das klasse
gemacht. Wir haben am Ende gejubelt. Das Unentschieden ist positiv für uns."
Bessere Chancen für Flensburg
Dennoch sieht
Lövgren sein Team noch lange nicht am Ziel. "Flensburg bleibt
aufgrund der Personalsituation der Favorit. Ich denke, die Chancen stehen
60:40 für die SG, aus unserer Sicht höchstens 50:50. Gegen jede ausländische
Mannschaft wären unsere Chancen nach so einem Hinspiel-Resultat besser", sagt
der frühere Welt- und Europameister.
Flensburg aber kenne die Ostseehalle. "Deswegen sehe ich keinen Vorteil für
den THW", so
Lövgren.
Andererseits sagt er auch frech: "Wenn Flensburg es diesmal nicht schafft, in
dieser Situation, wann denn dann?"
Hektik nach Zeitz' Kopftreffer
Doch er glaubt an sein Team. "Wir sind es gewohnt, auf solch einem Niveau zu
spielen, auch wenn wir nur sechs Mann haben. Aber alles muss passen: Die
Abwehr muss stehen, die Torhüter müssen gut drauf sein, vorn müssen wir auch
mal einfache Tore werfen."
Dabei setzt er auch auf
Christian Zeitz. Die unglückliche Szene mit
Flensburgs Torwart Jan Holpert, als der Weltmeister den Keeper bei einem
Gegenstoß am Kopf traf, sei abgehakt, sagt
Lövgren.
"Das ist aus der Welt.
Christian hätte sicherlich lieber ein Tor geworfen, so
war es sehr unglücklich. Ich kann Jan und seine Reaktion aber verstehen. Doch
beide haben es vorbildlich geklärt."
"Vollgepumpt mit Adrenalin"
Allerdings wird auch diese Szene für eine aufgeheizte Atmosphäre in der
Ostseehalle sorgen. Es steht viel auf dem Spiel. "Ob es hektisch wird, weiß
ich nicht. Hitzig wird es sicherlich", sagt
Lövgren. "Alle werden vollgepumpt
sein mit Adrenalin."
60 Minuten um alles oder nichts. Und mit
Lövgren am Seitenrand.
(Von Michael Schwartz, © 2007 Sport1)