Aus Sport1:
Kiel - Die Kieler Fans erleben ein Wechselbad der Gefühle. Erst
der Triumph im DHB-Pokal nach zwei packenden Partien
gegen Flensburg-Handewitt und
Kronau-Östringen beim Final Four.
Dann der Ausfall von Kapitän
Stefan Lövgren, dem wegen eines
Sehnenabrisses im Adduktorenbereich sogar das Saison-Aus droht.
Mit dem letzten Aufgebot und nur noch acht gesunden Feldspielern
reisen die "Zebras" am Sonntag zum Hinspiel im Champions-League-Finale zur SG Flensburg-Handewitt
(siehe
Vorbericht).
Die Hoffnungen der Kieler ruhen auf
Nikola Karabatic. Der
Franzose befindet sich in bestechender Form.
Im Pokal-Halbfinale
traf der Europameister von 2006 gleich 13 Mal gegen die SG.
Und: Er weiß, wie man die Champions League gewinnt. 2003 hatte
er maßgeblichen Anteil am Triumph seines damaligen Klubs
Montpellier. Im Finale setzten sich die Franzosen gegen Pamplona
nach einem 19:27 auswärts mit 31:19 daheim durch.
Sport1.de sprach mit Karabatic über den Stellenwert der
Champions League, den Ausfall von Lövgren und die Favoritenrolle
im Finale.
- Sport1:
-
Herr Karabatic, sind Sie nach dem kraftraubenden Final
Four zu Ruhe gekommen?
- Nikola Karabatic:
-
Ja. Wir hatten einige Tage frei. Das war
wichtig, denn wir hatten zwei Spiele auf Weltklasse-Niveau. Die
Ruhe braucht man, um Kraft zu tanken, denn wir hatten schon
viele Verletzungen und deswegen spielen wir seit Wochen mit
einem kleinen Kader mit acht, neun Leuten.
- Sport1:
-
Wie wichtig ist Ihnen der Erfolg im DHB-Pokal?
- Nikola Karabatic:
-
Sehr wichtig. Wir haben nun etwas in den Händen.
Egal, was jetzt noch passiert: Einen Titel haben wir. Das ist
wichtig nach einer so tollen Saison, in der wir viele Verletzte
hatten. Es wäre schlimm gewesen, hätten wir mit leeren Händen
dagestanden. Jetzt können wir freier auftreten, müssen uns darum
nicht so viele Gedanken machen. Am Ende kann uns keiner
kritisieren, denn jeder weiß, wie es personell aussieht.
- Sport1:
-
Wie haben Sie die Nachricht von Stefan Lövgrens Ausfall
aufgenommen?
- Nikola Karabatic:
-
Dominik Klein hat mich informiert. Danach habe ich
Stefan gleich angerufen und wollte wissen, wie es ihm geht. Ich
habe gleich an ihn gedacht. Es tut mir sehr leid für ihn. Wenn
man die ganze Saison auf solch einem Niveau spielt und sich dann
vor dem schönsten Spiel verletzt, ist das verdammt großer Mist.
Für ihn, aber auch für die Mannschaft.
- Sport1:
-
Was bedeutet die Champions League für einen Handballer?
- Nikola Karabatic:
-
So viel wie für einen Fußballer. Die Champions League
ist das Größte. Es ist der wichtigste Titel im Vereins-Handball
und die Trophäe ist sowieso die schönste.
- Sport1:
-
Sie müssen es wissen, Sie hatten den Pokal schon in
Händen.
- Nikola Karabatic:
-
Das war ein unglaubliches Gefühl damals, das kann man
gar nicht beschreiben. Es war, als wäre ich Weltmeister
geworden. Aber man erreicht den Titel mit seinen Kollegen, mit
seinen Freunden, mit dem Klub, an dem man hängt.
- Sport1:
-
Jetzt sind Sie wieder ganz nah dran, und doch so weit
weg.
- Nikola Karabatic:
-
Es ist klar, dass wir nur noch Außenseiter sind. Aber
wir müssen mit dieser Situation leben und müssen alles geben. Am
Ende wir abgerechnet. Wir müssen zusehen, dass wir Lösungen ohne
Stefan finden.
- Sport1:
-
Was wäre eine gute Ausgangsposition nach dem Hinspiel?
- Nikola Karabatic:
-
Das weiß ich nicht. Als ich 2003 gewonnen habe, lagen
wir nach dem Hinspiel mit acht Treffern hinten. Jeder hat uns
abgeschrieben, aber wir haben es noch geschafft. Ich der
Champions League kann man nie von einer guten Ausgangsposition
sprechen. Wir werden antreten und alles geben. Wir wollen die
Champions League für Stefan gewinnen.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2007 Sport1)