Aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2007:
Kiel - Mit dem französischen Spitzenklub Montpellier HB hat
Nikola Karabatic (23) die Champions
League bereits gewonnen, mit dem deutschen Handballmeister
THW Kiel will er nun in den beiden Finalspielen gegen die
SG Flensburg-Handewitt (22. und 29. April) diesen Triumph
wiederholen.
Mit THW-Rückraumspieler
Nikola Karabatic sprach Wolf Paarmann.
- Kieler Nachrichten:
-
Am vergangenen Wochenende hatten Sie großen Anteil daran,
dass der THW Kiel in Hamburg den DHB-Pokal gewann. Wie
fühlten Sie sich am Tag danach?
- Nikola Karabatic:
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Ich war ziemlich kaputt, das Aufstehen war so schlimm wie
noch nie. Ich hatte überall Schmerzen, besonders
schlecht ging es meiner rechten Schulter. In solchen Momenten
denke ich schon darüber nach, wie lange ich diese
Belastung noch durchhalten kann. Die Gegner wollen mich
bei jedem Wurf schlagen und die Schiedsrichter greifen zu
wenig ein. Vielleicht habe ich bisher auch nur unglaubliches
Glück gehabt, dass ich mich noch nicht verletzt habe.
An diesem Montag war ich aber auch mit Vid Kavticnik
und Dominik Klein erst in der
Sauna und anschließend in Laboe essen, am Dienstag waren
wir nach einem Einkaufsbummel in Hamburg in dem
italienischen Restaurant meiner Cousine in Trittau - diese
Tage waren sehr erholsam.
- Kieler Nachrichten:
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Mit dem THW haben Sie nun das Finale der Champions League
erreicht. Wie groß sind die Chancen, nachdem sich nun
Stefan Lövgren verletzt hat?
- Nikola Karabatic:
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Mit ihm wären wir der Favorit gewesen, so sind wir es nicht
mehr. In erster Linie tut es mir leid für Stefan. So ein Finale
ist etwas Großes für einen Sportler und Stefan hätte es
verdient gehabt, dabei zu sein. Deshalb will ich diesen
Cup für ihn gewinnen.
- Kieler Nachrichten:
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Mit Lövgren und Viktor Szilagyi
sind beide Spielmacher verletzt. Wer soll nun diese Rolle übernehmen?
- Nikola Karabatic:
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Einer allein wird das nicht können. Wir müssen einige Lösungen haben, um diese
Lücke zu schließen. Aber wir werden in Flensburg ohne Angst spielen. Wir haben trotz
der vielen Verletzten dieses Finale erreicht und den DHB-Pokal
gewonnen. Wir haben Großes geschafft, uns nichts vorzuwerfen und können in
dieser Saison nichts mehr verlieren. Egal was passiert.
- Kieler Nachrichten:
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Haben Sie angesichts des geschrumpften THW-Kaders Bedenken,
dass Ihre Knochen bis zum Saisonende durchhalten?
- Nikola Karabatic:
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Nein. Zwischen den restlichen Spielen sind - anders als
beim Final Four - ausreichende Pausen. Sorgen macht mir
die nächste Saison, da wird die Belastung mit Europameisterschaft,
Olympia-Qualfikation und den Spielen in Peking noch größer. Die
Herren der Handball-Verbände EHF und IHF denken offensichtlich
nicht an unsere Gesundheit. Auf die Nationalmannschaft
werde ich aber nicht verzichten. Schön wäre es, wenn wir in Kiel mit einem
breiteren Kader starten könnten. Vielleicht findet sich ja eine
Lösung und Filip Jicha (Lemgos Torjäger wird ab
2008 für den THW Kiel spielen, Anm. d. Red.) kommt
schon in der nächsten Saison. Das wäre gut.
- Kieler Nachrichten:
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Im Final Four hat Sie der Flensburger Johnny Jensen mit dem
Kopf gerammt. Haben Sie mit ihm noch eine Rechnung offen?
- Nikola Karabatic:
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Nein. Mein Mannschaftskollege Henning Fritz, der an der
Seitenlinie den Kopfstoß gesehen hat, meinte zwar, dass
Jensen es absichtlich gemacht hat, um mich vor dem Finale
zu verletzen. Aber auch wenn - er hat es nicht geschafft.
- Kieler Nachrichten:
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Ihr Vertrag in Kiel läuft im Sommer 2009 aus, der THW möchte
mit Ihnen gerne bis 2012 verlängern, die beiden spanischen
Spitzenklubs FC Barcelona und Ciudad Real möchten Sie verpflichten.
Was werden Sie machen?
- Nikola Karabatic:
-
Barcelona und Ciudad haben mir richtig viel Geld angeboten.
Bei beiden Klubs könnte ich sofort einen Sieben-Jahres-Vertrag
bekommen. Geld ist zwar wichtig, aber für mich nicht die Nummer eins.
Ich habe mich inzwischen entschieden und werde mich
auch bald über meine Zukunft äußern. Unterschrieben
ist derzeit allerdings noch nichts.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2007)