21./22./23.12.2006 - Letzte Aktualisierung: 23.12.2006 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Vorberichte vom 23.12., Living-sports-Bericht und KN-Vorbericht vom 22.12. ergänzt... |
Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
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SG |
Neuer Spielmacher der SG: Ljubomir Vranjes |
Interims-Coach Viggo Sigurdsson (links) und Co-Trainer Jan Paulsen |
Übernimmt wieder das Kommando: Kent-Harry Andersson im Gespräch mit Joachim Boldsen. |
Und hinter allem stehen mit Dan Beutler und Jan Holpert zwei Weltklasse-Torhüter (siehe auch Kader der SG Flensburg-Handewitt). Für den 38-jährigen Holpert ist das Derby am Samstag der letzte Bundesliga-Auftritt in der Ostseehalle, der wegen seiner Anzahl an Spielen "Rekordmann" genannte gab unlängst seinen Rücktritt vom aktiven Handballsport bekannt. Während die Bundesliga traurig über diese Entscheidung ist, freut sich ganz Handball-Europa über die Rückkehr Kent-Harry Anderssons auf die Flensburger Trainerbank. Nach seiner schweren Operation ist dessen Vertreter Viggo Sigurdsson am Samstag letztmalig als Cheftrainer auf der Flensburger Bank aktiv.
Senkrechtstarter Torge Johannsen |
Die Kieler Niederlage in Magdeburg hat den THW schon ein wenig in Zugzwang gebracht, verlöre man das Spitzenspiel am Samstag gegen Flensburg, würde der Rückstand auf die SG bereits vier Punkte betragen.
Nimmt Bundesliga-Abschied von der Ostseehalle: Jan Holpert mit Christian Zeitz |
Sowohl Flensburg als auch der THW werden nahezu in Bestbesetzung auflaufen. Rechtzeitig zum Derby haben sich die zuvor mehr als gut gefüllten Krankenlager beider Vereine bis auf die Langzeitverletzten Viktor Szilagyi (THW) und Frank von Behren (SG) geleert - spitzen Voraussetzungen für ein wahres Spitzenspiel!
Spannung ist wie immer garantiert, wenn die beiden Nordklubs am Samstag die "Klingen kreuzen". Dass beim Nordderby alles im sportlich fairen Rahmen bleibt, ist die Aufgabe des Schiedsrichtergespannes: Frank Lemme und Bernd Ullrich aus Magdeburg leiten die brisante Partie.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den living sports-Bericht über Torsten Storm und den Vorbericht der Kieler Nachrichten vom 22.12..
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Abschied. Thorsten Storm verlässt Kent-Harry Andersson und die SG. |
Anders Dahl-Nielsen, der zurzeit als Manager des dänischen Spitzenteams Skjern fungiert, übernimmt ab Sommer 2007 für zunächst drei Jahre den Posten des Sportlichen Leiters der SG. Von 1992 - 1997 war der heute 55-jährige Däne bereits Trainer der Flensburger Handball-Bundesliga-Mannschaft. In dieser Funktion führte er die SG auf das internationale Parkett des Sports und gewann mit der Mannschaft 1997 den ersten Titel, den EHF-Cup. "Anders Dahl-Nielsen passt hervorragend in unser künftiges organisatorisches und personelles Konzept. Bekanntlich haben wir uns bereits im Sommer entschlossen, uns neu aufzustellen, nachdem Thorsten Storm im Frühjahr mitgeteilt hatte, die SG mit Saisonende zu verlassen", erläutert Frerich Eilts, Präsident der SG Flensburg-Handewitt.
Die Umsetzung dieses Konzeptes wurde bereits zum 1. Oktober nach außen hin sichtbar, als Frank Buchholz als zweiter Geschäftsführer neben Thorsten Storm seine Arbeit aufnahm. Storm selbst hatte lange Zeit mit einem Wechsel zum HSV Hamburg geliebäugelt und eine Fortsetzung seiner Tätigkeit bei der SG frühzeitig abgelehnt. Doch als Storm, der einst als Marketingleiter des THW Kiel in der Bundesliga Fuß fasste, seinen Wechsel nach Hamburg aus persönlichen Gründen auf Eis legte, unterbreitete er der SG in der Phase der Feinabstimmung des neuen Personalkonzepts überraschender Weise das Angebot, nun doch in Flensburg zu bleiben.
"Seine konzeptionellen Überlegungen für die weitere Zusammenarbeit passen allerdings in einigen Punkten nicht zu unseren bereits vorgenommenen Weichenstellungen. Deshalb und weil wir uns mit Anders Dahl-Nielsen bereits weitgehend einig waren, sind wir konsequent geblieben und haben Storms Angebot nicht angenommen", erläutert Eilts. Und weiter: "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, zumal wir mit Thorsten Storm bisher gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet und gemeinsam die erfolgreichste Zeit in der Geschichte der SG erlebt haben. Wir stellen ausdrücklich klar, dass wir uns nicht gegen Storm, sondern für unser bereits weitgehend auf den Weg gebrachtes Konzept entschieden haben."
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2006:
"Die Jungs brennen darauf, nach so einer Geschichte so schnell wie möglich auf die Platte zurückzukehren. Sie wollen beweisen, dass sie es können", weiß Uwe Schwenker. Für die höchste Niederlage seit über 20 Jahren und die Demütigung seiner Mannschaft fand Kiels Manager keine schlüssigen Gründe. "Das ist nicht zu erklären, es war ein kollektiver Blackout, bei dem alle Systeme zusammen gebrochen sind." Wichtig sei nur, so Schwenker weiter, dass es sich nicht wiederhole und die Spieler ihre Lehren daraus zögen. "Gegen Flensburg werden sie brennen und mit Hilfe der Zuschauer ein Feuerwerk abbrennen."
Davon ist auch Ljubomir Vranjes überzeugt. "Ich erwarte keinen geschockten THW", sagte der schwedische Mittelmann und SG-Neuzugang gestern. Überrascht habe ihn das Resultat natürlich trotzdem. "Wir haben zunächst nicht daran geglaubt. Man kann zwar in Magdeburg verlieren, aber nicht mit 15 Toren. Das kann nur ein Kopf-Problem gewesen sein."
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm tastete sich an eine Erklärung heran. "Wir wollen immer Tempo machen, haben aber auch nicht mehr die Bremse gefunden, als bei den Magdeburgern alles klappte und bei uns gar nichts." Stefan Lövgren kann sich nicht erinnern, "jemals so eine Klatsche bekommen zu haben." Dabei feierte der THW-Kapitän gestern immerhin schon seinen 36. Geburtstag, den er "sehr ruhig" beging. Es sei der erste richtige Dämpfer für die junge Mannschaft gewesen. "Wir sollten die Köpfe jetzt nicht in den Sand stecken, aber diese Erfahrung erst recht nicht auf die leichte Schulter nehmen." Nikola Karabatic ärgerte sich maßlos über die eigenen Fehler. "Wir hätten gewinnen können, waren aber kopflos und haben nicht auf die Anweisungen von der Bank gehört." Richtig wütend machte ihn das Verhalten einiger SCM-Spieler. Theuerkauf und Heinevetter hätten sich sehr arrogant verhalten. "Das hat mich genervt, bei unserem 54:34-Sieg vor einem Jahr ist so etwas nicht geschehen. Ich freue mich auf das Rückspiel."
Noka Serdarusic denkt vorerst nur an die letzten drei Spiele in 2006 gegen Flensburg, in Nordhorn und Großwallstadt. "Ich hoffe, wir bekommen unsere Probleme rechtzeitig in den Griff", sagt Kiels Trainer. "Als das Chaos eingezogen war, hat niemand angefangen Handball zu spielen. Die Mannschaft hat mich nicht mehr wahrgenommen und nur noch mit dem Herzen statt mit Verstand gespielt." Geht es nach Karabatic sind sämtliche Selbstzweifel schon morgen nach dem Flensburg-Spiel verpufft. "Wir wollen und werden gewinnen, und dann ist diese Blamage auch bei den Fans aus den Köpfen."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2006:
"Kiel ist nach der Niederlage gegen Magdeburg so heiß wie ein Kamin", weiß Vranjes. "Das kann aber ein Vorteil für uns sein. Sie stehen unter Druck, wir haben nichts zu verlieren." Vranjes, der an den Folgen einer Lungenentzündung leidet, wird nur sporadisch mithelfen können. "Der Arzt hat gesagt, dass ich vor 50 Jahren daran gestorben wäre", meint "Ljubo" und für einen Moment verschwindet das Lächeln aus dem Gesicht eines Mannes, der für seine gute Laune bekannt ist, "dabei hat er gar nicht gelacht. Vielleicht war es sogar sein Ernst."
Der Sohn serbischer Eltern entschied sich als 16-Jähriger, ein Schwede zu werden. "Der Zeitpunkt, einen jugoslawischen Pass zu beantragen, war damals nicht optimal", sagt der gebürtige Göteborger, der befürchten musste, in den Zeiten des Bürgerkrieges Soldat zu werden. "Ein hundertprozentiger Schwede bin ich nicht. Ich fühle mich als Europäer."
Vranjes, der fünf Sprachen spricht, wurde Handballer, obwohl er einst bei der Sichtung für die Jugend-Nationalmannschaft aussortiert wurde. "Der Trainer hat gesagt, ich sei besser als die anderen", erinnert sich der 158-fache Nationalspieler. "Aber er hat mir erklärt, dass er auch an die Zukunft denken muss und für die war ich ihm zu klein." Der gelernte Koch blieb seinem Sport auch treu, als schwedische Erstligisten den flinken Stürmer als Fußballer verpflichten wollten. "Die Bedingung war, dass ich mit Handball aufhöre. Das kam nicht in Frage."
Als 17-Jähriger gab er sein Debüt bei Redbergslids Göteborg und als er einige Male Meister geworden war, packte er seine Koffer. "Ich war müde geworden und suchte eine neue Herausforderung." Der Rechtshänder, der stets die Nummer "17" trägt, unterschrieb in Spanien bei BM Granollers, zwei Jahre später ging er nach Nordhorn. Inzwischen Vater von zwei Kindern hat Vranjes, der in Flensburg bis 2008 unter Vertrag steht, bereits Pläne geschmiedet. Zurück in Göteborg will der 32-Jährige einen Bildband über die Nationalmannschaft herausgeben. Mit seinen Erlebnissen und Bildern.
Als der leidenschaftliche Fotograf vor zehn Jahren gegen Japan sein erstes Länderspiel bestritt, nahm er die Kamera in die Kabine, um Erinnerungsfotos zu knipsen. "Ich dachte doch, dass ich zum letzten Mal dabei sein würde", sagt der Welt- und Europameister, der nicht ahnen konnte, dass er die großen Erfolge der Schweden und auch bittere Momente wie das verpasste Olympia-Gold in Sydney als Spieler und Fotograf erleben durfte.
Bei der SG machte Vranjes, der mehr als 12 000 Euro in seine Ausrüstung investierte, die Bilder für den neuen Kalender. Mit den Mitspielern als Models. "Als sie hörten, dass es nicht um Handball gehen sollte, waren sie sofort dabei." Sein Motto für die gelungene Fotostrecke? Die Mafia.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2006:
Im Sommer hatten die Mediziner bei ihm eine Geschwulst am Innenohr diagnostiziert. Im August folgte die Operation, danach die Reha. Noch immer trägt er auf dem linken Auge eine Klappe, da ein Hirnnerv, der die Gesichtsmuskulatur regelt, noch nicht wieder voll funktionstüchtig ist.
Im September schaute sich Andersson die SG-Spiele bereits wieder im Fernsehen und auf Video an, im Oktober besuchte er erstmals die Campushalle und sah die Spiele von der Loge aus. Mitte November folgte die erste Auswärtstour nach Minden, Ende letzten Monats analysierte der Meister-Trainer von 2004 den RK Celje und saß beim Rückspiel gegen die Slowenen erstmals hinter der Bank. In den letzten Wochen gestaltete Andersson Trainings-Programm und Taktik-Schema mit. Der Austausch zwischen Viggo Sigurdsson und ihm wurde immer größer - sei es in Gesprächen über Handball oder beim Golfspielen. "Schade, dass Viggo nun geht", sagt Andersson. "Ich mag ihn."
Bei den Heimspielen gegen Großwallstadt und Wetzlar wird der etatmäßige Trainer wieder allein das Zepter in der Hand haben. Der spielfreie Januar gehört der weiteren Regeneration. "Im Februar möchte ich wieder ganz fit sein." Zunächst erwartet ihn in der Ostseehalle aber einen besonderen Nervenkitzel. "Der THW steht nach der Niederlage in Magdeburg unter Druck", glaubt er. "Hoffentlich kommt keine Trotzreaktion auf uns zu."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2006)
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