24./26.04.2004 - Letzte Aktualisierung: 26.04.2004 | EHF-Pokal |
Update #3 | Berichte der KN ergänzt... |
THW-Kapitän Stefan Lövgren reckt den EHF-Pokal in die Höhe. |
War mit acht Toren bester Schütze: Demetrio Lozano. |
In die Kabine gingen die Zebras mit einer 12:10-Führung, die sie nach Wiederanpfiff schnell auf 16:11 (37.) erhöhten. Maßgeblich beteiligt waren Marcus Ahlm mit drei Toren und Christian Zeitz, der mit seinem zweiten "Steal" seinen Gegenstoßtreffer zum 14:10 (34.) vorbereitete. In der 40. Minute gelang "Zeitzi" der dritte "Balldiebstahl". Diesmal verwertete Pettersson zum 18:11 (40.).
Setzte sich sieben Mal durch: Marcus Ahlm. |
Die letzten Minuten spielte der THW souverän unter stehenden Ovationen der Zuschauer herunter. Mit dem völlig ungefährdeten 27:19-Sieg fuhr der THW seinen dritten internationalen Titel ein. Nach Ballonregen, Feuerwerk und Pokalübergabe feierten die Spieler ausgiebig mit Sektduschen.
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Den Europapokal der Pokalsieger gewann Portland San Antonio (ESP), den Challenge Cup IFK Skövde (SWE).
Gratulation an den THW.Ich bin nicht zufrieden mit dem Abschneiden meiner Mannschaft, sie hat in keinem der beiden Spiele ein gutes Spiel gezeigt, man hat nicht gesehen, welches Potenzial sie hat. Wenn man ein Spiel verliert, kann man nicht zufrieden sein.
In den letzten Monaten hatten wir viel Pech mit Verletzungen unserer wichtigen Spieler.
Wir hatten das erste Spiel gewonnen, in der ersten Halbzeit in Spanien super Handball gezeigt, aber die Spanier haben in Altea eine Schwächephase von uns in der zweiten Halbzeit ausgenutzt. Daher habe ich vor dem Rückspiel gewarnt. Wir haben gut begonnen, dann nach zehn Minuten völlig den Faden verloren, die Spanier machten vier Tore in Folge. Da hat sich jeder gefragt: "Geht das noch ins Auge?" In der zweiten Halbzeit haben wir dann wieder Handball gespielt, keiner hat es mit der Brechstange versucht, jeder hat für den anderen gespielt, die Abwehr stand kompakt, Henning Fritz hat gut gehalten, daher kam dann ein solches Ergebnis zustande.[Frage: Freuen Sie sich über den Titel?]
Natürlich freue ich mich sehr. Für mich als Trainer ist es schön zu sehen, wie die Mannschaft sich freut. Mit meinen 53 Jahren tanze ich nun aber nicht unter Sektfontänen herum. Als Trainer ist es einfach eine Bestätigung. Man wischt den Schweiß ab, und sagt: "Ja, das hat gut geklappt". Dann ist man auch bereit, noch mehr zu arbeiten.Jetzt müssen wir in einer Woche noch einmal richtig ran.
[Frage: Bereuen Sie es nun, dass Demetrio Lozano den THW Kiel verlässt?]
Jeder weiß, was für ein positiver Typ "Deme" ist und wie positiv er denkt. Ich habe ihn in Spanien von der ersten Sekunde an spielen lassen, weil seine Familie, viele Freunde und der Nationaltrainer da waren - heute wurden auch Bilder nach Spanien übertragen.Wenn ich sicher wäre, dass Demetrio in der nächsten Saison Handball spielen kann, dann wäre er hier geblieben.
Ich danke dem THW für die hervorragende Organisation. Es war eine fantastische Atmosphäre in der Ostseehalle. Ich hoffe, wir haben demnächst die Gelegenheit, hier wieder einmal aufzutreten.
Ich bin froh, dass wir mit dieser neuformierten Mannschaft schon so weit sind. Es ist natürlich eine tolle Sache, beim hundertjährigen Bestehen des THW einen Titel zu holen. Jedoch ist unser Job noch nicht beendet, wir wollen uns unbedingt für die Champions League qualifizieren und haben im Pokal am kommenden Wochenende eine schwere Aufgabe mit dem Halbfinalspiel gegen Flensburg. Da müssen wir uns erheblich steigern, wenn Einsatz und Engagement stimmen, dann können wir vielleicht gegen Flensburg bestehen.Glückwunsch an Flensburg. Es hat zwar nicht ganz gereicht, aber dennoch haben sie den deutschen Handball und Schleswig-Holstein hervorragend vertreten.
Ich möchte mich noch einmal bei unserem Publikum bedanken, es war eine tolle Stimmung.
Titel zu gewinnen ist immer schön. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf die Qualifikation für die Champions League. Das ist für den Verein ziemlich wichtig. Die Atmosphäre heute war fantastisch, so wünsche ich es mir öfters.
Es war o.k., dass Henning Fritz durchgespielt hat. Er hat doch klasse gehalten, dann wechselt man den Torhüter auch nicht aus. Außerdem kann ich eine Pause bei meinen Rückenbeschwerden gut haben.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004:
Mijail Joukow ist kein grüner Junge mehr. Der 40-jährige Kreisläufer von BM Altea kennt deshalb auch keine Eile, als sich im Rückspiel um den EHF-Pokal seine Schnürsenkel lösen. Dass um ihn herum mehr als 10000 Zuschauer die Ostseehalle in einen Partykeller verwandeln, stört ihn nicht. Bücken, Schuhe zu, langsam hochkommen, entspannt abspielen. Das ging bisher immer gut. Früher. Das war vor dem neuen "Zeitz-Alter". Wie ein Luchs hatte Christian Zeitz darauf gelauert, dass Joukow den Ball abspielen würde. Er ahnte, wohin die Kugel fliegen würde. Blitzschnell schnappte er zu und knallte dem bemitleidenswerten Altea-Keeper Kristian Asmussen ("Der ja hat einen unglaublichen Hammer") einen seiner sieben Treffer um die Ohren.
Als sich Joukow seine Schuhe zuband, war in der Ostseehalle gerade die 34. Minute angebrochen. Da war trotz des Hinspielsieges (32:28) noch alles offen, weil die Kieler Mühe hatten, vor dem ungewohnt emotionalen Publikum ihre Nerven in den Griff zu bekommen. Doch als Zeitz zum 14:10 traf, brachen alle Dämme. Bei den wackeren Gästen und bei der Gänsehaut-Kulisse, die nun minutenlang "seht her Flensburg, so wird das gemacht" intonierte.
"Als ich zuletzt gegen Zeitz spielte, war er jung und noch sehr nervös", erinnerte sich Claus Jacobssen, Däne in Diensten der Spanier, an das EM-Halbfinale gegen Deutschland. Heute, knapp drei Monate später, schrieb er dem Linkshänder eine Eins ins Reifezeugnis. "So ein Typ entscheidet ein Spiel ganz allein. In beide Richtungen." Von dem einen Extrem profitierte zuletzt die SG Flensburg-Handewitt. Das andere bekamen die Spanier zu spüren, denen als Gegenmittel nur ein großes Netz geholfen hätte.
Doch Zeitz war nur einer von drei Kielern, die an diesem Nachmittag eine Hauptrolle spielten. Einen Sahne-Tag erwischte auch Henning Fritz, der für dieses besondere Spiel sein grimmigstes Gesicht ausgesucht hatte. Wild entschlossen und bis in die Haarspitzen motiviert wurde seine Körpersprache von Minute zu Minute lauter: Liebe Spanier, das wird heute leider nichts. Fritz wollte diesen Pott wie kein anderer. "Das ist ein besonderer Tag. Schließlich wäre mein verstorbener Vater heute 60 Jahre alt geworden."
Die außergewöhnliche Bilanz - 24 Paraden und drei gehaltene Siebenmeter - verdankte der Nationaltorhüter auch seinen Vorderleuten. Ohne die zahlreichen Löcher in der Deckung hätte sich der Europameister gar nicht so eindrucksvoll dekorieren können. Der dritte THW-Schlüssel zum Erfolg war Demetrio Lozano, der ganz offensichtlich in der Lage war, seine spanische Herkunft für 60 Minuten zu vergessen. Sieben herrliche Tore und zauberhafte Pässe garnierte "Deme" stets mit einem braven Gruß an die Zuschauer, die den sympathischen Glatzkopf auf seiner Abschiedstour frenetisch feierten. "Wir haben uns viele Videos von Kiel angesehen", meinte Juan Jiminez, Rückraumspieler von Altea. "Doch auf keinem war Lozano drauf." Deshalb habe es ihn überrascht, dass sein Freund in beiden Finals von Beginn an dabei war. "Ich freue mich für ihn. Anscheinend hat er zuletzt wohl nur selten gespielt."
Überrascht war der 30-Jährige auch vor der Atmosphäre in Kiel. Gewohnt an die heimische Arena mit Turnhallen-Flair war nicht nur Jiminez anschließend um eine Erfahrung reicher. "Das war unglaublich. Wir waren bis zum Ende super nervös." Da traf es sich ganz gut, dass den Spaniern bei der Siegerehrung, die in ziemlicher Unordnung verlief, die Silbermedaille im Dunkel umgehängt wurde.
(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)
Verständnis hatte er indes für Roman Pungartnik, zurzeit verletzter Linkshänder vom THW. Dem 32-jährigen Slowenen war bei der EM im eigenen Land das Kreuzband im linken Knie gerissen. Am Sonnabend hockte "Pungi" im Presseraum vor einem Fernseher, bangte, zitterte und feierte mit Celje. "Das müssen die Leute verstehen", sagte er, "das ist meine kleine Stadt, das ist mein Verein, dort habe ich mein halbes Leben gespielt, und dort bin ich geboren."
Als Pungartnik vom Schlusspfiff erlöst wurde und der Champions League-Triumph feststand, machte er einen kleinen Luftsprung. Er fühle sich immer noch als Teil der Mannschaft, bekräftigte er. "Ich war am Freitag in Flensburg und habe die Jungs auf Sieg eingeschworen." Als schließlich auch der Europacup-Gewinn für seine Zebras feststand, war seine Freude grenzenlos. "Ein wunderschöner Tag, heute habe ich zwei Pokale gewonnen."
(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)
Vielleicht sind die Flensburger mittlerweile auch einfach nur gute Schauspieler geworden, die ihre Gefühle zu verbergen wissen nach einem Spiel wie dem Champions League-Finale gegen RK Celje Pivovarna Lasko. Der 30:28-Sieg im Rückspiel reichte nach der 28:34-Hinspielniederlage nicht aus. Entschlossen waren die Flensburger Spieler durch den Tunnel in die Campushalle eingelaufen, gefeiert von den mehr als 6000 Zuschauern wie Gladiatoren. Doch die Entschlossenheit wich einem Ausdruck von Unsicherheit in den Augen. Nicht ausgeschlossen, dass es sogar Angst war, die sich wie ein unangenehmer Belag über die Aktionen von Lars Krogh Jeppesen auf der halblinken Rückraumposition legte. Nach einer Viertelstunde war das Trikot des Dänen zerrissen, und ebenso wie Marcin Lijewski schien Jeppesen von der Hoffnung geleitet, irgendwann eine Bindung zum Spiel zu finden.
Obwohl der slowenische Torwart Dejan Peric zu überirdischer Form auflief, kämpfte Flensburg weiter. Und zweimal, beim 24:20 (44.) und beim 28:24 (55.), schien doch wieder möglich, was zuvor nicht mehr denkbar gewesen wäre. "Wir haben wirklich alles gegeben, aber in diesen Situationen technische Fehler gemacht", sagte Joachim Boldsen später. Innerhalb weniger Sekunden brachten Flensburger Unsicherheiten und überhastete Würfe - an beidem war Jeppesen maßgeblich beteiligt - Celje wieder ins Spiel. Stets war der Weißrusse Sergej Rutenka zur Stelle, verkürzte auf 22:24 (47.), traf mit seinem elften Tor zum 28:28 (59.).
"Die Motivation für Bundesliga und Pokal wird kein Problem sein." Torwart Dan Beutler, der in der zweiten Halbzeit den glücklosen Jan Holpert abgelöst hatte, gab sich betont souverän. Doch seine enttäuschten Augen enttarnten den Schweden als Schauspieler. Immerhin, Lars Christiansen, nicht nur wegen seiner elf Treffer bester SG-Spieler an diesem Tag, bemühte sich um Ehrlichkeit: "Ich bin enttäuscht und brauche jetzt einen Tag zum Nachdenken." Und während die Celje-Helden in der Kabine bei "Zlatorog"-Dosenbier und Zigarren feierten, während sich Dejan Peric wie apathisch von Funktionären abküssen ließ und Sergej Rutenka das Blut aus der aufgeplatzten Augenbraue ins Gesicht lief, sprach SG-Geschäftsführer Thorsten Storm einen Raum weiter von Mittwoch. "Da werden wir gegen Lemgo die Meisterschaft zu 98 Prozent klar machen." Ohnehin, die Champions League sei ein Riesenspaß gewesen und toll, jetzt sei man die zweitbeste Mannschaft Europas. Ein super Erfolg. Flensburgs Trainer Kent- Harry Andersson sprach von einem "Tag zum Feiern", Gästetrainer Miro Pozun lobte das "schöne Ambiente", in dem seine "junge Mannschaft mit großem Herz" gewonnen habe. Und irgendwie schienen alle überglücklich. In der Kabine der SG indes gab es keine Zigarren, keine küssenden Funktionäre. Dort saßen nur die Spieler. Mit gesenkten Köpfen.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2004)
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