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31.01./02.02.2004 - Letzte Aktualisierung: 02.02.2004 EM 2004 / Nationalmannschaft

Finale! Deutschland schlägt mit unglaublicher Energieleistung Dänemark - Endspielgegner Slowenien

Fritz und Mittelblock Petersen / Zerbe erneut mit Weltklasseleistung Garant des Sieges

Update #5 Aktualisierung vom 02.02...

Deutscher Jubel nach dem Erreichen des Endspiels.
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Mit einer unglaublichen Energieleisung hat Deutschland Dänemark bezwungen und damit zum dritten Mal in Folge das Finale einer EM oder WM erreicht. Garanten des deutschen Sieges waren Torhüter Henning Fritz (22 Paraden, Quote 49%!) und die deutsche Deckung mit dem starken Mittelblock Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe. Wie ausgewogen das deutsche Team ist, wird auch dadurch deutlich, dass Jan-Olaf Immel, der bisher kaum Spielanteile im Angriff hatte, mit sieben Toren bester deutscher Schütze war. Gegner am Sonntag im Endspiel (live im DSF ab 17.15 Uhr) ist Slowenien, das heute Abend in einer dramatischen und verbissen geführten Partie Kroatien mit 27:25 (15:13) ausschaltete (siehe Bericht).
Es war der erwartete Handball-Krimi, bei dem es hitzig zuging. Ausgerechnet ein Flensburger hatte laut Sport1 die Atmosphäre schon vor dem Spiel angeheizt: Joachim Boldsen hatte im dänischen Fernsehen erklärt, er hasse "einige der deutschen Spieler". Dänemark startete besser in die Partie und ging mit 3:1 und 4:2 (7.) in Führung, doch Deutschland hielt mit einer starken Defensive gegen und glich zum 4:4 (12.) aus. Wieviel Emotionen in der Partie steckten, war schon nach acht Minuten zu erahnen, als Fritz, Stephan, Boldsen und Jeppesen aneinander gerieten. Kein Wunder, dass die dänischen Rückraumspieler frustriert war, weil Petersen und Zerbe ihnen im Mittelblock von Beginn mit einer fantastischen Leistung an einen Großteil der Würfe wegblockten.

Dennoch konnte sich nie ein Team entscheidend absetzen, nur kurz führte Dänemark mit zwei Toren (8:6, 21.), dann glich Deutschland wieder aus. Mit welcher ausgeglichenen Mannschaft Heiner Brand nach Slowenien gereist war, wurde in dieser Phase deutlich. Pascal Hens und Daniel Stephan hatten nicht ihren besten Tag erwischt, für sie kamen Steffen Weber und Jan-Olaf Immel. Weber machte prompt das 8:8 (24.), Immel traf sogar zweimal nacheinander zum 9:9 (25.) und 10:10 (27.).

DSF-Spielstatistik
20/51 39% Angriffe 43% 22/51
3/5 60% Gegenstöße 50% 2/4
18/50 36% Feldtore 43% 22/51
2/3 67% 7m - 0/0
9/51 18% Turnover 14% 7/51
5 Zeitstrafen 7
3 Gelbe Karten 2
0 Rote Karten 0
Als dann Deutschland in kurzer Folge Zeitstrafen gegen Dragunski und Jansen hinnehmen und in doppelter Unterzahl spielen musste, glaubte man, die Dänen würden daraus Kapital schlagen können. Doch die Skandinavier waren gegen die tolle Deckung des DHB-Teams so hilflos, dass DHF-Coach Torben Winther sogar eine Auszeit nehmen musste. Doch auch die Ansprache des dänischen Trainers half nichts, die Rot-Weißen konnten kein Tor erzielen, auch dank grandioser Paraden von Henning Fritz, der erneut zu Weltklasseform auflief. Toll auch die Leistung von Immel, der Deutschland kurz darauf mit 11:10 (30.) in Führung brachte. Mit einem 11:11 ging es in die Kabinen.

Aber auch auf der Gegenseite stand mit Kapser Hvidt ein Torhüter der Extra-Klasse im Kasten, dies machte der Däne in spanischen Diensten nicht nur in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit deutlich.

Nachdem Torsten Jansen angeschlagen auf die Bank musste, spielte Heiko Grimm ab der 35. Minute auf der linken Außenbahn. Und auch dieser Spieler zeigte, dass er viel mehr als ein Ersatzmann ist. Grimm traf per zweiter Welle zum 14:12 - der erste Zwei-Tore-Führung der deutschen Mannschaft.

Aber die Partie blieb weiter eng, nach 39 Minuten stand es 14:14, nach 46 Minuten 17:17. Als Lars Krogh Jeppesen dann aus dem Rückraum zum 18:17 (47.) traf, hatte Dänemark nach einem Lattentreffer von Grimm mehrfach die Chance, auf zwei Tore davon zu ziehen, doch Henning Fritz steigerte sich noch weiter - und parierte gegen Jeppesen (aus dem Rückraum) und Jakobsen (Gegenstoß). Dänemark wusste schließlich keine Antwort mehr und verlor den Ball nach Zeitspiel. Wieder war es Immel, der Deutschland mit seinem Ausgleich zum 18:18 nach toller Einzelaktion im Spiel hielt.

Nach 55 Minuten und weiteren Toren von Grimm und Immel stand es 20:19 für den DHB. Jeppesen traf aus dem Rückraum zum 20:20. Das Spiel stand auf Messers Schneide, als Volker Zerbe mit seinem sechsten Tor den 21:20-Führungstreffer für Deutschland besorgte. Nach einem deutschen Ballverlust verhinderte Grimm sehr clever einen dänischen Konter und Fritz entschärfte mit seiner 21 Parade einen
Henning Fritz zeigte gegen die Dänen erneut eine Weltklasseleistung.
Henning Fritz zeigte gegen die Dänen erneut eine Weltklasseleistung.
Gewaltwurf von Jeppesen. Als Dänemark in der letzten Minute nach einem technischen Fehler - es stand weiter 21:20 - den Ball verlor, spielte Deutschland besonnen aus. Heiner Brand nahm 15 Sekunden vor dem Ende ein Timeout, um Zeit zu gewinnen und ausgerechnet Daniel Stephan, zuvor etwas glücklos, traf zehn Sekunden vor dem Ende zum entscheidenden 22:20.

Henning Fritz zeigte mit 22 Paraden und einer Quote von 49% erneut eine Weltklasseleistung. Jan-Olaf Immel (7) und Volker Zerbe (6) waren die besten Schütze. Zerbe zeigte auch im Mittelblock zusammen mit Klaus-Dieter Petersen eine überragende Leistung. Christian Zeitz war einmal erfolgreich. Morten Bjerre kam auf dänischer Seite nicht zum Einsatz.

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Heiner Brand:
Das ist die Stärke der Mannschaft: Die Spieler, die bisher eher weniger gespielt haben. bringen etwas für die Mannschaft. Ich bin nicht gefasst, sondern einfach nur kaputt.
THW-Nationaltorhüter Henning Fritz gegenüber Sport1:
Henning Fritz.
Henning Fritz.
Ich bin überwältigt. Die Dänen haben eine sehr gute EM gespielt, heute auch wieder sehr gut gespielt, aber ausschlaggebend war, dass wir immer an uns glauben.

Slowenien erreicht nach 27:25-Sieg über Kroatien das Finale
Im zweiten Halbfinale schlug Gastgeber Slowenien in einer dramatischen und verbissen geführten Partie den nicht unbedingt geliebten Nachbarn Kroatien mit 27:25 (15:13). 12/4 Tore des Weltklasse-Rechtsaußen Mirza Dzomba (demnächst bei Ciudad Real) reichten für Kroatien nicht. Davor Dominikovic konnte in 23 Spielminuten kein Tor erzielen. Auf slowenischer Seite trafen der erst 19 Jahre junge Vid Kavticnik (6) und Renato Vugrinec (in der kommenden Saison beim SCM) am besten (siehe Statistik).

Kroatien führte zwar über weite Teile der ersten Halbzeit, musste dann aber mit einem 13:15-Rückstand in die Pause. In der 35. Minute hatten die Gastgeber ihren Vorsprung mit 7000 Fans im Rücken auf fünf Tore (18:13) ausgebaut. Dieser Vorsprung schmolz in der Endphase der Partie zwar noch einmal, als Dzomba nach dem 22:17 für Slowenien (43.) vier Tore in Folge zum 21:22 (48.) erzielte. Doch Bostjan Ficko machte in Unterzahl mit einem Gewaltwurf zum 27:25 dann endgültig alles klar für die slowenische Mannschaft, die - wie leider bekannt - ohne ihren verletzten Kapitän Roman Pungartnik antreten musste.

 

 

Aktualisierung vom 02.02.

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2004:

Flensburger Boldsen hatte die "Hasskappe" auf

Unschönes Vorspiel eines überharten Halbfinales könnte Folgen haben
Ljubljana - Frankreichs Trainer Claude Onesta hatte seinem slowenischen Kollegen Tone Tiselj vor dem Finale gegen Deutschland einen schlauen Tipp mit auf den Weg gegeben: Finals spielt man nicht, Finals man gewinnt man. Mit anderen Worten: Den Spielern solle jedes Mittel recht sein.

Deutschland und Dänemark machten sich dies schon im Halbfinale am Sonnabend zu eigen. Es war ein schmutziges Handballspiel, in dem beide Seiten eine harte, bisweilen brutale Gangart einschlugen. Deutschland gewann mit 22:20 (11:11) Toren und wiederholte den Halbfinaltriumph von 2002 in Schweden, als man die Dänen noch deutlich mit 28:23 in die Schranken verwiesen hatte.

Dass es so hart zuging, mag auch an einem Interview gelegen haben, das der für Flensburg spielende Däne Joachim Boldsen dem Fernsehsender TV2 gegeben hatte. Es gebe einige deutsche Spieler, die er hassen würde, hatte der 25-Jährige gesagt. Worte, die Folgen haben könnten. Der Deutsche Handball-Bund überlegt, die Schiedsrichterkommission der EHF schriftlich über diesen Vorgang zu informieren.

In der Heimat gibt sich Thorsten Storm, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, gelassener. "Ich verstehe kein Dänisch", scherzte Storm, kündigte aber an, mit seinem Spieler reden zu wollen: "Joachim will immer gewinnen, manchmal schießt er aber übers Ziel hinaus." Er werde Boldsen fragen, so der ehemalige Kieler Marketing-Mann, was er mit diesem Zitat gemeint habe.

Der deutsche Sieg in Ljubljana fiel glücklich, aber nicht unverdient aus, weil mit Henning Fritz, Volker Zerbe und Jan-Olaf Immel die überragenden Akteure dieser Begegnung in der deutschen Mannschaft standen. Der Kieler Torhüter schloss nahtlos an die gegen Ungarn gezeigten Glanzparaden an und parierte insgesamt 22 Bälle. Im Angriff trafen der Lemgoer Zerbe sechs Mal, Wallaus Immel sogar sieben Mal ins Schwarze. Dabei hatte es Dänemarks Spielmacher Claus Jacobsen bei einem Tempogegenstoß fünf Minuten vor dem Ende in der Hand, einen vorentscheidenden Zwei-Tore-Vorsprung heraus zu werfen. Er scheiterte am rechten Fuß von Henning Fritz. Zehn Sekunden vor Schluss sorgte schließlich Kapitän Daniel Stephan mit seinem einzigen Treffer für die Entscheidung zum 22:20.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2004)

 

1. Halbfinale: 31.01.04, Sa., 15.00: Dänemark - Deutschland: 20:22 (11:11)

Dänemark:
Hvidt (1.-45. und 55.-60., 17 Paraden), Bruun (45.-55., 2 Paraden); Bjerre (n.e.), Nielsen , K. B. Jörgensen (3), L. Jörgensen, Christiansen (4/2), Boldsen (1), Schnuchel (n.e.), Knudsen (3), Jakobsen, Stryger (3), Hjermind (n.e.), Jeppesen (5); Trainer: Winther
Deutschland:
Fritz (1.-60., 22 Paraden (49%)), Ramota (n.e.); Hens (1), Weber (2), Dragunski, Immel (7), Schwarzer (2), Petersen, Zerbe (6), Zeitz (1), Jansen, Grimm (2), Stephan (1), Kehrmann; Trainer: Brand
Schiedsrichter:
Rancik / Beno (Slowakei)
Siebenmeter:
Dänemark: 3/2 (Stryger wirft gegen Fritz überweg);
Deutschland: 0/0
Zeitstrafen:
Dänemark: 5 (Boldsen (10.), Nielsen (15.), Knudsen (18.), zweimal L. Jörgensen (40., 44.));
Deutschland: 6 (Zerbe (6.), zweimal Petersen (8., 11.), Dragunski (27.), Jansen (28.), Kehrmann (35.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1 (7.), 3:2, 4:2 (9.), 4:4 (12.), 5:4, 5:5, 6:5, 6:6 (19.), 8:6 (21.), 8:8 (24.), 9:8, 9:9, 10:9 (27.), 10:11, 11:11, 11:12;
2. Hz.: 11:12, 12:12, 12:14 (35.), 14:14 (39.), 14:15, 15:15, 15:16, 16:16, 16:17 (44.), 18:17 (47.), 18:18, 19:18 (52.), 19:20 (55.), 20:20 (55.), 20:21 (56.), 20:22 (60.)
Zuschauer:
7000 (Hall Tivoli, Ljubljana (Slowenien))

2. Halbfinale: 31.01.04, Sa., 17.30: Kroatien - Slowenien: 25:27 (13:15)

Kroatien:
Kelentric, Sola; Kaleb (3), Sulic, Balic (5), Lackovic (2), Zrnic (1), Vori, Dominikovic, Dzomba (12/4), Valcic (2), Goluza, Spoljaric, Metlicic
Slowenien:
Podpecan (n.e.), Lapajne, Skof; Backovic (2), Vugrinec (5/2), Kastelic (1), Kavticnik (6), Bedekovic, Tomsic (4), Simonovic (2/2), Pajovic (1), Ficko (3), Zorman (2), Lubej (1)
Siebenmeter:
Kroatien: 5/4 (Goluza wirft vorbei);
Slowenien: 4/4
Zeitstrafen:
Kroatien: 4;
Slowenien: 8
Rote Karte:
Slowenien: Bedekovic nach dritter Zeitstrafe
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 3:2 (8.), 3:3, 5:3 (11.), 5:5, 6:5 (14.), 6:7, 8:7 (19.), 8:8, 9:8, 9:9, 10:9, 10:11 (24.), 11:11, 11:12, 12:12, 12:14 (30.), 13:14, 13:15;
2. Hz.: 13:18 (35.), 14:18, 14:19, 15:19, 15:20 (39.), 17:20, 17:22 (43.), 21:22 (50.), 21:23, 22:23, 22:25 (55.), 24:25 (56.), 24:26, 25:26, 25:27
Zuschauer:
7000 (Hall Tivoli, Ljubljana (Slowenien))


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