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31.01.2004 EM 2004 / Nationalmannschaften

Kieler Nachrichten: Erst schlafen, dann beißen und feiern

Vor dem Halbfinal-Hit gegen Dänemark: Für Brand zählt nur noch EM-Gold

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2004:

Ljubljana - Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist nie allein, schon gar nicht bei großen Turnieren im Ausland. Im Halbfinale gegen Dänemark heute um 15 Uhr in Ljubljana (live im DSF) werden an die 250 Fans auf den Tribünen der "Hall Tivoli" für stimmgewaltige Unterstützung sorgen.
Rund 20 Kieler sind ebenfalls dabei. Auch die Frauen von Klaus-Dieter Petersen und Henning Fritz. Janine und Babett zogen gestern ins Mannschaftshotel ein - natürlich in einen weit entfernten Flügel. Etwa gleich stark ist die dänische Fan-Gemeinde, größtenteils Jugendliche aus dem Handball-College von Viborg HK. Dennoch wird die 7000 Zuschauer fassende Arena fest in "deutscher Hand" sein. Für Dänemark geht es in dem Prestigeduell und der EM-Revanche für 2002 (23:28) nämlich zusätzlich um das letzte Olympia-Ticket für Athen. Einzig verbliebener Konkurrent ist Gastgeber Slowenien, der im zweiten Halbfinale (17.30 Uhr) auf Kroatien trifft. Wem die restlichen 6500 Zuschauer folglich die Daumen drücken werden, liegt auf der Hand.

Die deutsche Mannschaft hat schon jetzt Planungssicherheit. Die Olympia-Qualifikation ist längst geschafft, außerdem ist auf die WM-Teilnahme 2005 in Tunesien und die Fahrkarte zur EM 2006 durch den Einzug ins Halbfinale gesichert. Für Bundestrainer Heiner Brand zählt nach Silber bei der EM 2002 in Schweden und WM 2003 in Portugal nur noch Gold. "Ich hoffe, dass die Aussicht auf ein EM-Finale dem Team nach dem Stress der letzten Tage neue Kräfte verleiht" , sagte Brand und setzt trotz des angebrachten Respekts vor den schnellen und frischeren Dänen auf den unbändigen Willen seiner Mannschaft: "Ich habe nur Spieler mit Charakter. Alle werden noch einmal richtig beißen."

Aber das Mammutprogramm von sechs EM-Partien binnen acht Tagen und der mentale Druck, nach dem verpatzten Turnierstart das Halbfinale zu verpassen, haben deutliche Spuren hinterlassen. Direkt nach dem Hauptrundensieg am Donnerstag gegen Ungarn (28:23) hatte Brand seinen Spielern Regeneration verordnet. Gestern begann der Tag mit einer "Schlaftherapie" bis elf Uhr. Es folgten lange Spaziergänge durch das verschneite Ljubljana und ausgiebige physiotherapeutische Behandlungen. Das soll die Kraft für einen Erfolg gegen das mit vier Flensburgern gespickte dänische Team zurückbringen.

Linkshänder Volker Zerbe, der gegen Ungarn nur wenig spielte, will ebenfalls in gewohnter Form auftrumpfen. Er nannte einen schweren grippalen Infekt als Grund für seine Pausen. "Das wird jetzt langsam besser." Aus dem fernen Deutschland drückte Mannschaftskapitän Markus Baur seinen Mitspielern nach seiner EM-Abreise und erfolgreichen Meniskusoperation die Daumen und sah unter anderem, dass der Hamburger Pascal Hens, der nach seinem Ausscheiden im Angriff erste Wahl ist, seine Sache immer besser macht. Heute will Baur direkt vor Ort dabei sein, morgen mit der Mannschaft feiern. "Wir haben eine der besten Mannschaften der Welt und das Zeug zum Titel," sagt der Lemgoer. "Das will ich nicht verpassen."

(Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2004)


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