29./30.01.2004 - Letzte Aktualisierung: 30.01.2004 | EM 2004 / Nationalmannschaft |
Update #6 | Aktualisierung vom 30.01... |
Nachdem Daniel Stephan Deutschland per Siebenmeter mit 6:5 (11.) in Führung gebracht hatte, war es "Zeitzi", der mit einer tollen Einzelaktion den Vorsprung auf 7:5 (13.) ausbaute. Zwar glich Ungarn noch einmal auf 7:7 (15.) aus, doch nach den beiden Toren von Torsten Jansen war es abermals Zeitz, der mit einem gewaltigen Rückraumkracher Deutschland die erste Drei-Tore-Führung (10:7, 18.) bescherte.
Zeitz traf in den verbleibenden zwölf Minuten der ersten Halbzeit noch vier Mal - der letzte Treffer gelang dem Kieler Youngster per Gegenstoß zm 16:12-Halbzeitstand sechs Sekunden vor dem Pausenpfiff. In der zweiten Halbzeit kontrollierte Deutschland bis zum 20:14 (35.) souverän das Geschehen, doch dann gelang dem DHB-Team zehn Minuten lang kein Tor. Schuld daran war der ungarische Keeper Nandor Fazekas, der in dieser Phase das deutsche Team fast verzweifeln ließ.
Deutschland konnte sich aber glücklich schätzen, in Fritz einen ebenbürtigen Konkurrenten von Fazekas zu haben. Auch "Fritze" hielt wie der Teufel, dennoch robbte Ungarn langsam auf 18:20 (44.) heran. Die Partie drohte zu kippen. Christian Zeitz war es dann in der 45. Minute vorbehalten, die Torflaute des DHB zu beenden. Er traf vom Kreis zum 21:18. Mit einem weiter unglaublich starken Fritz im Rücken zog Deutschland den Kopf aus der Schlinge und erhöhte den Vorsprung bis zur 53. Minute auf 26:18 (53.), ohne einen Treffer von Ungarn zuzulassen. Das war die Vorentscheidung.
Beste Spieler beim deutschen Team waren Henning Fritz (23 Paraden, davon drei gehaltene Siebenmeter) und der deutsche "Babyrückraum" mit Christian Zeitz (8 Tore) und Pascal Hens (5 Treffer). Bei Ungarn überragte Nandor Fazekas mit 28 Paraden.
Die Spieler waren schon etwas müde, das hat man auch im Laufe des Spiels gesehen. Umso beeindruckender war die Leistung, dass sich alle Spieler wieder in die Partie reingekämpft haben. Die bisherigen Leistungen meiner Mannschaft schätze ich nach der gemischten Vorbereitung und den Ausfällen sehr hoch ein.
Wenn man kurz vor dem Einzug ins Halbfinale steht, dann braucht man sich nicht mehr motivieren, da ist man so schon so heiß...
Ich kann meine Quote von mehr als 50 Prozent gehaltener Bälle gar nicht glauben. Wahnsinn. Ich bin sehr stolz auf dieses Team. Es zeichnet eine große Mannschaft aus, dass dann, wenn es nicht läuft, die Spieler von der Bank einspringen. Das war heute so. In der zweiten Halbzeit drohte das Spiel zu kippen. Da hatten wir das nötige Quäntchen Glück. Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert. Jetzt heißt es, gut zu regenerieren, und dann geht es weiter.
Henning Fritz, das "fliegende X" im Tor, und Christian Zeitz, der Unberechenbare, waren die deutschen Asse, die "Abwehrwand" Klaus-Dieter Petersen der dritte THW-Trumpf, der stach. Nun ist das Kieler Trio heiß auf das Duell mit den Dänen, in deren Reihen vier Flensburger stehen. Das zweite Vorschlussrundenspiel bestreiten Kroatien und Slowenien. Anpfiff ist um 15 und 17.30 Uhr, die Reihenfolge wird heute vom Veranstalter festgelegt.
Auch die Ungarn mit Barcelonas Superstar Laszlo Nagy hätten mit einem Sieg noch auf den Medaillenzug springen können. Entsprechend motiviert gingen sie die Partie an, kämpften hervorragend und gönnten der deutschen Mannschaft keine Verschnaufpause. So entwickelte sich eine intensive, aber hektische Partie, in der Deutschland zunächst einem Rückstand hinterherlief. Die Wende zur Führung leitete ein gehaltener Siebenmeter von Fritz ein, der Daniel Buday beim Stand von 3:4 den Ball abkaufte. Daniel Stephan machte es wenig später besser und verwandelte seinen Strafwurf am starken Nandor Fazekas vorbei zum 6:5. Es folgte die große Zeit von Zeitz, der für den angeschlagenen Volker Zerbe in die Bresche sprang. Sechs Mal ließ es der THW-Linkshänder in Halbzeit eins krachen, zwei Tore folgten im zweiten Abschnitt.
"Wenn nichts mehr geht, muss man auch mal den Hammer rausholen", sagte der 23-jährige, der im bisherigen EM-Verlauf zumeist nur Bankdrücker war. Gestern kam er groß heraus, die Europameisterschaft hat für ihn im Viertelfinale richtig begonnen. "Unfassbar, was der macht", staunte nicht nur Henning Fritz über seinen THW-Kollegen. "Aber so kennen wir ihn, er ist einfach unberechenbar. Das macht ihn so stark."
Zeitz musste einspringen, weil die zuvor meist so gut funktionierende Lemgoer Achse Stephan-Schwarzer-Kehrmann-Zerbe nicht rund lief. Die letzten Belastungen waren wohl zu groß. Ähnliches hatten die Slowenen nach ihrem Kraftakt gegen die Serben erlebt. Sie hatten gegen Deutschland Blei in den Gliedern.
Alle Mühe wäre jedoch umsonst gewesen, hätte Henning Fritz nicht einen seiner besten Tage zwischen den Torpfosten erlebt, seit er im DHB-Team steht. Sage und schreibe 25 Mal stand er den Ungarn im Wege. Fritz verhexte die Magyaren, parierte als Sahnehäubchen drei Siebenmeter und avancierte zum unumstrittenen Matchwinner. Als der deutsche Angriff Probleme mit sich und Ungarns Torhüter Fazekas bekam, zwischen der 34. und 44. Minute kein Tor warf, raffte sich Fritz zu seinen unglaublichen Glanztaten auf. Wie der drittletzte Buchstabe im Alphabet sah er aus, wenn er sich den Ungarn entgegenwarf. Als dann Zeitz die Flaute im Angriff mit dem 21:18 (44.) beendete und dank Fritz auch die Ungarn neun Minuten erfolglos blieben, war der Weg frei. "Ich habe in den entscheidenden Phasen einen klaren Blick gehabt", sagte Fritz. Die Abwehr aber ebenfalls, gab er den auf ihn niederprasselnden Lobregen weiter. Und er meinte vor allem den starken "Pitti" Petersen, den dritten Kieler im Bunde.
Die Russen wünschte sich Christian Zeitz gleich nach dem Abpfiff als Halbfinalgegner: "Gegen die habe ich meine besten Spiele gemacht." Daraus wird aber nichts. Dass es mit den flinken Dänen genauso gut klappt, kann der Heißsporn morgen beweisen ...
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2004)
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